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Grossbritannien, Frankreich und BRD sind bereit den Krieg im Osten fortzusetzen Quelle: Bild Gestaltung UM

Die USA hatten den Krieg in der Ukraine geplant und vorbereitet, doch die Administration unter Trump 2.0 macht klar, die bisherige US-Funktion als grösster Sponsor des laufenden Ostfeldzuges noch vor der drohenden endgültigen Niederlage niederzulegen bzw. an Dritte abzugeben.

Alex Krainer: «Warum befindet sich
der Westen
im permanenten Krieg?»

 Von REDAKTION | Es scheint ein Widerspruch und nur schwer zu verstehen, warum sich NATO Mitglieder, wie Grossbritannien, Frankreich und Deutschland so willig bereit erklären, für die USA einzuspringen, um den Krieg gegen Russland künftig weiterzuführen und die exorbitanten Kriegskosten den USA einfach abzunehmen.

Alex Krainer erläutert im Interview durch Professor Glenn Diesen die Hintergründe und Kräfte, welche hinter den europäischen Kriegsparteien stehen und dabei sind, schädliche Interessen zu Lasten der Bevölkerungen Europas skrupellos umzusetzen!

Auszug aus dem Interview mit Alex Krainer durch Prof. Glenn
Diesen als Transkript in deutscher Übersetzung

06.03.2025: Alex Krainer im Interview durch Prof. Glenn Diesen | Quelle: Screenshot Youtube

Glenn Diesen: Hallo zusammen, ich hoffe, Sie haben einen guten Tag. Ich freue mich sehr, heute Alex Krainer, Marktanalyst und Autor sowie ehemaliger Hedgefonds-Manager, bei mir zu begrüssen. Hallo Alex, es ist toll, dass wir uns endlich sehen und ich freue mich Sie zu sprechen.

Alex Krainer: Danke, dass ich dabei sein darf. Glenn, es ist mir eine Ehre, bei Ihnen aufzutreten und ich grüße alle Ihre Zuschauer und Zuhörer.

Glenn Diesen: Einer der Hauptgründe, über die ich mit Ihnen sprechen möchte, sind grosse Veränderungen, die unsere Welt erfassen. Dennoch herrscht oftmals die Meinung vor, dass alles mehr oder weniger von Geopolitik, als von Geoökonomie beeinflusst würde. Doch wir sehen, dass die Rivalität unter den Großmächten heute zum grössten Teil durch die Wirtschaft definiert ist – vielmehr als militärische Macht.

Ich möchte Sie zur Zukunft des politischen Westens als Einheit befragen. Denn wir sehen, dass sich die Welt stark verändert und das manchmal ziemlich schnell und dramatisch. Dennoch scheint die Annahme vorzuherrschen, dass die Bedingungen der Gegenwart irgendwie von Dauer wären, als ob sich die Dinge nicht verändern könnten.

 Ich denke, die Einheit des politischen Westens wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter recht einzigartigen Bedingungen begründet. Es wurde nicht unbedingt ein stabiles Konstrukt. Es herrschen zu unterschiedliche Interessen. Die Einheit basierte auf einer einzigartigen internationalen Machtverteilung. Im Jahr 2021 habe ich sogar ein Buch darüber veröffentlicht. Es hieß „Europa als westliche Halbinsel Groß-Eurasiens – geoökonomische Regionen in einer multipolaren Welt“. Das Buch beschreibt, dass es Europa schwerfallen würde, sich an Multipolarität anzupassen und dass die kollektive Hegemonie des Westens unter derartigen Bedingungen nicht mehr funktionieren werde.

Zum damaligen Zeitpunkt war es natürlich schwierig, die These aufzustellen, dass es zu großen Veränderungen kommen werde, welche die USA und Russland entzweien und Europa selbst fragmentieren könnten. Doch es scheint, dass wir uns jetzt in diese Richtung bewegen. Ich frage mich also, wie Sie dies vor dem Hintergrund Ihrer wirtschaftlichen Erfahrung und Ihrer geostrategischen Analysen sehen: Was wird Ihrer Meinung nach in dieser Phase mit dem Westen geschehen? Können Sie die Fragmentierung erklären, die wir heute erleben?

