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14. Nochmals unter dem Messer

In der Operation unmittelbar nach meinem Unfall wurde meine Wirbelsäule im Rahmen einer sechsstündigen Operation mit einem Gestänge aus Titan ruhig gestellt. In den Tagen danach wurde mir dringend empfohlen, gleichzeitig eine Stabilisierung mit einer zementartigen Masse durchführen zu lassen. Dazu wird der Bauchraum völlig ausgeräumt, um den Zugang zur Wirbelsäule von vorne zu ermöglichen und die notwendigen „Zementierungsarbeiten” vornehmen zu können. An diesem Tag war zufällig mein Bruder Christian bei mir im Krankenzimmer. Er hatte vor einigen Jahren ein recht einschneidendes Erlebnis, als ihm im Krankenhaus dringend empfohlen wurde, eine Niere herausnehmen zu lassen, die nicht mehr funktionsfähig sei. Am Tag der angesetzten Operation teilte er den Ärzten mit, dass er daran kein Interesse habe, verließ das Krankenhaus und stellte seine Ernährung radikal um. Das ist viele Jahre her und seine Nieren arbeiten einwandfrei. Nun mag das als Zufall abgetan werden, trotzdem ist es mit Sicherheit so, dass Patienten auch Eigenverantwortung übernehmen müssen und auch schwierige Entscheidungen, nach Anhörung der Ärzte, letztendlich selbst treffen müssen.

Und genau das hat mir mein Bruder an diesem Tag auch empfohlen. Denn klar war, dass wenn diese Maßnahme an mir erst vollzogen sein würde, meine Wirbelsäule über einen sehr weiten Bereich steif bleiben würde. Ich hatte mir damals vorgenommen, durch hartes Training meinen Rücken so zu stärken, dass ich irgendwann auch ohne dieses Titangestänge auskommen würde. Zum damaligen Zeitpunkt war daran aber natürlich nicht zu denken. Trotzdem teilte ich meinen Ärzten mit, dass ich mich dieser Operation nicht unterziehen werde. Was damals für Kopfschütteln sorgte, ermöglichte es mir nur zwei Jahre später, an das Entfernen des Titangestänges in meinem Rücken zu denken. Auch hier warnten mich die Ärzte vor den doch erheblichen Risiken einer Operation, die an der Wirbelsäule durchgeführt wird. Ich war auch mehr als nervös, als ich wieder im Landeskrankenhaus Graz ankam, dort mein Zimmer bezog und auf meinen Operationstermin am nächsten Tag wartete. Ich habe noch meinen damaligen Zimmerkollegen in Erinnerung, der an einer Blutphobie laborierte und immer wieder im Zimmer bewusstlos wurde. Der arme Kerl litt sehr darunter, dass ich noch am selben Tag meiner Operation am Abend versuchte, vom Bett aufzustehen, was mir dann auch gelang. Nur war leider mein Krankenhausgewand im Bereich meines Rückens blutdurchtränkt, was nicht gerade zum Wohlbefinden meines Zimmerkollegen beigetragen und die eine oder andere Ohnmacht hervorgerufen hatte.

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