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Foto: alfahir.hu

Viktor Orbán ist ein Mensch der Vergangenheit, seine Machtarroganz zeigt, dass er Angst hat. Wir haben aber keine Angst und wir können ihn abwählen: die Demokratie ist noch mit einem Bündnis zu retten. – war am Freitag die wichtigste Botschaft der Fackelzug-Demonstration von Jobbik.

Der Zusammenschluss ist diesmal nicht nur eine wohl klingende Parole: es gab zuvor kein Beispiel dafür, dass die linken Parteien und Wähler gemeinsam in solch hohen Zahl an irgend einer Veranstaltung von Jobbik erschienen.

Trotz des regnerischen Wetters hörten Tausende den Rednern zu: der Vorsitzende der kleineren Oppositionspartei Együtt („Zusammen”), Péter Juhász, das Mitglied des LMP-Präsidiums (Lehet Más a Politika – „die Politik kann anders sein”), Péter Ungár und noch viele Teilnehmer aus der Zivilgesellschaft waren anwesend, die neben den Sympathisanten von Jobbik nicht einmal demonstrieren würden. Aber mit der Strafe des Staatlichen Rechnungshofes wurde es auch ihnen zu bunt. Das als eine Waffe eingesetzte Gremium bedroht nach der Meinung vieler die Existenz der Demokratie.

Die erste Rede wurde vom Abgeordneten-Kandidat der Jobbik, dem ehemaligen Olympiasieger im Fechten, Tamás Kovács gehalten, den die Machtstrategie von Fidesz an die kommunistischen Rákosi-Zeiten erinnert:

„Die Regierung dient nicht mehr dem Volk, das Maß der Korruption ist nicht zu verfolgen, wer nicht mit dem System ist, ist dagegen.”- betonte der einstige Sieger. Laut ihm wurde Viktor Orbán aus einem Demokraten zum Diktator, aus einem Diener des Landes zum Gewaltherrscher schlechthin.

Der ehemalige Chef des Staatlichen Rechnungshofes, László Nyikos beurteilte schon aus fachlichen Aspekten die auf Jobbik verhängte Geldbuße des Rechnungshofes: wie er betonte war die Organisation einst ein Ritter ohne Schwert, der den Besitz des Landes und des Volkes beschützte, und alle seine Behauptungen mit Argumenten und Beweisen stützte.

Während der siebenjährigen Leitung unter László Domonkos verlor hingegen die Organisation ihre Reputation, und wurde zum Parteikontrolleur degradiert – ihre Arbeit ist unfachlich, da sie nicht abgeschlossene Ermittlungen veröffentlicht, ohne Begründung bestraft, was sie dann mit ökonomischem Humbug zu untermauern versucht.

Der ehemalige Richter, László Ravasz sprach darüber, dass die Regierungspartei die unabhängige Richterschaft bewusst abbaut, die leergewordenen Plätze werden von Vasallen aufgefüllt – an den renitenten Richtern üben sie Rache aus, auch durch die Bestrafung ihrer Familienmitglieder.

Nach den Worten von Nyikos und Ravasz dröhnte „Danke ab!”, die Menschenmenge forderte wütend auch die Abdankung Orbáns. Die vielleicht größten Emotionen auslösende Rede hielt jedoch der berühmte Journalist und Showman, Róbert Puzsér, der auch Gábor Vona nicht schonte: „Es ist, als wären wir Protagonisten eines Witzes: der Skinhead, der Rabbi und der Zigeuner kämpfen zusammen für die Demokratie.”- sagte Puzsér, der es nicht vergaß zu bemerken, dass der antisemitische Stimmen lange duldende Vona jetzt mit Ágnes Heller eine Allianz eingehen würde und sich im Spinoza-Kaffeehaus mit liberalen Intellektuellen austauscht.

„Und trotzdem ist es  dieses Bündnis, das das System vom NER (das System der Nationalen Zusammenarbeit der Orbán-Regierung) besiegen kann. Der Stein schlägt die Schere, Sándor Márai, (der weltberühmte ungarische Schriftsteller) schlägt Zsolt Bayer (den Fidesz-Hetzjournalisten), die bürgerliche Demokratie schlägt die korrupte Diktatur”- hebte der Journalist hervor, laut ihm wäre es keine Katastrophe, wenn ein ehemaliges Mitglied der Ungarischen Garde mit einem ehemaligen SZDSZ-ler (die Partei Bündnis der Freien Demokraten) sich an einen Tisch setzten, um zu verhandeln.

Der am meisten erwartete Redner war trotzdem Gábor Vona, der mit „Grüß Gott” von den Jobbik-Mitstreitern begrüßt wurde. Der Parteivorsitzende bedankte sich bei seinen Anhängern und den Mitgliedern der anderen Parteien für das Vertrauen.

„Ich freue mich darüber, dass so viele trotz der gegensätzlichen politischen Meinungen herkamen, da es etwas gibt, was gemeinsam ist: der Schutz der Demokratie und die Angst um die Demokratie”- sagte der Parteichef. Seiner Meinung nach kann der Ungar alles ertragen, aber wenn ihm die Freiheit genommen wird, dann steht er auf und kämpft dafür. Laut Gábor Vona kenne selbst Viktor Orbán den ungarischen Volksgeist, genau deswegen versuche er auch sich selbst als Freiheitskämpfer vorzustellen, aber währenddessen beraube er die Freiheit seines eigenen Volkes.

„Orbán bietet eine Übereinkunft an, die für den Schutz vor den Einwanderern nach unserer Freiheit verlangt. Aber wir werden nicht zu seinen Sklaven!”- betonte der Parteichef, und die Masse wiederholte ganz lange den letzten Satz. Die Demonstration wurde mit dem Singen der ungarischen zweiten Hymne („Szózat”) beendet. Zwar bereitete sich die Polizei mit einem massiven Aufgebot auf die Demonstration vor, und auch Jobbik rechnete mit Provokateuren, trotzdem wurde die Veranstaltung letzendlich ohne Ordnungswidrigkeiten beendet.

Die Demonstration endete vor halb sieben: Die öffentlich-rechtliche Ungarische Nachrichtenagentur berichtete bis acht Uhr nicht über die Geschehnisse. Nach anderthalb Stunden veröffentlichten sie nur Fotos und zitierten die hierauf sich beziehende politische Botschaft der Fidesz-Jugendorganisation Fidelitas. Auch  das Nachrichtenportal des öffentlich-rechtlichen Senders Híradó.hu  gab dem Ereignis keinen großen Raum, sie brachten nur einen Teil aus dem Bericht des Propagandaportals 888.hu, das lästernd bemängelte, dass nur wenige an der Veranstaltung teilnahmen.

Quelle: https://mno.hu/belfold/orbant-bucsuztattak-a-jobbik-faklyas-tuntetesen-2434272

 

 

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