web analytics
Protestkundgebung "Lasst Beke und Szőcs frei!" (Foto: alfahir.hu)

Am 30. November 2015, einen Tag vor dem rumänischen Nationalfeiertag, in dessen Rahmen Rumänien die Abtrennung des 1000 Jahre lang von Ungarn bewohnten Siebenbürgens feiert, hat die rumänische Anti-Terror-Polizei (genannt Direktion zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens und des Terrorismus, DIICOT) bei István Beke, dem lokalen Vorsitzenden der “Jugendorganisation der 64 Burgkomitate” (HVIM) in Kézdivásárhely (rumän. Târgu Secuiesc, dt. Sekler-Neumarkt) eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Die “Jugendorganisation der 64 Burgkomitate” gilt als einer der stärksten Vorkämpfer für die Bewahrung der Minderheitenrechte und für die Autonomiebestrebungen der in dieser Region, dem Szeklerland, lebenden Ungarn.

Die Hausdurchsuchung wurde nicht näher begründet. Es wurden jedoch ein PC, eine ungarische Fahne, ein T-Shirt der Jugendorganisation HVIM, schriftliche Unterlagen wie die Richtlinien der Bewegung sowie Zubehör für Airsoft-Spiele, Silvesterpetarden und Wunderkerzen beschlagnahmt.

Nach der Hausdurchsuchung wurde István Beke verhaftet und zum Verhör in die rumänische Hauptstadt Bukarest geschafft. Sein Rechtsanwalt durfte ihn nicht begleiten.

Da man keine Gegenstände gefunden hat, welche auf eine terroristische Absicht hindeuten würden und auch immer mehr Menschen ihre Stimme gegen die Blankett-Behauptung eines terroristischen Hintergrundes erhoben, starteten die rumänischen Behörden eine Einschüchterungskampagne. So wurde mehreren Rechtsanwälten von der Verteidigung Bekes „abgeraten“. Schließlich wurde eine 30-tägige Untersuchungshaft gegen István Beke angeordnet, welche allerdings bis heute noch immer andauert…

Einen Monat nach der Hausdurchsuchung bei István Beke fanden am 29. Dezember weitere Hausdurchsuchungen bei Zoltan Szőcs, dem Vorsitzenden der “Jugendorganisation der 64 Burgkomitate” von Siebenbürgen, und bei seiner Großmutter statt. Zoltan Szőcs wurde ebenfalls verhaftet und nach Bukarest geschafft, obwohl man auch in seinem Fall keinen Hinweis auf die Verübung von terroristischen Taten gefunden hatte. Beschlagnahmt wurden dieses Mal Bücher des siebenbürgischen Schriftstellers Albert Wass, der auch im deutschsprachigen Raum etwa durch sein Buch „Gebt mir meine Berge zurück“ bekannt ist.

Wie hinter vorgehaltener Hand seitens der rumänischen Behörden verlautet, hätte man ein “freundschaftliches Gespräch” zwischen den beiden Verhafteten abgehört; es wurden jedoch bisher keinerlei konkrete Beweismittel gegen die Mitglieder der “Jugendorganisation der 64 Burgkomitate” vorgelegt. Trotzdem werden István Beke und Zoltán Szőcs seit Monaten in Bukarest in Untersuchungshaft gehalten, und zwar unter zum Teil menschenunwürdigen Verhältnissen; so wurden die beiden Jugendlichen – beide sind Nichtraucher – in eine gemeinsame Zelle mit Kettenrauchern gesperrt.

Auch verfahrensrechtlich kam es zu etlichen Rechtswidrigkeiten. So wurde bei den Hausdurchsuchungen den ungarischsprachigen Jugendlichen kein Dolmetscher zur Verfügung gestellt und die Protokolle wurden ausschließlich in rumänischer Sprache erstellt.

Die “Jugendorganisation der 64 Burgkomitate” hat die rumänischen Behörden aufgefordert, ihre allen rechtlichen und moralischen Normen zuwiderlaufenden Maßnahmen einzustellen und endlich die angeblichen Beweise offenzulegen, welche den Vorhalt des Terrorismus belegen sollen. Dies ist bis jetzt nicht erfolgt.

Somit steht der Verdacht im Raum, dass die Maßnahmen der rumänischen Behörden letztlich ein ganz anderes Ziel verfolgen: sie sollen die Menschen im Szeklerland einschüchtern und die Autonomiebestrebungen der Szekler untergraben!

Protestkundgebung in Budapest (Foto: Alfahir.hu)
Protestkundgebung in Budapest (Foto: Alfahir.hu)

Sowohl in Szeklerland selber als auch in ungarischen und zahlreichen europäischen Großstädten sind bereits tausende Menschen aus Portest gegen diese neuesten Unterdrückungsmaßnahmen seitens der rumänischen Behörden gegen die ungarische Bevölkerung im Szeklerland auf die Straße gegangen. Auch ungarische Parlamentsabgeordnete und Abgeordnete zum Europäischen Parlament haben gegen die Rechtsverletzungen ihr Wort erhoben.

Wir von “Unser Mitteleuropa” möchten diese für das Europa des 21. Jahrhunderts unglaublichen Zustände, welche an die Willkürmaßnahmen der italienischen Behörden während des Südtiroler Befreiungskampfes in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts gemahnen (und in Südtirol gab es damals im Gegensatz zu Siebenbürgen heute tatsächliche Anschläge!), erstmals einem breiteren deutschsprachigen Leserpublikum zur Kenntnis bringen. Bitte verbreiten Sie diese Nachrichten. Wir werden laufend weiter berichten, um gegen Machtmissbrauch und Selbstherrlichkeit nationalistisch motivierter Behörden in einem EU-Mitgliedsstaat, der sich selbst als “demokratisch” bezeichnet, Stellung zu beziehen!

Quellen: SEGÍT-E A KORMÁNY A SZÉKELY SZABADSÁG NAPJA MIATT MEGHURCOLT SZÉKELYEKEN? sowie weitere ungarische Pressemeldungen und Agenturberichte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert