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Von Werner A. Prochazka

S.M. Kaiser Franz Joseph I. wusste, dass seine Person die Klammer ist, die das Reich, die Monarchie, den Vielvölkerstaat  zusammenhält. In seinem Inneren wusste er auch mit ziemlicher Sicherheit, dass seine Monarchie nach ihm zusammenbrechen wird. Niemand auf der Welt kannte das Staatsgebilde Österreich, später Österreich-Ungarn, besser als Kaiser Franz Joseph I. 68 Jahre regierte er dieses überaus komplizierte Staatenkonglomerat und kannte alle seine Tücken.

Bis vor 3 Jahren war er in der Geschichte der längst herrschende Monarch der Erde. Der thailändische König Bhumibol, erst kürzlich verstorben, lief ihm den Rang um 2 Jahre ab.

Die englische Königin Elisabeth II. ist ihm mit 64 Jahren Regierungszeit hart auf den Fersen.

Kaiser Franz Josef I. kannte jeden Winkel seiner großen Monarchie, alle Schwächen und auch die Stärken dieses riesigen Reiches und ebenso des enormen administrativen und militärischen  Apparates der es zusammenhielt.

Man stelle sich diese Kontinuität vor. Heute völlig unvorstellbar. Als Kinder im Jahr 1848 in die Volksschule kamen, hing das Bild Kaiser Franz Josephs I. im Klassenzimmer. Als deren Kinder in die Schule kamen, hing das Bild desselben Kaisers nach wie vor im Klassenzimmer. Und so ging das weiter. Praktisch drei Generationen lang sahen die Kinder und Kindeskinder niemanden anderen als Kaiser Franz Joseph I. Gerechnet  mit einer Generationsfolge von 25 Jahren. Die Abwesenheit dieses Mannes war einfach völlig unvorstellbar.

Wann immer ein Österreicher an seinen Kaiser dachte, er wusste, Seine Majestät sitzt an seinem Schreibtisch in der Hofburg oder in Schönbrunn und arbeitet. Arbeitet für das Land, das Reich, für seine Bürger, für ihn.

Gegenüber US-Präsident Theodore Roosevelt erklärte der Kaiser 1910 auf die Frage, was denn eigentlich seine Aufgabe wäre:

„Meine Aufgabe ist es, Meine Völker vor ihren Politikern zu schützen.“

Theodore Roosevelt sagte später, dass es in Europa nur einen einzigen interessanten Politiker gäbe:

S.M. Kaiser Franz Joseph I.

In seiner Regierungszeit erlebte bzw. überlebte Kaiser Franz Joseph I. unter anderem 23 US-Präsidenten, 5 chinesische Kaiser, 3 japanische Kaiser, 5 englische Könige und Königinnen, sowie 4 Päpste.

Kaiser Franz Joseph war völlig klar, dass sein Nachfolger Karl ein überaus schweres, fast unmöglich zu bewältigendes Erbe antreten werde müssen. Er hielt ihn soweit wie möglich aus vielen Verhandlungen und Gesprächen fern. Karl sollte man keinen Anteil am Ausbruch und Verlauf des Krieges andichten können. Schließlich haben einige Vertreter der Geschichtsschreibung Kaiser Franz Joseph für den Ausbruch des Krieges verantwortlich gemacht und Kaiser Karl wurde Verrat vorgeworfen, als er den Krieg beenden wollte.

Kaiser Franz Joseph I. wollte den Krieg nicht. Er wusste was geschehen würde, wenn Österreich-Ungarn den Krieg erklärt. Die Kriegspartei hingegen, unter anderem angeführt von Conrad von Hötzendorf, wollte den Krieg. Das waren aber Leute, die den Krieg nur von der Theorie her kannten. 1859 stand der Kaiser in Solferino an vorderster Front. Ohne Not ließ er Seine Truppen abziehen, als er dieses Wahnsinns ansichtig wurde, mit der Aussage: „Lieber ein paar Provinzen verlieren, als etwas so Furchtbares noch einmal erleben zu müssen.“ Und ein solcher Mann sollte sich erneut, aus freien Stücken, für einen Krieg entscheiden? Eher unwahrscheinlich. Er war der einzige Offizier, der tatsächlich wusste, was ein Krieg bedeutete. Der Generalstabschef Conrad war 1859 gerade einmal 7 Jahre alt.

Nun, es ist überaus gerechtfertigt, des 100. Todestages unseres Kaisers würdevoll zu gedenken. Einen Politiker wie Ihn gibt es heute nicht mehr, wird es vermutlich auch nicht mehr geben. Es war leicht vor dem Kaiser Respekt und Hochachtung zu haben. Vor unseren heutigen Vertretern ist es nahezu unmöglich Respekt zu haben. Schon gar nicht Hochachtung.

 

 

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