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Dr. Thomas Binder - Foto: Facebook / Thomas Binder

Von Karl Goschescheck*

Basel – Während die deutsche Anwältin Beate Bahner, die vor dem Verfassungsgericht Berufung gegen bestimmte Maßnahmen der deutschen Behörden im Rahmen der Bekämpfung der Coronavirus-Epidemie eingelegt hatte und am vergangenen Sonntag in einer psychiatrischen Klinik interniert worden war, mittlerweile freigelassen wurde, ist Dr. Thomas Binder aus Wettingen im Aargau immer noch eingesperrt. Er gibt sich jedoch kämpferisch.

Kanton Aargau – Bild: Wikimedia / Poulpy (CC BY-SA 3.0)

Als Terrorist verhaftet

Dr. Thomas Binder ist der 58-jährige Kardiologe, der am vergangenen Samstag von einem Kommando – in diesem Fall der Spezialeinheit “Argus” – nach einem Szenario festgenommen wurde, das eines Films oder einer Anti-Terror-Operation würdig ist. Die Kantonspolizei hatte angegeben, ihn wegen “Drohungen” gegen Schweizer “Verwandte und Behörden” festgenommen zu haben. Dr. Binder, der immer noch in Königsfelden interniert ist, weist diese Behauptungen über Twitter förmlich zurück: “Während des Verhörs, das heute endlich stattfand, konnte keine von mir ausgehende ‘Bedrohung’ nachgewiesen werden.”

Der kantonale Polizeisprecher von Aargau, Alex Dutler, sagte am Mittwoch, dass “vorläufige Internierungen vor Gericht angefochten werden können, [dass jedoch] der Angeklagte dies bisher versäumt hat.” In der Zwischenzeit kam es jedoch zu einer Anfechtung und der Kardiologe kündigte am Donnerstag auf Facebook an, dass nunmehr das Verwaltungsgericht über die Aufhebung der Interimsverfügung zu entscheiden habe”.

Die Waffe stammt aus seinem Militärdienst

In der Sache erklärte Alex Dutler gegenüber der Presse, dass “die Behörden darüber informiert waren, dass der Mann im Besitz einer Schusswaffe sei, und dass ferner seine auffälligen Aussagen in den sozialen Medien als Bedrohung interpretiert werden können…” Bei der Waffe handelt es sich laut Dr. Binder um eine Waffe, die in einem Schrank eingeschlossen war und aus seinem Militärdienst stammt – in der Schweiz behalten die meisten Bürger, die ihren Militärdienst abgeleistet haben, tatsächlich ihre Waffe zu Hause.

“Liebe Bürger, raus, Waffen laden und helfen wir ihnen!

Der Vorwurf bezüglich der „Bedrohungen“ bezieht sich hingegen auf die Veröffentlichungen des Arztes in sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel: „Armee, Polizei, Feuerwehr, schaut sofort wie es euren Regierungen und den Anstalten der Massenmedien geht und sonst, liebe Bürger, raus, Waffe laden und helfen wir ihnen!“ Was wohl nicht wörtlich zu nehmen ist, selbst wenn man diese Äußerungen in einem “gefährlichen” Sinne uminterpretieren möchte.

Schließlich hätte nach Angaben des Sprechers der Kantonspolizei von Aargau “die kritische Position des Angeklagten zu Bundesmaßnahmen in Bezug auf das Coronavirus keinen Einfluss auf die Entscheidung der Staatsanwaltschaft”.

Dieser Beitrag erschien zuerst in französischer Sprache bei Autriche-Matin, https://autriche-matin.at/2020/04/19/suisse-le-dr-binder-recuse-les-accusations-des-autorites/


*) Über den Autor:

 Karl Goschescheck ist gebürtiger Straßburger und Absolvent des Instituts für höhere Handelsstudien in Straßburg (IECS). Heute ist er freiberuflicher Journalist, Pressekorrespondent und Übersetzer (Französisch / Deutsch). Davor arbeitete er jahrelang als Buchhaltungs- und Finanzmanager in mehreren internationalen Unternehmen.

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