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Der russische Außenminister spricht vor der UN-Generalversammlung im Klartext

Sergey Lawrow demaskiert das «Imperium der Lügen»

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

viele meiner Vorredner haben bereits zum Ausdruck gebracht, dass sich unser gemeinsamer Planet im Prozess eines unumkehrbaren Wandels befindet. Eine neue Weltordnung nimmt vor unseren Augen neue Gestalt an. Das Konzept der Zukunft wird im Kampf geschaffen: Zwischen einer globalen Mehrheit, die für eine gerechtere Verteilung globalen Reichtums und kultureller Vielfalt eintritt und den Wenigen, die mit neokolonialen Methoden der Unterwerfung versuchen ihre flüchtige Dominanz fortzuschreiben.

Seit langem gehört die Ablehnung des Gleichheitsgrundsatzes und völlige Verhandlungsunfähigkeit zum Markenzeichen des “kollektiven Westens“: Gewohnt, auf den Rest der Welt hinunterzublicken, machen Amerikaner und Europäer oft Versprechungen, die auch schriftliche und rechtsverbindliche Verpflichtungen enthalten. Diese werden dann einfach nicht eingehalten. Wie Präsident Wladimir Putin es ausdrückte: Der Westen entspricht einem veritablen «Reich der Lügen»!

Operation Drop Shot (1949) wurde 1951 durch Operation Reaper der USA ersetzt
Quelle: Photo courtesy of National Nuclear Security Administration / Nevada Site Office, Public domain, via Wikimedia Commons

Russland, wie auch viele andere Länder, wissen das aus erster Hand: Im Jahr 1945, während Washington und London mit uns gemeinsam an den Fronten des Zweiten Weltkriegs den Feind fertig machten, bereiteten unsere Verbündeten der Anti-Hitler-Koalition bereits Pläne für die Militäroperation «Unthinkable» gegen die Sowjetunion vor. Und vier Jahre später, 1949, entwickelten die Amerikaner die Operation «Dropshot», um massive Atomschläge gegen die UdSSR zu richten.

Diese verrückten Pläne blieben auf dem Papier: Die UdSSR hatten ihre eigene Waffen zur Vergeltung geschaffen. Doch erst die Kubakrise im Jahr 1962, ein Balanceakt am Rande eines Atomkriegs, führte dazu, dass der Gedanke an den Einsatz solcher Waffen und die damit verbundene Illusion eines Sieges nicht mehr die Grundlage der amerikanischen Militärplanung bildete.

Am Ende des Kalten Krieges spielte die Sowjetunion eine entscheidende Rolle bei der Vereinigung Deutschlands und Vereinbarung der Parameter zu einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa. Zur gleichen Zeit erhielt die sowjetische und später russische Führung konkrete politische Zusicherungen hinsichtlich der Nichtausdehnung des NATO-Militärblocks in Richtung Osten. Einschlägige Aufzeichnungen über die Verhandlungen sind in unseren und westlichen Archiven vorhanden. Sie sind frei zugänglich.

Diese Zusicherungen der westlichen Führer erwiesen sich jedoch als Schwindel und sie hatten nicht die Absicht, sie zu erfüllen. Gleichzeitig haben sie sich nie davon irritieren lassen, dass sie mit der Annäherung der NATO an die Grenzen Russlands auch die auf höchster Ebene eingegangenen offiziellen OSZE-Verpflichtungen grob verletzten, die eigene Sicherheit nicht auf Kosten der Sicherheit anderer zu stärken und keinem Land und keiner Gruppe von Ländern oder Organisationen zu erlauben, Europa militärisch zu dominieren.

Im Jahr 2021 wurden unsere Vorschläge zum Abschluss von Vereinbarungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien in Europa ohne Änderung des bündnisfreien Status der Ukraine arrogant abgelehnt. Der Westen setzte die systematische Militarisierung des russophoben Kiewer Regimes fort, das durch einen blutigen Staatsstreich an die Macht gekommen war und zur Entfesselung eines hybriden Krieges gegen unser Land vorbereitet wurde.

