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Das italienische Mitte-rechts-Bündnis eroberte am vergangenen Sonntag, 24. Februar, auch Sardinien. Alle Regionalwahlen seit den Parlamentswahlen im März 2018 wurden für die Linke zu Niederlagen und zu Siegen der Rechten. Seit April des Vorjahres wurde die Lega von Matteo Salvini bei allen Wahlgängen zur stärksten Kraft im Mitte-rechts-Lager.

Die Linke, die bisher die Insel regierte, halbierte sich. Die Fünf-Sterne-Bewegung kann weiterhin bei Regionalwahlen nicht punkten. Bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr gewann sie auf der Insel 42,5 Prozent, am Sonntag waren es nur noch 11,2 Prozent. Die Rechte konnte im selben Zeitraum von 31 auf 52 Prozent zulegen.

Stärkste Kraft im rechten Lager wurde auf Anhieb die Lega, die erstmals auf der Insel kandidierte. Erst im vergangenen Jahr hatte Salvini die norditalienische Regionalpartei zur italienweiten Partei gemacht.

Zum neuen Regierungschef Sardiniens wurde in direkter Wahl der Spitzenkandidat von Mitte-rechts, der Jurist Christian Solinas vom „Partidu Sardu“ (Sardische Aktionspartei), gewählt, die mehr Selbstverwaltung für die Insel anstrebt. Die 1921 gegründete Partei gehörte immer dem linken Spektrum an, bis sie sich ab 2009 in die Mitte bewegte und unter Christian Solinas, seit 2015 Parteivorsitzender, im vergangenen Jahr ein Bündnis mit der Rechten einging.

Wegen dieser Zusammenarbeit mit der Lega wurde die Sardische Aktionspartei aus der „Europäischen Freien Allianz“ (EFA) ausgeschlossen, der verschiedene, meist ethnische Regionalparteien angehören. Mit der Toleranz haben es die Bunten allerdings nicht so, schließlich bildet die EFA im Europäischen Parlament eine Fraktion mit den Grünen.

Sardinien ist eine Region mit Sonderstatut. Die Sarden sehen sich halb als eigenes Volk und als ethnische Minderheit in Italien. Ihre Sprache gehört zu den romanischen Sprachen, wird aber weder den westromanischen noch den ostromanischen Sprachen zugerechnet. Im Norden der Insel gibt es eine katalanische und eine korsische Minderheit. Die Insel ist etwas größer als Niederösterreich, das Burgenland und Wien zusammen und hat 1,6 Millionen Einwohner.

Das sardische Nationalbewusstsein begann während des Ersten Weltkrieges in den Reihen der Frontkämpfer zu erwachen. 1921 wurde von Kriegsheimkehrern die „Sardische Aktionspartei“ gegründet. Sie erreichte bei Wahlen bis zu 40 Prozent der Stimmen, begrüßte die Unabhängigkeit Irlands, betonte aber, selbst nicht separatistisch zu sein. Bisher kam es aber nur zu einer unvollendeten Nationswerdung, wie das Fehlen einer sardischen Standardsprache zeigt. Dazu trug der Faschismus bei, der die Sardische Aktionspartei 1924 zerschlug, bis sie sich nach Mussolinis Absetzung 1943 neu konstituierte.

Die Nachkriegszeit war schwierig. Die Angst vor dem Separatismus brachte der Insel zwar eine Autonomie, die Partei wurde im Kalten Krieg aber zwischen den pro-amerikanischen Christdemokraten und den moskau-treuen Kommunisten aufgerieben. Erst 1981, als sie mit der Forderung nach „Indipendentzia“ einen separatistischen Kurs einschlug (Sardigna Natzione) gelang bei Wahlen ein Neuanfang. Zu einem bewaffneten Kampf im Ausmaß wie auf der Nachbarinsel Korsika kam es aber nie. In Sardinien ist alles etwas gemächlicher.

600 Jahre stand Sardinien unter phönizisch-punischem Einfluss, dann gehörte die Insel 700 Jahre zum Römischen Reich. Ab 455 folgten für 80 Jahre die germanischen Vandalen, während den Ostgoten und Langobarden die Eroberung der Insel nicht gelang. Die Byzantiner regierten dann 300 Jahre (534–827), von denen allerdings 200 Jahre durch ständige islamische Angriffe geprägt waren. Der für die Insel bis dahin zentrale Seehandel kam dadurch zum Erliegen, die Insel verarmte, die Siedlungen verlagerten sich von den Küsten ins Landesinnere. Ein langer Dornröschenschlaf setzte ein. Als 827 das byzantinische Karthago, von dem auch Sardinien verwaltet wurde, vom Islam überrollt wurde, brach eine wirksame Verbindung nach Konstantinopel ab. Die Insel blieb nominell byzantinisch und wurde offenbar von der Familie des letzten byzantinischen Statthalters regiert, war aber auf sich gestellt.

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