Alex Krainer: Nun, ich möchte das von zwei Seiten angehen: Zum einen will ich mir die Auflösung der Ordnung nach dem Zweiten Weltkrieg vornehmen, von der man uns glauben machen wollte, dass sie vermeintlich von Dauer wäre. Besagte Ordnung hatte zu einem unipolaren Moment geführt, worüber man ermutigt wurde, von einem Ende der Geschichte auszugehen. Denn bis dahin schien alles perfekt, sodass es für immer so bleiben sollte. Aber ich denke, dass es in dieser Ordnung etwas Inkohärentes gab:

Besagte Ordnung war von Natur aus instabil und ich denke, sie zerbröckelt jetzt unter dem Gewicht ihrer eigenen Widersprüche!

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Welt – gemäss dem Bündnis, das sich durchsetzte – in das Bündnis der Sowjetunion, der westlichen Nationen und der Vereinigten Staaten aufgeteilt. Aber dann trieben die Briten aus Gründen, die schwer nachzuvollziehen sind, einen Keil in dieses Bündnis. Soweit ich weiß, war Winston Churchills Fulton-Rede im Jahr 1946 in Anwesenheit von Präsident Harry Truman der erste ausdrückliche Beweis dafür: In dieser Rede sagte er wörtlich, dass die Sowjetunion sich zum Feind des Westens gewandelt hätte. Dieselbe Sowjetunion, welche nur wenige Monate zuvor Nazi-Deutschland endgültig besiegt hatte. Drei Jahre darauf wurde die NATO gegründet. Danach kam es zur langsamen und steten Eskalation des Kalten Krieges, bis die Sowjetunion schließlich zu existieren aufhörte.

Zuvor bildeten sich zwei Blöcke: der Westblock und der Ostblock – der demokratische kapitalistische Block und der autokratische kommunistische Block!

Dann, im Jahr 1991, brach die Sowjetunion zusammen, ebenso wie die meisten anderen sozialistischen Länder des Warschauer Pakts. Damit war auch die ideologische Dimension dieser Teilung des Kalten Krieges nicht mehr vorhanden. Dennoch löste sich das NATO-Bündnis nicht auf, sondern erklärte nur seinen Sieg.

Die NATO bewegte sich weiter gegen Russland. Damit wurde eine Eskalation in Richtung eines Kalten Krieges 2.0 eingeleitet. Und inzwischen haben wir uns einen echten und heißen Stellvertreterkrieg eingehandelt, der zum Dritten oder Vierten Weltkrieg eskalieren könnte – je nachdem, welche Zahl gerade dafür passend wäre.

Ich denke, es war dieser Widerspruch, diese künstliche Teilung, die aufgezwungen erschien und nach der sich der Westen Russland entgegenstellte. Selbst nachdem die ideologischen Gründe für diese Teilung verschwunden waren, blieb die Teilung aufrecht und der Antagonismus zwischen Ost und West wirkte weiter.

Was mich betrifft, so bin ich in einem der Länder aufgewachsen, die dieses Schicksal erlitten, nämlich im ehemaligen Jugoslawien. Es war auch ein sozialistisches Land unter der Herrschaft einer kommunistischen Einheitspartei. Nach den frühen 90er Jahren brach diese ganze sozialistische Welt zusammen. In dieser Zeit erlebten wir Erbfolgekriege. Nachfolgend konnte ich nicht begreifen, warum all das passierte und wie es dazu gekommen war: Welche ultimativen Kräfte und treibenden Grundprinzipien standen hinter all dem? Ich habe fast ein Leben lang gebraucht, um das herauszufinden. Dabei erweckten das Banken- und Finanzsystem meine besondere Aufmerksamkeit:

Ich glaube, dass der Hauptsitz desselben nach wie vor die City of London ist und es mehr und weniger Satelliten gibt, die sich in Paris, an der Wall Street, in Frankfurt, Rom oder Tokio befinden.

