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Er und seine Familie wurden verfolgt, jeden Abend wartete ein schwarzes Auto vor seinem Haus auf ihn, Viktor Orbán wolle ihn seelisch brechen. Laut dem Vorsitzenden und des Spitzenkandidaten von Jobbik erkannte Orbán, dass es nicht genug sei, nur gut zu regieren, auch die Gegner sollten weggefegt werden. Gábor Vona gab der österreichischen Tageszeitung „Die Presse” ein umfangreiches Interview. Er sprach über die gegen ihn geführte charaktermörderische Kampagne, seine politische Wegsuche, den volksparteilichen Wandel von Jobbik, und hat auch ein paar Wörter über Lajos Simicska verloren.

Vona äußerte dem Organ „Die Presse”: ausschließlich er habe bei den  nächsten Wahlen eine Chance  Orbán abzulösen. „ Das ist kein Schlachtruf, sondern eine Tatsache.”- stellte er fest.

Auf die Frage der österreichischen Tageszeitung verriet er, dass die Angriffe Orbáns seit anderthalb Jahren eine gewisse Grenze überschritten hätten, und sie seien immer mehr niveaulos.

„Bei Auseinandersetzungen fühle ich mich mittlerweile so, dass ich als Gentleman in den Ring steige und mir gegenüber sitzt ein Mafiaboss mit einem Maschinengewehr.”- sagte Vona, und ergänzte, dass es bis zur Charakterfrage führt, was bedeutet, dass die Fidesz ihn kaputtmachen will.

„Wie wurde die Jobbik gefährlich für Orbán?”

Mitte Dezember veröffentlichte die Presse eine Zusammenstellung über die Jobbik und Gábor Vona. Der in Ungarn lebende Boris Kalnoky schrieb: in Budapest wird es gesprochen, Orbán angeblich Vona persönlich sagte, dass es ihm kaputt sei. Diesem verdankend, dass die Fidesz-Medien den Vorsitzenden der Jobbik regelmäßig beschmutzen.  Der Verfasser bemerkte auch: die linken und liberalen Wahlbürger sehen in der Jobbik die Kraft, die Orbán ablösen kann.

Nach Vona war die Niederlage an den Wahlen 2002 für Viktor Orbán eine Scheidelinie, und er erkannte, dass „Es genügt nicht, gut zu regieren, sondern man muss die Gegner vom Feld wischen”.

Damit, dass der Jobbik-Parteichef der Homosexualität bezichtigt wurde, wolle Fidesz seinem politischen Charakter schädigen, da es für konservative Wähler in der Provinz unvorstellbar sei, dass ein Homosexueller Ministerpräsident werde. Laut Vona will Orbán ihn geistig brechen, deswegen wurde auch seine Familie bespitzelt.

Dem Blatt „Die Presse” berichtete er davon, dass jeden Abend ein schwarzes Auto vor seinem Haus auf ihn wartete und ihn ganz dicht verfolgte. Ein italienischer Paparazzo erfüllte diese Arbeit, der  engagiert wurde, um Vona zu fotografieren, wenn er seinen Sohn in die Schule bringt.

„Das ging wochenlang so, damit wir es auch ja bemerkten. Mein Sohn weinte”- erzählte er der österreichischen Zeitung.

Aus dem Interview wurde klar, dass Vona als Universitätsstudent zwar Fidesz-Mitglied war, die Partei jedoch verließ, da er ihren Kampf gegen die sozialistische Regierung für schwunglos hielt. Er wurde jedoch ersucht, Sprecher der Fidesz-Jugendorganisation Fidelitas zu sein. Diesen Posten bekleidete letzendlich Péter Szijjártó, der Außenminister der aktuellen Regierung.

Laut „Die Presse” war Jobbik „antisemitisch, anti-Israel gesinnt und rassistisch” und hetzte gegen die Roma, aktuell wurde Gábor Vona gefragt, ob diese Einstellung der Partei gewichen sei.

„Von mir können Sie solche Zitate nicht finden”

-antwortete der Vorsitzende von Jobbik und fügte hinzu: er schaute weg, trotz dessen, dass er auch damals mit diesen Aussagen nicht einverstanden war. Er fühlte sich nicht stark genug, sich mit dieser Strömung zu konfrontieren. 2013 entschied er sich aus diesem Kreis auszutreten.

„Ich habe vor einem Jahr jeden öffentlich um Entschuldigung gebeten, den Jobbik beleidigt hat. Heute ist es unmöglich, dass solche Entgleisungen ohne Konsequenzen passieren”
-meinte Vona.

Er sagte, dass es ein Resultat eines stufigen Prozesses ist.

„Natürlich habe ich auch überlegt, einfach zu bleiben, wo ich mit meinen 15 Prozent bin und bis zum Ende meines Lebens im Parlament zu sitzen”- erklärte er. Letztendlich entschied er sich anders:

„Ich will entweder mit einer Volkspartei regieren oder kein Politiker mehr sein.”

