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Der Vater des Autors mit Eva Szabó 1956/57 (Foto: privat)

Von Josef Weidenhoffer (Wien)

Mein Großonkel selig wurde als k.u.k als Finanzbeamter nach Ungarn versetzt und verliebte sich dort unsterblich in eine feurige Ungarin, um dann später als “Stockungar” ins ungarische Pozsony (Pressburg) zu ziehen. Dort machte sein Sohn Karriere als Advokat, der einen großen Prozess gewinnen konnte, nämlich einen Erbstreit der belgischen Habsburger gegen die österreichischen Habsburger. Es ging um ein Vermögen an Wertsachen, wie Brillianten, Broschen, Wertpapiere, Grundstücke, Häuser usw. Der Gerichtsstand war im übrigen Paris.

Ein Cousin meines Vaters, Dr. Emanuel Weidenhoffer, war zuerst Abgeordneter zum österreichischen Reichsrat, dann österreichischer Finanzminister (1931-1934) und danach Vorsitzender des Verwaltungsrates der Österreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe (= die nach ihrem Zusammenbruch 1931 vom österreichischen Staat sanierte Rothschild-Bank).

Als “halber Ungar” erinnere ich mich noch, wie die Wohnung meiner Eltern 1956, als nach dem Volksaufstand in Ungarn zahlreiche ungarische Flüchtlinge in Österreich eintrafen, in ein Matratzenlager umfunktioniert wurde und manchmal 6-10 Personen bei uns schliefen.

Meine Mutter kochte für sie in großen Töpfen Bohnensalat, Erdäpfelgulasch usw. – es war ja nur wenig Geld vorhanden – und mein Vater übersetzte oft die ganze Nacht verschiedene ungarische Dokumente, die von den “Durchziehenden” benötigt wurden, entweder zur Weiterreise in die Schweiz, nach USA oder Schweden, oder aber zum Aufenthalt bei uns. Darunter waren Diplome von Architekten, Ärzten, Diplomkosmetikerinnen und klassischen Musikern.

Teilweise kamen auch ganz weit verwandte Cousins und deren Freunde, die meinen Vater, den Joschi Bacsi, bloß von Erzählungen her kannten – eine weitschichtige Verwandtschaft eben, die aber dennoch zusammenhielt!

Die kleine Firma meiner Eltern (Sportgroßhandel) stand damals still und mein Vater fuhr mit den “Cousins” und dem alten Ford “Buckel”-Taunus von einer Botschaft oder Behörde zur anderen, rund um die Uhr. Ich vergesse das meinen Eltern nie.

Aus allen diesen ungarischen Flüchtlingen, die heute weltweit verstreut lebten, ist mittlerweile etwas geworden: gut verdienende Ärtze, Architekten usw. Sogar aus Australien und USA bekam Joschi Bacsi Dankesschreiben. Eines davon stammt von Eva Szabó, die auch längere Zeit bei uns gewohnt hat und später stolze Firmenchefin der “European Skin Care” in Pittsburg wurde (Foto unten). Im Beitragsbild (Foto oben) sieht man den Vater des Autors mit Eva Szabó – damals ärmlicher gekleidet – im Jahr 1956/57 auf einer Bank in der Löwengasse in Wien 3. Bemerkenswert: damals gab es noch so gut wie keine parkenden Autos in Wien!

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Eva Szabó als Firmenchefin der “European Skin Care” in Pittsburg (Foto: privat)

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