Nima R. Alkorshid interviewt Alex Krainer, Marktforscher & Politanalyst, zu den Widersprüchen in der US-Außenpolitik. Jene leiten sich aus der Interessenslage der relevanten globalen Akteure ab, wobei transnationale Finanzkreise, wie die der City of London, zum Bestand ihres, wie Krainer es nennt, „Western Empire“ (Reich des Westens) ebenso daran beteiligt sind!
Alex Krainer: „Es wird wieder einmal Persien sein,
um zum Friedhof westlicher Imperien zu werden!“
Nima: Alex, was ist los mit der Welt – mit der Trump-Regierung und ihren Zöllen? Ich meine die Art und Weise, wie diese versucht, die Situation zwischen den Vereinigten Staaten und China zu regeln. Hier ist, was der Finanzminister der Vereinigten Staaten, Scott Bessent, zu diesem Wirtschaftskrieg zwischen den Vereinigten Staaten und China sagt:

Scott Bessent, amtierender US Treasury Secretary spricht vor US-Bankern:
… Leider ist China der größte Übeltäter im globalen Handelssystem und das einzige Land, welches eskaliert. Ich kann zum Kommentar: „Nun, vielleicht sollten wir uns mehr an China orientieren!“, welche der Premierminister oder Wirtschaftsminister Spaniens heute Morgen abgegeben hat, dem Rest der Welt nur mitteilen:
Das wäre Selbstmord! Denn, ich kann Ihnen sagen, dass chinesische Exporte, welche durch US-Zoll-Schranken weggehalten werden, gemäß dem chinesischen Geschäftsmodell, welches dem der Besen, die immerwährend nur Eimer mit Wasser heranschaffen, nach einem Disney Streifen [Anmerkung der Redaktion: Mit Inhalt, angelehnt an Goethes Zauberlehrling] gleichen, für Sie alle gelten:
Sie [die Chinesen] hören nie auf, immerzu weiter zu produzieren und weiter zu verkaufen, was dann irgendwo hinführt. Ich denke, letztendlich können wir aller Voraussicht nach mit unseren Verbündeten und anderen Ländern, die seit langem gute militärische, wenn auch keine perfekten wirtschaftlichen Verbündeten von uns sind, eine Einigung erzielen:
Um dann als Gruppe China anzugehen!
Nima: Er bezieht sich, auf den Disney Film [Anmerkung der Redaktion, namens „Fantasia“] aus dem Jahr 1940 und Sie erinnern sich sicher…
Alex Krainer: … ja – ich erinnere mich an die Szene, von der er sprach! Doch, das Ganze erscheint mir nur einfältig. Ich glaube, die USA setzten auf Bluff: Die Chinesen haben ihn angenommen, doch den Einsatz verdoppelt. Damit haben die USA nicht gerechnet. Jetzt müssen sie einen Weg finden, um ihr Gesicht zu wahren und aus dieser Situation wieder herauszufinden. Inzwischen reden sie davon, wie sich ggfs. alle gegen China verbünden könnten, um stolz über China zu siegen, ihnen die Kapitulation und [atlantischen]Standpunkt aufzuzwingen. Das sieht zum jetzigen Zeitpunkt nicht sehr realistisch aus und lässt die US-Administration müde wirken.
Einiges von dem, was Bessent sagte, scheint richtig: China betreibe seit sehr vielen Jahren Währungsmanipulation und habe sich gegenüber anderen Handelsnationen, insbesondere den Vereinigten Staaten, Vorteile verschafft. China hat die Verlagerung vieler amerikanischer Produktionsbetriebe angezogen. Sie haben bewusst den Aufbau von Forschungs- und Entwicklungszentren mit westlichen Unternehmen gesucht, um von diesen zu lernen und die besten F&E-Talente abzuwerben! Nun, könnte man meinen, dass dies missbräuchlich wäre:
Andererseits könnte man argumentieren, dass es sich dabei um einen legitimen Wettbewerb handle, der an den Besten ginge!
