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Laut den Angaben des Zentralen Statistikamts in Ungarn (KSH) übersteigt der monatliche ungarische Durchschnittsverdienst 292.000 Forint (933 EUR).  Um 13,6% höher als im letzten Jahr. Trotz des Hinweises des Blattes hvg auf einige Probleme hinsichtlich der Berechnungen des Statistikamts werden in Ungarn auch weiterhin die drittwenigsten Löhne in der EU gezahlt. Deshalb verlassen viele das Land, um bessere Gehälter im Ausland zu bekommen, eine Krise des Arbeitsmarktes ist die Folgeerscheinung.

Höhere Mindestlöhne gaben  den  ungarischen Gehältern zwar einen Schub, wodurch Verdienste sich in bestimmten Segmenten, im öffentlichen Dienst sowie bei den staatlichen Dienstleistern und Unternehmen etwa, steigerten. Die höchsten Gehälter betragen durchschnittlich 559.000 Ft (1785 EUR), diese werden von Finanz- und Versicherungsunternehmen bezahlt. Im Vergleich dazu werden die niedrigsten Löhne den Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie bei sozialen Dienstleistern bezahlt, durchschnittlich in Höhe von 181.000 Ft/Monat (578 EUR).

Auf dem Arbeitsmarkt stellen die im staatlich geförderten Arbeitsprogramm beschäftigten Ungarn eine Art Sonderkategorie dar, einerseits wurden sie von der statistischen Erhebung gar nicht erfasst, aber als Angestellte erscheinen sie bei der Datenerfassung in der Gesamtzahl der Angestellten. Ihr Durchschnittseinkommen beträgt knapp 54.300 Ft (173 EUR) pro Monat.

Im Juli umfasste die Zahl dieser Arbeiternehmergruppe insgesamt 169.000 Personen. Aber wie das Onlineportal hvg.hu auch schon früher darauf hinwies, gab es auch weitere Probleme mit den veröffentlichten Zahlen des Statistikamts.

Wieviel beträgt eigentlich das Medianeinkommen der Ungarn?

Das größte Problem der Erhebung des Statistikamts ist, dass das Durchschnittsgehalt von regulären Beschäftigten nicht repräsentativ ist, z. B. wenn eine Person 1 Million Ft verdient, und weitere neun Personen nur 111.000 Ft, dann wird der Durchschnitt 200.000 Ft ergeben. Eine mögliche Lösung wäre die Veröffentlichung des Medianeinkommens. Der Median, also der Mittelwert, liegt in der mittleren Stelle, eine Hälfte der Menschen verdient im Vergleich dazu mehr, eine andere Hälfte weniger. Das Statistikamt veröffentlichte jedoch keinen Medianwert der Gehälter.

Aus diesem Grund befragte das Portal hvg.hu das Institut: das Statistikamt antwortete, dass sie ihre Daten von Unternehmen sammeln, und diese nicht einzeln nach den Arbeitnehmern eingeholt würden. Die Unternehmen teilen nur die Zahl der von ihnen angestellten Mitarbeitern mit, und wie viel insgesamt an Löhnen bezahlt wird. Die Zentralbank versuchte den Mittelwert der Löhne zu berechnen. Laut dem Ende 2016 veröffentlichten Bericht liegt der Median unter dem Durchschnitt, mit 70.000 Ft, daher könne das Median-Einkommen heuer ca. 222.000 Ft (708 EUR) betragen.

Dazu kommt, dass das Statistikamt mit Unternehmen kalkuliert, die mindestens fünf Angestellte haben, damit schließen sie Arbeitsstätten aus, die sicherlich keine entsprechenden Statistiken abgeben. Im Vergleich dazu bezieht sich das Statistische Amt in der Erhebung auf alle Unternehmen, die mehr als fünfzig Personen beschäftigen, somit wird das Ergebnis wesentlich verzerrt.

Was den Stand noch verschlechtert: 37% der alleinerziehenden Eltern und insgesamt 54% der ungarischen Bevölkerung leben unter dem Existenzminimum. Budapest trägt zu den verhältnismäßig hohen Löhnen maßgeblich bei: im Vergleich zur Provinz verdienen beispielsweise Arbeitnehmer in Budapest durchschnittlich um 80.000 Ft/Monat (255 EUR) mehr. Gleichzeitig erwerben in Nordungarn, auf dem Gebiet der Großen Tiefebene, wohnhaften Angestellte um 29.000 Ft weniger, als jemand im derselben Job in der Hauptstadt Budapest. Der Bericht des Statistischen Amtes enthält diesen Unterschied zwar nicht, trotzdem wären die regionalen Lohnunterschiede zu berücksichtigen.

Zusammengefasst sind die Löhne zwar gestiegen, diese sind aber auch weiterhin die drittniedrigsten in der gesamten EU. Noch dazu ist ein Aufschwung nur in speziellen Bereichen und in Budapest zu verzeichnen.  Somit ist das Ziel von mehreren tausenden Ungarn, in den Westen zu ziehen um bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen zu erzielen, allzu verständlich. Eine dauerhafte Lösung stellt die Lohnunion-Initiative der Jobbik-Partei dar, die es vorsieht die Löhne zwischen Ost- und Westeuropa anzugleichen, bevor die Auswanderung noch mehr Schaden verursacht. Die ungarische Regierung unterstützt jedoch diese Initiative nicht. Jobbik verbündete sich mit weiteren mitteleuropäischen Organisationen und begann eine Million Unterschriften zu sammeln. Somit würde gelingen, dass sich die Europäische Kommission mit der Frage der Lohnunion auseinandersetzt.

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Quelle: https://dailynewshungary.com/hungarian-average-salary-700-eur/

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