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13.4.2025 – Pepe Escobar (re) im Interview durch Nima R. Alkorshid (li) von Dialogue Works | Quelle: Dialogue Works / UM Artwork

Mit Ihrer Bereitschaft zum Krieg sind sich USA und Atlantik-Europa einig. Der Streit der Wertegemeinschaft ist nur zum Schauplatz entbrannt: EU-Europa möchte im Krieg gegen Russland lediglich die US-Nachfolge vor Ort antreten, während die USA vielmehr China zu ihrem nächsten Kriegsopfer erklären. Doch, dazu scheint ihnen ein Regimewechsel im Iran zu fehlen.  

Pepe Escobar: „Es ist sehr gefährlich, sich einem Riesen-Clown,
der jederzeit auf ein ganzes Arsenal von Atomwaffen zugreifen könnte, gegenüber zu sehen!“

Nima R. Alkhorshid: Wir wissen, dass Iran, Russland und China am 8. April in Moskau ein Treffen hatten. Was versuchten diese zu koordinieren, zu verhandeln bzw. zu besprechen?

Pepe Escobar: Es ist sehr wichtig, das in der Sequenz zu betrachten. Es begann – würde ich sagen – vor fast zwei Wochen im Geheimen mit einem sehr diskreten Treffen in Peking. Es wurde nicht öffentlich gemacht – es gab keine undichte Stellen. Ich schaffte es, über diplomatische Quellen an einige Informationen zu kommen.

So, hat sich das Trio – Russland, China und Iran – zusammengetan, welches ich – das ist sehr wichtig – das „neue Primakow-Dreieck“, nennen und folgend erklären möchte: Das ursprüngliche Primakow-Dreieck basierte auf Russland, Indien und China [RIC] Ende der 90er Jahre. Es wurde vom verstorbenen, großen Jewgeni Primakow, der Ende der 90er Jahre Außenminister Russlands war, geprägt. Primakow war brillanter Diplomat, Experte für internationale Beziehungen und russischer Außenminister. Er begann ursprünglich als Korrespondent für TASS im Nahen Osten. Primakow war ein absolut herausragender politischer Kopf, Diplomat und Staatsmann. Folgend wurde BRICKS mit den Ländern Russland, Iran und China [RIC], die das ursprüngliche Primakow-Dreieck begründeten, aus der Taufe gehoben. So, wie Primakow es konzipiert hatte, sollte es die Grundlage des Prozesses zur eurasischen Integration, bilden. Man kann sagen, dass Jewgeni Primakow bereits Ende der 90er Jahre, als weder China und noch viel weniger Indien daran dachten, gewissermaßen als der Entwickler des Konzepts für eurasische Integration in Erscheinung trat.

Jetzt, ein Vierteljahrhundert später, gibt es eine etwas veränderte Situation: Indien würde ich meinen, fällt als entscheidende Faktor mehr oder weniger aus. Indien ist eine regionale Macht für Südasien, doch keine bedeutende pan-eurasische – ganz und gar nicht. Der Iran hingegen tritt inzwischen als vollwertiges BRICS-Mitglied auf. Er koordinierte, verband sich eng mit Russland und China und unterhält strategische Partnerschaften mit beiden Mächten.

Wie man weiß, wurde Ende Januar in Moskau von den Präsidenten Putin und Pezeshkian ein Vertrag unterzeichnet. Dabei handelt es sich um kein Militärbündnis, sondern um einen sehr wichtigen Vertrag für eine Umfassende-Partnerschaft. In meiner neuesten Kolumne, die Anfang dieser Woche in The Cradle in Beirut veröffentlicht wurde, habe ich die Unterschiede zwischen den verschiedenen strategischen Partnerschaften, an denen Russland, sowie der Iran und China beteiligt sind, herausgearbeitet. Die Chinesen beschreiben es auf sehr chinesische Art: Nach den Worten von Wang Yi, ihres Außenministers, wären die Beziehungen zu Russland heute so außergewöhnlich und eng, sodass man keinen Vertrag mehr brauchte.