Ich versuchte, herauszufinden, was dieses aggressive Verhalten verursachte. Was bringt den Westen – angeblich alles liberale Demokratien – dazu, sich immerzu in Kriege verwickeln zu lassen? Natürlich nicht alle: Dänemark vielleicht nicht so sehr oder auch Österreich, aber insbesondere die anglo-angloamerikanische Achse:

Warum befinden sie sich dauerhaft im Krieg?

Die empirischen Daten zeigen, dass die Vereinigten Staaten im Zeitraum von 1946 bis heute mehr als 80% aller internationalen militärischen Konflikte in der Welt lostraten. Das geschah nach dem Zweiten Weltkrieg. Aber die US-Bürger stimmen immer gegen Kriege. Sie stimmen immer für Kandidaten, die ihnen Frieden versprechen und kein „Nation-Building“ [im Ausland] verfolgen. Trotzdem haben sie immer mehr Kriege geführt. Was ist der Grund dafür?

Ich denke, der Grund lässt sich in einem Wort zusammenfassen: „Kredit-Sicherheiten!“ Das hängt mit unseren Finanzsystemen zusammen, die wir heute in den meisten Ländern der Welt finden, wo Geld fast nur in Form von Schulden in Umlauf gebracht wird. Das bedeutet:

Keine Schulden – kein Geld!

Damit die Banken Schulden ausgeben können, benötigen sie [Kredit-]Sicherheiten. Man hat immer stets eine [Kredit-]Sicherheit zu liefern, auf deren Grundlage eine Bank ihren Kredit ausgeben kann. Das ist der einzige Weg. Ich denke, dass 97% des im Umlauf befindlichen Geldes, durch derartige Kreditwirtschaft geschaffen sind.

Zugleich stehen man dann vor dem nächsten Problem, nämlich dass nur der Darlehensbetrag per se in Umlauf kommt. Doch er muss mit Zinsen zurückgezahlt werden. Nehmen wir also an, man kauft ein Haus gegen ein typisches Darlehen – z.B. für eine halbe Million Euro. Während der Laufzeit dieses Darlehens hat man etwa das Doppelte des [Darlehens]Betrages zurückzahlen. Das bedeutet: Falls man eine halbe Million auslieh, müsste man eine volle Million zurückzahlen. Die andere Hälfte dieser Million würde erst in Umlauf gekommen, nachdem man sie verdient hätte. Wie könnte man sie verdienen? Die einzige Möglichkeit an solches Geld [für Zinsen] heranzukommen, entstünde, indem auch andere Menschen einen Kredit aufgenommen hätten, wodurch dieses Geld in Umlauf kam. Man hat dieses Geld [für die Zinsen] durch Transaktionen aufzubringen, um den eigenen Kredit zurückzuzahlen. Dieses System ist defacto ein Schneeballsystem, indem es immer weiterwachsen muss, um stabil zu bleiben:

Es müssen immer mehr an Kredit-Sicherheiten in das System eingebracht werden, um mehr an Krediten ziehen bzw. alle bestehenden Kredite ausgeben zu können!

Aber was passiert in einem geschlossenen Wirtschaftssystem, falls es irgendwann mit Schulden gesättigt ist? Wenn es keine weiteren Kredit-Sicherheiten mehr im System gibt? So könnte man nur noch begrenzt, doch nicht mehr unbegrenzt Schulden produzieren. Das schafft dann die Versuchung, Kredit-Sicherheiten im Ausland zu suchen:

Das Herrschaftssystem, welches sich um ein solches Währungssystem herum gebildet hat, schafft sehr starke Anreize, Kolonialisierung betreiben zu lassen!