Die meisten der Anstrengungen gewinnt allerdings China, weil sie bessere Arbeit leisten! Wie konnte all das geschehen? Dazu, muss man den Blick zurück ins Jahr 1971, als Richard Nixon die Konvertibilität des Dollars zu Gold aufhob, werfen:
Von diesem Moment an wussten die Machthaber – ich spreche nicht von Nixon oder Kissinger, sondern von den tatsächlichen Machthabern – das sind jene Kreise, welche die Wall Street und City of London bevölkern. Diese wussten, dass sie damit den Dollar zerstören würden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, denn der Dollar war zu diesem Zeitpunkt zu einer Fiat-Währung geworden, die durch nichts mehr gedeckt war!
Wenn man also die Währung eines Landes zerstört und das nur noch eine Frage der Zeit ist, bedeutet es, dass das Imperium seinen mächtigsten Vollstrecker verliert, nämlich die Vereinigten Staaten mit all ihren Militärstützpunkten, verstreut über die ganze Welt mit allen US-Flugzeugträgerkampfverbänden, die um die Welt kreuzen und dafür sorgen, dass sich alle dem Imperium unterwerfen. Sie [die transnationalen Kreise der City of London und Wall Street] wussten zu diesem Zeitpunkt, dass sie irgendwann später einen neuen Welt-Polizisten brauchen würden. Und sie designierten China für diese Rolle des künftigen neuen Welt-Polizisten:
Nicht lange nach Beendigung der Konvertierbarkeit des Dollars [zu Gold am 15.8.1971] – lancierten Nixon und Kissinger in Richtung China Avancen, um deren Öffnung zu bewirken. Ab diesem Zeitpunkt [21.2.1972 – Treffen Nixon Mao] gingen westliche Finanz- und Unternehmens-Konglomerate nach China und arbeiteten mit der chinesischen Regierungen zusammen, um China zu öffnen und zu einer globalen Supermacht zu machen!
Die Aussagen von Henry Kissinger und George Soros bis vor rund 10 bis 15 Jahren reflektierten klar und deutlich, dass China den Globalisierungsprozess anführen werde und China das Modell abgeben würde, an dem sich die Regierungssysteme aller anderen Nationen auszurichten hätten. Sie sahen China eindeutig als den nächsten kommenden Welt-Polizisten – als die nächste Supermacht, welche die Rolle der Vereinigten Staaten übernehmen und das globale Imperium durchsetzen würde und China den Vollstrecker abzugeben hätte:
Doch sie selbst – sprich, die Protagonisten der Finanzoligarchien des Westens – wären die ultimativen Stakeholder und ultimativen Nutznießer geblieben!
Entsprechend wurde China von ihnen als Gewinner für diesen globalen Wettstreit und Konkurrenzkampf aufgestellt. Sie ermöglichten alles, was China tun sollte und auch tat.
Als in den 1990er Jahren viele US-Politiker sich darüber beschwerten, dass China seine Währung manipulierte, ließen die Finanz-Mächte dies zu und erlaubten den USA nicht, Sanktionen gegen China zu verhängen:
Keine Korrektur dieser Ungleichgewichte und Missstände seitens der Vereinigten Staaten wurde zugelassen!
Man konnte beobachten, wie China dieses Spiel zusehends gewann, sich immer mehr Hersteller bei ihnen niederließen und die Vereinigten Staaten zum Groß-Importeur aus China machten! In gewisser Weise klappte das auch für die Vereinigten Staaten, weil sie von den niedrigen Preisen Chinas profitierten, die ermöglichten, dass die lokale bzw. heimische Inflation nicht auf die Verbraucherpreise durchschlug, da China vor allem billige, lokal produzierte Waren in die Vereinigten Staaten exportierte.
Inzwischen sind die Vereinigten Staaten an einem Punkt angelangt, an dem sie jenen Ungleichgewichten abzuhelfen haben. Es gibt auf Seiten der Trump-Administration den politischen Willen, das voll durchzuziehen. Doch es scheint mir, dass sie die Dinge nicht richtig durchdacht haben und sich dafür nicht genug Zeit genommen hatten:
Die USA setzten darauf, dass die Chinesen auf den Bluff hineinfallen und sich davon einschüchtern lassen würden, um sich in einer besseren Verhandlungsposition wiederzufinden!
