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Theresa und Philip May

Von Emilie Defresne

“Brexit bedeutet Brexit und wir werden daraus einen Erfolg machen”, hatte Theresa May vor dem britischen Parlament verkündet, womit sie sich bereits als die künftige Führerin der Konservativen Partei ankündigte. Die Frage ist allerdings, was Theresa May unter “Erfolg des Brexit” versteht, da sie selber – wenn auch halbherzig – gegen den Brexit gestimmt hatte, was heute nur noch von wenigen Medien angesprochen wird, wenn von ihr eine klare Antwort auf die Erwartungen der 17 Millionen Briten erwartet wird, die für den Brexit und damit auch für einen Stopp der Einwanderung gestimmt haben.

David Cameron hat angekündigt, dass er heute (Mittwoch) nach einer Befragung im britischen Parlament Queen Elizabeth II seinen Rücktritt anbieten und Theresa May als seine Nachfolgerin empfehlen wird.

Theresa wurde am 1. Oktober 1956 in Eastbourne in England als Tochter eines Pfarrers geboren; ihre Mädchenname war Brasier. Ihre Aufgabe ist es nun, David Cameron nachfolgen, um den Austritt Großbritanniens aus der EU durchzuführen. Wie ihr Vorgänger ist Theresa May Mitglied der Konservativen Partei, zugleich auch Innenministerin der scheidenden Regierung. Sie hatte bereits zwischen 1977 und 1983 eine wichtige Position in der Bank von England inne und war danach von 1985 bis 1997 Finanzberaterin für die Association for Payment Clearing Services (APACS):

Dieser Verband wurde im Jahr 1985 von den britischen Banken geschaffen, um den bankeninternen Zahlungsausgleich und Überweisungen ins Ausland abzuwickeln. Der Verband umfasst vier große Interessengruppen, darunter die Bereiche Kreditkarten, Electronic Commerce und Liquiditätsmanagement. APACS unterstehen auch vier operative Gesellschaften, darunter die BACS Payment Systems Ltd, welche für Dienstleistungen im Zahlungsverkehr und Abwicklungen im automatisierten Interbank Clearing im Vereinigten Königreich zuständig ist; die Voca Ltd, die sich mit Bargeldabhebungen und Direkt-Kreditzahlungen befasst; die Cheque and Credit Clearing Co. Ltd., die ein Bulk-Clearing-System für Interbank-Schecks und Kreditpapiere betreut; und CHAPS, wo elektronische Überweisungen von Pfund Sterling und Euro abgewickelt werden. – Quelle: Oxford Index

Frau May segelte also bereits im Jahr 1980 in den hohen Sphären der Politik und es war niemand geringerer als Benazir Bhutto, die pakistanische Ministerpräsidentin, welche die beiden zukünftigen Ehegatten miteinander bekanntmachte. Theresa und Philip May heirateten kurz darauf nach protestantischem Ritus. Philip May ist derzeit Leiter der Kundendienstabteilung bei der Fonds-Management-Gruppe Capital International, wo er sich mit Pensionsfonds beschäftigt.

Durch diese Eheschließung wurde Theresa May zu einer der bedeutendsten Führungsfiguren der Hochfinanz in den Ländern des alten Europa und hat sich damit im Bankensystem fest verankert. Es obliegt somit einer Frau aus der Hochfinanz, den Brexit abzuwickeln … oder aber ihn zum Scheitern zu bringen. Die Hochfinanz ist bekanntlich mit der Selbstbestimmung der Nationen in der Regel nicht kompatibel; sollte Frau May die Ausnahme sein, welche diese Regel bestätigt?

Wie soll man den Anstieg des Euro und des britischen Pfunds nach der Pressekonferenz der kommenden Ministerpräsidentin interpretieren, wo sie bestätigte, dass sie das Votum der Briten für den Austritt aus der EU respektieren werde? Handelt es sich um einen Zufall oder eine Auswirkung ihrer Persönlichkeit? Oder ist die Taktik von Theresa May etwa von der Hochfinanz vorgegeben?

Als Innenministerin der Regierung Cameron blieb sie in der Debatte über den Brexit immer geschickt außerhalb der Kampflinie. Sie wurde immer schon als Euroskeptikerin angesehen, vor allem was die Frage der Einwanderung betraf, sprach sich aber andererseits während der Brexit-Kampagne ganz klar gegen den Brexit aus, ohne sich allerdings vor dem Ausgang der Abstimmung allzusehr zu kompromittieren. Als Tochter eines protestantischen Pfarrers verhält sie sich im übrigen alles andere als konservativ, was die Diskussion über das neue Familiengesetz anbelangt, wo sie dem äußerst progressiven Flügel der anglikanischen Kirche anhängt, welche die von der LGBT-Bewegung erhobenen Forderungen nach der Homosexuellen-Ehe und nach feministischen Freiheiten unterstützt. Das Ehepaar May hat keine Kinder.

Theresa May präsentiert sich als harter Verhandlungspartner, welcher die Verhandlungsrunden mit Brüssel zugunsten von Großbritannien führen will, wenn es demnächst um die Umsetzung des Brexit geht. Sie trat bereits als Innenministerin souverän auf, etwa als es um die Ausweisung des radikalen Klerikers Abu Qatata nach Jordanien ging, oder anlässlich der Ausweisung des Hackers Gary McKinnon entgegen den Wünschen der US-Regierung.

Was wird bei erfolgreichen Verhandlungen über den Brexit durch Theresa May die Position Frankreichs in Bezug auf die “Flüchtlinge” sein, die von Frankreich (Calais) aus nach England weiterreisen wollen? Wird Frankreich weiterhin die Grenzwache spielen, welche potenzielle Einwanderer, die den Kanal überqeueren wollen, abhält? Vom erfolgreichen britischen Austritt aus der EU hängt im übrigen auch der künftige Erfolg weiterer Austrittsbestrebungen aus der Europäischen Union ab, wie etwa in Holland und möglicherweise auch in Frankreich, sollte Marine Le Pen die Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr für sich entscheiden können.

Quelle: http://www.medias-presse.info/theresa-may-le-nouveau-premier-ministre-britannique-en-charge-du-brexit-est-issue-de-la-haute-finance/57868

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung der Verfasserin dar. Er muss nicht zwangsläufig die Meinung des Herausgebers oder die Meinung anderer Autoren von “Unser Mitteleuropa” wiedergeben.

Zu Theresa May vgl. auch: http://cicero.de/weltbuehne/david-camerons-nachfolgerin-komme-liebe-may-und-mache

 

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