Mit dem Iran lief es ein wenig komplizierter, weil es zwischen Teheran und Moskau in der Vergangenheit zeitweise Spannungen gab. Doch, in der folgenden postmodernen Ära über die letzten Jahrzehnte – so könnte man es ausdrücken – hat sich zwischen Teheran und Moskau eine vollständige Übereinstimmung herausgebildet. Dies spiegelt sich in  der offiziellen Politik bzw. den Wechselbeziehungen beider Länder gegenüber dem Rest von Asien wider. Die offizielle iranische Politik steht unter dem Zeichen: „Blick nach Osten!“ Die offizielle russische Politik wird zwar nicht so benannt, läuft aber in die gleiche Richtung nach Osten. Beide Länder konzentrieren sich auf die riesigen eurasischen Landmassen im Osten. Es schließt auch ein wenig den Westen mit ein, indem man auch Westasien im Auge behält. Man strebt gute Beziehungen zur sehr unbeständigen neo-osmanischen Türkei unter Erdogan an. Im Grunde betrachten sie Eurasien, wie auch die Chinesen, als Ganzes!

Die „Greater Eurasian Partnership“ [GEP], der offizielle geoökonomische und geopolitische russische Begriff für diese Integration, spiegelt die „Belt and Road Initiative“ (BRI) wider, welche den übergreifenden außenpolitischen Rahmen Chinas in Bezug auf die eurasische Integration – geoökonomisch und geopolitisch – abgibt. Das überschneidet sich mit der Rolle von BRICKS und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und daraus leitet sich ab:

Die drei Hauptprotagonisten dieser Matrix offizieller Politik und multilateraler Organisationen sind Russland, China und Iran!

Offensichtlich wird dies von Washington ganz ignoriert. Wenn ich von Washington spreche, meine ich den gesamten Beltway rund um Virginia, Maryland und Washington – das heißt: Die absolute Mehrheit des akademisch-medialen Komplexes der industriellen – & militärischen Denkfabriken – sowie die Verbindung von New York Richtung Atlantik bzw. mit Europa samt Mehrzahl aller Vertreter des internationalen Finanzsystems.

Wenn man also diese drei Akteure, Russland, China und Iran, die auf höchster Expertenebene sich auf technische Fragen konzentrieren, betrachtet, dann steht das in direktem Zusammenhang zum Atomabkommen mit dem Iran. Nach dem Treffen in Peking vor zwei Wochen, trafen sie sich auch am vergangenen Dienstag in Moskau…

Es wurde verlautbart, dass Steve Witkoff als Vertreter der USA und der Außenminister des Irans, Abbas Araghtschi, sich am Samstag im Oman indirekt treffen würden. Man wird die außergewöhnliche Situation vorfinden, dass in einem Raum ein amerikanischer Tisch – in einem anderen der iranische steht – und die Diplomaten aus Oman hin- und herpendeln, weil Iran und USA sich nicht direkt – von Angesicht zu Angesicht – sprechen möchten.

Das zeigt, wie wichtig es war, praktisch zwei Treffen des neuen Primakow-Dreiecks im Vorfeld abgehalten zu haben, nachdem „RIC“, das Russland, Iran und China die Hauptakteure der eurasischen Integration, wie auch von BRICS repräsentieren. Sie verfolgen einen gemeinschaftlichen Ansatz zur Lösung eines Problems, das an sich kein Problem darstellt: Man darf nicht vergessen, dass alle Probleme rund um das iranische Atomabkommen [JCPOA], abgeschlossen in Wien im Jahr 2015, später vom UN-Sicherheitsrat ratifiziert und danach mehr oder weniger aufgelöst wurden. Das ist eine sehr ernste Angelegenheit und man weiss, wer dieses Abkommen gebrochen hat:

Der derzeitige Präsident der Vereinigten Staaten, doch jetzt will er sein JCPOA 2.0 – das „Trump JCPOA“ – was kein Deal mehr ist!

Nach allem, was bisher durchgesickert ist, kann man drei Auflagen [zum Iran] aus Washington ausmachen, die Trump direkt an Witkoff durchreichte. Witkoff bleibt wichtig, weil er Trumps Vertrauen genießt und Trump ihn an streng vertraulichen Informationen teilhaben lässt. Witkoff ist Trumps persönlicher Envoyé, der inzwischen vom Stellvertreterkrieg in der Ukraine bis hin zum ganzen Drama in Nahost zuständig ist.

