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Ex-Präsident Rodrigo Duterte (re) und Salvador Medialdea auf dem Flug zum ICC | Quelle: Senator Bong Go, Public domain, via Wikimedia Commons

Der atlantische Hegemon steht mit dem Rücken zur Wand. Seine Kriegsfraktion setzt alles auf eine Karte und verfolgt gegen Russland, Iran und China eine Drei-Fronten-Kriegspolitik. Staatsvertreter, die den Plänen im Wege stehen oder die Kriegspläne gefährden, werden auch gewaltsam ausgeschaltet. Rodrigo Duterte aus den Philippinen war ihr letztes Opfer.

Der philippinische Ex-Präsident Rodrigu Duterte
und sein Klan gefährdeten die atlantischen Kriegspläne in Fernost

Von REDAKTION | Rodrigo Duterte (79), der von 2016 bis 2022 als Präsident die 115 Millionen Einwohner der Philippinen regierte, wurde am 11. März 2025 unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Hongkong in Manila festgenommen. Der Haftbefehl war von Interpol, auf Ersuchen des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in den Niederlanden, ausgestellt worden. Der vormalige philippinische Staatschef wird vom IStGH für vermeintliche „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ im Zuge seines landesweiten Krieges gegen transnationale Drogen- & Bandenkriminalität für die hohe Effizienz der Aktion verantwortlich gemacht. Nach seiner Festnahme wurde Duterte zur Villamor Air Base gebracht und einen Tag später mit einem Gulfstream G550 Jet, der vom Büro des Präsidenten der Philippinen geleast worden war, an den IStGH, mit Sitz in Den Haag, ausgeliefert, wo er seinen (Schau-)Prozess erwartet, falls er das noch erleben wird.

Ein Schicksal, wie Slobodan Milošević, der zuletzt Präsident der Bundesrepublik Yugoslawien war, scheint auch für den vormaligen Präsidenten der Philippinen vorgesehen: Am Morgen des 11. März 2006 wurde der damals 64-jährige Milošević in seiner Zelle in der United Nations Detention Unit in Den Haag tot aufgefunden. Sieben Jahre zuvor, am 22. März 1999 hatte NATO ihren völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen BR Yugoslawien gestartet, der in der Bombardierung von Belgrad, wie auch im vorsätzlichen Angriff auf die chinesische Botschaft, gipfelte.

Die maximale Amtszeit eines philippinischen Präsidenten ist auf eine Amtsperiode und sechs Jahre begrenzt. So war im Jahr 2022 das Präsidentenamt an Ferdinand Marcos jr., den Sohn des pro-amerikanischen Diktators, der 1986 ins Exil nach Hawaii flüchten musste, übergegangen. Ferdinand Marcos sen. [1917 – 1989] hatte einen der mächtigsten politischen Familien-Klans der Philippinen begründet. Doch Rodrigo Duterte begründete einen zweiten, nahezu gleich mächtigen Klan.

Um einem Streit der beiden Familien-Klans zu vermeiden, wurde für den Wahlkampf 2022 nach Ende der Amtszeit von Rodrigo Duterte vereinbart, dass Marcos jun. mit Dutertes Tochter Sara als Vizepräsidentin antreten werde. Politische Analysten führen inzwischen die bevorstehenden Parlamentswahlen im Mai 2025 auf den Philippinen als Grund dafür an, dass Marcos jr. dieses Arrangement inzwischen als überholt betrachtet haben dürfte. Er scheint davon auszugehen, dass mit der politisch zweitwichtigsten Familie des Inselstaates kein Bündnis mehr nötig sei. Zuvor schon geriet er mit dem Duterte-Klan in Konflikt, nachdem er nach dem Wahlsieg im Jahr 2022 Sarah Duterte nicht das gewünschte Ministerium für Verteidigung, sondern nur das für Bildung zugeteilt hatte.

