Auch in Slowe­nien mischt das Verfas­sungs­ge­richt auf Seiten der Linken mit

SLOWENIEN| Das Verfas­sungs­ge­richt unter dem Vorsitz des Präsi­denten des Verfas­sungs­ge­richts, Matteo Accetto, beschloss, dem Antrag der Gewerk­schaften statt­zu­geben und die Erhö­hung der Gehälter der Ärzte auszu­setzen, bis das Verfas­sungs­ge­richt die Verein­bar­keit von Artikel 48 des KKP10 mit der Verfas­sung der Repu­blik Slowe­nien abschlie­ßend geprüft hat. Neben Marko Šorli stimmte auch Klemen Jaklič gegen die Ausset­zung und gab eine abwei­chende Stel­lung­nahme ab, in der er seine ableh­nende Haltung begrün­dete. Seiner Ansicht nach sollte das Verfas­sungs­ge­richt nicht in den Bereich der Bewer­tung unter­schied­li­cher poli­ti­scher Visionen einbe­zogen werden, und die Entschei­dung verstoße gegen die Grund­sätze eines demo­kra­ti­schen Staates. Premier­mi­nister Janez Janša reagierte eben­falls auf die Entschei­dung und schrieb, das Verfas­sungs­ge­richt habe verhin­dert, dass junge Ärzte beför­dert und besser bezahlt werden.

Nachdem die Vorsit­zenden von fünf Gewerk­schafts­dach­ver­bänden (Lidija Jerkič, Branimir Štru­kelj, Jakob Poči­va­všek, Evelin Vesenjak und Peter Majcen) beim Verfas­sungs­ge­richt einen Antrag auf Über­prü­fung der Verfas­sungs­mä­ßig­keit eines Arti­kels des Inter­ven­ti­ons­ge­setzes gestellt hatten, mit dem die maxi­male Gehalts­stufe, die Ärzte und Zahn­ärzte im Gehalts­system des öffent­li­chen Sektors errei­chen können, erhöht wird. Offenbar ist man der Ansicht ist, dass die Ausset­zung einer vorüber­ge­henden Gehalts­er­hö­hung für Ärzte weniger schadet als eine quali­tativ bessere Versor­gung der Bevöl­ke­rung durch bessere Ärzte.

Das Verfas­sungs­ge­richt wird zum Richter über poli­ti­sche Visionen

Neben Richter Marko Šorli stimmte auch Richter Klemen Jaklič gegen die Entschei­dung, die einjäh­rige Erhö­hung der Ärzte­ge­hälter vorüber­ge­hend auszu­setzen, da er die Einmi­schung der Justiz in die Sozial- und Gesund­heits­po­litik für unver­einbar mit der demo­kra­ti­schen Verfas­sungs­ord­nung hält und es empö­rend findet, dass Richter mit ihren eigenen Vorstel­lungen von Sozial- und Gesund­heits­po­litik auf Kosten der Gewähr­leis­tung des Rechts der Menschen auf Schutz ihres Lebens und ihrer Gesund­heit in die poli­ti­sche Arena treten. „Solange die Mindest­schwelle der sozialen und gesund­heit­li­chen Rechte nicht über­schritten wird, darf die Verfas­sungs­ge­richts­bar­keit nicht in das Feld der Beur­tei­lung unter­schied­li­cher poli­ti­scher Visionen eintreten.“ Jaklič erläu­terte in seiner abwei­chenden Meinung, dass genau dies heute geschehen sei, als die Mehr­heit des Verfas­sungs­ge­richts beschlossen habe, die Entschei­dung der Regie­rung und des Gesetz­ge­bers, die Gehälter der Ärzte zu erhöhen, auszusetzen.

Die Folgen des Verlusts von Menschen­leben sind zwei­fels­ohne schlimmer als alle anderen