Eine seit dem Ende des Kalten Krieges beispiellose Reihe gemeinsamer Übungen der Vereinigten Staaten und ihrer europäischen NATO-Verbündeten, bei denen auch Szenarien für den Einsatz von Atomwaffen auf dem Gebiet der Russischen Föderation getestet wurden. Es wurde erklärt, es bestünde der Auftrag Russland eine “strategische Niederlage” zuzufügen. Diese Obsession hat unverantwortlichen Politikern, die sich ihrer eigenen Straffreiheit sicher scheinen, doch zugleich ihrem elementaren Selbsterhaltungstrieb verlustig gingen, völlig die Augen vernebelt zu haben.

Die von Washington angeführten NATO-Staaten bauen nicht nur ihre Offensivkapazitäten aus und modernisieren sie, sondern versuchen zugleich, die bewaffnete Konfrontation in den Weltraum und informationellen Raum zu verlagern. Die Versuche, den Zuständigkeitsbereich des [atlantischen] Blocks auf die gesamte östliche Hemisphäre auszuweiten, unter dem listigen Slogan der “Unteilbarkeit der Sicherheit der euro-atlantischen und indopazifischen Regionen”, sind zu einer neuen gefährlichen Erscheinungsform des NATO-Expansionismus geworden.

Neuseeland darf im atlantischen Bündnis nicht fehlen | Quelle: Screenshot UN-Video

Im Rahmen dieser Aufgabe schafft Washington unter seiner Kontrolle militärische und politische Mini-Bündnisse wie AUKUS [Militärbündnis Australien, UK & USA], die Troika USA-Japan-Republik Korea und das Vierergespann Tokio-Seoul-Canberra-Wellington, um ihre Teilnehmer zu bestärken in der Praxis mit der NATO, die ihre Infrastruktur im pazifischen Raum aufbaut, zusammenzuarbeiten. Die unverhohlene Ausrichtung solcher Bemühungen auf Russland und China sowie auf den Zusammenbruch der integrativen regionalen Architektur, die sich um die ASEAN [Staaten] herum entwickelt hat, birgt die Gefahr eines neuen explosiven geopolitischen Spannungsherds – zusätzlich zu dem bereits aufgeheizten europäischen Krisenherd.

Es verfestigt sich der starke Eindruck, dass die Vereinigten Staaten und das ihnen vollständig ergebene “westliche Kollektiv” beschlossen haben, der “Monroe-Doktrin” eine globale Projektion zu verleihen. Die Pläne sind ebenso illusorisch wie äußerst gefährlich, aber das hält die Ideologen der Neuauflage der Pax Americana nicht auf.

Jene Minderheit der Welt tut ihr Bestes, um den natürlichen Lauf der Dinge zu verlangsamen: In der Vilnius-Erklärung des Nordatlantischen Bündnisses wird die “wachsende Partnerschaft zwischen Russland und China” als “Bedrohung für NATO” bezeichnet. In einer Rede vor seinen Botschaftern im Ausland äußerte sich Präsident Emmanuel Macron kürzlich sehr besorgt über die Expansion der BRICS und bezeichnete dieses Ereignis als Beweis für:

“… die zunehmende Komplexität der Situation auf der internationalen Arena, die den Westen und insbesondere Europa zu schwächen droht… Es ergibt eine Revision der Weltordnung, ihrer Prinzipien und der verschiedenen Formen ihrer Organisation, in welcher der Westen dominant war und ist.”

Das [Macrons Aussage] lässt tief blicken: Falls sich jemand ohne Westen irgendwo zusammentut, ohne Westen oder ohne westliche Erlaubnis Freundschaften schließt, dann wird dies als Bedrohung westlicher Vorherrschaft empfunden. Das Vordringen der NATO in den asiatisch-pazifischen Raum kommt jedoch einem “Segen” gleich, nur die Expansion der BRICS scheint gefährlich.