Was Trump will, ist im Wesentlichen das, was die zionistische Achse bzw. Netanjahu sich wünscht. Offensichtlich ist dies am Montag nicht durchgesickert, als Trump und Bibi [Netanyahu] sich in Washington trafen. Doch, sie haben sich im Wesentlichen auf Bibis Linie, welcher Trump im Wesentlichen zu folgen scheint, geeinigt. Bibi sagte nach dem Treffen mit Trump in Washington, dass die Israelis für den Iran ein libysches Szenario anstreben. Doch, man weiss genau, wie das libysche Szenario ursprünglich ausgegangen ist: Libyen wurde zerstört! Es gibt also – ich würde sagen – drei absolut absurde Auflagen, welche die Administration von Trump Teheran aufbürden möchte:

  • Erstens: Sie müssten Ihr ziviles Atomprogramm zerstören! Absurder geht es nicht!
  • Zweitens: Sie müssten Ihr hochentwickeltes Raketenprogramm zerstören.
  • Drittens: Sie müssten die Unterstützung für die Achse des Widerstands aufgeben.

Jede Unterstützung, von der Hisbollah bis zu Ansar-Allah im Jemen und den Al-Haschd asch-Schaʿbī im Irak, sollte vom Iran aus beendet betrachtet werden. Wir alle kennen die [negative] Antwort des Irans darauf, nicht wahr?

Ich habe schon eingangs erwähnt, dass ich nicht viel Hoffnung auf das setze, was aus diesen indirekten Verhandlungen in Oman herauskommen könnte. Dazu kommt: Witkoff ist kein Diplomat – kein Metternich oder Bismarck. Er ist nur ein verflixter Immobilien-Entwickler – einer von der Sorte, welcher die Nuancen der Diplomatie nicht kennt und noch viel weniger in der Lage ist, ein so komplexes Dossier mit professionellen Diplomaten, wie insbesondere die Iraner, die in diplomatischer Hinsicht äußerst versiert sind, abzuhandeln. So sieht es aus!

Die Lage ist äußerst heikel, doch vielleicht gibt es einen Hoffnungsschimmer. Vielleicht hört Witkoff Abbas Araghtschi gut zu, der ihm überzeugend genug, die Fakten rund um den JCPOA [Joint Comprehensive Plan of Action oder Nuklearer Deal der Iraner] darstellen könnte:

  • zum Zusammenhang zwischen JCPOA und der nationalen Sicherheit des Iran.
  • zum Umstand, dass die USA kein Recht hätten, sich abgesehen vom Inhalt des ursprünglichen JCPOA, in iranische Angelegenheiten einzumischen.

Für alle, die speziell in Wien vor 10 Jahren, das schon mitverfolgt hatten, möchte ich wiederholen: Als ich in Wien war und die letzten Verhandlungen rund um den JCPOA verfolgte, wurden wir jeden Tag von den Iranern informiert. Wir hatten sogar ein sehr langes Gespräch mit [Mohammed Dschawad] Sarif [ehemaliger iranischer Außenminister], welches über zwei Stunden dauerte, in dem er uns alle Einzelheiten der Verhandlungen darlegte. Wir waren damals eine kleine Gruppe Unabhängiger. Schon damals sagte Sarif, dass die Iraner die Einbeziehung ihres Raketenprogramms gegenüber den Amerikanern entschieden ablehnten und mit dem Ausstieg aus den Verhandlungen gedroht hätten. Das habe für Staunen bei [John] Kerry gesorgt, der dies als persönliche Niederlage aufgefasst hätte. Zumindest herrschte zu dieser Zeit gegenseitiger Respekt zwischen Kerry und Sarif. Das konnten wir damals selbst sehen und wurde auch von Lawrow, der bei den Verhandlungen bis zur letzten Minute dabei, bestätigt. Jetzt ist es etwas anders. Wir bewegen uns auf der Ebene eines Immobilien-Maklers aus New York. Ich frage mich, ob ein solcher verstehen könnte, wie komplex dieses Dossier aufgebaut ist und wie absolut unrealistisch und realitätsfremd diese Forderungen von Präsident Trump erscheinen müssen. Da steht man im Moment!

Nima: Sie haben den JCPOA [früheres Atomabkommen mit dem Iran] erwähnt, indem Sie die damalige Situation mit der heutigen verglichen. Wie beurteilen Sie die iranische Position heute?

Pepe Escobar: Nun, der Iran hat wiederholt nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, dass er nicht gegen Verhandlungen sei. Sie hätten nur etwas gegen besagte Auflagen und geopolitische Schikanen. Aber das entspricht der US-Taktik – mit Trump als Zirkusdirektor. Jeder weiß, wie Trump arbeitet: Er verhält sich stets bombastisch, besteht auf einer Reihe einseitiger Auflagen und lässt sich dazu von seinen Marotten tragen. Das kann sich jedoch von einer „New-Yorker-Minute“ zur anderen ändern, gefolgt buchstäblich von einer gewissen Art an Zugeständnissen. Das folgt immer dem gleichen Muster, wie die Bedrohungen und Auflagen gegenüber dem Iran, wie auch die gegenüber China mit Zöllen: Es ist genau das Gleiche!

Gegenüber Russland verhält Trump sich anders, denn er scheint wenigstens zu verstehen, dass man sich mit einer Supermacht im Besitz von Nuklearwaffen & Hyperschallraketen nicht anlegen sollte und das eine andere Dimension darstellt. Er respektiert Putin sogar persönlich, weil Putin extrem kompetent, sehr hart in der Sache und ein Verhandlungsführer der Spitzenklasse ist. Trump kann Wladimir Putin nicht übervorteilen, doch meint, bei allen anderen – einschließlich Xi Jinping und ganz zu schweigen von der iranischen Führung – damit stets durchkommen zu können. Aber Ayatollah Khamenei ist ein sehr harter Verhandlungspartner und ein Mann von Prinzipien. Er würde sich nie selbst zerstören oder seine Überzeugungen und Prinzipien, einfach aufgeben, wobei wir zu einem – ich würde sagen – entscheidenden Punkt gelangt sind. Zurück zu dem, worüber wir bereits sprachen und was Ayatollah Khamenei vor ein paar Tagen verlauten ließ:

Jetzt wollen sie [die Iraner] sich keine Atomwaffen beschaffen. Doch, wenn sie dazu gezwungen wären, weil sich der Iran einer existenziellen Bedrohung gegenübersähe, müssten sie es tun!

Dazu müsste Ali Khamenei jedenfalls die Fatwa [gegen Atomwaffen] widerrufen, die, wenn ich mich recht entsinne, aus dem Frühjahr 2003 stammt. Ich meine, Ayatollah Khamenei müsste sie widerrufen, falls es zu einer offensichtlichen existenziellen Bedrohung gegen die iranische Nation käme, wie z. B. Im Falle eines heißen Krieges der zionistischen Achse USA-Israel und darüber für den Iran eine existenzielle Bedrohung entstünde. [Anmerkung der Redaktion: Die Fatwa von Ayatollah Ali Khamenei, dem Obersten Führer des Iran, gegen den Erwerb, die Entwicklung und den Einsatz von Atomwaffen stammt aus der Mitte der 1990er Jahre. Die erste öffentliche Ankündigung soll im Oktober 2003 erfolgt sein, gefolgt von einer offiziellen Erklärung auf einer Sitzung der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien im August 2005].

Sogar unser Freund [John J.] Mearsheimer, ein Realist – ich habe mit John in den letzten Tagen über eine Einladung in den Iran gesprochen – sagte in den letzten 24 Stunden, dass die einzige Möglichkeit dieses Problem zu lösen, darin bestehe, dass der Iran nuklear werden müsste. Das macht die ganze Angelegenheit so ungeheuer komplex. Wir alle befürchten, dass Witkoff der Aufgabe nicht gewachsen sein könnte. Doch, trotzdem unterliegen wir alle einem gewissen Maß an Wunschdenken.

Vielleicht beginnt Witkoff, die Realitäten des wahren Lebens zu verstehen, nachdem Abbas Araghtschi es ihm entsprechend erklärt haben könnte. Das läuft entlang einem schmalen Grat, zwischen völliger Irrationalität und einem Funken Rationalität, was der Iran am Samstag im Oman mit Unterstützung Russlands und Chinas zu bewältigen hätte. Es wäre etwas, was beispielsweise auch über die diplomatischen Kanäle Russlands – da sie inzwischen mit den USA wiederhergestellt werden – im Zuge eines nächsten Telefonats, von Putin direkt an Trump weitergegeben werden könnte – wie z.B. beim letzten Mal, als es über drei Stunden ging, um Trump persönlich klarzumachen, dass…:

… es suizidal für die US-Präsidentschaft und die Vereinigten Staaten wäre, sich für einen Krieg Dritter einspannen zu lassen!