Bisher gingen Beobachter davon aus, dass Sara Duterte im Jahr 2028 für das Präsidentenamt kandidieren werde, nachdem Marcos jr. aufgrund der Eine-Amtszeit-Regelung des Landes, nicht mehr für eine weitere Amtszeit antreten darf. Doch auch Sara Duterte stiess inzwischen plötzlich und unerwartet auf massive juristische Hindernisse der anderen Art:

Im Februar beantragte das philippinische Repräsentantenhaus die Amtsenthebung von Sara Duterte aufgrund von Vorwürfen, die Drohungen gegen Marcos jr., Korruption und das Versäumnis, vermeintliche chinesische Aggression gegen philippinische Streitkräfte im Südchinesischen Meer anzuprangern, umfassen.

Die Fehde zwischen den Familien droht die Zwischenwahlen im kommenden Mai, bei denen die Mitglieder des Senats gewählt werden, zu überschatten. Sie werden darüber entscheiden, ob Sara Duterte als Vizepräsidentin abgesetzt und ggfs. dauerhaft von der Kandidatur für ein politisches Amt ausgeschlossen bleiben werde. Rodrigo Duterte hat noch vor seiner Verhaftung seine Rückkehr in das Bürgermeister-Amt von Davao, das derzeit von seinem Sohn Sebastian bekleidet wird, angemeldet.

Schon als Bürgermeister von Davao City seit 1988 – noch vor seiner Präsidentschaft – hatte sich Rodrigo Duterte im Kampf gegen die transnationale Drogenkriminalität und landesweite Drogenmafia vor Ort auch international einen Namen gemacht: Während seiner Amtszeit als Bürgermeister erlebte Davao City grossen wirtschaftlichen Aufschwung und einen drastischen Rückgang der Kriminalität, nachdem die Stadt vor 1988 noch ein von Konflikten zerrüttetes Gebiet gewesen war. Heute gilt Davao als eine der sichersten Städte des Landes und wurde in den Jahren 1998, 1999, 2013 und 2014 als „kinderfreundlichste Stadt der Kategorie hoch urbanisiert“ ausgezeichnet.

Während seiner ersten 100 Tage im Amt als 16. Präsident der Philippinen startete Rodrigo Duterte:

  • Maßnahmen gegen illegale Drogenbanden & transnationale Drogenkriminalität,
  • Bemühungen um Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit Aufständischen,
  • Erlass einer Durchführungsverordnung zur Informationsfreiheit,
  • Erlass umfassender Steuerreformpläne,
  • Straffung der Administration,
  • Einführung landesweiter Rettungs- und Beschwerde-Hotlines 911 bzw. 8888,
  • Einrichtung eines One-Stop-Service-Centers für im Ausland arbeitende Philippinos,
  • Erhöhung der Zahlungen an Soldaten und Polizeikräfte.

Dutertes sozioökonomische Politik, führte neben Steuerreformen, Infrastrukturentwicklung, Sozialschutzprogrammen und andere Maßnahmen zur Förderung des Wirtschaftswachstums und der sozialen Entwicklung im Land. Finanzminister Carlos Dominguez III formulierte, dass die Regierung eine, wie er es beschrieb, „kühne“ Wirtschaftsstrategie verfolge, damit die Philippinen bis 2022 „zu ihren dynamischeren Nachbarn aufschließen“ und innerhalb einer Generation den Status eines Hochlohnlandes erreichen könnten. Der Begriff „DuterteNomics“ wurde geprägt, um die herausragende Wirtschaftspolitik der Regierung Duterte prägnant zu beschreiben.

Duterte leitete auch liberale Wirtschaftsreformen ein, um ausländische Investoren anzuziehen. Im März 2022 unterzeichnete er das Republikgesetz Nr. 11647, welches das Gesetz ausländischer Investitionen von 1991 änderte und die Beschränkungen für ausländische Investitionen effektiv lockerte, indem es Ausländern erlaubte, bis zu 100% des Kapitals in lokale Unternehmen zu investieren. Er unterzeichnete das Republikgesetz Nr. 11659, welches das 85 Jahre alte Gesetz zum öffentlichen Dienst ablöste und ausländischen Unternehmen die vollständige Eigentümerschaft an öffentlichen Dienstleistungen im Land, darunter Flughäfen, Schnellstraßen, Eisenbahnen, Telekommunikation und Schifffahrtsindustrie, erlaubte.

Doch, eine solch postive Entwicklung des Landes, vermochte imperialistisch gesinnte Kreise im Westen nicht zu beeindrucken – ganz im Gegenteil: Vielmehr sorgen sich atlantische Exzeptionalisten um das Schicksal ihrer verlängerten Arme vor Ort, sprich um das ihrer Drogenhändler, Strassenkriminellen, doch last but not least auch um die Fortführung ihrer transnationalen Drogengeschäfte, die sich auf eine lange historische Tradition, wie z.B. die britisch- & französischen Opiumkriege gegen China im 19. Jahrhundert, zurückverfolgen lassen.

Doch, der neue philippinische Präsident war nicht bereit, den Widerstand gegen eine solche hybride Kriegsführung über Drogen gegen sein Land durch transnationale Kreise, wie von diesen stets erwartet, einfach hinzunehmen: Duterte stellte das Drogenproblem der Philippinen in den Vordergrund seiner Amtszeit als Präsident. Er warnte, dass anderenfalls die Philippinen Gefahr liefen, in einen Narco-Staat abzugleiten.

Wie andere Länder in der Region haben auch die Philippinen in den letzten Jahren einen Anstieg des Konsums von hochgradig süchtig machendem Crystal Methamphetamin, das vor Ort als „Shabu“ bekannt ist, erlebt. Laut dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung haben sich Konfiszierungen von Methamphetamin in Ostasien, Südostasien und Ozeanien zwischen 2008 und 2013 vervierfacht.

Die philippinische Behörde für gefährliche Drogen bezifferte in einer Studie aus dem Jahr 2012 landesweit 1,3 Millionen Drogenabhängige. Staatliche Stellen gehen jedoch von einer tatsächlich viel höheren Zahl Drogen-Abhängiger aus. Sie dürfte bei ca. 10 Millionen liegen und rund ein Zehntel der Bevölkerung ausmachen. Statistiken der Vereinten Nationen deuteten darauf hin, dass der Methamphetaminkonsum auf den Philippinen viel weiter, als in den Nachbarländern, verbreitet war.

Gleich nach seinem Amtsantritt als Präsident am 30. Juni 2016 begann Duterte mit einer landesweiten Kampagne gegen illegalen Drogenhandel sowie die transnational organisierte Drogen-Mafia. An vorderster Front der Kampagne stand Oplan Tokhang, bei dem Polizisten an die Türen mutmaßlicher Drogenkrimineller klopften und sie aufforderten, sich zu ergeben. Bis zum Ende von Dutertes Amtszeit im Jahr 2022, das heisst nach sechs Jahren – wurde die Zahl von Drogenhändlern, die sich der Polizei widersetzten und dabei getötet wurden, von der Regierung offiziell mit insgesamt 6.252 Todesopfern beziffert.

In den ersten zehn Tagen des Monats Juli 2026 hatten sich allein in der Region Davao mehr als 17.000 Drogensüchtige den Behörden freiwillig gestellt, wie die philippinische Drogenvollzugsbehörde stolz meldete. Landesweit stellten sich Tausende weitere Drogenkonsumenten für Entwöhnungskuren bei den Behörden.

Zu Dutertes Maßnahmen gehörte zu Beginn auch die öffentliche Benennung der bekanntesten Drogenbarone der Philippinen sowie der Namen von 150 Offiziellen, die in den Drogenhandel involviert waren. Eine solche Strafverfolgung musste in den westlichen Staatskanzleien Schockwellen auslösen und bald schon sollten erste Gegenmassnahmen von atlantischer Seite her erfolgen:

Im April 2017 reichte der Anwalt Jude Sabio beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) eine Klage ein, in der Duterte und elf weitere Offizielle wegen “Verbrechen gegen die Menschlichkeit” im Zusammenhang mit den Todesfällen im Krieg gegen Drogenkriminalität angeklagt wurden. Die scheidende Chefanklägerin des IStGH, Fatou Bensouda, leitete darauf Anfang 2018 eine Voruntersuchung zur Anklage gegen die Beschuldigten ein. Dies veranlasste Duterte im März 2018, den Austritt der Philippinen aus dem IStGH bekannt zu geben, welcher gemäss vereinbarter Kündigungsfrist ein Jahr später, am 17. März 2019, auch in Kraft trat.

Duterte wies die Idee zurück, transnationalen ausländischen Zirkeln zu erlauben, sich im neokolonialen Stil frech in das hoheitliche Justizsystem der Philippinen einzumischen. Die philippinische Regierung betonte, dass Fälle gegen philippinische Amtsträger nur vor nationalen Gerichten lokal verhandelt werden dürften. Darüber hinaus argumentierte Duterte, wonach das Römische Statut, das 2011 vom Senat ratifiziert worden war, auf den Philippinen nie in Kraft getreten sei und der Beitritt zum ISTGH nie im Amtsblatt der Philippinen veröffentlicht worden wäre, was jedoch Voraussetzung dafür gewesen wäre, das Gesetz auf den Philippinen in Kraft treten zu lassen. Der IStGH entgegnete, für mutmassliche Verbrechen der Philippinen, die vor dem Austritt vom IStGH angeblich begangen worden wären, zuständig zu sein.

Nachdem transnationale Kartelle und westliche Nachrichtendienste mit dem globalen Drogengeschäft eng verflochten sind und damit auch ihre schwarzen Kassen füllen, hat sich Rodrigo Duterte mit seinen Handlungen mächtige globale Feinde gemacht: Dutertes Kampagne drohte den Marktplatz Philippinen für das lukrativ blühende transnationale Drogengeschäft empfindlich zu stören, wenn nicht gar auszutrocknen.

Doch nicht nur das: Davon unabhängig und zusätzlich kollidierte Rodrigo Duterte, während seiner Präsidentschaft (2016-2022) mit den Vereinigten Staaten auf dem Gebiet der philippinischen Aussenpolitik im Kampf um die Souveränität des Landes: Dutertes Aussenpolitik zielte darauf ab, sich von der Neo-Kolonialiserung der Philippinen durch US-Neocons, welche nach der Jahrtausendwende in den USA durch Wahlmanipulation zur Macht gekommen waren, endgültig freizumachen.

Nachdem die Vereinigten Staaten rund um das Jahr 2010 daran gescheitert waren, China als Juniorpartner für ihren imperialen Kurs zu gewinnen, um als vermeintlich „only Superpower“ auch im 21. Jahrhundert weiterzumachen, wurde als Konsequenz von den USA der Kampf bzw. künftige Krieg gegen China als oberstes politisches Ziel parteiübergreifend ausgerufen.

Der neue US-Verteidigungsmininster, Pete Hesgeth, hat diese überparteiliche Linie der US-Kriegstreiber, die über beiden Parteien stehen, am 12. Februar 2024 vor der NATO in Brüssel nur rückbestätigt, doch für jedermann hörbar gemacht. Pete Hesgeth sagte u.a.:

[…]

Die Vereinigten Staaten sind mit Bedrohungen gegen unser Heimatland konfrontiert:

    •  Wir müssen und werden uns auf die Sicherheit unserer eigenen Grenzen konzentrieren.
    • Wir haben es auch mit einem echten Konkurrenten zu tun, dem kommunistischen China, das über die Fähigkeit und die Absicht verfügt, unser Heimatland und unsere zentralen nationalen Interessen im indopazifischen Raum zu bedrohen.

 Die USA räumen der Verhinderung eines Krieges mit China im Pazifik Vorrang ein, anerkennen die Realität von Mangel [eigener Ressourcen] und nehmen Abstriche bei der Ressourcenbeschaffung [für Europa] in Kauf, um sicherzustellen, dass [globale] Abschreckung nicht versagt.

 Die Abschreckung darf nicht scheitern, denn für uns alle steht zu viel auf dem Spiel. Während die Vereinigten Staaten diesen Bedrohungen ihre Aufmerksamkeit zuwenden, müssen die europäischen Verbündeten an vorderster Front stehen!

 Gemeinsam können wir eine Arbeitsteilung schaffen, die unsere komparativen Vorteile in Europa und im Pazifikraum maximiert!

 […]

Und so, wie NATO in Europa im Kriegsrausch bereit ist, gegen die Russische Föderation bis „zum letzten Ukrainer, Polen oder Rumänen“ kämpfen zu lassen, genau so möchte auch NATO im Pazifik bereit sein, gegen die Volksrepublik China den „letzten Südkoreaner, letzten Taiwan-Chinesen oder auch letzten Philipino“ verheizen zu lassen. Nur Präsident Rodrigo Duterte will genau das nicht zulassen!

Um sich von der US-Umklammerung heute freizumachen, gilt für die Philippinen sich vorab die besondere Kolonial- & Unterwerfungsgeschichte durch die Vereinigten Staaten über 125 Jahre klarzumachen: Es begann im Jahr 1899 als die USA sich entschlossen hatten, ihre Verfassung zu brechen und ihre Ideale zu verraten, um dem feudalen Kolonialsystem der Briten nachzustreben und selbst die grösste Feudal- & Hegemonialmacht der Welt zu werden:

Ihr erstes Opfer bildeten die Philippinen, welches sie am 4. Febuar 1899 überfielen, wobei dieser US-Angriffskrieg jedoch aufgrund des geschlossenen Widerstandes der Philippinen bis 1913 dauern sollte. Der philippinisch-amerikanische Krieg artete zu einem echten Vernichtungskrieg der USA gegen die philippinische Zivilbevölkerung aus, wobei US-Truppen rund eine Million Zivilisten abschlachteten. Es war der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts, wobei die Philippinen zum damaligen Zeitpunkt nur sieben Millionen Einwohner zählten.

Erst am 4. Juli 1946 – nach dem 2. Weltkrieg – entschlossen sich die USA die Philippinen aus dem Status einer US-Kolonie formal in die Unabhängigkeit entlassen. Doch das Kolonialregime ging trotzdem weiter, indem die USA Truppenbasen behielten und auf den Philippinen sogar Atomwaffen lagerten. Dazu kam, dass die CIA sich auf dem Inselstaat grossräumig ausbreitete und mit verdeckter und psychologischer Kriegsführung dafür sorgte, dass stets US-hörige Politker die Geschicke des Landes leiteten und jeden Widerstand der einheimischen Bevölkerung möglichst schon im Keim erstickten.

Zu diesem Zeitpunkt unterhielten die USA auf den Philippinen zwei Militärstützpunkte, U.S. Naval Subic Bay und U.S. Clark Air Base, aufgrund von Verträgen, die Anfang der 90er Jahre ausliefen. Am 16. September 1991 scheiterte im Senat der Philippinen knapp die Verlängerung der Verträge, worauf die USA beide Basen im Jahr 1991 und 1992 aufgaben. Das US-Militär hinterliess 46 Orte mit Giftmüll, doch sie fühlten sich nicht zuständig für die adäquate Entsorgung aufzukommen. Vormals vertriebenen Stämmen wurde gleichermassen jede Entschädigung vorenthalten.

Nachdem die Neocons in den USA sich zur Jahrtausendwende an die Macht geputscht hatten, wurde die Rückkehr von US-Militärbasen auf die Philippinen wieder vorangetrieben: Am 28. April 2014 unterzeichneten die Philippinen und die USA das Enhanced Defense Cooperation Agreement (EDCA), das für einen Zeitraum von zehn Jahren und darüber hinaus gilt, sofern es nicht von einer der Parteien mit einer Frist von einem Jahr schriftlich gekündigt würde. Das ermöglicht es den US-Streitkräften und ihren Auftragnehmern, von „vereinbarten Standorten“ aus zu operieren, die als „Einrichtungen und Gebiete, die von der Regierung der Philippinen über die Streitkräfte der Philippinen (AFP) bereitgestellt werden“ definiert sind.

Im April 2015 beantragte die Regierung der Vereinigten Staaten Zugang zu acht Stützpunkten auf den Philippinen, darunter die ehemals amerikanische Subic Bay Naval Base und Clark Air Base sowie Standorte in Luzon, Cebu und Palawan.

Wie ein Krebsgeschwür breiten sich US-Armee Basen in den Philippinen aus | Quelle: Wikipedia public domain

Es hätte nicht schlimmer kommen können: Rodrigo Duterte übernahm diese Situation, indem er sein Präsidentenamt im Jahr 2016 antrat:

Duterte unternahm Schritte, um die Zahl der US-Truppenbesuche im Land zu begrenzen und wandte sich an China und Russland, um die Beziehungen mit beiden zu verbessern.

Am 23. Mai 2017 war Duterte zu seinem ersten Staatsbesuch in Russland, wo er den russischen Präsidenten Wladimir Putin traf, um die Außenpolitik der Philippinen unabhängig von den Vereinigten Staaten neu auszurichten. Nach seiner Rückkehr leitete Duterte den Kampf gegen Rebellen und terroristische Gruppen, die aus dem Ausland gestützt, im Süden des Landes die Stadt Marawi besetzt hielten. Am 17. Oktober 2017 erklärte Duterte die Stadt vom terroristischen Einfluss befreit.

Die Regierung unter Duterte machte sich daran eine „unabhängige Außenpolitik“ zu betreiben. Sie lehnte jegliche Einmischung ausländischer Regierungen ab und bekräftigt Artikel II, Abschnitt 7 der Verfassung von 1987, in dem es heißt:

„Der Staat verfolgt eine unabhängige Außenpolitik. In seinen Beziehungen zu anderen Staaten sind die nationale Souveränität, die territoriale Integrität, das nationale Interesse und das Recht auf Selbstbestimmung von höchster Bedeutung.“

 Im September 2016 erklärte Duterte dazu:

„Wir werden das altehrwürdige Prinzip der Souveränität, der souveränen Gleichheit, der Nichteinmischung und der Verpflichtung zur friedlichen Beilegung von Streitigkeiten einhalten und darauf bestehen, dass dies unserem Volk dient und die Interessen unseres Landes schützt!“

 Dutertes erste Auslandsreisen als Präsident führten ihn vom 5. bis 9. September 2016 nach Vientiane, Laos, und Jakarta, Indonesien.

Duterte bemühte sich um eine Verbesserung der Beziehungen zu China und Russland, um die Abhängigkeit seines Landes vom traditionellen Kolonialherrn – den Vereinigten Staaten von Amerika- zu verringern. Im Vergleich zu seinem Vorgänger nahm er gegenüber China eine vorsichtige, pragmatische und versöhnliche Haltung ein, indem er von der konfrontativen Politik der Vorgänger-Regierung zur Durchsetzung philippinischer Ansprüche auf Inseln im Südchinesischen Meer Abstand nahm.

26.3.2025 – Rodrigo Duterte (2. v. re) und Journalisten der Global Times in Davao | Quelle: Büro R. Duterte

Vor rund einem Jahr gab Rodrigo Duterte der Zeitung „Global Times“ aus Peking ein Interview und bezog darin Stellung zu Problemen der laufenden Außenpolitik:

Auszug aus dem Interview mit Rodrigo Duterte

Frage: Welche Botschaft würden Sie den Menschen auf den Philippinen und in China angesichts der aktuellen Beziehungen zwischen China und den Philippinen gerne übermitteln?

Duterte: … Als ich damals (2016) zum Präsidenten gewählt wurde, versuchte ich, eine unabhängige Außenpolitik einzuschlagen, welche auch nicht gegen Amerika gerichtet war. Es gab keinen Streit mit Amerika. Das Problem war, dass die philippinische Außenpolitik mit jener der USA verzahnt war, doch nicht so gut mit China harmonierte.

So begann ich mit einer neutralen Außenpolitik… ohne sich der Außenpolitik anderer – insbesondere jener der Amerikaner – beugen zu müssen. Vorhergehende Regierungen haben den Amerikaner in allen Belangen den Vorzug gegeben…

Doch, Amerika scheint aus außenpolitischer Sicht sehr feindselig aufzutreten. Falls man sich mit Amerika identifiziert, droht alles in Bezug auf unsere Beziehungen zu China und den übrigen ASEAN-Ländern zu verschwimmen.