Das hat jedoch nicht geklappt: Die Chinesen haben den US-Bluff durchschaut und Gegenmaßnahmen ergriffen: Eine der Parteien hätte nun aus dieser Eskalation auszusteigen, doch es scheint, dass dies Trump und seinem Team besonders schwerfallen dürfte. Denn, sie werden nicht gerne zugeben wollen, sich geirrt bzw. blamiert zu haben. Man wird sehen, was geschieht, aber es wird offensichtlich, dass China wirtschaftlich und auch geopolitisch inzwischen eine sehr starke Position eingenommen hat. Dazu kommt, dass China seine Schritte eng mit Russland und dem Iran abstimmt. Ich denke, dass die Trump-Regierung – auf die eine oder andere Weise – auf einen Neuanfang zurückkommen müsste, um [China] zu fragen: „Können wir uns einigen und etwas versuchen, um alle zufrieden zu stellen?“
Nima: Meinen Sie, dass das US-Hauptziel China wäre und alle anderen Zölle gegen alle anderen Länder nur eine Nebensache darstellten – ist es wirklich so, dass die USA gegen jedes einzelne Land dieses Planeten derartige Zölle verhängen wollen?
Alex Krainer: Da bin ich mir nicht sicher, Nima: Es scheint zwar so zu sein! Doch, China ist ein geeintes, souveränes Land, mit dem Donald Trump verhandeln, abschließen und zu einer Einigung kommen müsste. Auf der anderen Seite haben wir die Europäische Union: Mir scheint, dass Trump besonders scharf darauf aus ist, in Konfrontation gegen die Europäische Union zu treten, um dieser effektiv ein Ende zu bereiten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass dies meist Teil seiner Politik ist. Der Großteil der europäischen EU-Exporte geht in die Vereinigten Staaten und nach Großbritannien. Doch, ein Großteil dieser Exporte geht über China in die Vereinigten Staaten. Denn, viele europäische Hersteller haben ihre Produktion nach China auslagern lassen. Sie versehen die Produkte zwar mit ihren Marken und sagen: „Entworfen in Deutschland“ oder Frankreich, aber hergestellt werden diese dennoch in China. Sie gehen auch über China und stellen am Ende effektiv einen europäischen Export dar. Die US-Konfrontation gegen China ist somit ein indirekter Schachzug, um sich auch gegen Europa zu stellen. Die Zölle, welche sie über Produkte der Europäischen Union verhängten, wurden tatsächlich schon seit Anfang März diskutiert und waren nicht etwas, das erst am „Tag der Befreiung“ schlagend wurde.
Zugleich sehe ich, dass der US-Dollar aus gewissen Gründen gegenüber dem Euro um nicht ganz 10%, aber um etwa 9% abgewertet wurde. Selbst wenn diese Sanktionen ausgesetzt wurden, ergab sich plötzlich innerhalb weniger Wochen, dass ein Euro mit 1,14 US-Dollar gehandelt wird, während er vor etwa drei Wochen noch bei 1,04 Dollar lag. Damit sind alle europäischen Exporte in die Vereinigten Staaten um etwa 9% teurer, während alle US-Exporte nach Europa um 9% billiger geworden sind.
Das betrifft noch nicht einmal die Zölle: Nachdem letztere ins Spiel gekommen sind, wird es nur noch schlimmer. Dazu stellt sich die Frage nach dem Grund für die Bombardierung des Jemen. Das war zwar nicht Ihre Frage, aber ich meine, das alles damit zusammenhängt. Ich habe dazu – vor etwa einer Woche – Ihre Podiumsdiskussion mit Colonel Wilkerson, Chas Freeman und Professor Marandi, verfolgt:
Seit Beginn der „US-Operation Rough Rider“ [Marine- & Luftangriffe der USA gegen den Jemen] Mitte März halte ich diese Angriffe für völlig idiotisch und unglaublich:
Denn man lässt den Jemen nun schon seit 10 Jahren bombardieren: Die Saudis taten es, die Briten taten es, die Israelis taten es und die Amerikaner tun es jetzt auch: Wir hatten 16 Monate lang die „Operation Prosperity Guardian“ [Angriffe gegen die Huthi im Jemen, die am 18. Dezember 2023 begannen] – sie haben bombardiert, bombardiert und bombardiert, doch nichts wurde bewirkt. Jetzt kommt Trump mit der „Operation Rough Rider“ und sie bombardieren noch mehr und wieder passiert nichts. Ich dachte, Sie hätten nach 10 Jahren Bombardierungen der Jemeniten doch kapieren müssen, dass wieder nichts passieren würde bzw. Sie Ihre Ziele nicht erreichen könnten? Warum tun sie das dann?