Die Logik des historischen Prozesses ist jedoch unaufhaltsam. Der Haupttrend ist der Wunsch der Staaten der globalen Mehrheit, ihre Souveränität zu stärken und ihre nationalen Interessen, Traditionen, Kultur und Lebensweise zu verteidigen. Sie wollen nicht mehr unter dem Diktat von irgendjemandem leben, sondern sie wollen befreundet sein und miteinander Handel treiben, mit der ganzen Welt – nur zu gleichen Bedingungen und zum gegenseitigen Nutzen. Zusammenschlüsse wie die BRICS und die SCO sind auf dem Vormarsch und bieten den Ländern des globalen Südens Möglichkeiten für eine gemeinsame Entwicklung und Verteidigung ihres rechtmäßigen Platzes in der objektiv entstehenden multipolaren Architektur.

Vielleicht gibt es zum ersten Mal seit 1945, nachdem die Vereinten Nationen gegründet wurden, eine Chance für eine echte Demokratisierung der Globalpolitik. Dies stimmt all jene optimistisch, die an die Herrschaft des Völkerrechts glauben und die UNO als zentrales Koordinationsorgan der Weltpolitik wiederbeleben wollen. Dort, wo man sich einig ist Probleme gemeinsam lösen zu können, auf Grundlage eines ehrlichen Interessenausgleichs.

Für Russland liegt es auf der Hand, dass es keinen anderen Weg gibt. Die Vereinigten Staaten und das ihnen unterstellte “westliche Kollektiv” schüren jedoch weiterhin Konflikte, die die Menschheit künstlich in feindliche Blöcke spalten und das Erreichen gemeinsamer Ziele hindern. Sie tun alles, um die Bildung einer wirklich multipolaren, gerechten Weltordnung zu verhindern.

Sie versuchen, die Welt zu zwingen, nach ihren infamen und eigennützigen “Regeln” zu spielen.

Ich möchte westliche Politiker und Diplomaten dazu auffordern, die UN-Charta noch einmal sorgfältig zu lesen. Der Eckpfeiler der im Ergebnis des Zweiten Weltkriegs geschaffenen Weltordnung ist das demokratische Prinzip der souveränen Gleichheit der Staaten – großer und kleiner – unabhängig von der Regierungsform, der internen politischen oder sozioökonomischen Struktur.

Der Westen hält sich nach wie vor gegenüber dem Rest der Menschheit überlegen – ganz im Sinne der berühmt-berüchtigten Äußerung des Chefs der EU-Diplomatie, Josep Borrel:

“Europa ist ein blühender Garten, und alles drumherum ist ein Dschungel”, so Borrel.

Es stört ihn nicht, dass in diesem Garten Islamophobie und andere Formen der Intoleranz gegenüber den traditionellen Werten aller Weltreligionen grassieren. Handlungen wie die Verbrennung des Korans, die Beleidigung der Thora, die Verfolgung orthodoxer Geistlicher und andere Verhöhnungen der Gefühle von Gläubigen werden in Europa buchstäblich auf die Tagesordnung gesetzt.

Die Anwendung einseitiger Zwangsmaßnahmen des Westens stellt einen groben Verstoß gegen den Grundsatz der souveränen Gleichheit der Staaten dar. In den Ländern, die illegalen Sanktionen zum Opfer gefallen sind (und das sind immer mehr), treffen die Restriktionen bekanntlich in erster Linie die schwächsten Bevölkerungsschichten. Sie provozieren Krisenerscheinungen auf den Lebensmittel- und Energiemärkten.

  • Wir bestehen weiterhin auf einer sofortigen und vollständigen Beendigung der beispiellosen Unmenschlichkeit der US-amerikanischen Handels-, Wirtschafts- und Finanzblockade gegen Havanna und der Aufhebung der absurden Entscheidung, Kuba zu einem staatlichen Sponsor des Terrorismus zu erklären.
  • Washington sollte die Politik der wirtschaftlichen Strangulierung Venezuelas ohne jegliche Vorbedingungen aufgeben.
  • Wir fordern die Aufhebung der einseitigen Sanktionen der USA und der EU gegen die Arabische Republik Syrien, die das Recht auf Entwicklung ganz offen untergraben.

Jegliche Zwangsmaßnahmen, die unter Umgehung des UN-Sicherheitsrates eingeführt wurden, müssen beendet werden, ebenso wie die vom Westen übernommene Praxis, die Sanktionspolitik des Rates zu manipulieren, um Druck auf diejenigen auszuüben, die störend erscheinen.