Es bedeutet, sich anderen [ausländischen] Ländern zuzuwenden, um sie zu unterwerfen und ihre Ressourcen als Kredit-Sicherheit herzunehmen. Das bedeutet: Am Ende muss man entweder den politischen Prozess in jenem [ausländischen] Land kontrollieren: Man muss die Präsidenten, Premierminister, Militärs, die Geheimpolizei und all das kontrollieren oder:

Man muss sie militärisch unterwerfen bzw. erobern!

Nur dann könnten die Bankinstitute z.B. sagen:

„Okay, Saudi-Arabien hat all dieses Öl – nun, wir werden unsere Unternehmen entsenden, um diese Ressourcen zu erschließen. Auf diese Weise werden es unsere Banken sein, die diese Erschließung finanzieren!“

Das bedeutet im Grunde, dass Ressourcen, die sich im Ausland befinden – z.B. in Saudi-Arabien oder Südamerika oder Russland oder in Kasachstan, wo auch immer – zur Kredit-Sicherheit herangezogen werden, auf deren Grundlage die betreffenden inländischen Banken die Kredite ihrer eigenen Kunden bedienen.

Ein Teil dieser Gleichung kann man ausmachen, weil er sichtbar ist: Wir nehmen große globale Unternehmen wahr, wie z.B. BP, Shell, Exxon, KBR oder Halliburton und/oder Hunderte dieser ausländischen Unternehmen, die ins Ausland gehen, um dort Ressourcen zu erschließen. Aber der Teil, den wir nicht sehen, ist jener größte Teil des Reichtums, der aus diesen effektiven Kolonien gewonnen wird und tatsächlich an die Bankenzentren im Westen abfliessen:

Nach Paris, London oder an die Wall Street etc. Das gesamte System jener Anreize unseres Herrschaftssystems stammt von dort her – auf diese Art läuft es im Westen!

Es hat die westliche Zivilisation geprägt und reicht je nachdem, von welcher Seite man es betrachten möchte, 500 oder 600 Jahre zurück oder man könnte es sogar bis zu den alten Griechen zurückverfolgen. Dasselbe Prinzip machte Griechenland zum Imperium. Nachdem griechische Bankiers nach Rom wechselten, hat dieses System Rom zum Imperium gemacht. Schliesslich tauchte es im Mittelalter auch in Venedig auf und führte zum lombardischen Banksystem. Dann wanderten die venezianischen Bankiers nach Amsterdam aus, was zum niederländischen Reich führte. Von dort aus zogen sie nach London weiter, was zum britischen Empire führte, welches im Gegensatz zu dem, was heute in der Schule gelehrt wird…

… noch sehr lebendig ist und immer noch um sich schlägt!

Ich denke, dass dies heute immer deutlicher wird. Denn man kann in der gegenwärtigen Episode zur Ukraine erkennen, dass sich die Vereinigten Staaten zurückgezogen haben und London direkt in die Rolle zur Unterstützung der Ukraine geschlüpft ist. Bevor ich zum Schluss komme: Das heutige Imperium ist sozusagen eine Art wiederbelebte Reinkarnation des britischen Imperiums.

Der geopolitische Imperativ des britischen Imperiums leitet sich daraus ab, die Hegemonie über die eurasische Landmasse innezuhalten. Dies deckt sich mit der These, welche [Sir] Halford Mackinder bereits vor mehr als einem Jahrhundert aufgestellt hatte: Sie zielte darauf ab, die Entstehung eines landgestützten Imperiums zu verhindern, was zur damaligen Zeit schon gegen Russland gerichtet war. In dem von Mackinder verfassten Aufsatz von 1904 wurde dieses Gebiet als geografischer „Dreh- und Angelpunkt der Welt“ bezeichnet. Später formulierte er es in seiner „Herzland-Theorie“ neu. Und so weiss man, woher das kommt:

Wer Osteuropa kontrolliert, kontrolliert das Herzland. Wer das Festland kontrolliert, kontrolliert die Weltinsel, welches der eurasischen Landmasse entspricht. Und wer die Weltinsel kontrolliert, kontrolliert die Welt!

