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Alfred de Zayas im Gespräch mit Unser-Mitteleuropa

 
Unser-Mitteleuropa: Die USA hatten Ende März 2023 für die von ihnen auserwählten «Demokratien» einen zweiten Gipfel der Demokratie 2023 veranstalten lassen. Das Programm sprach von neuen Ansätzen zur Stärkung von Demokratie, Menschenrechten & neuen Partnerschaften und weiter, wörtlich: «In der ersten Sitzung wurden die Bemühungen von USAID und seinen Partnern beleuchtet, den Reformern während der demokratischen Öffnung mehr Mittel zur Verfügung zu stellen.»

Wie sehen Sie die Zwecke und Ziele der USA bezüglich der DemokratieGipfel mit unserer Frage, ob Scheindemokratien mittlerweile schon käuflich wären?

Alfred de Zayas: Demokratie bedeutet eine Regierung durch das Volk und für das Volk. Dazu gehören Transparenz und Rechenschaftspflicht der Regierungsvertreter, regelmäßige Konsultation der Bevölkerung in wichtigen Angelegenheiten und Referenden zu entscheidenden Fragen. Die USA beanspruchen, ein System der “repräsentativen Demokratie” zu haben, aber ein solches System kann nur dann als demokratisch angesehen werden, wenn die Vertreter tatsächlich die Bevölkerung repräsentieren und es einen Zusammenhang zwischen dem Willen der Bevölkerung und der Regierungspolitik gibt, die sie betrifft.

Nach dieser Definition sind die Vereinigten Staaten keine Demokratie, wobei die meisten Teilnehmer des zweiten “Demokratie-Gipfels” fatale Demokratiedefizite ausweisen. Der “Gipfel” war als PR-Übung gedacht, als propagandistisches Spektakel, um die Welt in so genannte “Demokratien” und einen Rest zu spalten, wobei Letzteren die Teilnahme verwehrt bleibt, nachdem sie von den USA einseitig als autokratisch bzw. “undemokratisch” eingestuft wurden.

USAID und die National Endowment for Democracy sind Instrumente der US-Regierung, um dem Rest der Welt ihre Werte und Prioritäten aufzuzwingen. Deren Arbeit hat nichts mit Demokratie zu tun, sondern mit Destabilisierung anderer Regierungen in der Erwartung, einen undemokratischen Regimewechsel durchzusetzen. Alle so genannten “Farb-Revolutionen” waren mehr oder weniger subversive Umwälzungen, die von westlichen Regierungen und westlichen “NGOs” finanziert werden. Sie sind nicht hausgemacht, sondern vom Ausland inspiriert und orchestriert. Der sogenannte Euro-Maidan im Jahr 2014 war ein klassisches Beispiel.

Unser-Mitteleuropa: Der chinesische Philosoph Laotse wird mit dem Satz zitiert: «Worüber man spricht, das hat man nicht.» Das Wort «Demokratie» erfreut sich in westlichen Echokammern eines inflationären Gebrauchs: Woran liegt es, dass selbsternannte und vermeintliche Musterdemokratien dem fast pathologisch anmutenden Drang erliegen, ihr Demokratiemodell rund um die Uhr über alle Gebühr und nach allen Richtungen hin als alternativlos anzupreisen?

Alfred de Zayas: Propaganda funktioniert auf der Grundlage von Wiederholung, Indoktrination und Gehirnwäsche, wie wir aus Orwells 1984 und Aldous Huxleys dystopischem Roman Brave New World wissen. Das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten haben enorme Erfahrung mit gefälschten Nachrichten, gefälschter Geschichte und gefälschtem Recht. Die westliche Propagandamaschine ist gewaltig und um ein Vielfaches effizienter als die von Goebbels.

Unser-Mitteleuropa: Aristoteles charakterisiert die Herrschaft weniger Privilegierter als «Oligarchie».

Schon im vorigen Jahrhundert warnten Politiksoziologen vor einer verabsolutierten Parteienherrschaft verpackt in Scheindemokratie. Die Theorie sagt, dass im Lauf der Zeit Partei-Demokratien dazu tendieren, sich in «Partei-Oligarchien» zu verkehren, die nur dem Selbsterhalt ihrer eigenen Macht die höchste Bedeutung noch einräumen.

Die US-Politwissenschaftler Martin Gilens der Princeton University und Benjamin Page der Northwestern University klassifizierten die USA als sogenannte «Zivil-Oligarchie», in welcher Superreiche und Plutokraten die wichtigsten Themen für die US-Bevölkerung bestimmten. 2015 erklärte der ehemalige US-Präsident Jimmy Carter, dass die USA einer «Oligarchie unlimitierter politischer Bestechung» gleiche: Wie beurteilen Sie besagte amerikanische Verhältnisse?

