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Protestkundgebung "Freiheit für István Beke" (Foto: Alfahir.hu)

Zoltán Szőcs, der Anführer der “Jugendbewegung der 64 Burgkomitate” (ungarisch: Hatvannégy Vármegye Ifjúsági Mozgalom, HVIM) in Siebenbürgen, wartet seit Monaten in einem Bukarester Gefängnis auf die Durchführung eines geplanten Schauprozesses, der gegen ihn und István Beke und somit indirekt gegen die siebenbürgischen Szekler und ihre Autonomiebestrebungen angestrengt werden soll.

Über die Vorgeschichte haben wir bereits berichtet und brauchen daher nicht neuerlich darauf eingehen.

Wir wollen heute einen Brief veröffentlichen, den wir von den Inhaftierten aus der rumänischen Untersuchungshaft erhalten haben. Der Brief spricht, so glauben wir, für sich selbst:

Kameraden!

Wir haben alle schwere Tage und Monate hinter uns, aber unsere Hoffnung und unseren Glauben dürfen wir nicht einmal für eine Sekunde aufgeben.

Das, worauf man freiwillig verzichtet, geht für immer verloren. Nur derjenige geht unter, der schwach ist, der keine Wurzeln hat und des Lebens unwürdig ist. Ich bin stolz auf meine Braut und meine Familie, dass sie sich nicht brechen lassen und all die Leiden ertragen. Dadurch wurden unser Glaube, unsere Liebe und unser Zusammenhalt gestärkt! Dies hat mir viel Kraft gegeben und meinen Glauben gefestigt, dass wir den richtigen Weg gehen, den uns Gott zugewiesen hat. Der Herr ist mit denen, die an ihn glauben, die das Richtige tun und die Zukunft unserer Nation mit Gott vereint auf ihrer Stirn tragen.
Seit 110 Tagen bin ich nun in rumänischer Haft. Das Leben ist nicht einfach, aber auch hier vergeht ein Tag nach dem anderen. Gegenwärtig teile ich eine 15m²-Zelle mit zwei Bulgaren und einem Zigeuner, aber es waren auch schon mal wochenlag 6–7 Personen hier. Die Toilette und Dusche befinden sich in einem Raum und bilden einen Teil der 15m² großen Zelle. Bis heute wurden hier insgesamt 60 bis 65 Personen untergebracht, von denen 90% mindestens schon einmal im Gefängnis waren, zum größten Teil wegen Diebstahl, Geldwäsche oder Drogenmissbrauch, aber es gab auch zwei wegen Mord. Wie immer, ein Szekler verschafft sich Respekt, indem er seine Stärke zeigt. Ich muss hinnehmen, dass ich meiner Rechte und meiner Freiheit beraubt bin. Hier muss man auf alles warten, Tag und Nacht sind wir in der Zelle, die wir nur dreimal in der Woche verlassen dürfen, um unsere Familien anzurufen und uns in ein 4×3 Meter großes Loch, umgeben von einer 4 Meter hohen Betonmauer, zu begeben. Dies wir hier Luft genannt, aber ich bezeichne es nur als “Cutie cu şobolani” (Kakerlakenloch – dir Red.), was sogar die Polizisten zum Schmunzeln brachte.

90% des Tages verbringe ich mit Lesen, einmal pro Tag esse ich und mache Liegestütze. Jeden Abend bete ich mit unserem Bischof Áron Márton zum lieben Gott, damit er unseren Familien, unserer gespaltenen Nation hilft und dass auf den Karfreitag unserer Leiden der Ostersonntag folgen möge!

Unser Kamerad Isti ist auch hier, etwa 10 Meter von mir, aber ich darf ihn nicht sehen, denn das ist strengstens verboten. Wir sind hier diskriminiert, werden laufend beobachtet, unsere Pakete und Betten werden nach Handys und Bomben durchsucht, aber vergebens, sie finden nichts. Gott sei Dank geht es Isti gut, er ist fest in seinem Glauben und wird nie aufgeben, so wie ich auch nicht aufgeben werde! Unser Herr schützt ja diejenigen, die sich für die Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzen. Ich glaube fest daran, dass die Gerechtigkeit über die Ungerechtigkeit siegen wird, weil Gott und Gerechtigkeit auf unserer Seite stehen. Ich glaube an Gott, an die Gerechtigkeit und die Auferstehung Ungarns!