Über die Beziehung von Jobbik zur Europäischen Union formulierte er: falls sie diesbezüglich 2012 gesprochen hätten, hätte er geantwortet: „es wäre besser gewesen, wenn Ungarn der EU nicht beigetreten wäre.” Jetzt aber sage er, zwar hätte sich die Lage der EU verschlechtert, dennoch müsse Ungarn Mitglied bleiben.

„ Die Krise der EU gibt uns die Möglichkeit, die EU so zu verändern, dass wir Mitglieder bleiben können.”-stellte er fest.

Im Interview gingen sie auch darauf ein, dass laut Gerüchten Jobbik gute Beziehungen zu Russland pflege. Vona reagierte auf diese Frage wie folgt: weder Geld noch Unterstützung würden sie von Russland erhalten, und würden solche auch nicht annehmen, nicht so wie die französische Front National.

Natürlich konnte der Fall „Béla Kovács” nicht unreflektiert bleiben. Vona erklärte, dass gegen Kovács  (der Anfang Dezember aus Jobbik austrat, damit die unbegründete Anklage und das Gerichtsverfahren den Wahlsieg von Jobbik 2018 nicht verhindern soll) die ungarischen Behörden seit vier Jahren ermitteln.

„Wahrscheinlich ist es der Plan, ihn im Wahlkampf in Handschellen vorzuführen.”

Der Vorsitzende und Spitzenkandidat von Jobbik wisse nicht, ob die Anklage wirklich wahr sei, aber im Falle, wenn Kovács doch ein Spion sei, hält Vona sich für den größten Opfer, da seine Partei davon betroffen sei.

Auf die Frage in Bezug auf die russische Annexion der Halbinsel Krim bemerkte der Parteichef, dass im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine den Ungarn nicht die Krim oder die Ostukraine von Interesse sei, sondern die ungarische Minderheit im Karpatenvorland. Da die ukrainische Regierung die ungarische Minderheit betreffend diskriminative Gesetze verabschiedete, nehme Jobbik an, dass Russland ein gewisses Gegengewicht in Bezug auf diesen Konflikt bedeuten könne.

Des Friedensvertrags von Trianon betreffend nannte er Großungarn eine historische Idee. Er formulierte:

„In der Realität streben wir für die ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern Autonomie an. Und das ist auch im europäischen Rahme absolut legitim.”

Gábor Vona bestätigte erneut: Jobbik kandidiere bei der Wahl alleine, in allen 106 Wahlkreisen würden sie Kandidaten haben. Er wiederholte auch, was er in der ungarischen Presse bereits mehrmals äußerte, wenn es  nach den Wahlen, nach der parlamentarischen Mathematik möglich werden würde, wäre er bereit, mit den zwei jungen Parteien, Momentum und LMP, Koalitionsverhandlungen zu führen.

Es klingt vielleicht hochnäsig. Aber ich bin die letzte Bastion der Demokratie in Ungarn.”-ergänzte er

Er hält Orbán für keinen Demokraten, ein Fazit, das nach sieben Regierungsjahren des Ministerpräsidenten geäußert werden könne. Laut Jobbik begrabe Orbán die Pressefreiheit, eliminiere die Unabhängigkeit der Regierungsorgane, das Privateigentum und die Freiheit der Unternehmen, er attackiere die NGOs, und die Autonomie der Universitäten.

„Es gibt keine Machtbalance mehr, keinen Gegenpol, der die Regierung einschränkt”-sagte er der „Die Presse”,

Vona sieht es so, dass dieses System auf Popularität basiere. Es ernährt sich davon, dass es die Gesellschaft bloß mit einem politischen Thema, der Migration in konstanter Angst versetze, in einer hysterischen Situation ausharren ließe. Aber in dem Moment, wenn diese Popularität schwinde, würde das System zusammenstürzen, da keine wirkliche effektive Regierungstätigkeit dahinter stehe.

„Die Presse” wollte auch wissen, in welcher Form der Oligarch Simicska Jobbik unterstütze. Vona lehnte es ausdrücklich ab, der Großunternehmer gebe seiner Partei kein Geld. Er gab hingegen zu, dass Jobbik in dem zum Simicska-Besitz gehörenden Medienimperium immer mehr Raum bekomme. Darüber, dass Orbán mit Simicska damals eine enge Freundschaft pflegte, und welche Mitteln der Großunternehmer gegen Orbán in der Kampagne einsetzen könnte, rätselte Vona ebenfalls.

Quelle: https://alfahir.hu/2017/12/27/vona_gabor_die_presse_interju_nepartosodas_orban_viktor_demokracia_jobbik_simicska_lajos?a

Das originale Interview finden Sie hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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