Nima: Das Problem ist, dass die Leute um Donald Trump herum nicht sehr tief in der Materie zur Ukraine oder zum Iran stecken. Inzwischen hat sich die Position des Irans in seiner Beziehung gegenüber Russland und China entscheidend verändert. Sie wurde eine andere als noch zu Zeiten des JCPOA! Zugleich hat der Iran gegen Israel bewiesen, wie er jedes Ziel im Land treffen kann. Iran braucht nicht unbedingt Atomwaffen, um gegen Israel vorzugehen. Die Iraner denken an Atomwaffen [nur] für den Fall, wie von Mearsheimer dargestellt, falls die USA angreifen würden. Es stellt sich die Frage, ob die USA bzw. das Team von Trump über ausreichendes Fachwissen verfügt, um die Lage richtig einzuschätzen. Kann Witkoff diesbezüglich mithalten und lässt sich abschätzen, was in seinem Kopf vorgeht?

Pepe Escobar: Er ist sichtlich unvorbereitet! Wenn wir einen echten Diplomaten hätten – einen amerikanischen Diplomaten, der diese Verhandlungen führte, wäre jeder von uns Zuschauern merklich erleichtert, aber das scheint nicht der Fall. Ich frage mich, ob Abbas Araghtschi es schaffen könnte, um über Witkoff Trump seine folgenden Hauptargumente erklären zu lassen:

  • Wären die USA bereit, gegen die drei führenden BRICS-Staaten, die untereinander strategische Partnerschaften abschlossen und vom Großteil des globalen Südens unterstützt werden, gleichzeitig Krieg zu führen?
  • Wären die USA bereit, sich so zu isolieren, um dritten Kräften vor Ort zu dienen?
  • Wären sie bereit, sich auch gegen die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit [SOZ] zu stellen, die [noch] kein Militärbündnis ist? Im Falle eines Angriffes gegen den Iran könnte sich das ändern und die SOZ sich ein Militärbündnis verwandeln.

Im Moment stellt die SOZ kein Militärbündnis dar. Doch andere SOZ-Mitglieder könnten aus einem angenommenen Angriff auf den Iran ableiten, dass es sie selbst als nächste treffen und zu Opfer des hybriden Krieges machen werde und sich gegen die eurasische Integration als Ganzes richten würde. Das hieße, ein Krieg:

  • gegen die Belt-and-Road-Initiative!
  • gegen China, das sich dann im heißen Krieg befände, nicht beschränkt auf einen der Tarife, denn der Iran stellt einen sehr wichtigen ökonomischer Partner Chinas im neuen Seidenstraßen-Universum dar!
  • auch gegen Russland, denn Russland und der Iran unterhalten zum ersten Mal in der modernen Ära eine extrem enge Beziehung!

Ich komme auf die Zeit vor zwei Jahren, im März 2023, zurück, als eine iranische Delegation in Moskau weilte. Es gab dort ein großartiges Treffen, wo ich Fragen stellen konnte. Die Antworten ergaben, dass man sich gegenseitig umfassende Unterstützung zusicherte. In dieser Zeit begann man auf technisch militärische Aspekte, um die Terminologie von Präsident Putin zu verwenden, einzugehen.

Die Wechselbeziehungen sind miteinander eng verflochten gemäß dem Umstand, dass sowohl Russland als auch China maßgeblich dazu beitrugen, den Iran nicht nur als Partnerstaat, sondern als führendes Vollmitglied zu BRICS zu bringen.

Die Leute vom US-Beltway aus Washington und Umgebung haben zu 99% keine Ahnung von BRICS und wissen nicht einmal, wofür diese Vereinigung steht. Wenn man sie nach der Shanghai Corporation Organisation fragt, haben sie auch davon kaum einen Dunst:

Es ist die übliche beängstigende Mischung aus grenzenloser Arroganz und tiefgreifender Ignoranz, die sich stets zeigt, wenn Trump den Mund aufmacht, um über den Iran, BRICKS oder ASEAN zu sprechen!

Er weiß nicht einmal, was ASEAN ausmacht – wie auch immer. Das ist es, was beängstigend ist. Ich meine, das alles führt immer wieder zum Hauptpunkt – auf das subjektive Element dieses Konflikts – zurück:

Es ist das Schwinden des Imperiums und der Aufstieg Eurasiens als Ganzes – es bedeutet Irrationalität gegen Rationalität: Moskau, Teheran und Peking hingegen sind drei äußerst rationale Akteure!

