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Der Prozess gegen Imre Nagy (Fotoquelle: MTI / dailynewshungary.com)

Wie die Tageszeitung Magyar Idők in ihrer gestrigen Ausgabe berichtete, prüft die Kúria, Ungarns oberster Gerichtshof, derzeit die rechtlichen Möglichkeiten einer Nichtigerklärung der durch das kommunistische Regime nach dem gescheiterten Volksaufstand von 1956 verhängten Todesurteile.

Anlässlich des 60. Jahrestages des Volksaufstandes werden Ungarns Justiz und andere Rechtsinstitutionen eine Reihe von Urteilen jener Ära einer Untersuchung unterziehen, darunter auch das Todesurteil gegen Imre Nagy, den damaligen ungarischen Ministerpräsidenten.

Unter den an der Untersuchung Beteiligten gibt es unterschiedliche Rechtsstandpunkte über die Vorgangsweise, doch laut Magyar Idők ist die vorherrschende Meinung jene, die sich auf die Anwendbarkeit der Genfer Konventionen von 1949 beruft, wie dies auch Ungarns oberster Gerichtshof ursprünglich zum Ausdruck gebracht hatte. Laut den Genfer Konventionen wäre eine reine Aufhebung der Todesurteile unzureichend, es sei vielmehr erforderlich, die Verfahren in ihrer Gesamtheit für nichtig zu erklären.

Der stellvertretende Leiter des obersten Gerichtshofs István Kónya erklärte gegenüber der Zeitung, dass der bevorstehende Jahrestag des Volksaufstand eine historische Analyse der politischen Vergeltungsmaßnahmen erforderlich mache, welche auf die Kämpfe folgten. Bereits eine frühere Analyse der Urteile des kommunistischen Regimes hatte ergeben, dass die damaligen Urteile nur dem Schein nach Rechtsakte darstellten, in Wirklichkeit aber politische Mordtaten waren. Die Verfahren, welche mit Todesurteilen endeten, könnten daher nicht als reguläre Gerichtsverfahren, sondern müssen als Vergeltungsmaßnahmen angesehen werden. Die Urteile hätten die Menschenrechte verletzt und seien daher als Unrecht anzusehen, so Kónya.

Der oberste Gerichtshof Ungarns versuche nun einen rechtlichen Rahmen zu finden, in welchem die Annullierung der Verfahren ausgesprochen werden könne. Das kommunistische Regime hatte laut Magyar Idők nach der Niederschlagung des Volksaufstands von 1956 mehr als 200 Todesurteile verhängt.

Quellen:

Megsemmisíthetik Nagy Imre halálos ítéletét


http://mtva.hu/hu/hungary-matters

Hungary’s supreme court to look into undoing post-1956 death sentences

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HUNGARY’S SUPREME COURT TO LOOK INTO UNDOING POST-1956 DEATH SENTENCES
Budapest, April 25 (MTI) – The Kúria, Hungary’s supreme court, will explore its legal options for annulling the death sentences handed down by the communist regime after the failed 1956 uprising, the daily Magyar Idők said on Monday. On the occasion of the 60th anniversary of the revolution, Hungary’s judiciary and various legal institutions will examine a number of sentences from the era, including the trial of Imre Nagy, Hungary’s prime minister during the uprising. Although there are several different viewpoints among those involved in the investigations about what to do with the sentences, the paper said the dominant point of view seems to be that the 1949 Geneva Conventions are to be applied, as Hungary’s supreme court had originally declared. The Geneva Conventions say that the death sentences should not simply be repealed but annulled altogether. Kúria deputy head István Kónya told the paper that the upcoming anniversary of the revolution warranted a historical analysis of the political retaliation that followed the fighting. Earlier analysis of the communist regime’s sentences indicated that rulings that were meant to look like justice were actually acts of political murder, Kónya said. The trials that ended with death sentences cannot truly be considered legal proceedings but rather retaliation. The rulings violated human rights and therefore cannot be considered justice, he said. The Kúria is now looking to find a legal framework within which it can declare this. The communist regime handed down more than 200 death sentences after the 1956 revolution, the paper said.
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