Alfred de Zayas: Carter hat Recht, wenn er die USA als eine Oligarchie bezeichnet. Das System wurde vollständig vereinnahmt. Wie ich in einem meiner Berichte an die UN-Generalversammlung schrieb, regieren diejenigen, die gewählt werden nicht und diejenigen, die regieren, werden nicht gewählt. Im Scherz schrieb ich auch, dass “das Zweiparteiensystem der Vereinigten Staaten nur doppelt so demokratisch ist wie das chinesische Einparteiensystem”.

Ich führte aus, dass man, egal ob man die Republikaner oder die Demokraten wählt, mehr vom Gleichen bekommt. Sowohl Republikaner als auch Demokraten sind Kriegstreiber, beide unterwerfen sich dem militärisch-industriellen Komplex, beide sind für die Wall Street, doch nicht für die Main Street, beide sind für Israel und gegen die Palästinenser, beide dienen den Superreichen und scheren sich einen Dreck um die Masse der Amerikaner, die in bitterer Armut leben und keine Chance haben, sich aus der Armut zu befreien.

Aus diesem Grund bezog ich mich auf eine Aussage, die Kurt Tucholsky und Emma Goldman zugeschrieben wird: “Wenn Wahlen etwas ändern könnten, würde man sie abschaffen.” Mit anderen Worten: Wahlen ähneln einem Zirkus, und viele Amerikaner haben die Illusion, dass sie tatsächlich etwas bedeuten. Das kann und sollte natürlich geändert werden. Der erste Schritt wäre eine gesetzliche Begrenzung der Wahlkampfspenden, denn gegenwärtig sind Wahlen tatsächlich gekauft.

Unser-Mitteleuropa: Wie steht es um die Verhältnisse von Demokratie in Europa?

Alfred de Zayas: Was vernünftig und rational ist, ist nicht unbedingt das, was in der Politik passiert. Ein Problem ist, dass sich kein europäisches Land in außenpolitischen Fragen wie eine Demokratie verhält. Im Gegensatz zur Schweiz, die eine Tradition von Volksabstimmungen für fast alles hat, einschließlich des Beitritts der Schweiz zur UNO im Jahr 2002 aufgrund eines Referendums (frühere Referenden dazu scheiterten), gibt es in Europa keine “Volksbewegungen”.

Trotz der Proteste von Millionen europäischer Bürger im Vorfeld des Irak-Krieges haben die USA und die “Koalition der Willigen” das irakische Volk bombardiert und einen undemokratischen Regimewechsel erzwungen. Ungeachtet des Widerstands vieler Europäer wurde das US-Sanktionsregime umgesetzt. In der Tat überlassen die meisten Europäer alles ihren Regierungen, in der Annahme, dass diese durch regelmäßige Wahlen demokratisch legitimiert wären. Doch in wichtigen Fragen wie der Kriegsverhinderung handeln die Regierenden direkt gegen die Interessen ihrer Wählerschaften. Ein Referendum im Dezember 2021 darüber, ob die NATO mit Russland über die Frage einer europäischen Sicherheitsarchitektur hätte verhandeln sollen, hätte sicherlich Verhandlungen den Vorzug vor der Konfrontation gegeben.

Meiner Meinung nach sind die so genannten europäischen Eliten im wahrsten Sinne des Wortes Verräter an ihren eigenen Ländern – sie unterstützen die Vereinigten Staaten – ein fremdes Gebilde – auf Kosten der Interessen ihrer eigenen Bevölkerungen. Sie sind sogar schlimmer als Vidkun Quisling während des Zweiten Weltkriegs. Im Falle Norwegens hatten die Nazis das Land militärisch besetzt. Heute besetzten die USA Europa wirtschaftlich und politisch.

Unser-Mitteleuropa: Sie erwähnten lobend die Schweiz. Diese verfügt über keinen Verfassungsgerichtshof: Ergibt sich daraus die Gefahr, dass höchste Organe des Staates die Verfassung ungestraft brechen können bzw. gegen den Volkswillen handeln, doch stets davon ausgehen können, ungestraft davonzukommen?

Alfred de Zayas: Ja, die Gefahr besteht. Einige Gesetze und ihre Anwendung können natürlich vor dem Bundesgerichtshof in Lausanne angefochten werden.

Unser-Mitteleuropa: Eine fehlerhaft angelegte Gewaltenteilung kann auch das Gegenteil erreichen: Wie soll echte staatliche Gewaltenteilung funktionieren, nachdem die legislative (gesetzgebende) -, exekutive (vollziehende) – und judikative (Recht sprechende) Gewalt exklusiv nur von ein und denselben politischen Parteiorganisationen quer über alle Gewalten hin besetzt worden sind: Hat jene Fehlentwicklung die ursprünglichen Ziele der erforderlichen Gewaltenteilung schon ad absurdum geführt?

Alfred de Zayas: Die “Gewaltenteilung”, wie sie von Montesquieu vorgesehen war, wurde nie vollständig umgesetzt. In den Vereinigten Staaten ist sie beklagenswert mangelhaft. Einige Politikwissenschaftler und andere Gelehrte haben in zahlreichen Büchern darauf hingewiesen, aber die Macht von Big Brother und die Macht der Mainstream-Medien ist so stark, dass es wenig oder keine Chance gibt, diese Situation kurzfristig zu ändern.

Unser-Mitteleuropa: Hinzu kommt, dass hinter gut sichtbaren Partei-Oligarchien, doch noch über den Nationalstaaten, sich ein mächtiger und wesentlich intransparenterer Machtfaktor zu verstecken pflegt: Es sind die Globalisten bzw. Eine-Welt-Apostel, die mit besonderer Expertise aufgrund langer Tradition nach Global-Monopolen und Kapitalakkumulation in den Händen extrem Weniger gemäss dem Markenzeichen einer Plutokratie streben. Was könnte dagegen getan werden, falls die diversen Handlanger transnationaler Kräfte auf den staatlichen Steuerungsebenen, wie z.B. im Verlauf von CoV oft zu beobachten, externen Interessen allzu willfährig und notorisch erlegen sind?

Alfred de Zayas: Ich habe mich bemüht, diese undemokratischen Kräfte in meinen 14 Berichten an die UN-Generalversammlung und den Menschenrechtsrat zu entlarven. Ich habe diese Ideen in meinem Buch “Building a Just World Order” und in meinen 25 Grundsätzen der internationalen Ordnung weiterentwickelt:

  1. Grundsatz: Frieden
  2. Grundsatz: Die UN-Charta hat Vorrang
  3. Grundsatz: Die UN-Resolutionen des UN-Sicherheitsrats sind rechtsverbindlich
  4. Grundsatz: Internationales Recht und Menschenrechte folgen Treu und Glauben
  5. Grundsatz: Humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte hängen zusammen
  6. Grundsatz: Die Staaten müssen den Geist des Rechts respektieren
  7. Grundsatz: Allgemeine Rechtsgrundsätze
  8. Grundsatz: Internationales Recht ist dynamisch
  9. Grundsatz: Menschlichkeit und Würde sind die Quellen der Menschenrechte
  10. Grundsatz: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
  11. Grundsatz: Territoriale Integrität ist auf die Sphäre der Staaten beschränkt
  12. Prinzip: Staat basiert auf Volk, Territorium, Regierung & Außenbeziehungen
  13. Grundsatz: Der Staat kann Politik, Wirtschaft, Soziales und Kulturelles wählen
  14. Grundsatz: Völker besitzen die Souveränität über ihre natürlichen Ressourcen
  15. Grundsatz: Völker haben das Recht auf ihre Heimat, Kultur und Identität
  16. Grundsatz: Staaten unterlassen Gewalt gegen die Integrität anderer Staaten
  17. Grundsatz: Staaten legen Streitigkeiten mit friedlichen Mitteln bei
  18. Grundsatz: Nichteinmischung ist Teil des Völkergewohnheitsrechts
  19. Grundsatz: Staaten verzichten auf Einmischung in andere Staaten
  20. Grundsatz: Staaten haben natürliche Umwelt und natürliches Erbe zu schützen
  21. Grundsatz: Staatliche Souveränität hat Vorrang vor Handels-Vereinbarungen
  22. Grundsatz: Das Recht internationaler Solidarität ist ein Menschenrecht
  23. Grundsatz: Recht auf Zugang zu Informationen ist Bestandteil der Demokratie
  24. Grundsatz: Verstöße gegen internationales Recht schaffen keine neuen Gesetze
  25. Grundsatz: Völkerrechtsbruch hat Anrecht auf Rechtsmittel und Reparationen

Unser-Mitteleuropa: Die globale Geld- & Währungsordnung unter der Hochfinanz hat sich nach dem Fall des Eisernen Vorhanges von der Realwirtschaft immer weiter entfernt, um gestützt auf die Geldpresse ihren Fokus verstärkt auf Casinokapitalismus, Derivate-Spekulation und riskantes Investment Banking zu legen.

Wie sehen Sie, vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Russische Föderation und den Spannungen mit China, die Möglichkeit für eine grundlegende Weltwirtschaftsreform zur Ent-Dollarisierung der Weltwirtschaft, die u.U. von den BRICS-Staaten ausgehen könnte?

Alfred de Zayas: Die Ent-Dollarisierung ist im Gange, und es ist wichtig, dass China, Brasilien, Indien, Südafrika und Mexiko die Kampagne zur Ent-Dollarisierung anführen. Der Dollar ist zu einer Waffe geworden und keine sichere Währung mehr. Niemand, der bei Verstand ist, würde sein Geld in Dollar anlegen oder sein Vermögen bei einer US-Bank deponieren.

Wenn wir von der Agenda sprechen, sollten wir uns von Europas irrationaler Abhängigkeit vom so genannten US-Atomschutzschild verabschieden, von der neuen Sucht nach überteuertem und ökologisch hyper-unfreundlichem US-Flüssig-Erdgas.

Das heißt nicht, dass man sich völlig von den USA abkoppeln muss, aber Europa muss darüber nachdenken, die transatlantische Bindung zu lockern und sich schrittweise vom Dollar zu lösen.

Unser-Mitteleuropa: Wie sollte man dem atlantischen Sanktionsregime begegnen?

Alfred de Zayas: Für die europäische Wirtschaft wäre es wichtig, die US-Sanktionen gegen Russland und andere Länder aufzuheben und die europäischen Geschäftsleute vor den Strafandrohungen des US-Finanzministeriums zu schützen: Eine Unverschämtheit, gegen die man sich wehren muss, indem man das Verbot der extraterritorialen Anwendung innerstaatlicher Gesetze, die die Souveränität anderer Staaten verletzen, erneut bekräftigt. Europa muss die völkerrechtliche Verpflichtung jedes Staates umsetzen, diplomatischen Schutz für seine Bürger zu gewähren, einschließlich seiner Geschäftsleute, die legitime Geschäfte und Handel mit dem Ausland betreiben.

Kürzlich las ich in CGTN eine optimistische Analyse, dass Frankreich und Deutschland sich vorsichtig in Richtung einer größeren europäischen Autonomie und eines europäischen Eigeninteresses bewegen könnten. Ich bin nicht so optimistisch wie der chinesische Beobachter, denn ich sehe die USA und Europa unwiederbringlich in einer irrationalen, selbstgerechten und überholten Mentalität des Kalten Krieges gefangen – mit allem, was das mit sich bringt.

Unser-Mitteleuropa: Welche Rolle spielen die atlantischen Medienkartelle im Reigen globaler Konflikte als massgeblich mitverantwortliche Treiber von Fehlentwicklungen im Abendland?

Alfred de Zayas: Diese Medienkonglomerate stehen in den Diensten von Washington und Brüssel. Sie sollten auf der Grundlage von Kartell- und Antimonopolgesetzen zerschlagen werden.

Wenn wir die Demokratie retten wollen, müssen wir dafür sorgen, dass es Zugang zu allen notwendigen Informationen und einer Vielzahl von Ansichten und Berichten gibt. Das ist heute nicht der Fall, wenn Nachrichtendienste wie Reuters und AP parteilich sind und Informationen unterdrücken, die nicht den Vorstellungen des Mainstreams entsprechen. Ähnliches gilt für die NY Times, Washington Post, The Times, BBC, Le Monde, El Pais, die FAZ und sogar die NZZ.

Ein Teil des Problems liegt in der Gehirnwäsche, der Propaganda und der Öffentlichkeitsarbeit. Trotz aller verfügbaren Beweise für die schrecklichen Verbrechen, die von den USA in Vietnam, Afghanistan, Irak, Guantanamo etc. begangen wurden, genießen die USA in Europa – nicht aber im globalen Süden – immer noch einen relativ guten Ruf und tun sogar so, als seien sie die “Führung” der so genannten “freien Welt”.

Dies ist in Wirklichkeit der Triumph der täglichen Indoktrination durch die Mainstream-Medien, sozialen Medien, das Fernsehen und Hollywood.

Wir schwimmen seit Jahrzehnten in einem Meer von Lügen. Wir sind umgeben von gefälschten Nachrichten, gefälschter Geschichte, gefälschtem Recht, gefälschter Diplomatie – was uns zu einer gefälschten Freiheit und einer gefälschten Demokratie geführt hat. Das Ausmaß der Manipulation der öffentlichen Meinung kann nur als “orwellianisch” bezeichnet werden. Die Mainstream-Medien, die Schulen, der Gruppenzwang, das Gruppendenken – all das hat uns zu der Dystopie geführt, in der wir heute leben. Aldous Huxleys Roman «Brave New World « – ist ebenso relevant.  Es lohnt sich, das Buch erneut zu lesen.

Es ist an der Zeit, dass sich mündige Menschen bemühen, alle verfügbaren Informationsquellen heranzuziehen und verschiedene Perspektiven der Faktenlage zu bewerten. Dazu müssen nicht nur CNN, BBC und die NY Times konsultiert werden, sondern auch RT, Sputnik, CGTN, Asia Times, Xinhua usw. Es bedeutet, alternative Medien wie Counterpunch, Consortium News, Democracy Now, Real News Network, Truthout, The Intercept, Push Back und andere zu lesen und zu unterstützen: Wir können das machen!

Unser-Mitteleuropa: Wie bewerten Sie die Bedeutung des souveränes Nationalstaates angesichts der Versuche transnationaler Kräfte ihre Eine-Welt-Herrschaft, wenn nötig auch mit Hilfe kriegerischer Mittel durchzusetzen und die verbliebenen mehr oder weniger noch souveränen Staaten in willfährige Protektorate umzuwandeln?

Alfred de Zayas: Das Überleben unserer Kultur und Identität – das Überleben der christlichen Zivilisation – hängt davon ab, dass die “Macht des Volkes” und die Selbstbestimmung bekräftigt werden. Ungarn unter Victor Orban ist ein gutes Beispiel dafür.

Werden die Europäer irgendwann begreifen, dass die USA nicht ihr Freund sind und es im Grunde nie waren? Die Intervention der USA im Ersten und Zweiten Weltkrieg war von rein wirtschaftlichen Interessen der USA geleitet und hatte wenig mit dem Wohlergehen der Europäer zu tun. Auch der Marshallplan war für die USA, und nicht für die Europäer gedacht, die weiterhin naiv pro-amerikanisch sind, anstatt ihre Souveränität zu verteidigen, wie es Charles de Gaulle einst in Frankreich tat.

Zum Leidwesen aller haben die Nachfolger von de Gaulle Frankreich und Europa verraten.

Unser-Mitteleuropa: Jüngste Entwicklungen und staatliche Exzesse, wie z.B. die leichtfertige Anwendung von Notrecht nur auf Zuruf von überstaatlicher Seite, wie z.B. in der Zeit unter CoV, entlarvten die Existenz scheinsouveräner Staaten, indem deren Regierungen die Interessen ihrer eigenen Bürger schändlich verrieten. Welche Reformschritte empfehlen Sie, um derartigen Amtsmissbrauch künftig wirksamer zu unterbinden bzw. schon im Vorfeld den Boden ggf. ganz zu entziehen?

Alfred de Zayas: Schwere Frage. Zunächst muss man die richtige Diagnose haben, bevor wir von einen Action-Plan sprechen können -bevor wir eine Prognose wagen können.

Man kann sich zu Recht fragen, ob und wann die europäischen Politiker endlich begreifen werden, dass ein Bündnis mit den USA eine Belastung und keinen Vorteil darstellt, dass die Vereinigten Staaten – nicht Russland oder China – die größte Gefahr für das Überleben des Planeten darstellen, wie die globale Mehrheit bereits weiß.

Die jüngsten undichten Stellen im Pentagon bestätigen, dass die USA systematisch die europäischen Staats- und Regierungschefs und die europäische Industrie ausspionieren, dass die USA die Europäer schamlos als Schachfiguren für ihre geopolitische Agenda benutzen. Die Verachtung, die einige US-Regierungsbeamte für Europa empfinden, spiegelt sich in der aufgezeichneten Aussage von Victoria Nuland im Jahr 2014 in Kiew wider, als sie dem amerikanischen Botschafter in der Ukraine sagte: “Fuck the EU”.

Europas Euphorie gegenüber den Vereinigten Staaten ist eine Form von unerwiderter Liebe, die auch in absehbarer Zeit nicht erwidert werden wird. Ganz im Gegenteil. Die einzige Rolle, die die USA für Europa haben, ist die eines niederen Vasallen.

Unser-Mitteleuropa: Wer sind die Urheber des gegenwärtigen Ukraine Konflikts?

Alfred de Zayas: Washingtons Bestreben nach einer Voll- Spektrum-Dominanz bescherte der Welt den Georgienkrieg 2008 und den Staatsstreich in der Ukraine im Jahr 2014. Die Ausdehnung der NATO bis an die Grenzen Russlands, die Bewaffnung der Ukraine und Ausbildung ihrer Armee provozierten den russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022. Historiker werden das US-Narrativ eines “unprovozierten” Krieges nicht aufrechterhalten können.

Ungeachtet konventioneller “Weisheiten” und Wiederholungen ist es nicht ausgeschlossen, dass die Europäer eines Tages erkennen werden, dass sich die NATO schrittweise von einem Verteidigungsbündnis zu einer kriminellen Organisation im Sinne der Artikel 9 und 10 des Statuts des Internationalen Militärgerichtshofs in Nürnberg entwickelt hat.

Es liegt auf der Hand, dass es seit der Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Pakts keine andere Rechtfertigung für die NATO gibt als den Versuch, sich selbst zu erhalten und die Funktionen des UN-Sicherheitsrats zu usurpieren.

Länder wie Finnland und Schweden sollten mit ihren Sicherheitswünschen vorsichtiger umgehen – manchmal bekommt man am Ende, was man sich gewünscht hat, doch es stellt sich heraus, dass es den eigenen Interessen zuwiderläuft. Finnland wird es noch bereuen, dieser kriminellen Organisation beigetreten zu sein, denn damit macht es sich mitschuldig an den Aggressionen und Kriegsverbrechen, die von NATO-Mitgliedern in den letzten 30 Jahren in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien begangen worden sind.

Unser-Mitteleuropa: Wie bewerten Sie die Spannungen rund um Taiwan und die europäische Position?

Alfred de Zayas: Europa muss sich aus dem Taiwan-Konflikt heraushalten, denn eine direkte Einmischung würde den wirtschaftlichen und politischen Interessen Europas zuwiderlaufen. Außerdem ist die chinesische «Belt and Road-Initiative», ob Europa es will oder nicht, ein Erfolg und 150 Länder beteiligen sich daran. Europa würde sich selbst isolieren, falls es erwägte, vom Ein-China-Prinzip abzuweichen.

Unser-Mitteleuropa: Die grossen Probleme unserer Zeit haben Sie bewegt, eine grosse Bücher-Trilogie zu verfassen: Im kommenden Juni kommt der dritte und letzte Band – Die Menschenrechts Industrie – heraus:

  • Countering Mainstream Narratives
    Fake News, Fake Law and Fake
    Freedom
    Gegen die Narrative des Mainstreams
    Schein-Medien, Schein-Gesetze und Schein-Freiheit
  • Building a Just World Order: Das Errichten einer gerechten Weltordnung
  • The Human Rights Industry: Die Menschenrechts Industrie

Welche Reformschritte aus Ihren gesammelten Massnahmenbündeln wären als erste umzusetzen und hätten das rechte Fundament zu legen, damit alle nachfolgenden Massnahmen auf fruchtbaren Boden fielen und den künftigen Anforderungen der täglichen Praxis voll und ganz genügen könnten?

Alfred de Zayas: Zunächst muss man sehen, dass die Welt nicht in einer Apokalypse endet. Der Krieg in der Ukraine kann sich zum Nuklearkrieg entwickeln. Wenn wir keinen Frieden sichern können, ist alles andere nebensächlich.

Man muss den “Informationskrieg” gewinnen und bewältigen: Wir brauchen mehr Pluralismus, mehr Whistleblowers – da sind genügende Menschen, die genau wissen, wie Nord-Stream zur Explosion gebracht wurde. Whistleblowers sollten als Helden unserer Zeit angesehen werden. Man braucht ein Charter of Rights of Whistleblowers, damit Leute Mut haben, die Wahrheit zu sagen, und die Korruption in der Regierung und in der Wirtschaft zur öffentlichen Debatte zu machen.

Man soll aufhören Gelder an Schein-Organisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International zu geben. Man soll das Geld nur an echte Menschenrechts Organisationen vergeben.

Unser-Mitteleuropa: Professor de Zayas, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Unser-Mitteleuropa

Zum Autor: Alfred de Zayas ist Professor für Recht an der Genfer Hochschule für Diplomatie und diente von 2012 – 2018 als unabhängiger UN-Experte für die internationale Ordnung. Er ist der Autor von zahlreichen Büchern, darunter seine letzte Trilogie erschienen bei Clarity Press, 2021:

Webseite des Verlages Clarity Press: Hier

Webseite mit nähren Details zum lange erwarteten Band: The Human Rights Industry, welcher im Juni erscheint: Hier


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22 Gedanken zu „Alfred de Zayas: “Europäische Eliten sind Verräter an ihren eigenen Ländern”“
  1. “Gebe, o Jupiter, daß die Deutschen ihre Kräfte erkennen und ihren
    Fleiß auf höhere Dinge richten, dann werden sie nicht mehr Menschen,
    sondern Götter sein.” Giordano Bruno 1588, Wittenberg
    Sapere aude vs. morbus ignorantia!