Um noch einmal darauf zurückzukommen: Die Kontrolle über Osteuropa hatte seit Anfang des 20. Jahrhunderts und früher für das britische Empire entscheidende Bedeutung. Im Vorfeld des Ersten [und des Zweiten] Weltkriegs bestand die Idee, Deutschland als regionalen Hegemonen aufzubauen, um Mittel- und Osteuropa zu kontrollieren und darüber das Kernland und die Weltinsel zu beherrschen. Doch diese Strategie scheiterte. Jetzt besteht der „Plan B“ darin, die Ukraine als regionalen Hegemonen zu nutzen, um Osteuropa zu kontrollieren und damit Russland zu zerschlagen und so das Kernland und die Weltinsel zu kontrollieren.

In der Zwischenzeit erleben wir das Scheitern dieses zweiten Versuchs, aber man kann davon ausgehen, dass sie nicht so leicht aufgeben werden:

Wenn sie mit dem Kampf bis zum „letzten Ukrainer“ fertig sind, werden sie versuchen, auch bis zum letzten Rumänen, Bulgaren, Tschechen, Ungarn, Polen und Esten kämpfen zu lassen!

Glenn Diesen: Es ist interessant, dass die Menschen nicht erkennen, wie zentral diese Mackinder- „Herzland-Theorie“ tatsächlich ist. Wenn man die strategischen Dokumente der Vereinigten Staaten während des Kalten Krieges durchgeht, taucht immer wieder das „Eurasian Heartland“ auf:

Um sicherzustellen, dass keine andere mächtige Hegemonialmacht oder Gruppe von Staaten zu kooperieren beginnt, was zunächst die Briten, aber dann natürlich auch die Vereinigten Staaten herausfordern würde!

Auch nach dem Kalten Krieg, als die Wolfowitz-Doktrin herauskam: In diesem Dokument Anfang 1992, als sie sich für die hegemoniale unipolare Welt [-Ordnung] und wie man sie aufrechterhalten könnte, stark machten – selbst darin beziehen sie sich auf diese Herzland-Theorie. Es bedeutete, sicherzustellen, dass dem Heartland nichts passierte und es sich in NATO-Gebiete zu verwandeln hätte.

Das ist interessant, weil dieser geografische Dreh- und Angelpunkt der Geschichte eine Idee ist, die sich wirklich so lange halten konnte. Aber wie wir jetzt in Bezug auf die Briten in der Geschichte sehen:

Es ging darum, die Deutschen und die Russen auseinanderzuhalten, weil diese beiden Kraftzentren in Europa zusammen ein dominantes Machtzentrum bilden würden.

Es war eine Art Witz, dass die Briten der EU beigetreten sind, um in die Lage zu kommen, die EU nie funktional werden zu lassen und einen Keil in sie zu treiben. Aber es scheint nicht ganz auf das zuzutreffen, was jetzt gerade abläuft: Denn Russland, wie im ersten Krimkrieg in den 1850er Jahren wieder nach Asien zurückzudrängen, bedeutete [damals], Russland wirtschaftlich zurückzuwerfen und bedeutungslos zu machen. Aber heutzutage bedeutet Russland nach Asien zu drängen, es China in die Arme zu treiben, welches kein zweites Deutschland darstellt, sondern mehr. Es ist ein Deutschland auf Steroiden in der Welt – China ist eine riesige Wirtschaftsmacht. Ich meine, inzwischen verschiebt sich die Welt, nachdem die Russen und Chinesen zusammenarbeiten.

Wie könnte die Europäische Union da noch mithalten? Schlüsseltechnologien, wichtige Transportkorridore, Banken, Währungen – alles, was fast ein vollständiges Monopol des kollektiven Westens war, ging mittlerweile verloren. Wie werden die Europäer im Vergleich zu den Amerikanern wohl auf diese neue Weltordnung reagieren, die Gestalt annimmt?