Jaklič ist der Ansicht, dass es keinen vernünf­tigen Zusam­men­hang zwischen der Anhe­bung der Gehälter von Ärzten (die auch die best­mög­li­chen Mitar­beiter für den öffent­li­chen Gesund­heits­sektor gewinnen und deren Abwan­de­rung in den gut bezahlten Privat­sektor verhin­dern soll) und der Erhö­hung des Niveaus der Gesund­heit und der sozialen Sicher­heit gibt. Er fügt hinzu: „Wo immer ich in der entwi­ckelten Welt gewesen bin, habe ich immer genau diese Erklä­rung für die deut­lich höheren Gehälter von Ärzten dort (im slowe­ni­schen Kontext) im Vergleich zu vielen anderen Berufen gehört.“ Jaklič ist außerdem der Ansicht, dass es in dieser Zeit der Gesund­heits­krise und der Unter­ver­sor­gung des Gesund­heits­sys­tems am wich­tigsten ist, die besten Fach­kräfte und damit die höchste Qualität der Versor­gung zu gewähr­leisten, und dass die Vorent­hal­tung der befris­teten Erhö­hung der Ärzte­ge­hälter indi­rekt eine schwer­wie­gen­dere irrever­sible Folge bedeutet, als es die anderen angeb­lich schäd­li­chen Folgen, die für den Fall der Nicht­vor­ent­hal­tung der Verord­nung ange­führt werden, gewesen wären, wenn sie nicht vorent­halten worden wäre.

Das Verfas­sungs­ge­richt poli­ti­siert erneut

Premier­mi­nister Janez Janša reagierte eben­falls auf die Entschei­dung des Verfas­sungs­ge­richts und schrieb in den sozialen Medien: „Das #PKP10 hat es zumin­dest vorüber­ge­hend ermög­licht, die fähigsten Fach­ärzte über die 57. Dadurch können auch die eben­falls unter­be­zahlten @YoungDoctors aufsteigen. Aber @ConstitutionalSodisce poli­ti­siert schon wieder.“

Das Verfas­sungs­ge­richt greift außer­halb der Grenzen der demo­kra­ti­schen Prin­zi­pien ein

In seiner abwei­chenden Meinung argu­men­tiert Klemen Jaklič auch, dass er davon über­zeugt ist, dass der Verlust von Leben und Gesund­heit (eine nach­tei­lige Folge im Falle der Verwei­ge­rung einer Verord­nung, die sich später als verfas­sungs­gemäß erweist) nicht mit den angeb­li­chen nach­tei­ligen vermö­gens­recht­li­chen Folgen vergli­chen werden kann, wenn sich die Verord­nung als verfas­sungs­widrig erweist. Außerdem würde das Volk im Falle eines Nicht­ver­bleibs in einem Refe­rendum darüber entscheiden, was seiner Meinung nach verfas­sungs­widrig ist und in dieser Situa­tion nicht notwendig sein sollte. Ange­sichts der Begrün­dungen des Verfas­sungs­ge­richts, bei denen es sich größ­ten­teils um hypo­the­ti­sche Szena­rien handelt, die keine poten­zi­ellen Schäden für Gesund­heit und Leben vorsehen, und ange­sichts der Tatsache, dass die Mehr­heit, die für die Ausset­zung gestimmt hat, ihre Entschei­dung nicht begründet, ist Jaklič der Ansicht, dass es sich hierbei um eine Einmi­schung des Verfas­sungs­ge­richts in die poli­ti­sche Arena der Sozial- und Gesund­heits­po­litik handelt, die darauf hindeutet, dass unter­schied­liche poli­ti­sche Visionen beur­teilt werden, und somit um einen Verstoß gegen den Grund­satz eines demo­kra­ti­schen Staates.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei DEMOKRACIJA, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION.

1 Kommentar

  1. Was ist eigent­lich Demo­kratie? Dämo­kratia war für Aris­to­teles die Herr­schaft des Pöbels und eine perverse Abart der poli­teia, einer Staats­form, wo der Mittel­stand herrschte. Freie Bauern, Hand­werker und Kauf­leute hatten das Sagen, nicht der Pöbel und nicht die Groß­grund­be­sitzer (heute Banken und Konzerne). Genau darin liegt unser Problem. Die Banken und Konzern­bosse sind verrückt geworden, seit sie keine Angst vor dem Kommu­nismus mehr haben. Sie wollen die Welt beherr­schen, die Staaten abschaffen, die Leute versklaven und ihnen das Eigentum wegnehmen. Sie wollen die Welt in das KZ Ausschwitz verwan­deln (wurde übri­gends von IG Farben gebaut).Wir sollten die Konzerne zerschlagen und die Idioten in die Psycho­klapse sperren. Korrupte Verfas­sungs­richter braucht keiner. Eine kleine Gruppe alter Kauf­leute (die sind schlauer als die Bauern und Hand­werker) sollte ihren Job über­nehmen und Auswüchse, wie sie in jedem System vorkommen, korrigieren.

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