Es gibt einen alten Spruch: „Der Mensch erkennt seine wahren Freunde in der Not”. Es gibt nur wenig wahre Freunde, die dir und deiner Familie in der Not beistehen. Aber Kameraden, wie wir zeigen gerade in der höchsten Not ihre wahre Stärke. In solchen Situationen ist der Zusammenhalt am größten, es gibt keine Ausreden, sondern es gilt Einer für alle und alle für einen und unsere Herzen schlagen wie eins.

Eine echte Kameradschaft gilt nicht für ein oder zehn Jahre, sondern für ein ganzes Leben lang!

Habt keine Angst vor der Gerechtigkeit und Gott, lasst euch nicht unterkriegen. Schöpft Kraft daraus, dass ich jetzt in Haft bin. Mir werden Gefängnisstrafen von 15 bis 25 Jahren oder sogar lebenslängliche Haft angedroht, aber sie haben es trotzdem nicht geschafft, mich zu brechen. Ich habe meinen Glauben nie verloren und werde ihn auch nie aufgeben. Jedes Leid hat einen Sinn und vor allem auch ein Ende!

Uns Ungarn bescherte der Herrgott ein besonders reiches und vielfältiges nationales Erbe. Weist ihr dieses Erbe von euch, dann werdet ihr Niemand sein, nur ein Haufen Müll, den der Wind hin und her treibt, bis ihr euch schließlich in die weite Welt flüchtet.

Wer sich dennoch einschüchtern lässt, ist mir keine Rechenschaft schuldig, sondern allein Gott, weil ich auch nur ein Diener Gottes bin. Seit 10 Jahren diene ich mit ungebrochenem Glauben meinem Volk und meiner Heimat, die uns der Herr beschert hat und für die unsere Vorfahren 1000 Jahre lang ihr Blut geopfert und sie treu geschützt haben. Damit muss aber jeder rechnen, dass ihn seine Feigheit in vielen Jahren auf seinem Sterbebett einholen und ihm keine Ruhe lassen wird, dass er seinen Kameraden den Rücken gekehrt und Gott und seine Heimat geleugnet hat und dann doch noch um einen gnädigen Tod bettelt. Ein Feigling stirbt tausend Tode, ein Mann nur einen. Wer nicht den Mut hat, sich für seine Familie, seine Mitmenschen, seine Kameraden, seine Heimat und die Wahrheit einzusetzen, der hat es nicht verdient zu leben. Wer zu Waffe greift, kommt durch Waffen um.

Kameraden! Herzlichen Dank für die viele Hilfe, die aufopferungsvolle Arbeit, die Unterstützung, die vielen Gebete, die ihr für mich und meinen Kameraden Isti gesprochen habt. Unser lieber Gott möge es euch vergelten!

Brüder! Haltet durch, gebt nicht euren Glauben auf, geht weiterhin den Weg der Gerechtigkeit, dient Gott und unserer Heimat! Geht erhobenen Hauptes auf dem Land unserer Vorfahren, weil ihr Gott nur erhobenen Hauptes begegnen könnt. Zu unserem Schicksal, dem ungarischen Schicksal müssen wir uns bekennen. Seid immer stolz darauf, Ungarn zu sein. Hebt unsere Fahne hoch und verkündet das Erstgeborenenrecht unseres Volkes im Karpatenbecken.

Wir müssen die Selbstachtung unseres Volkes zurückerlangen, weil auf dieser Erde nur eine Nation eine Heimat besitzen kann. Ein Volk hat lediglich ein Zuhause. Ein Zuhause gewährt uns Obdach, nicht aber Obhut.

Kameraden! Haltet zusammen, mehr denn je zuvor, und verrichtet auch in der drückenden Gegenwart eure Aufgabe, die euch Gott aufgetragen hat. Dient unserem Volk und unserer Heimat!

Liebt euch, schützt euch, weil Gott ist Liebe, die Schutz gewährt und Kraft gibt, das Richtige zu tun. Liebe ist stärker als Waffen!

Haltet durch, Brüder! Wir müssen mit voller Kraft daran arbeiten, dass unsere Heimat wieder das Land wird, das jetzt nur unser Zuhause ist. So wahr uns Gott helfe!

Ich freue mich auf eure Briefe, wir sehen uns bald, auf zum Sieg!

Möge die Gerechtigkeit siegen!

Haltet durch!

Bukarest, den 15. April 2016

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