Man erinnere sich an Larry Wilkerson, der über eine Simulations-Übung sprach, die sie mit CENTCOM [United States Central Command], AFRICOM [United States Africa Command], dem Pentagon und einer ganzen Reihe anderer amerikanischer und europäischer Sicherheitsbehörden durchgeführt hätten. Sie kamen zum Schluss, dass das Rote Meer einen „globaler Knotenpunkt der Wettbewerbsfähigkeit“ und für die westlichen Mächte unbedingt einen strategischen Schwerpunkt darzustellen hätte. Damals begannen sie mit dem Aufbau ihrer Stützpunkte in Dschibuti und schufen AFRICOM und dergleichen. Offensichtlich messen sie dieser Handelsroute große Bedeutung zu:
Bis zum 15.3.2025 war diese Handelsroute für den europäischen Schiffsverkehr & Handel noch offen. Doch, seit der „Operation Rough Rider“ ist das Rote Meer für den europäischen Handel gesperrt!
Der Großteil des Handels, der über das Rote Meer läuft, ist europäischer Handel: Er macht, wie Larry Wilkerson anmerkte, 55% – 60% des gesamten weltweiten Handels, der über diese Route läuft, aus. Der größte Teil davon entfällt auf Europa – aber, nur 3% des amerikanischen Handels werden darüber abgewickelt:
Das [der US Angriff gegen Huthis] scheint mir, ob nun vorsätzlich oder willkürlich, nur ein weiterer US-Versuch zu sein, Europa einmal mehr in die Knie zu zwingen!
Wir hatten also die Sprengung von Nord Stream 2 – das war zwar nicht die Trump-Regierung, aber dennoch zeigt sich eine gewisse Kontinuität der US-Agenda:
- wir bekamen die Zölle.
- wir bekamen – ohne viel Zutun der EU – den Krieg in der Ukraine,
- wir bekamen US-Vorgabe, um 5% des BIP für Verteidigung aufzuwenden.
- Wir bekamen diese „Operation Rough Rider“, welche den EU-Handel durch das Rote Meer unterbrochen hat.
- wir bekamen genannte Währungsmanipulation [9% US Dollar zu Euro Abwertung]. Ich meine, es ist eine solche [der USA], denn es kommt nicht oft vor, dass eine wichtige Währung innerhalb von nur zwei bis drei Wochen so stark an Wert abstürzt!
Was auch immer der Grund dafür sein mag, mir scheint, dass Europa das Hauptziel der Trump-Regierung ist, denn alles, was sie tun, zielt darauf ab, die Lage für Europäer schlechter zu machen!
Nima: Sie sprechen von Europa und man weiß, dass Spanien derzeit etwas unternimmt und mit China verhandelt. Aber wie sieht es mit den anderen Ländern aus: Glauben Sie, dass sie das Gefühl haben, dass ihre Existenz auf dem Spiel steht?
Alex Krainer: Von welchen Ländern sprechen Sie?
Nima: Ich spreche von Europa: Haben jene wirklich das Gefühl, dass ihr Überleben auf dem Spiel stünde? Denn wir wissen, dass sich der Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und China weiter verschärfen bzw. nicht besser werden wird. Wie wird Europa sich positionieren, nachdem Scott Bessent gesagt hat, dass sie sich gegenseitig an die Kehle gehen würden? Die Vereinigten Staaten sprechen nicht nur über China – sie sprechen über sich selbst: „Wenn ihr diesen Weg einschlägt, wissen wir, wie wir mit Euch verfahren werden!“ Was ist der Ausweg und die Lösung für Europa?