Die meisten ASEAN-Länder verfolgen eine sehr neutrale, unabhängige Außenpolitik. Das hätte ich mir gewünscht. Hätte ich auf die Regierungsberater gehört, hätte ich die Beziehungen zwischen den Philippinen und China nie verbessern können…

Ich muss noch einmal betonen, dass ich keinen Streit mit Amerika habe. Ich mag nur ihr Verhalten nicht. Das ist darauf zurückzuführen, dass sie irgendwann einmal Imperialisten waren – nach Spanien haben sie auch mein Land besetzt. Auch wenn sie sagen, dass es gut für die Philippinen gewesen wäre von ihnen erzogen worden zu sein, so ist das Unsinn… Dazu brauchen wir niemanden…

Hier im Westlichen Philippinischen Meer (Südchinesisches Meer) gab es, als ich Präsident war, keinen Streit. Wir können zur Normalität zurückkehren. Ich hoffe, dass wir den Krach dort beenden können, denn die Amerikaner sind diejenigen, welche die philippinische Regierung drängen, hinauszufahren, um Streit zu suchen und vielleicht sogar einen Krieg anzufangen.

Ich bin mir da sehr sicher: Amerika gibt der philippinischen Regierung Anweisungen, „keine Angst zu haben, denn wir stehen hinter Euch!“ Aber ich glaube nicht, dass Amerika für uns sterben möchte!

Inzwischen hat Amerika so viele Stützpunkte auf den Philippinen: Ich habe mich dagegen ausgesprochen… Doch, mit Zustimmung des [derzeitigen] Präsidenten der Republik der Philippinen haben sie jetzt so viele Stützpunkte.

Mein Land tut mir leid. Ich bin nicht mehr Präsident… Ich kann nicht mehr kandidieren… doch man sollte die Stützpunkte wieder entfernen…

GT: Die derzeitige philippinische Regierung hat ihre militärischen Beziehungen zu den USA, die neue Militärstützpunkte auf den Philippinen errichteten, gestärkt. Es gibt auch Stimmen, die sich wirtschaftlich in Richtung USA orientieren. Wie sehen Sie die „Vertiefung“ der Beziehungen zwischen den USA und Philippinen?

 Duterte: Es ist nur schwer vorstellbar, dass sich die Philippinen davon lösen und neutral bleiben können. Das kann nicht vor dem Ende der Amtszeit [des aktuellen Präsidenten] geschehen. Das gilt es auszusitzen…

Wir unterhalten bilaterale Beziehungen zu Amerika, doch wenn deren Außenpolitik schiefläuft oder man in Feindseligkeiten hineingezogen würde, weil man mit Amerika zusammen ist, dann ginge alles daneben. Das ist das Problem…

Wenn man also die westliche Philippinische See (Südchinesisches Meer) und die Insel Taiwan und die Stützpunkte einbezieht und seine Außenpolitik einem anderen Land unterstellt, so kann man sich jeden Tag im Krieg wiederfinden…

Im Prinzip gibt es einen Konflikt, weil die USA allen sagen: „Okay, Ihr kämpft. Habt keine Angst, wir sind hier!“ Doch, das ist antagonistisch und feindselig!

Frage: Wie können China und die Philippinen Ihrer Meinung nach wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, um über das Thema Südchinesisches Meer zu sprechen?

Rodrigo Duterte im Gespräch mit Globale Times | Quelle: Zou Zhidong / Global Times

Duterte: Das wird erst nach Marcos jr. möglich sein. Man muss es einfach abwarten. Man kann nicht mit ihm reden, weil es die Amerikaner sind, die ihm sagen, was er Ihnen zu sagen hat. So bleibt es ein ewiger Kreislauf der Unstimmigkeit…
[…]
Ich träume davon, dass China und die Philippinen zusammenarbeiten und ein besserer Austausch zwischen den Bürgern beider Seiten möglich wird. Die meisten Filipinos sind aufgrund des Bildungssystems proamerikanisch eingestellt. Ich träume davon, dass die Filipinos neue Ansichten gewinnen.
[…]
ZITAT ENDE

Typhon Raktensystem, wie von der US-Army im Norden des Landes zurückgelassen | Quelle: U.S. Army, Public domain, via Wikimedia Commons

Make the Atlantic Hegemon Great Again!

