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Vor 72 Jahren begann die Vertreibung der Ungarndeutschen. Als am 19. Januar 1946 die selben Viehwaggons nach Deutschland losfuhren, die knapp zwei Jahre zuvor noch das deportierte Judentum transportiert hatten, lief die Hetzjagd seitens der Regierung und der Kommunisten in Ungarn auf das Ungarndeutschtum schon seit Monaten. Der Rundfunk, die Zeitungen und die Wochenschau berichteten tagtäglich darüber, wie sich die sowieso schon kollektiv als Nazis gebrandmarkten Schwaben zu Lasten der Ungarn bereicherten – so  müsse man sich ihrer also entledigen! Die größtenteils jede Grundlage vermissende, seitens der Ungarischen Kommunistischen Partei und der Nationalen Bauernpartei angestiftete Hetzkampagne fand in erster Linie in Kreisen des armen Agrarproletariats Widerhall, die darin eine Möglichkeit sahen, die gut bewirtschafteten Felder und hübsche Häuser der zu vertreibenden Deutschen zu ergattern. Der Verfasser des eigentlich epochale Bedeutung erlangten Werkes „Stumme(n) Revolution” (1937), Imre Kovács, veröffentlichte das im Titel genannte Zitat im Frühling 1945 in der Zeitung der Bauernpartei.

Die ungarische Regierung mit Kleinlandwirte-Mehrheit bat selbst darum, die in Ungarn lebenden Deutschen vertreiben zu können, und schuf damit einen schrecklichen Präzedenzfall für die gegen die erneut außerhalb der Staatsgrenzen zurückgebliebenen Ungarn aufzutreten geneigten benachbarten Staaten. „Nie wieder wird es eine solche Möglichkeit geben, die Deutschen loszuwerden!”- formulierte der Politiker der Kleinlandwirtepartei und Minister für Wiederaufbau der Tildy-Regierung,  József Antall sen., der Vater des späteren ungarischen Ministerpräsidenten József Antall (ja es handelt sich um József Antall sen., nach ihm hat Fidesz vor dem Parlament einen Kai benannt, und László Kövér formulierte diesbezüglich in einer Gesetzesvorlage: „für andere Völker offene Symbol der selbstlosen Freundschaft”). Gegen die Verordnung erhoben nur sehr wenige ihre Stimmen, letzendlich wurde sie mit großer Mehrheit vom Parlament verabschiedet. Die dazu gehörende, statt des nötigen Auftretens viel mehr Brutalität ermöglichende Verordnung der Durchführung wurde vom kommunistischen Innenminister Imre Nagy unterzeichnet. Paradoxer Weise hat Prag sowohl die Idee als auch die grobe Prozedur der Vertreibung für die Begründung der Aussiedlung des oberländischen Ungarntums benutzt.

Der Verlust der zur sowjetischen Zwangsarbeit „Malenkij Robot” zwischen 1944 und 1945 deportierten 32.000 Menschen und der 1946-47 vertriebenen 200.000 Ungarndeutschen traf unser Vaterland wirtschaftlich, sowie kulturell hart. Ihre Begabung, ihr Fleiß und Ausdauer, womit sie ihre engere Heimat aufblühen ließen, fehlt uns auch heute noch.

Unsere Familie hatte Glück. Die Schwaben von Wadkert (ung. Soltvadkert) waren Vorreiter im Prozess der Assimilation, so sind wir der Vertreibung entgangen, bei uns gab es außerdem auch keinen Volksbund (Volksbund der Deutschen in Ungarn -VDU- die Landesorganisation der Ungarndeutschen zwischen 1938 und 1945). Aber die älteren Menschen erinnern sich noch daran, wie die in den benachbarten Dörfern lebenden Verwandten und Bekannten ihr ganzes Leben in 60 kg-Bündeln packen mussten, um in überfüllten Viehwaggons auf Befehl der Machthaber den Weg in das zerbombte, dem Erdboden gleich gemachte Deutschland anzutreten –  das Leben spendende  Feld, das seit Generationen bewohnte Haus und das gemeinsame Vaterland zurücklassend. Ihrer gedenken wir heute.

István Szávay – Parlamentsabgeordneter der Jobbik-Partei

Quelle: https://www.jobbik.hu/hireink/emlekezes-nemetek-kitelepitesere

 

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