Die obsessiven Versuche, die Tagesordnung aller internationalen Diskussionen zu «ukrainisieren» [auf die Ukraine zu verlagern], sind zu einem eklatanten Ausdruck des Egoismus der westlichen Minderheit geworden, die eine ganze Reihe ungelöster regionaler Krisen in den Hintergrund drängen, von denen viele jedoch seit Jahren und sogar Jahrzehnten schon andauern.

Eine vollständige Normalisierung im Nahen Osten kann nicht erreicht werden, ohne das Hauptproblem zu lösen – die Beilegung des langwierigen palästinensisch-israelischen Konflikts auf der Grundlage der UN-Resolutionen und der seinerzeit von Saudi-Arabien eingebrachten arabischen Friedensinitiative. Die Palästinenser warten seit mehr als 70 Jahren auf den versprochenen Staat, aber die Amerikaner, die den Vermittlungsprozess monopolisiert haben, tun alles, um dies zu verhindern. Wir rufen zu gemeinsamen Anstrengungen aller verantwortlichen Länder auf, um die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme direkter palästinensisch-israelischer Verhandlungen zu schaffen.

Logo und Flagge der Arabischen Liga (LAS) |
Quelle: Jeff Dahl, CC BY-SA 4.0 <https://creativeco,mmons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons
Quelle : Flad, Public domain, via Wikimedia Commons
Quelle: Danalm000, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons

Es ist erfreulich, dass die Arabische Liga [LAS] einen zweiten Aufschwung erlebt und ihre Rolle in den Angelegenheiten der Region stärkt. Wir begrüßen die Rückkehr der Arabischen Republik Syrien in die arabische Familie und den Beginn des Normalisierungsprozesses zwischen Damaskus und Ankara, den wir gemeinsam mit unseren iranischen Kollegen zu unterstützen versuchen. Diese positiven Entwicklungen bestärken die Bemühungen des Astana-Formats, eine Lösung für Syrien auf der Grundlage der Resolution 2254 des UN-Sicherheitsrats und die Wiederherstellung der syrischen Souveränität zu fördern.

Wir hoffen, dass die Libyer mit Hilfe der Vereinten Nationen in der Lage sein werden, die allgemeinen Wahlen in ihrem leidgeprüften Land effizient vorzubereiten. Seit mehr als einem Jahrzehnt sind die Libyer nicht in der Lage sich von den Folgen der NATO-Aggression, die den libyschen Staat zerstörte und die Schleusen für Terrorismus-Proliferation in der Sahara-Sahel-Region und für Wellen von Millionen illegaler Migranten nach Europa und in andere Teile der Welt öffnete, erholt hat. Analysten stellen fest, dass Gaddafi, sowie er sein militärisches Atomprogramm aufgegeben hatte, sofort vernichtet wurde. Damit hat der Westen den gefährlichsten Präzedenzfall für das gesamte nukleare Nichtverbreitungsregime erst geschaffen.

Es ist besorgniserregend, dass Washington und seine asiatischen Verbündeten eine militärische Hysterie auf der koreanischen Halbinsel schüren, wo sich das strategische Potenzial der USA akkumuliert. Die Russisch-chinesische Initiativen, humanitären und politischen Aufgaben Vorrang einzuräumen, werden abgelehnt.


Die tragische Entwicklung der Lage im Sudan ist nichts anderes als eine weitere Folge der gescheiterten Experimente des Westens mit dem Export liberal-demokratischer Dogmen. Wir unterstützen konstruktive Initiativen, die auf eine baldige Beilegung des inner-sudanesischen Konflikts abzielen, vor allem durch die Ermöglichung eines direkten Dialogs zwischen den Kriegsparteien.