 Nun, ich betrachte mich als sehr privilegiert, weil ich in den letzten Tagen eine Art informelle BRICS-Tour gestartet habe. Zuerst geht es nach China, dann Anfang Mai in den Iran und Ende Mai zurück nach Russland. Nach dieser Mini-BRICS-Tour können wir uns also ein ziemlich gutes Bild von „RIC“ – dem Neo-Primakow-Dreieck – machen: Nicht nur, wie sie mit diesem Monster, das frei herumläuft – dem schwindenden [Atlantik-]Imperium – umgehen werden, sondern auch darüber, was dazwischen ansteht. Ich würde sagen, das dürfte wirklich bahnbrechend werden: Das Treffen zwischen Putin und Xi am 9. Mai 2025, anlässlich der Siegesparade in Moskau, um an das legendäre Zitat von Xi gegenüber Putin anzuknüpfen, welches Xi Jinping bei seiner Verabschiedung gegenüber Wladimir Putin am 21.3.2023 in Moskau, machte:

21.3.2023: Xi Jinping bei seinem legendären Zitat zur Verabschiedung von Wladimir Putin in Moskau | Quelle: Screenshot YouTube

Wir stehen vor Veränderungen, die es seit 100 Jahren nicht mehr gegeben hat und diese treiben wir gemeinsam voran!

Raten Sie mal, wer inzwischen am Steuer sitzt: Russland und China! Und raten Sie mal, wer der Dritte ist, der nicht am Steuer sitzt, aber – ich würde sagen – von den beiden am Steuer seriös unterstützt wird: Es ist der Iran! Was hat das Imperium auf der anderen Seite: Den Präsidenten der Vereinigten Staaten, der von einer Gruppe genozidaler, apokalyptischer … eingeformt wird.

Aus der Sicht des globalen Südens und der globalen Mehrheit  – aus der Sicht eines Jemeniten im Zentrum des Jemen, eines Somaliers, von jemandem aus Laos oder eines Bolivianers: Sie verfolgen diese Entwicklung und erkennen klar die Dichotomie, und Option auf wessen Seite man stehe und wen man unterstützt? Wen kennt man, der auch sie unterstützen wollte? Und, wie sieht die Zukunft der internationalen Beziehungen aus, insbesondere heute, wobei die Situation im internationalen Handel jenseits von Chaos angesiedelt scheint: Wem will man vertrauen? Dem Eurasischen Integrationsprozess und natürlich den beiden Supermächten, die das Sagen haben: Russland und China! Was diese dem globalen Süden und der globalen Mehrheit in Bezug auf ein rationales System internationaler Beziehungen sowie Geopolitik, Geoökonomie und Handelsfragen alles zu bieten haben:

Es ist das absolute Gegenteil des Irrsinns, der inzwischen vom Zirkusdirektor in Washington ausgeht – ich würde sagen – nicht täglich, sondern im Stundentakt!

Nima: Die New York Times berichtete über Bedenken, weil Donald Trump Waffen aus dem Pazifikraum in die Region Nahost verlegen lässt, um gegen die Jemeniten zu kämpfen. Ich denke, der Fall Jemen hat zu den aktuellen Entwicklungen zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten beigetragen: Die USA haben erkannt, wie verwundbar sie wären, falls sie dem Iran entgegentreten wollten, denn der Fall Jemen zeigt auf, dass sie die unterirdischen Anlagen im Jemen nicht zerstören konnten. Deshalb glaube ich, dass sie es vorziehen, mit den Iranern zu sprechen?

Pepe Escobar: Das ist ein sehr guter Punkt, Nima: Man stelle sich nur vor, wie die Generäle im Pentagon auf ihren schwindenden Raketenbestand blicken, indem sie eine Milliarde-Dollar an Raketen verschleuderten, um jemenitische Drohnen für 20.000 Dollar zu bekämpfen und das auch noch verlieren – ganz zu schweigen von:

  • all den MQ9 Reaper-Drohnen, die sie nacheinander verloren haben.
  • dem Verlust der Kontrolle über die Bab-el-Mandeb [Meerenge, die das Rote Meer und Golf von Aden verbindet] und den die jemenitischen Streitkräfte kontrollieren.