Alex Krainer: Nun, ich denke, man hängt fest, es sei denn, die Führung in den europäischen Schlüsselmächten würde radikal ausgetauscht. Damit meine ich, dass Deutschland wahrscheinlich eine Regierung bekommen würde, die von der AfD dominiert wäre, welche bereits angekündigt hat, dass sie aus der NATO und der Europäischen Union austreten wollte. Ähnliche Regierungen würden in anderen Ländern, insbesondere in Frankreich, an die Macht kommen müssen.

Wenn wir auf Mackinders Theorie zurückkommen, haben Sie vollkommen recht: Sie ist immer noch sehr präsent. Sie hat die Geopolitik wirklich bestimmt, wie wir heute beobachten können:

In den 1930er Jahren verfolgten die Briten ihr geopolitisches Konzept der «Drei-Blöcke-Welt»: Ihr Konzept der «Drei-Blöcke-Welt» mit ihrer Politik gegenüber Deutschland leitete sich daraus ab.

Sie hatten eine „Sieben-Punkte-Politik“, die sie Hitlers Regierung übermittelten. Ab 1937 teilten sie der deutschen Regierung auch ihr «Drei-Blöcke-Konzept» mit. Demnach sollte die Welt im Wesentlichen in drei grundlegende Zonen unterteilt werden:

  • Die euro-atlantische Zone – von Großbritannien in Partnerschaft mit den USA dominiert
  • Die Europa [Zone von Grossbritannien] in Allianz mit Deutschland dominiert
  • Die Ostasien [Zone von Grossbritannien] in Allianz mit Japan dominiert.

Dieses Konzept wurde dann praktisch auf die US-Außenpolitik übertragen.

Aufgrund des «Drei-Blöcke-Konzepts» wird die Trilaterale Kommission als «trilateral» bezeichnet. Sie wurde von Zbigniew Brzezinsky und Henry Kissinger geschaffen.

Die Idee Mackinders, die eurasische Landmasse zu dominieren, wurde auch von Kissinger und Brzezinsky weiterbetrieben. Das letzte Mal, als ich dies in einer außenpolitischen Diskussion explizit formuliert hörte, geschah das durch den Unterstaatssekretär für europäische und eurasische Angelegenheiten unter Trump – sein Name ist Wess Mitchell, der Victoria Nuland in dieser Position abgelöst hatte – der dem Ausschuss für auswärtige Beziehungen des US-Senats ein Briefing gab. Er sagte ausdrücklich, dass die oberste Priorität des außenpolitischen Konzepts der Administration darin bestehe, die Vorherrschaft der USA über den eurasischen Kontinent aufrechtzuerhalten und dass sie sehr eng mit ihrem Verbündeten, dem Vereinigten Königreich, zusammenarbeiten wollten. Das ist also aktenkundig aus dem Jahr 2019 und geschah im letzten Jahr der ersten Amtszeit von Donald Trump!

Aber ich denke, dass sich das jetzt geändert hat. Ich gehe davon aus, dass die Trump-Administration in Bezug auf die US-Außenpolitik eine radikale Wendung vollzogen hat:

Ich denke, das Scheitern in der Ukraine ist einer der Gründe dafür!

Nicht unbedingt, dass das Scheitern sie davon abgebrachte. Aber ich denke, was das Scheitern in der Ukraine aufgedeckt hat, das war die seit Langem verdeckte Strategie. Viele dachten, es ginge um die Verteidigung der Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg – in Bezug auf Freiheit, Demokratie, Souveränität und Unverletzlichkeit von Grenzen und dergleichen.

Staatssekretär Marco Rubio sagte bei seiner Anhörung zur Bestätigung vor dem Kongress ausdrücklich, dass …:

… die Nachkriegsordnung mehr als überholt sei und dass sie jetzt als Waffe gegen die Vereinigten Staaten eingesetzt werde!