Alex Krainer: Nun, ich denke, die erste Lösung wäre, Ursula von der Leyen und die gesamte Europäische Kommission loszuwerden. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen:
Ich würde meinen, dass die Europäische Union in ihrer heutigen Form zerschlagen werden muss!
Ich denke, dass man unweigerlich in diese Richtung strebt! Wir haben gesehen, dass die Trump-Administration – alle Souveränitäts-Bewegungen in Europa stützt, wie die von Marine Le Pen, Călin Georgescu in Rumänien, von Georgia Meloni in Italien und der AfD in Deutschland, um nur einige zu nennen. Ich denke, dass die Amerikaner lieber gute, konstruktive Beziehungen zu Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Rumänien, Polen – das hieße, zu jedem Land einzeln – unterhalten würden, als sich mit der Europäischen Kommission und anderen Strukturen der Europäischen Union herumzuschlagen, die sich nach meiner Meinung völlig daneben befinden.
In den letzten 10 Jahren war die EU besessen von einer Netto-Null-Politik und der Ukraine. Sie haben an nichts anderes gedacht – so scheint es zumindest. Diese ganze Problematik, die ich gerade angesprochen hatte – der Krieg im Roten Meer und die Bombardierung des Jemen durch die USA, ich glaube nicht, dass bei der Europäischen Kommission bzw. bei Ursula von der Leyen oder Kaja Kallas – bei keiner von beiden – das angekommen wäre. Das stellt für Europa ein massives Problem dar!
Ich glaube nicht, dass EU-Europa weiss, wie sie mit den Vereinigten Staaten und den Zöllen umgehen sollen!
Das gesamte Geschäftsmodell Europas basierte darauf, ununterbrochen reichlich billige russische Energie zu beziehen, um daraus Fertigprodukte der europäischen Industrie zu machen und in die Vereinigten Staaten zu exportieren. Jetzt wird der Energiefluss aus Russland unterbrochen und die Trump-Administration schneidet EU-Europa den Zugang zu den amerikanischen Märkten ab. Sie haben keine Ahnung, was sie tun sollen, so scheint es mir. Sie befinden sich in einem völlig reaktiven Modus!
Was die Zölle angeht, wollten sie mit eigenen Zöllen reagieren – das war’s dann auch. Es gibt keinen Plan B. Der einzige Plan, den sie verfolgen, zielt auf Investitionen in Aufrüstung ab, um am Ende dieses Jahrzehnts Krieg gegen Russland zu führen. Im Moment sind sie ratlos und wissen nicht, wie sie ihre Wirtschaftspolitik und Geldpolitik gestalten sollen.
Das einzige, was sie können, ist unbegrenzt Geld zu drucken, doch das kann nicht funktionieren!
Es gleicht einem Orchester, in dem niemand weiß, was er spielen soll. Jeder fiedelt auf seinem Instrument herum, wie er es für richtig hält, wobei das Ergebnis in ein einziges großes Durcheinander mündet. Es läuft alles komplett ohne Plan. Es besteht die Gefahr eines Art Zerfalls, wie wir ihn von der Französischen Revolution her kennen:
Es könnte in Deutschland, Großbritannien, Frankreich zuletzt zum Bürgerkrieg kommen und auf dem Weg dorthin, viel Blut und Gewalttätigkeit geben!
Nima: Sie haben Călin Georgescu erwähnt: Hier ist, was er zu Tucker Carlson sagte:

Călin Georgescu: Jeder weiß, dass es eine ausländische Intervention war, insbesondere von Außenminister Blinken, der in die Wahlen eingriff und einfach diktierte, was das System zu tun hätte. Jeder weiß von dieser Situation, natürlich auch Präsident Macron und Maia Sandu aus Moldawien. Sie griffen ein, aber der wichtigste von allen war Außenminister Blinken.
Tucker Carlson: Was hat er getan und gesagt, was Ihre Wahl und die rumänische Politik beeinflusst hat?
