80. Jahrestag des Reichs­pro­tek­to­rats über Böhmen und Mähren unter Rein­hard Heydrich

Reichsprotektor Reinhard Heydrich · Bildquelle: Prague Morning

Vor genau 80 Jahren, am 28. September 1941, kam Rein­hard Heyd­rich auf Hitlers Befehl nach Prag, um das Amt des Reichs­pro­tek­tors anzu­treten. Er war 37 Jahre alt.
 

Bei einer Zusam­men­kunft von NS-Funk­tio­nären einige Tage vor seiner Ankunft in Prag brachte er klar zum Ausdruck, wie er mit der Bevöl­ke­rung des Protek­to­rats Böhmen und Mähren umgehen wollte.

Auf Juden, Zigeuner und andere Menschen wartete die „Endlö­sung“ in den Vernich­tungs­la­gern, während die Slawen entweder ermordet oder germa­ni­siert und so weit wie möglich nach Osten gebracht werden sollten.

„Das böhmisch-mähri­sche Gebiet darf niemals in einem Zustand belassen werden, in dem die Tsche­chen es für sich bean­spru­chen könnten… Dieser Raum muss ein für allemal deutsch sein, damit die Tsche­chen am Ende keinen Anspruch darauf erheben können“, sagte Heyd­rich in dieser Rede.

Rein­hard Heyd­rich war einer der direkten Mitplaner des Holo­causts – sowohl der Idee, Homo­se­xu­elle, Juden, geistig oder körper­lich Behin­derte, Zigeuner und andere zu ermorden, als auch der Methoden zur Durch­füh­rung des Völker­mords – Todes­lager, Germa­ni­sie­rung und rassische/ethnische Pogrome.

Das tragi­sche Schicksal der tsche­chi­schen und mähri­schen Juden und Zigeuner begann unter seiner Herrschaft.

Heyd­rich hinter­ließ eine blutige Spur in der tsche­chi­schen Geschichte: Während des vier­mo­na­tigen Ausnah­me­zu­stands, den er nach seiner Ernen­nung zum Reichs­pro­tektor ausrief, wurden 486 Menschen zum Tode verur­teilt und mehr als 2.100 Tsche­chen landeten in Konzentrationslagern.

Heyd­rich dezi­mierte prak­tisch den gesamten tsche­chi­schen Wider­stand, der es ihm mit seiner Ermor­dung heim­zahlte. Wie Professor Václav Černý kurz und bündig geschrieben hat: „Heyd­rich kam, um die tsche­chi­sche Nation zu ermorden, und die tsche­chi­sche Nation ermor­dete ihn.“

Heyd­richs Haupt­ziele waren die Stei­ge­rung der Waffen­pro­duk­tion für die Natio­nal­so­zia­listen in den Fabriken im Protek­torat und die Vorbe­rei­tung der Germa­ni­sie­rung – und später der Liqui­die­rung – des tsche­chi­schen Volkes.

Dazu gehörte die Forde­rung und Festi­gung einer kolla­bo­ra­tiven Politik, bei der er nicht nur die bloße Zustim­mung forderte, wie sie der tsche­cho­slo­wa­ki­sche Präsi­dent Hácha gegeben hatte, sondern die aktive Teil­nahme, wie sie der tsche­cho­slo­wa­ki­sche Armee­oberst Emanuel Moravec vorlebte.

Die tsche­cho­slo­wa­ki­sche Exil­re­gie­rung in London beschloss, Heyd­rich durch speziell ausge­bil­dete Luft­lan­de­sol­daten liqui­dieren zu lassen. Das Attentat fand am 27. Mai 1942 statt.

Heyd­rich war der rang­höchste Nazi, der vom Wider­stand getötet wurde. Als Vergel­tung für Heyd­richs Tod vernich­teten die Deut­schen die Dörfer Lidice und Ležáky; im Oktober 1942 wurden 262 Menschen in Maut­hausen ermordet, weil sie den Fall­schirm­jä­gern geholfen hatten, die das Attentat verübt hatten.