Können Sie sich vorstellen, dass sie gegen den Iran antreten könnten? Das würde eine Mega-Blamage! Sie haben vollkommen recht: Dies ist einer der Gründe, der sie dazu veranlasst, es über Dialog [mit dem Iran] zu versuchen!

Ganz wichtig: Wer hat den indirekten Dialog [für Verhandlungen mit dem Iran vorgeschlagen]? Der Iran – das war keine amerikanische Idee! Der Iran sagte: „Okay, wir sind offen für Verhandlungen, aber sie müssen indirekt sein!“ Und die Amerikaner haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt, weil sie darüber vielleicht einen Ausweg sehen. Das Problem bleibt jedoch, wer das Narrativ und die multi-dimensionale Problematik kontrolliert, nämlich den angenommenen Krieg gegen den Iran. Denn Netanjahu und seine Umgebung erachten einen solchen Krieg als Fahrkarte aus all ihren Schwierigkeiten, in denen sie sich zurzeit befinden. Dazu gesellt sich noch ihre Fantasie, Israel als die oberste Macht in Westasien zu positionieren, unter der Annahme, dass sie den Iran, der die natürliche oberste Macht in Westasien darstellt, eliminieren oder neutralisieren könnten.

Das ist das Problem! Trump ist in der Mitte dieser Problematik gefangen! Denn, wie wir alle wissen: Trump ist er kein Denker – er ist kein Stratege – sein Wissen über die Welt im Allgemeinen ist minimal – er weiß praktisch nichts über Geschichte und Geographie – ganz zu schweigen davon, wie das System der internationalen Beziehungen funktioniert:

Es ist sehr gefährlich, sich einem Riesen-Clown, der jederzeit auf ein ganzes Arsenal von Atombomben zugreifen könnte, gegenüber zu sehen!

Das ist extrem gefährlich. Es ist genauso gefährlich wie der vorherige „Resident“ im Weißen Haus, der völlig handlungsunfähig war, wobei im Grunde das gesamte System um ihn herum von einem Haufen Verrückter – von Sullivan bis Blinken und allen anderen – geleitet worden war.

Das System jetzt ist genauso gefährlich, wenn nicht sogar noch gefährlicher! Nun, für uns alle, die wir vor vier Monaten noch den Eindruck hatten, dass ggfs. ein wenig Vernunft endlich ins Weiße Haus einziehen würde. Vielleicht nicht immerwährend, aber zumindest mit einer abnehmenden Präferenz für ewige Kriege, doch es wird immer schlimmer und schlimmer. Trump hat bereits einen Krieg gegen den Jemen angezettelt und erwägt einen Krieg gegen den Iran:

Er redet davon, den Iran bombardieren zu lassen, wie jemand, der zu einem Einkauf in den Supermarkt geht! Das ist extrem beängstigend! Es scheint niemanden in Trumps 2.0-Team zu geben, der im Grunde das satt hätte und ein 5- bis 10-minütiges Gespräch mit Trump sucht, um ihm die Realität und die Fakten zu erklären.

Dazu kommt, dass seine Aufmerksamkeitsspanne nur wenige Sekunden ausmacht. Falls man ihn nicht innerhalb von Sekunden mit einem verfängliches Konzept oder einem prägnanten Zuruf einfangen kann, so weiß man, dass er sich dann bereits wieder mit etwas anderem beschäftigt. Das ist alles sehr gefährlich! So, müssen wir uns auf die Überzeugungskraft der rationalen Akteure verlassen!

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Transkript-Erstellung und Übersetzung: UNSER MITTELEUROPA

Das Videos des Interviews im englischen Original: HIER

Hintergründe zum drohenden US-Krieg gegen Iran: HIER

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Von Redaktion

7 Gedanken zu „Riskieren die USA einen Krieg gegen „RIC“: Russland, Iran und China?“
  1. Zölle bescheren USA Exporteinbruch – Folgen in Europa weniger drastisch

    15.33 Uhr: Die US-Zölle haben nach einer Analyse der Welthandelsorganisation (WTO) die größten Auswirkungen auf die USA selbst – und Kanada. Abgesehen vom Handelsvolumen werde auch die Wirtschaftsleistung stark leiden: Die WTO rechnet dieses Jahr nur noch mit 0,4 statt 2 Prozent Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Nordamerika. Sie legt ihre Daten nur für die USA und Kanada zusammen vor.