Călin Georgescu: Nun, es war ganz einfach eine Einmischung – ganz klar: Sie wollen kein freies Rumänien. Man sollte erwähnen, dass sich der größte Militärstützpunkt der NATO in Rumänien befindet – das wissen Sie wahrscheinlich?
Tucker Carlson: Ja!
Călin Georgescu: Natürlich wollen sie von Rumänien aus den Dritten Weltkrieg anzetteln. In diese Situation könnten sie in Folge ganz Europa und die Vereinigten Staaten mit hineinziehen. Sie haben also ein Interesse an einem Krieg!
Nima: Es haut einem um, dass er sagte: Sie [der Wertewesten] wollten den Dritten Weltkrieg von Rumänien aus beginnen – wie denken Sie darüber, Alex?
Alex Krainer: Nun, das überrascht mich überhaupt nicht. Ich denke, dass Georgescu diesbezüglich vollkommen richtig liegt! Es ist eine jahrhundertealte Obsession der westlichen Mächte, den eurasischen Kontinent zu beherrschen und zu dominieren. Sie wollen absolut keine lokalen, rivalisierenden Hegemonialmächte dulden. Deshalb möchten sie Mächte, wie Russland, China, Indien und Iran, zurechtstutzen. Deshalb werden sie von dieser blinden Besessenheit, einen Regimewechsel in Russland herbeizuführen, getragen, um das Land zu teilen, was sie bereits in den 1990er Jahren versucht hatten, als noch Boris Jelzin an der Macht war. Russland stand damals kurz vor dem Zerfall. Die einzelnen Republiken der Russischen Föderation hatten ihre Abgaben an den föderalen Haushalt schon eingestellt. Die lokalen Gouverneure widersetzten sich den gesetzlichen Anordnungen aus Moskau. Das hat der Westen bewusst herbeigeführt! Dazu gesellt sich der Wunsch:
Zugang zu den russischen Bodenschätzen, die mit einem Wert von 75 bis 90 Billionen US-Dollar als die weltweit größten Vorkommen der Welt zu Buche schlagen, zu gewinnen!
Wie will man all das erreichen, nachdem man Russland militärisch nicht besiegen konnte? Halford Mackinder hat bereits vor über einem Jahrhundert dazu seinen Vorschlag dargelegt: Er sagte, dass die Dreh- oder Angelpunktmacht, als die wir heute Russland erachten, sich von so vielen Brückenköpfen, die sich alle von Russlands westlichen Grenzen über den Süden – bis hin nach Korea – erstrecken müssten, umzingelt wiederfinden sollte. Halford Mackinder nannte Italien, Frankreich, Ägypten, Indien und Korea als jene Brückenköpfe. Natürlich hat sich die Geografie in den letzten 100 Jahren verändert: Heute gibt es dazu Israel im Mittelmeerraum, die Ukraine, Rumänien und Georgien. Es spielt keine so große Rolle, um welches Land es sich handelt: Wichtig ist, dass man diese Länder beherrscht und dazu instrumentalisieren kann, um der Dreh- bzw. Angelpunktmacht, Russland ständig Kriege aufzuzwingen, um:
- Russland kontinuierlich zu schwächen
- Russland schließlich zu destabilisieren
- einen Regimewechsel in Russland zu bewirken.
Dann setzt man eigene Leute wie Boris Jelzin oder Juan Guaidó [vormalige US-Marionette in Venezuela] oder Boris Nemtsow oder Alexei Nawalny in den Kreml, die tun, was man ihnen aufträgt, so wie Selenskyj heute in Kiew tut, was die Briten ihm auftragen! Nachdem das dann geschehen wäre, könnte man Russland auf die gleiche Weise als Knüppel gegen China einsetzen, wie heute die Ukraine als Knüppel gegen Russland eingesetzt wird. Dann würde dem Westen die gesamte militärische Macht Russlands – seine gesamte Bewaffnung – zur Verfügung stehen, um sie gegen andere regionale Hegemonialmächte einzusetzen:
- in erster Linie gegen China,
- aber auch gegen Indien,
- gegen Pakistan,
- gegen den Iran,
- gegen wen auch immer!