Quelle: Prague Morning


13 Kommentare

  1. Das Attentat auf Heyd­rich war keine Vergel­tung der Tsche­chen für seine Taten im Protek­torat, sondern eine von Benesch im Londoner Exil befoh­lene Aktion, die Tsche­chen, die ihm viel zu wenig Wider­stand gegen die Deut­schen leis­teten, zum Haß auf die Deut­schen aufzu­sta­cheln, denn Benesch war klar, daß als Vergel­tung für die Ermor­dung Heyd­richs die Deut­schen etliche Tsche­chen bestra­fend ermordet werden würden, und so sein teuf­li­scher Plan aufgehen würde!
    Inso­weit ist der Artikel völlig falsch, denn die Tsche­chen, welche keinen Wider­stand sondern
    z.B. in den Hermann-Göring-Werken (ehem. Skoda-Fabriken) Arbeit leis­teten, wurden durch
    Heyd­rich „belohnt“, sie konnten sich nach der Schicht ihr Bier leisten, wurden nicht zur
    Wehr­macht einge­zogen, konnten sich auch frei­willig zur bezahlten Arbeit im Deut­schen Reich
    zur Verfü­gung stellen. Die Ernäh­rungs­lage war im Protek­torat war der im „Altreich“ deutlich
    über­legen, Luft­an­griffe zur Terro­ri­sie­rung der Zivil­be­völ­ke­rung fanden bis Ende 1944 durch
    die Alli­ierten nicht statt, es herrschte also „Bier­hof­s­ruhe“, keine krie­ge­ri­sche Lage wie in
    anderen Teilen des Reiches. Bewiesen wird dies durch die verzwei­felte Inter­ven­tion per Funk
    spruch des Sokol-Vorsit­zenden, der von aus Prag im Unter­grund vom Plan Beneschs gehört
    hatte, auf Heyd­rich ein Attentat verüben zu lassen, und diesen sehr drin­gend bat, davon abzu­lassen, „weil dies das Blut vieler unschul­diger Tsche­chen kosten würde“! Er bat
    Benesch, „einen Mann aus der zweiten Reihe ermorden zu lassen, damit dieser die Deut­schen nicht so erzürnen würde wie die Ermor­dung Heyd­richs“, es war vergeb­lich. Benesch ließ sich nicht umstimmen, und deshalb kam es, wie es kommen mußte. Heyd­rich fühlte sich ja gera­dezu als beliebt, fuhr er doch immer ohne Bede­ckung in dem offenen Auto­mobil von seinem Schloß die ca. 20 km nach Prag und zurück, auch das ein Beweis für die Rich­tig­keit meiner Schil­de­rung, Heyd­rich wurde nicht „aus Vergel­tung“, sondern aus dem Benesch-Kalkül atta­ckiert, die Tsche­chen gegen die Deut­schen aufzu­hetzen. Letzt­lich versuchte auch Karl-Hermann Frank, ein Karls­bader, bei Hitler vergeb­lich, die Auslö­schung Lidices zu verhin­dern, auch das muß man wissen.
    Eine Veröf­fent­li­chung dieser Rich­tig­stel­lung wäre mehr als angebracht.

  2. Vorbe­rei­tung der Germa­ni­sie­rung – und später der Liqui­die­rung – des tsche­chi­schen Volkes.
    Das ist eine Lüge des Autors.

  3. Geschichts­luegen haben schon immer kurze Beine gehabt. Das von den Sieger­maechten aufge­baute Karten­haus der Luegen wird letzt­end­lich an seine eigene Last zusam­men­bre­chen, und durch die geschicht­li­chen Aufraeu­mungs­ar­beiten wird die Welt letzt­end­lich die Wahr­heit erfahren.
    “The truth is like a lion. You don’t have to defend it. Let it loose. It will defend itself.”
    ―Saint Augustine

    • nein, im 14. Jahr­hun­dert, die Prager Karls­uni­ver­sität wurde v. Karl dem IV. 1348 eröffnet!
      Und, da Prag, bevor es Wien wurde, die Haupt­stadt des Hl.Röm.Reiches Deut­scher Nation
      und gleich­zeitig natür­lich Haupt­stadt des König­rei­ches Böhmen war, war dies die erste dt.
      Univer­sität auf damals deut­schem Boden, das ist also richtig. Aber natür­lich verwei­gern die
      „Umer­zo­genen“ dieses Faktum und feiern die Heidel­berger Univer­sität als erste deutsche!

  4. Heyd­rich wurde vor allem ermordet, weil die tsche­chi­sche Exil­re­gie­rung im Protek­torat massiv an Zustim­mung verlor, da Heyd­rich sehr geschickt Zucker­brot und Peit­sche zu hand­haben verstand

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    • Als ich noch jung und weniger geschichts­in­ter­es­siert und vor allem geschichts­si­cher war, hat mir mal jemand in einer Diskus­sion folgenden Satz gesagt: “ Die Deut­schen haben das gemacht, was eigent­lich die anderen gerne getan hätten.“ Diese Person war nicht deutsch.
      Mit diesen Satz konnte ich in meinem aner­zo­genen Schuld­kult nichts anfangen. Aber durch die Jahr­zehnte schim­merte dieser Satz immer wieder durch und heute hat er auf diese Zeit bezogen eine noch größere Bedeu­tung bekommen. Wir lassen diese unsäg­liche Zustände zu, weil wir glauben wir müßten es tun, bzw. lassen es zu. 

      Und zum Geschehen von vor 80 Jahren und mehr. Heyd­rich verkör­pert für mich den glei­chen Typus des über­zo­genen mach­be­wußten unsym­pa­ti­schen Deut­schen, und gut sah er nicht gerade aus. Diesen Typus finde ich heute bei der Will­kom­mens­kultur und den OneWorld Anhänger.
      Germa­ni­sie­rung geht nicht – Entger­ma­ni­sie­rung schon.

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  5. Sehr guter Beitrag! Geschichte muss sauber aus allen wesent­li­chen Perspek­tiven aufge­ar­beitet werden.
    Bei der Aufgabe, menschen­ge­rechte Lehren daraus zu ziehen, sind wir als Euro­päer noch nicht so weit entwi­ckelt wie es auch ange­sichts der globalen Lage drin­gend nötig ist. Die derzei­tige EU braucht drin­gend eine vernünf­tige Verfas­sung, die Subsi­dia­rität und Konne­xität über­zeu­gend trans­pa­rent lebt. Auch auf diesem Gebiet ist die EU-Mons­ter­bü­ro­kratie zu nichts in der Lage, noch nicht Mal zu Einsichts­fä­hig­keit nach dem Brexit.

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