Ich denke, diese Aussage hätte viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn sie ist – meiner Meinung nach – absolut spektakulär! Marco Rubio hat sich das nicht selbst ausgedacht. Es ist die Position der Trump-Administration. Es stellt eine radikale Abkehr von der Nachkriegsordnung, wie wir sie kennen, dar. Wir bewegen uns jetzt auf völlig unbekanntem Terrain. Die Entwicklungen, die wir künftig erwarten, werden sich sehr stark von der Welt unterscheiden, wie wir sie bisher kennen.

Glenn Diesen: Wie interpretieren Sie Marco Rubios Äußerungen, dass die Nachkriegsordnung gegen die Vereinigten Staaten eingesetzt werde, nachdem diese jedoch bisher als Grundlage ihrer Dominanz erachtet wurde?

 

Alex Krainer: Nun, Sie wissen, dass diese Dominanz einen sehr, sehr hohen Preis hatte. Für alle, die alt genug sind, um sich an den Film Mad Max 3 zu erinnern: Da gab es diesen Master Blaster Combo, der aus einem großen, dummen Muskelprotz bestand, auf dessen Rücken ein kleiner, altersschwacher Zwerg ritt und ihm befahl, was er alles zu zerstören habe. Das ist für mich die perfekte Metapher für die besondere Beziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten hatten die ganze Schwerstarbeit, Kämpfe sowie Finanzierung des Imperiums zu leisten und die Militärstützpunkte auf der ganzen Welt zu enormen Kosten und Lasten des amerikanischen Volkes – des US-Steuerzahlers – zu tragen:

Das hat den amerikanischen Wohlstand weitgehend aufgebraucht. Es hat die USA militärisch geschwächt – es hat sie sozial geschwächt – es hat sie sogar weltweit politisch und diplomatisch geschwächt!

Aber es gab sicherlich – nennen wir es – eine Unternehmens- und Banken-Elite, die enorm davon profitiert hat. Doch nicht das Land als Ganzes. Dieses hat nur einen massiven Schuldenberg geerbt: Die USA werden es aufgrund all dessen sehr schwer haben, das zu bewältigen. Die Kosten für die Aufrechterhaltung des Imperiums steigen und steigen und steigen… Aber nur ein sehr kleiner Teil der Gesellschaft profitiert davon. Die meisten Nutznießer leben nicht in den Vereinigten Staaten bzw. nicht einmal in Europa oder im Vereinigten Königreich.

Ein plakatives Beispiel geben die Kosten zur Aufrechterhaltung des Empire ab: Für rund 900 US-Militärstützpunkte auf der ganzen Welt, die nicht dazu da sind, Freiheit und Demokratie diesen Ländern zu bescheren, sondern vielmehr dafür zu sorgen haben, dass…:

… die Verträge zur Ausbeutung der natürlichen Reichtümer dieser Länder an westliche Unternehmen bzw. an Kunden westlicher Bankinstitute, des IWF, der Weltbank oder anderer privater Bankinstitute gehen!

Man erkennt zudem sehr deutlich am Beispiel des Ukraine-Konflikts, dass die Hauptnutznießer des Ukraine-Krieges europäische Mächte sind, allen voran Großbritannien, das sehr darauf bedacht scheint, die Vereinigten Staaten weiter zu involvieren. Denn ohne die Vereinigten Staaten, wie Boris Johnson kürzlich in einem Interview sagte, wird kein einziger Penny all dieser Gewinne aus der Ukraine in den Westen abfließen.

Das würde bedeuten, dass die Vereinigten Staaten die Ukraine weiterhin zu finanzieren und ihr militärische Unterstützung zu leisten hätten. Was würde es bedeuten, der Ukraine die Sicherheit zu garantieren?

Es bedeutete, ggfs. in einen Krieg mit Russland zu geraten, falls Russland westliche Interessen in der Ukraine angreifen würde!