Die Besessenheit, Russland zu Fall zu bringen, wird nicht verschwinden, selbst nachdem ihnen der letzte Ukrainer ausgegangen sein würde, werden sie versuchen, Rumänien, Moldawien, Georgien, Polen oder die baltischen Staaten dafür zu instrumentalisieren. Und falls jemand, wie Călin Georgescu auftauchte und sagte:
„Es liegt nicht in unserem Interesse, wirklich Krieg gegen Russland zu führen und diese riesige Militärbasis zu errichten, die uns zu einer Zielscheibe macht. Es wäre viel besser für uns, eine konstruktive Zusammenarbeit mit Russland und Handel, der für beide Seiten von Vorteil ist, zu betreiben!“,
Das würde natürlich die Pläne der westlichen Mächte zunichtemachen. Also, müssen sie dafür sorgen, dass ein Călin Georgescu niemals an die Macht käme – das gilt aus gleichem Grund für die AfD in Deutschland. Auch sie wollen eine konstruktive Zusammenarbeit als Mittel, um mit Russland in Beziehung zu treten – so wie, Marine Le Pen, die zwar ein wenig schwankend ist, aber seit langem die Absicht verfolgte, mit Russland in bilaterale Verhandlungen einzutreten, was sowohl gut für Frankreich, wie auch für Russland wäre.
So, haben die europäischen Mächte inzwischen dafür zu sorgen, dem Druck der Bevölkerung entgegenzuwirken, sodass nicht Leute an die Macht kommen, welche einfach „Nein“ zu diesem Marsch in den Krieg sagten! Der Wille des Volkes ist es, um den Marsch in den Krieg zu stoppen! Daran besteht kein Zweifel. Wir haben das in Ungarn gesehen – wir haben das in Deutschland gesehen:
Ich glaube, dass die deutschen Wahlen wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grad manipuliert waren, um sicherzustellen, dass Friedrich Merz das nächste Kabinett bilden könne!
Wir haben es in Rumänien erlebt – wir haben es auch in Kroatien gesehen, wo der Präsident des Landes in den Medien als Marionette Putins an den Pranger gestellt wurde und am Ende um die 75% der Stimmen erhielt. Nun, das macht es [für das Imperium] sehr, sehr schwer, den Kontinent zu vereinen und den nächsten großen Krieg zu orchestrieren, den sie für die Jahrzehntwende ab 2029 eingeplant haben. Deshalb instrumentalisieren sie Richter und Rechtsstreitigkeiten, um echte Demokratie in Europa zu unterbinden. Der Konflikt, den wir heute erleben, ist einer zwischen den zwei Herrschaftssystemen:
Es ist definitiv ein Konflikt des europäischen Oligarchen-Systems gegen alle anderen Regierungssysteme, doch von unabhängigen, souveränen Nationen, wie z.B. China, Iran, Russland, Weißrussland, welche sie alle vernichten wollen!
Ich bin nicht davon überzeugt, ob die US-Administration dies erkannt hat bzw., falls doch, so scheint es aus ihren Äußerungen und Handlungen nicht ablesbar:
Denn wenn es um Russland geht, tanzen die USA nicht mehr nach der Pfeife des westlichen Imperiums, doch im Bezug auf den Iran, tanzen sie nach deren Pfeife!
Das erscheint inkonsequent und widersprüchlich! Ich denke, dass sie auf extrem heftigen Widerstand stoßen werden. Ich würde auf jeden Fall erwarten, dass Witkoff mit den Russen über den Iran sprechen würde. Denn, was die USA mit den Russen teilen – das heißt, weder die Russen noch Amerikaner möchten – ist, dass der Iran Atomwaffen besäße. Doch, das haben sie mit den Iranern gemein, denn die Iraner selbst wollen ebenfalls keine Atomwaffen. Das sollte daher kein Problem mehr sein!
