Chip-Krieg USA/China: Osten schlägt zurück – Europa guckt in die Röhre

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China verhängt Export-Sperre für stra­te­gi­sche Halb­leiter-Rohstoffe und trifft damit grüne Energiewende-Phantasien
Seit geraumer Zeit versu­chen die USA, die Halbleiter‑, Computer- und Soft­ware-Indus­trie der VR China mittels Sank­tionen und hege­mo­nialen Straf­maß­nahmen klein zu halten. Was im Mai 2019 unter dem Vorwand angeb­li­cher Spio­na­ge­ak­ti­vi­täten gegen den IT-Konzern Huawei begann, hat sich mitt­ler­weile zu einem offenen Handels­krieg ausge­weitet. Doch jetzt eska­liert der Konflikt, denn China hat mit den neuen Export-Beschrän­kungen für Gallium- und Germa­nium-Produkte eine Maßnahme gesetzt, die den USA, und auch Europa, wirk­lich wehtun wird.

Selbst die Biden-Admi­nis­tra­tion in Washington macht sich nicht mal mehr die Mühe, “Sicher­heits­be­denken” der USA als vorgeb­liche Begrün­dung für ihre Sank­tionen herbei­zu­ziehen. Denn China hat Großes im Visier: Die tech­no­lo­gi­sche Führer­schaft im KI-Bereich, bei der Künst­li­chen Intel­li­genz. Und zwar sowohl bei den Hoch­leis­tungs-Prozes­soren, die es dazu braucht, wie bei der aufwän­digen Soft­ware, die das eigent­liche Herz­stück der KI-Anwen­dungen ist. Und als entschei­dende Schlüs­sel­an­wen­dung sehen die Chinesen nicht das Erzeugen von Fake-News oder die Über­wa­chung von Privat­per­sonen, wie es von fach­lich unbe­darften Poli­ti­kern hier­zu­lande derzeit beschworen wird. Damit kann man nämlich nicht wirk­lich Geld verdienen. Sondern das zu 100% autonom fahrende Auto­mobil. Das passt perfekt zu Chinas Plänen im Kfz-Sektor, und dürfte, sobald es denn wirk­lich funk­tio­nieren wird, in der Tat ein Giga-Milli­arden-Dollar Massen­markt werden.

Das wollen die USA nun um jeden Preis verhin­dern. Denn nach den Worten des zustän­digen “Bureau of Industry and Secu­rity” BIS im US-Handels­mi­nis­te­rium ist solch ein Ansinnen ein Staats­ver­bre­chen. China habe offi­ziell “die Absicht erklärt, bis 2030 zum Welt­führer bei Künst­li­cher Intel­li­genz zu werden”, heißt es wört­lich beim BIS in der Begrün­dung zu den neusten Anti-China-Sanktionen.

Um den Aufstieg Chinas zur tech­no­lo­gi­schen Super­macht zu blockieren, hatte die Biden-Admi­nis­tra­tion im Spät­sommer letzten Jahres zwei Gesetze verab­schiedet, die es in sich haben, Das erste, der “CHIPS and Science Act of 2022”, klingt auf den ersten Blick recht harmlos. Mit insge­samt 280 Milli­arden Dollar Staats­hilfe sollen Forschung, Entwick­lung und Neuin­ves­ti­tionen in der ameri­ka­ni­schen Halb­leiter-Indus­trie geför­dert werden. Der Pfer­defuß: Wenn eine Firma Geld aus diesem Programm annimmt, so ist es ihr auf 10 Jahre verboten, nennens­werte Inves­ti­tionen in der VR China zu tätigen oder wesent­liche Chip-Tech­no­logie dorthin zu liefern. Eine geniale Daumen­schraube, denn fast jedes maßgeb­liche US-Unter­nehmen dürfte Förde­rung aus dem CHIPS Act erhalten.

Der wirk­liche Hammer folgte aber mit einer Erwei­te­rung der “Export Admi­nis­tra­tion Regu­la­tions”, den Regeln, welche die USA seit jeher zur Blockade von High-Tech Exporten an miss­lie­bige Empfänger nutzen. Erst­mals richten sich jetzt die Sank­tionen gegen eine ganze Indus­trie­na­tion und nicht nur gegen einzelne Firmen. US-Bürgern wird welt­weit jegliche Zusam­men­ar­beit mit China bei KI- und Spei­cher-Chips verboten. Und mittels der neuen “Foreign Direct Product” Regeln wird auch auslän­di­schen Herstel­lern unter­sagt, Gerät­schaften oder Tech­no­logie nach China zu verkaufen, die für die Produk­tion von High-Tech Schalt­kreisen taug­lich sein könnten. Widri­gen­falls droht Beschlag­nahme von Vermö­gens­werten oder Inhaf­tie­rung von Mitar­bei­tern, sollten diese in die USA reisen.

Und die USA verschärfen ihr Sank­ti­ons­re­gime immer mehr. Durch die FDP-Regeln, gepaart mit einigem Druck auf die (mitt­ler­weile zerfal­lene) hollän­di­sche Regie­rung haben die Ameri­kaner erreicht, dass die nieder­län­di­sche Firma ASML keine hoch­wer­tigen UV-Belich­tungs­ma­schinen mehr in die Volk­re­pu­blik liefern darf. Die ASML N.V. in der hollän­di­schen Klein­stadt Veld­hoven ist der Nabel der Welt, wenn es um Geräte zur Ferti­gung von Höchst­leis­tungs-Prozes­soren geht. Sie ist nicht nur der welt­größte Hersteller von Litho­gra­phie Systemen für die Halb­lei­ter­indus­trie, sondern auch der abso­lute tech­no­lo­gi­sche Welt­markt­führer auf diesem Gebiet. Keine andere Firma kann derzeit Maschinen der “Extreme Ultra-Violett” (EUV) Tech­no­logie anbieten, mittels derer Chip-Struk­turen im Bereich von 3 Nano­me­tern (1 nm = 1 Milli­ardstel Meter) erzeugt werden können. Das ist unvor­stellbar klein, ein Nano­meter verhält sich zu einem Meter wie der Durch­messer einer Hasel­nuss zum Durch­messer der Erde.

Jetzt hat die Biden-Admi­nis­tra­tion da noch ein Brikett drauf­ge­legt. Denn nun werden auch Maschinen der Vorgänger-Tech­no­logie “Deep Ultra-Violett” (DUV) mit Bann belegt, mittels derer Chips im 30 nm-Bereich produ­ziert werden können. Das trifft China nun beson­ders, denn diese Auflö­sung ist nicht nur für Prozes­soren, sondern auch für moderne DRAM-Spei­cher mit großer Kapa­zität erfor­der­lich. Gleich­zeitig hat Washington nicht nur die Holländer, sondern auch die Japaner an die Kandare genommen. Auch die Nikon Corp und Tokyo Elec­tron Ltd, die beiden anderen Hersteller mit DUV-Tech­no­logie, haben sich “frei­willig” verpflichtet, ab dem 23. Juli keine solchen Geräte mehr an China auszu­lie­fern. Ob bereits in China stehende DUV-Belichter noch mit Ersatz­teilen versorgt werden dürfen, ist momentan unklar.

Bisher hatte China auf die US-Sank­tionen eher gemä­ßigt reagiert; die verhängten Gegen­maß­nahmen waren oftmals mehr symbo­li­scher Natur. Doch mit dem Bann­strahl auf DUV-Maschinen, die Arbeits­pferde der aktu­ellen Massen-Chip­fer­ti­gung, ist für China wohl eine rote Linie über­schritten worden. Denn am 3. Juli verkün­dete das Handels­mi­nis­te­rium in Peking Export­be­schrän­kungen für zwei der wich­tigsten High-Tech Halb­leiter-Mate­ria­lien, Gallium und Germa­nium sowie deren stra­te­gi­sche Deri­vate wie Galli­um­ar­senid (GaAs) und Galli­um­ni­trit (GaN), ab dem 1. August dieses Jahres.