Wenn man die nervöse Haltung des Westens gegenüber den jüngsten Entwicklungen in Afrika, insbesondere in Niger und Gabun, beobachtet, kann man sich nur daran erinnern, wie Washington und Brüssel auf den blutigen Staatsstreich in der Ukraine im Februar 2014 reagierten – einen Tag, nachdem man sich auf eine Regelung unter EU-Garantien geeinigt hatte, die von der Opposition [und Putschisten] eklatant mit Füßen getreten wurde. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten unterstützten den Putsch und bezeichneten ihn als “Ausdruck der Demokratie”.

Die anhaltende Verschlechterung der Lage in der serbischen Provinz Kosovo gibt Anlass zur Besorgnis. Die Lieferung von Waffen durch die NATO an die Kosovaren und die Unterstützung der Kosovaren beim Aufbau einer Armee stellt einen groben Verstoß gegen die grundlegende Resolution 1244 des UN-Sicherheitsrates dar. Die ganze Welt sieht, wie sich die traurige Geschichte der Minsker Vereinbarungen zur Ukraine auf dem Balkan wiederholt. Diese sahen einen Sonderstatus für die Republiken des Donbass vor. Kiew hat sie mit der Unterstützung des Westens offen sabotiert.

Nun will die Europäische Union ihre Schützlinge im Kosovo nicht zwingen, die Vereinbarungen von Belgrad und Pristina aus dem Jahr 2013 zur Schaffung einer Gemeinschaft serbischer Gemeinden im Kosovo mit besonderen Rechten für ihre eigene Sprache und Traditionen, einzuhalten. In beiden Fällen fungierte die EU als Garant für die Vereinbarungen, doch offenbar droht ihnen das gleiche Schicksal [wie in der Ukraine]: Wie der “Sponsor”, so das Ergebnis.

Jetzt drängt Brüssel Aserbaidschan und Armenien seine “Vermittlungsdienste” auf und sorgt gemeinsam mit Washington für die Destabilisierung des Südkaukasus. Nachdem die Führer von Eriwan und Baku die Frage der gegenseitigen Anerkennung der Souveränität der beiden Länder geklärt haben, wird es nun Zeit, ein friedlichen Weg einzuschlagen und Vertrauen zu schaffen. Das russische Friedenskontingent wird dazu in jeder erdenklichen Weise beitragen.

Was die Beschlüsse der internationalen Gemeinschaft betrifft, die noch auf dem Papier stehen, so fordern wir den endgültigen Abschluss des Entkolonialisierungsprozesses in Übereinstimmung mit den Resolutionen der Generalversammlung und ein Ende der kolonialen und neokolonialen Praktiken.

Ein anschauliches Beispiel für die “Regeln”, nach denen der Westen die ganze Welt leben lassen will, ist das Schicksal der 2009 eingegangenen Verpflichtungen, den Entwicklungsländern jährlich 100 Milliarden Dollar zur Finanzierung von Programmen zur Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung zu stellen. Vergleichen Sie das Schicksal dieser unerfüllten Versprechen mit den Summen, die die USA, die NATO und die EU zur Unterstützung des rassistischen Regimes in Kiew ausgegeben haben – schätzungsweise 170 Milliarden Dollar in den letzten anderthalb Jahren. Vergleichen Sie und Sie werden die Haltung der “aufgeklärten westlichen Demokratien” mit ihren berüchtigten “Werten” verstehen.

Generell ist die Reform der derzeitigen globalen Regierungs-Architektur überfällig. Sie wird den Anforderungen unserer Zeit schon lange nicht mehr gerecht. Die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten sollten die künstlichen Beschränkungen zur Neuverteilung der Stimmanteile im IWF und in der Weltbank aufgeben und das tatsächliche wirtschaftliche und finanzielle Gewicht der Länder des globalen Südens anerkennen. Auch die Arbeit des WTO-Streitbeilegungsgremiums sollte unverzüglich freigegeben werden.

Auch die Erweiterung des Sicherheitsrates findet verstärkten Zuspruch, um vor allem der Unterrepräsentation der Länder mit globaler Mehrheit – Asien, Afrika und Lateinamerika – entgegenzuwirken. Es ist wichtig, dass die neuen Mitglieder des Sicherheitsrates – sowohl die ständigen als auch die nicht-permanenten – sowohl in ihren Regionen als auch in globalen Organisationen wie der Bewegung der Blockfreien, der Gruppe der 77 und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit Autorität genießen.