Doch, mir scheint, dass es in den Vereinigten Staaten eine ziemlich starke politische Fraktion gibt, die immer noch davon träumt, Israel zu instrumentalisieren, um durch den Sturz des Iran ihre unangefochtene Vorherrschaft über den Nahen Osten zu zementieren. Nachdem sie den Iran gestürzt hätten, so denken sie, wäre dann alles in Ordnung:
Wir und Israelis würden dann die Region total dominieren und es würde so sein, wie wir es sagten. Wir würden die neuen Sheriffs in der Stadt abgeben und es würde dort ein tausendjähriges Imperium ausbrechen, über das wir herrschen würden!
Sogar Steve Witkoff hat in gewisser Weise eine solche Meinung geäußert: Sind das alles nur bewusste „Körper-Täuschungen“ oder meinen sie es tatsächlich ernst? Ich kann es nicht sagen, weil ich nicht wirklich überschauen kann, ob die Trump-Regierung die Dinge ausreichend durchdacht hat und auch weiß, was sie tut bzw. zumindest, was sie erreichen möchte oder sich das alles nur spontan ausgedacht hat.
Das ist keine triviale Frage, denn wenn man davon ausgeht, dass sie die Dinge durchdacht hätten – sprich, eine Strategie hätten und wüssten, was sie erreichen wollten, dann ließe sich daraus grob ableiten, wie ihre konsequente Politik bzw. ihr nächster Schritt aussehen könnte. Warum eskalieren sie gegen den Jemen? Warum stellen sie dieses ganze Waffen-Arsenal auf, um den Iran zu Fall zu bringen? Falls sie sich das alles aus den Fingern saugten, wäre alles möglich, doch nicht im Voraus abzuschätzen.
So, denke ich, dass Witkoff und die Trump-Regierung natürlich versuchen werden, Russland zu bewegen, Druck auf die Iraner auszuüben, damit sie ihr Atomprogramm, ihre Raketen bzw. was auch immer sie sonst noch wollten, aufgeben, wie:
- zu versprechen, dem Iran nicht zur Hilfe zu kommen,
- an den Iran keine Luftabwehrsysteme, Radargeräte oder was sonst noch zu liefern.
Aber ich bezweifle sehr, dass dies irgendeine Wirkung haben würde: Denn wenn man dem westlichen Imperium helfen würde, den Iran in Schach zu halten, so würde man es als seinen künftigen Feind nur weiter stärken:
Man würde einem Feind helfen, eine sehr wichtige Schlacht in einer sehr wichtigen Region zu gewinnen!
Daher bezweifle ich sehr, dass die Russen und Chinesen hierzu kooperieren wollten. Ich meine, dass die Amerikaner in Bezug auf den Iran sich nur eine Niederlage mehr einfangen werden:
Es wird wieder einmal Persien sein, um zum Friedhof westlicher Imperien zu werden!
Ich sehe keine Möglichkeit, wie sie das vermeiden könnten. So, finde ich es irgendwie ermutigend, dass:
- Trump in indirekten Gesprächen mit den Iranern steht,
- er diese Gespräche nicht mit Benjamin Netanjahu und den Israelis koordiniert,
- Trump sagt, dass Israelis im Fall der militärischen Option diese anzuführen hätten.
Die Israelis hätten die Verantwortung zu übernehmen! Es bedeutete, dass die Israelis für alle Folgen und Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten, falls sie beschlossen hätten, die Iraner anzugreifen, dafür verantwortlich gemacht würden.
Es ist also sehr schwer für mich vorherzusagen, was die US-Administration tun werde. Ich müsste raten: Haben sie eine Strategie oder improvisieren sie nur? Die Tatsache, dass Trump regelmäßig mit Xin Jing und seine Administration regelmäßig mit den Russen spricht, ist für mich ermutigend, denn selbst wenn sie überfordert wären, würden sie etwas über die neue Situation in Westasien lernen. Die Tatsache ermutigt mich, dass der Iran nicht mehr derselbe Iran, wie vor 30 Jahren, ist und:
- starke Allianzen mit Russland und China einging,
- von China als Anker der Sicherheitsarchitektur für Westasien angesehen wird,
- inzwischen über defensive und offensive Waffen verfügt, gegen die, weder USA noch Israelis offensichtlich Verteidigungsmöglichkeiten besitzen!
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Das Video zum Interview im Original auf Englisch: HIER
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