 Die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen, des Typs Typhon, im Norden der Philippinen in Luzon fand bereits statt, indem z.B. Typhon Raketensysteme, die im Zuge einer Übung im September 2024 angeliefert worden waren, bis auf weiteres in den Philippinen verbleiben. Nach diesem „Aufrüstungs-Modell“ werden Proxy-Staaten gezüchtet, die sich im Ernstfall auf die Schlachtbank führen lassen, während der Hegemon aus der Etappe heraus nur die Befehle erteilt und seine Protektorate bis auf den letzten Mann, wie beispielsweise in der Ukraine, an der Front vorne ausbluten lässt.

Sollte der Krieg verloren gehen, wird mit den Rohstoffen des dann entvölkerten Staates umso leichter Kassa gemacht. Auf diese Weise hat die Ukraine, nachdem 1,2 Millionen ihrer Soldaten gefallen waren, ihren Staatsbesitz gleich zweimal veräußern dürfen: Einmal nach Großbritannien für „die nächsten 100 Jahre“ und „zur Sicherheit“ das Ganze noch einmal an die USA!

Ein solches Protektoratssystem zu Gunsten atlantischer Oligarchen funktioniert nur gegen die Interessen und den Willen der eigenen Bürger. Rodrigo Duterte ist dem Weg und Interessen seiner Bürger gefolgt, weswegen die Fraktion atlantischer Kriegstreiber alles in ihrer Macht stehende tat, um ihn und seine Tochter aus dem Verkehr zu ziehen.

Eine vom 2. bis 8. Juli 2016 durchgeführte Umfrage von Pulse Asia ergab, dass Duterte mit 91% die höchste Vertrauensrate der sechs Präsidenten seit der Diktatur von Ferdinand Marcos sen. erzielen konnte. Im Dezember 2016 belegte Duterte Platz 70 auf der Forbes Liste der mächtigsten Personen der Welt.

So wurde Rodrigo Duterte und sein Klan zu mächtig sowie zu erfolgreich und wurde daher aus dem Spiel genommen. Doch sein Schicksal wird seinen künftigen Nachfolgern eine Warnung sein, um den langen Arm transkontinental organisierter staatlicher Kriminalität nicht noch einmal zu unterschätzen!

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Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
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UNSER-MITTELEUROPA zum Philippinisch-Amerikanischen Krieg: Hier
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Von Redaktion

6 Gedanken zu „Warum gegen Rodrigo Duterte in Den Haag ein Schauprozess vorbereitet wird“
  1. Dabei war er doch so ein artiger Zeuge Coronas, wollte sogar Sünder gegen seinen C-Wahn erschießen lassen…
    Also keine Träne wert.

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  2. 91% Vertrauensrate – ob das der eigentliche Grund für die Anklage ist, was interessiert die Globalunterjocher schon was die Bevölkerung vor Ort denkt?

    1
  3. Wenn die westlichen WERTEDEMOKRATIEN irgendeinen Präsidenten oder Diktator im eigenen MACHTBEREICH erreichbar haben (ob freiwillig oder nicht !), dann spielen sie sich groß und übermächtig auf, obwohl sie klein und mikrig sind. Oft haben sie vorher diese HERREN mit Waffen und viel Geld gefördert, dann wollen sie davon nichts mehr wissen ?
    Es sind daher keine „Wertedemokraten“, sondern kleinliche und hinterhältige Polit-Schacherer.

    6
  4. Da es beim Drogenhandel um riesige , „inoffizelle“ Summen geht laben sich alle Institutionen an dem großen Kuchen .
    Das CIA als Global Player genau wie alle anderen Geheimdienste.
    Irgendwo muß das Geld für illegale Aktionen ja herkommen.
    Da wird auch niemand auf der etwas daran ändern können/wollen.
    Das Geld ist einfach zu einfach zu verdienen.
    Wenn man gegen diese Leute antritt sollte man schon ein sehr „schnelles Pferd“ oder ganz mächtige Freunde haben.
    Erliche Menschen werden da niemal was daran ändern.

    4

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