Es ist an der Zeit, über gerechtere Methoden zur Bildung des UN-Sekretariats nachzudenken. Die seit vielen Jahren geltenden Kriterien spiegeln nicht das tatsächliche Gewicht der Staaten im Weltgeschehen wider und sichern künstlich die exorbitante Dominanz der Bürger der NATO- und EU-Länder. Diese Ungleichheiten werden durch das System der unbefristeten Verträge, die ihre Inhaber an die Länder der Niederlassungen der internationalen Organisationen binden, von denen die meisten in westlichen Hauptstädten angesiedelt sind, noch vertieft.

Eine neue Art von Vereinigungen soll die UN-Reform unterstützen, in der es keine Führer und Gefolgschaften, keine Lehrer und Schüler mehr gäbe und alle Fragen auf der Grundlage eines Konsenses und eines Interessenausgleichs gelöst würden. Es handelt sich in erster Linie um die BRICS, die nach den Ergebnissen des Gipfels von Johannesburg erheblich an Autorität gewonnen und einen wirklich globalen Einfluss erlangt haben.

CELAC: Die Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten |
Quelle: Hpav7, Public domain, via Wikimedia Commons
Quelle : AngelSolerGollonet, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

Auf regionaler Ebene erleben Organisationen wie die Afrikanische Union, CELAC, LAS, GCC [Gulf Cooperation Council] und andere Strukturen eine Renaissance. In Eurasien gewinnt die Harmonisierung der Integrationsprozesse innerhalb der SOZ [Shangahi Cooperation Organisation], der ASEAN [Association of Southeast Asian Nations], der OVKS [Organisation des Vertrages über kollektive Sicherheit], der EAWU [Eurasische Wirtschaftsunion], der GUS [Gemeinschaft unabhängiger Staaten] und des chinesischen Projekts “One Belt, One Road” an Dynamik. Es bildet sich auf natürliche Weise eine große eurasische Partnerschaft, an der sich ausnahmslos alle Assoziationen und Länder unseres gemeinsamen Kontinents beteiligen können

Leider stehen diese positiven Trends im Widerspruch zu den zunehmend aggressiven Versuchen des Westens, seine Dominanz in der Weltpolitik, Wirtschaft und dem Finanzwesen aufrechtzuerhalten. Es liegt im gemeinsamen Interesse, eine Fragmentierung der Welt in isolierte Handelsblöcke und Makroregionen zu vermeiden.

Wenn sich die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten jedoch nicht darauf einigen wollen, die Globalisierungsprozesse fair und gerecht zu gestalten, dann müssen die übrigen Länder Konsequenzen ziehen und über Maßnahmen nachdenken, die dazu beitragen, die Aussichten für ihre sozioökonomische und technologische Entwicklung nicht von den neokolonialen Instinkten der ehemaligen Metropolen abhängig zu machen.

Das Hauptproblem liegt gerade im Westen, denn die Entwicklungsländer sind bereit zu verhandeln, auch auf der G20-Plattform, wie der jüngste Gipfel der Vereinigung in Indien gezeigt hat. Die wichtigste Schlussfolgerung des Treffens ist, dass die G20 von der Politisierung verschont bleiben kann und sollte, um das zu tun, wofür sie geschaffen wurde: Allgemein akzeptable Maßnahmen zur Steuerung der Weltwirtschaft und der Finanzen zu entwickeln. Es gibt Möglichkeiten für einen Dialog und Vereinbarungen. Es ist wichtig, diesen Moment nicht zu verpassen.

Das UN-Sekretariat, dessen satzungsmäßiger Auftrag es ist, die Zustimmung aller Mitgliedstaaten unter dem Dach der UN und nicht irgendwo am Rande zu suchen, sollte all diese Trends in seiner Arbeit voll berücksichtigen.