    In Nordamerika dürften die Exporte in diesem Jahr um 12,6 Prozent zurückgehen, die Importe um 9,6 Prozent, heißt es in der WTO-Analyse. Vor den Zollankündigungen hatte sie plus 2,2 Prozent bei den Exporten und plus 2,8 Prozent bei den Importen erwartet. Die chinesischen Exporte in die USA gehen nach WTO-Prognosen im derzeitigen Szenario um 77 Prozent zurück.

    Für Europa sind die Folgen deutlich weniger dramatisch: plus ein Prozent Exporte (statt vorher erwarteten 1,4 Prozent) und plus 1,9 Prozent Importe statt 2,1 Prozent. Beim BIP sieht die WTO für Europa im laufenden Jahr 1,2 statt 1,4 Prozent Wachstum.
    https://www.focus.de/finanzen/news/usa-kuendigen-tomatenabkommen-mit-mexiko-zoelle-von-ueber-20-geplant_579665f3-5c5e-4d46-96bf-c2c99bad18de.html

    In einigen US-Medien wird bereits darüber berichtet, dass Trump’s Umfragewerte innerhalb von 3 Monaten um 10% gesunken sind.
    So einen schnellen Absturz in der Popularität innerhalb der ersten 3 Monate nach der Amtsübernahme hatten nicht einmal Obama, Biden oder selbst Trump in seiner ersten Amtszeit (2017) zu verzeichnen.
    Und wenn hier alle denken, das würde daran liegen, weil die Linken alle Medien und Umfrageinstitute unter ihrer Kontrolle haben, dem sei gesagt: Nein, dem ist nicht so.
    Mittlerweile gehen selbst die größten Trump-Unterstützer (darunter Hedge-Fonds Manager und Milliardäre) wegen Trumps fatalen Handelskrieg auf die Barrikaden. Selbst Musk äußerte in den letzten Wochen mehrfach Kritik gegen Trump wegen des angezettelten Zollkrieges. Musk will Null-Zölle zwischen USA-EU. Einige US-Republikaner diskutieren schon über eine mögliche erdrutschartige Niederlage bei den Zwischenwahlen 2026 und kritisieren offen Donald Trump, ohne Blatt vor dem Mund zu nehmen.

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  2. Ukraine
    Welche Rolle spielte Kiew beim zweiten Attentatsversuch auf Trump?
    Deutsche Medien haben darüber nicht berichtet, aber in den USA sind weitere Informationen über den zweiten Attentatsversuch auf Trump bekannt geworden. Der Attentäter wollte demnach schwere Waffen in der Ukraine kaufen, um Trump zu töten, aber aus Kiew gab es keine Warnung vor dem Mann.
    https://anti-spiegel.ru/2025/welche-rolle-spielte-kiew-beim-zweiten-attentatsversuch-auf-trump/

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    1. Um Ihre Frage zu beantworten: Kiew-Nazis spielen notorisch die Rolle, die ihnen ihre atlantischen Kuratoren nach guter, bewährter Art zugedacht haben. Das funktionierte schon immer, wie geschmiert – mit Nazis lässt es sich traditionsgemäss atlantisch-nordisch am besten zusammenarbeiten. Die fressen ihren Vorbildern im Atlantik förmlich aus den Händen und übernehmen jede Dreckarbeit liebend gerne! Die Bosse, das wären einmal mehr MI6 und CIA. Falls Sie nähere Details dazu interessiert, wenden Sie sich einfach vertrauensvoll, doch persönlich ans MI6-Hauptquartier, 85 Albert Embankment, London SE1 7TP, Vereinigtes Königreich. Um dort vorgelassen zu werden, schlage ich vor nicht mit der Tür plump ins Haus zu fallen oder gar wieder mit dem Fallschirm abzuspringen. Fragen Sie besser zu Beginn einfach, wo die neu gewählte Bundesregierung mit ihrem beliebtesten Verteidigungsminister aller Zeiten, die Taurus Marschflugkörper klimaneutral in Kiew abladen dürfe? Das würde ihre potentiellen Gastgeber zutiefst amused stimmen, das alte Vertrauensverhältnis wiederherstellen, das Eis brechen und Ihnen alle Türen öffnen! Good luck!

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