Der Nutzen für die Vereinigten Staaten ist nur zweifelhaft. Der USA wird ein Geschäft mit Seltenerd-Mineralien in Aussicht gestellt, welches einen Wert von 500 Milliarden Dollar haben soll. Diese Zahl stammt von Wladimir Selenskyj. Es ist jedoch fraglich, ob diese Mineralien in dem Teil der Ukraine, der noch von Kiew kontrolliert wird, überhaupt lagern. Andererseits könnten die Vereinigten Staaten in einen Atomkrieg mit Russland verwickelt werden. Es ist ein perfektes Beispiel dafür, welche Vorteile es für die Vereinigten Staaten haben könnte, Weltpolizist zu spielen, im Verhältnis zu den Risiken und Kosten, die sich aus dieser Rolle ergeben. So konnte im Weißen Haus unter Trump folgende Denkrichtung aufkommen:

„Die Ukraine hat also Ressourcen im Wert von schätzungsweise 12 Billionen. Der Großteil davon wird bereits von russischer Seite kontrolliert. Die Briten und die Europäer wollen unbedingt die Kontrolle über diese behalten und was von der Ukraine noch übrig ist, aber sie brauchen uns [die USA], um Sicherheitsgarantien zu erhalten. Andererseits verfügt Russland über einen geschätzten Ressourcenreichtum von 75 bis 90 Billionen Dollar, den es uns zur gemeinsamen Erschließung mit kostenloser Sicherheit anbietet. Denn die Russen können das anbieten, weil sie über eine eskalierende Dominanz in der Region verfügen. Es besteht also keine Gefahr, in das Szenario eines Dritten Weltkriegs oder einer nuklearen Konfrontation hineingezogen zu werden. Es gibt in Russland eine viel größere Vermögensbasis, die gemeinsam entwickelt werden kann, ohne die ukrainische Regierung weiter finanzieren zu müssen!“

Die Kosten-Nutzen-Analyse zwischen diesen beiden Optionen ist so offensichtlich, dass es meiner Meinung nach klar ist, dass die Trump-Administration die Europäer und Briten sich selbst überlassen wird und sich aller Voraussicht mit Russland verbünden werden. Das sollte nicht seltsam klingen, weil, wie Sie eingangs sagten:

Politische Vereinbarungen nicht für die Ewigkeit geschaffen sind, doch sich ändern können!

Obwohl wir jahrzehntelang einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, wonach Russland und Putin vermeintlich nur zu den Schlimmen und Bösen zählten.

Die Vereinigten Staaten unterhielten über weite Strecken des 19. Jahrhunderts ein Bündnis mit einer sehr engen Freundschaft zu Russland. Tatsächlich würden die Vereinigten Staaten heute wahrscheinlich gar nicht existieren, wenn es Russland nicht gegeben hätte:

Denn, es war die russische Intervention während des Bürgerkriegs in den Vereinigten Staaten im Jahr 1863, die Lincoln half, die Union, die von Paris und London auseinandergerissen werden sollte, zu bewahren!

[…]

***

Transkript-Erstellung und Übersetzung: UNSER MITTELEUROPA

Das Interview auf Englisch als Video in ganzer Länge auf Englisch: Hier



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Von Redaktion

2 Gedanken zu „Wie der transnationale Komplex in London die Kriegstreiber Europas für sich nützt“
  1. Dieses Interview ist mir sehr einleuchtend, es sind viele Fakten die stimmen. Es sind die Banken die alles in der Hand haben. Politiker sind auch nur ihre Marionetten, in der Westlichen Welt.1937 hatte die Deutsche Regierung das Schmutzige Spiel der Böcke nicht mitgemacht, deswegen der Krieg gegen Deutschland. Die Haupt Nutznießer aller Kriege seit 1870 wahren die Rothschild Bänker wie auch der IWF. das auch zu Rothschild gehört. Ach wie gut das niemand weiß, das ich Rotschild heiß.

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