Die UNO wurde als Ergebnis des Zweiten Weltkriegs gegründet, und jeder Versuch, diese Ergebnisse zu revidieren, untergräbt die Grundlagen der Weltorganisation. Als Vertreter eines Landes, das entscheidend zur Niederschlagung des Faschismus und des japanischen Militarismus beigetragen hat, möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein so eklatantes Phänomen wie die Rehabilitierung von Nazis und Kollaborateuren in einer Reihe von europäischen Ländern, vor allem in der Ukraine und den baltischen Staaten, lenken.

Besonders besorgniserregend ist, dass Deutschland, Italien und Japan im vergangenen Jahr zum ersten Mal gegen die Resolution der UN-Generalversammlung über die Unzulässigkeit der Verherrlichung des Nazismus gestimmt haben. Diese bedauerliche Tatsache lässt Zweifel an der Aufrichtigkeit der Reue dieser Staaten für die Massenverbrechen gegen die Menschlichkeit während des Zweiten Weltkriegs aufkommen und steht im Widerspruch zu den Bedingungen, unter denen sie als Vollmitglieder in die UN aufgenommen wurden. Wir fordern Sie auf, diesen “Metamorphosen”, die der Position der globalen Mehrheit und den Prinzipien der UN-Charta zuwiderlaufen, besondere Aufmerksamkeit zu schenken.

Herr Vorsitzender,

heute steht die Menschheit wieder einmal, wie schon so oft in der Vergangenheit, an einer Wegscheide. Es hängt von uns ab, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Es liegt im gemeinsamen Interesse, das Abgleiten in einen großen Krieg und den endgültigen Zusammenbruch der von Generationen an Vorgängern geschaffenen Mechanismen der internationalen Zusammenarbeit zu verhindern. Der Generalsekretär hat die Initiative ergriffen, im nächsten Jahr einen “Zukunftsgipfel” abzuhalten. Der Erfolg dieser Initiative kann nur durch die Schaffung eines ehrlichen und fairen Interessenausgleichs zwischen allen Mitgliedsländern gewährleistet werden, wobei der zwischenstaatliche Charakter unserer Organisation zu respektieren ist. Bei ihrem Treffen am 21. September dieses Jahres kamen die Mitglieder der “Gruppe der Freunde zur Verteidigung der UN-Charta” überein, aktiv zur Erreichung eines solchen Ergebnisses beizutragen.

“Wenn wir Frieden und Wohlstand auf der Grundlage von Gleichheit und Solidarität wollen, dann haben die Staats- und Regierungschefs eine besondere Verantwortung, bei der Gestaltung unserer gemeinsamen Zukunft für das Gemeinwohl einen Kompromiss zu finden”, sagte Guterres auf einer Pressekonferenz am Vorabend der aktuellen Sitzung. Eine gute Antwort an diejenigen, die versuchen, die Welt in “Demokratien” und “Autokratien” zu unterteilen, doch allen nur ihre neokolonialen “Regeln” diktieren.

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Übersetzung aus dem Russischem: UNSER-MITTELEUROPA


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3 Gedanken zu „23.09.2023: Lawrow liest «Wertewesten» vor UN-Generalversammlung die Leviten“
  1. Lawrow und Putin sind vor allem von den Völker der Russischen Föderation gewählt und für diese Völker da. Dennoch stehen die Russen den Deutschen näher als die USA, die mit ihren Finanzmanipulationen und Knebelverträgen Deutschland plündern. JEDES deutsche Großunternehmen wird NUR von US-Wirtschaftsprüfern “geprüft”; in jedem deutschen Großunternehmen sitzen Black-Rock-Agenten im Aufsichtsrat, und die Aufsichtsräte der Arbeitnehmer werden von “DGB”-Gewerkschaften auf US-Linie getrimmt. Hunderte Milliarden Euro werden Richtung USA veruntreut, man denke z.B. an die hinterhältigen Verlustverbandelungen “Daimler-Chrysler”, “Münchner Rück / div. US Insurance “, “Bayer-Monsanto”.

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  2. Lawrow, der beste Außenminister der Welt, wenn ich die geistig limitierte Trampolinspringerin dagegen sehe, kann ich nur noch den Kopfschütteln, wie so etwas Blödes in so ein Amt gehievt wurde.
    Lawrow hat in allen punkten Recht!

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