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  2. “an ihren EIGENEN Ländern”: Sogar der bürgerfreundliche Herr de Zayas macht die Länder kategorial zum Eigentum von sog. Eliten. Die Leibeigenschaft lässt grüßen. Steuerknechtschaft zugunsten der Bürokratie ist ja eine Art von Leibeigenschaft, wenn man ihr noch nicht einmal durch Auswanderung entkommen kann.

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  3. Und was wenn sich bei seinen “25” Punkten, auch wenn da nur 24 stehen, diese gegenseitig ausschließen / eine Lösung nicht möglich ist?

    Und wer soll das erzwingen, wenn “die andere Seite” mit Atomwaffen ankommen kann?

    Der Wert der “25” Punkte ist daher wieder exakt da zu finden, wo die bisherige Unordnung steht, es ist am langen Ende einfach das Recht des besser bewaffneten / wer mehr Handlanger gekauft hat / wer mehr Leute (Staatsführer / Politiker / Mediendeppen anderer Staaten) erpressen kann zu machen was er will.

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    1. Was paßt der einen “Daumen runter”-Person bitte nicht. Das die Realität so ist, wie ich sie beschrieben habe oder wo soll bitte mein Fehler in der Darstellung liegen? Traun Sie sich, kommentieren Sie, gern auch ausführlich.

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      1. Nein, das sind seit einiger Zeit scheinbar immer die gleichen, die grundsätzlich armen runter geben.
        Was soll’s, auf die ist gepfiffen

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      2. Es stehen schon 25 Punkte da, und ja, eine globale Lösung ist nicht möglich. Das liegt vor allem am Nationalismus, am trumpschen “wir first”. Jede Nation sucht den eigenen Vorteil, erst regionale und dann such globale Vormachtstellung. Das war schon immer so und z. B. Auslöser des 1. Weltkriegs. Es geht immer um Macht, niemand will sich ein oder gar unterordnen, nicht mal im Kleinen. Gerade herrscht Krieg im Sudan, weil zwei Personen um die Macht streiten. Hier in D können wir uns glücklich schätzen, in einer Demokratie, mit all ihren Unzulänglichkeiten, zu leben. Sie ist von allen schlechten Staatsformen noch die beste. Aber auch da hätten Minderheiten, z. B. Rechte, gerne das Sagen. Aber die Mehrheit entscheidet. Immerhin.

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  4. Wir leben in einer Welt der Unterdrückung und Lüge. Da hat er Recht. Nur werden die Drahtzieher nicht von allein aufgeben oder abtreten. Denken wir nur an die Sache mit Epstein unddie vielen Kindesmißbräuche bisher Dutriox in Belgien, Natascha Kampusch, der Sachsensumpf in der bRD, alles schläft vor sich hin.
    Er spricht davon, daß die Regierung ein Abbild der Bevölkerung sein muß. Wie soll das gehen in einem Völkerdurcheinander wie den uSA. Zumindest dort müßte sichtbar sein, wer die Gouverneure und Regierungsmitglieder sind und warum Israel eine Sonderstellung für die USA hat.
    Das mit den wirtschaftlichen Vorzügen durch Kriege für die USA kann ich bestätigen. Seit 1915 vergaben sie den Deutschland-Gegnern Anleihen, die mit Zinsen zurückgezahlt werden mußten. Gleichzeitig boomte ihre Wirtschaft durch die Waffenherstellung, die Frankreich und England bei ihnen kauften. Z.T. spielte auch Rußland dabei eine Rolle, das aber durch die Oktoberrevolution lahmgelegt wurde, auch ein kühner Schachzug, wenn man bedenkt, wer die Revolution finanzierte.

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    1. Die “Oktoberrevolution” wurde von den gleichen finanziert um abzusahnen..Lenin war Ihr Mann. Deutschland faellt aber auch auf jede Falle der Angelsachsen rein. Heute wieder deutlich zu sehen. Sie machen bereitwillig mit, mit Begeisterung sogar

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  5. de Zayas hat mit dem was er sagt voellig recht. Geht man den Weg des Geldes und schaut wer diese “Politiker” finanziert wird einem schlecht. Schwab, Rockefeller, Soros, Gates und deren weitverzweigte NGOs koennen nicht mit Wahlen abgeschafft werden. “Ein Politikwechsel kommt aus Gewehrlaeufen” so oder so aehnlich sagte es Stalin. Und der hatte in dem Punkt auch recht.

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  6. “Verräter”?
    Wohl eher Massenmörder!
    __
    Video 21.04.23:
    Impftote schweigen nicht – Pfizers Supergau (von Ivo Sasek)

    “Pfizers Massenmord-Verhüllungsplan schlägt auf ihn zurück. Kla.TV-Gründer Ivo Sasek kommentiert hier brisante Pfizer-Akten, die per Gerichtsbeschluss statt für 75 Jahre versiegelt, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Pfizer rechnete eindeutig schon vor Impfstart mit der „Zeitbombe Impftod“, nicht aber mit dem hörbaren Schrei der Impftoten aus allen möglichen Statistiken. Die deutsche Rentenkasse z.B. beklagte vor Covid-Impfstart noch ein Defizit von € 6,5 Mrd.! Jetzt aber, keine zwei Jahre nach Covid-Impfstart, erwartet sie wegen der hohen Sterblichkeitsrate einen Überschuss von € 2,1 Mrd. Das ist ein Plus von 8600 x 1 Million! Ein aufrüttelnder „Todes-Countdown-Boxenstopp“…

    https://www.kla.tv/2023-04-21/25808&autoplay=true

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    1. 75 Jahre, weil man dann die Mitwirkenden nicht mehr belangen kann da die Mitschuldigen wohl die 75 Jahre nicht überleben werden.

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  7. Und sie fordern und fordern und fordern – hier nur die Überschrift eines Artikels von RT D, da ich nicht in RT D ‘rein komme, aber allein der Titel zeigt den Wahnsinn auf:

    “”Wir brauchen zehnmal mehr”: Melnyk fordert vom Westen Überschreiten aller roten Linien”

    Wer den ganzen Artikel hat, bitte posten.

    Meiner Ansicht nach.

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  8. Affensippen haben keinen Staatsapparat. Neandertalersippen hatten keinen Staatsapparat. Überlebenswichtig ist das Eingebettetsein in Gruppen von wohl mindestens 30 Mitgliedern und deren Zusammenhalt in Treue.

    Sippen als politisch rechte Struktur brauchen keinen oder kaum einen Staatsapparat.
    Genossenschaften als politisch linke Struktur brauchen keinen oder kaum einen Staatsapparat.
    Vereine als politisch bürgerliche Struktur brauchen keinen oder kaum einen Staatsapparat.
    Kultgemeinden als politisch konservative Struktur brauchen keinen oder kaum einen Staatsapparat.

    Demokratie ist in ihrem Wesen Selbstverwaltung und daher das Gegenteil von Staatsapparat.

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    1. Wir sollen haben oder haben 96 – 98 % Schimpansengene in uns – bei etlichen vermute ich sogar mindestens 99 Prozent ;-). ich habe vor Jahren mal eine Doku über das Leben von Schimpansen geschaut – also da geht es ebenfalls streng hierarchisch zu, der Alpha-Schimpanse greift sich auch gerne mal nach Lust, Laune, Wut ein Weibchen und vergewöltigt es und verprügelt auch andere Schimpansenmännchen wenn ihm gerade der Kamm schwillt. Also alles garnicht so viel anders als es bei vielen Menschen ist.

      Man mag von Nätflüx halten was man will, aber es gibt auch gute Filme und Dokus dort – hier eine neue Doku-Serie über das Leben der Schimpansen:

      https://www.tagesspiegel.de/politik/russische-einflussnahme-in-deutschland-kreml-will-querfront-aus-afd-und-wagenknecht-lager-9696830.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

      Und vergessen wir mal nicht die Räptiliengene, die ja wohl von Räptilien stammen und die vermutlich auch in den Schimpansen vorhanden sind.

      Zunächst wurden die Tiere gemacht und dann der Mensch – haben die Tier- und Menschenmacher aus einer Mischung von Räptilien und Schimpansen und einem Auszug aus Lehm und wer weiß was noch für Viechern den Menschen gebastelt? – Und woher hatten sie das Genmaterial für die Tiere, also auch die Schimpansen? – Von sich selbst, diese AN-UNNA-KI-TIER-MENSCH-Viecher?

      Goggelt mal unter “archäologische Funde ANUNNAKI” und dann guckt Euch mal diese verschiedenen AN-UNNA-KI-R.ssen-Viecher an, von denen viele mit großen Flügeln ausgestattet sind.

      Meiner Ansicht nach.

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