Dass dies ausge­rechnet wenige Tage vor dem Besuch der US-Finanz­mi­nis­terin Yanet Yellen in Peking geschah, der eigent­lich die Span­nungen mit Washington etwas glätten sollte, war volle Absicht. Für jemanden, der die poli­ti­sche Symbolik im Reich der Mitte versteht, war die Nach­richt klar: Uns reicht es, jetzt schlagen wir ernst­haft zurück!

Aber sind denn diese beiden Mate­ria­lien, von denen viele Bürger vermut­lich noch nie etwas gehört haben, wirk­lich so wichtig für unser Leben in Europa? Ja, sie sind es, verdammt wichtig sogar. Denn Gallium und Germa­nium sind Halb­leiter, chemi­sche Zwitter, halb Metall und halb eben “irgendwas”. Ihre physi­ka­li­schen und elek­tri­schen Eigen­schaften machen sie zu den Grund­bau­steinen der modernen Computer‑, Kommu­ni­ka­tions- und Solar­tech­no­logie. Würden sie auf einen Schlag aus unserer Welt verschwinden, säßen wir sofort im Dunkeln, weil keine LED mehr leuchten würde, könnten keine Smart­phones mehr nutzen, weil sowohl die Handy-Prozes­soren wie die 4G/5G-Netze und auch die Internet-Glas­fa­ser­kabel ihren Geist aufgeben würden, und kein Flug­zeug dürfte mehr fliegen, weil Germa­nium uner­setz­lich in den Radar­emp­fän­gern ist. Selbst auf das süffi­sant-diabo­li­sche Grinsen der öster­rei­chi­schen grünen Minis­terin Gewessler im ORF müssten wir verzichten. Erstens, weil die meisten TV-Bild­schirme ihren Dienst verwei­gern würden, und zwei­tens moderne Solar­zellen keinen Grün­strom mehr liefern könnten, ohne chine­si­sches Gallium.

Im Prinzip sind Gallium wie auch Germa­nium reich­lich auf der Erde vorhanden. Die Crux ist nur, beide kommen niemals rein in der Natur vor, sondern als geringe mine­ra­li­sche Beimi­schungen zu anderen Metall­erzen. Um z.B. Gallium aus Bauxit, also Alumi­nium-Roherz, zu gewinnen, sind enorme Mengen an Energie und elek­tri­schem Strom notwendig. Etwas, das in Mittel­eu­ropa poli­tisch gewollt so verteuert wurde, dass mitt­ler­weile 95 % des für Chips und Solar­zellen nutz­baren Galliums aus der VR China kommen. Bei Germa­nium sieht es ähnlich aus. Hier liegt der Anteil der Chinesen aber “nur” bei 60 Prozent. Der jeweils zweit­wich­tigste Produ­zent am Welt­markt ist Russland.

Eine Substi­tu­tion dieser Rohstoffe durch andere ist nicht möglich, in der Halb­lei­ter­tech­no­logie kann man nicht einfach ein Basis­ma­te­rial durch ein anderes ersetzen. Der Aufbau eigener Produk­ti­ons­li­nien in Europa, wie es jetzt forsch von Frank­reich gefor­dert wird, dauert ca. 10 bis 15 Jahre, die bei uns übli­chen Umwelt­ver­träg­lich­keits­prü­fungen noch gar nicht einge­rechnet. Ohne Gallium sind auch sämt­liche Pläne zur grünen “Ener­gie­wende” Maku­latur. Die Inter­na­tio­nale Energie Agentur IEA geht zudem in ihrem Bericht “The Role of Critical Mine­rals in Clean Energy Tran­si­tions” 2022 von mindes­tens einer Verzehn­fa­chung des Bedarfs an Gallium für Solar­zellen bis 2040 aus. Sollte aber tatsäch­lich bis 2050 eine Null-Emis­sion von CO2 verfolgt werden, würde sich der Bedarf an Gallium verhundertfachen.

Für Europa bedeuten die neuen Restrik­tionen der Chinesen vor allem zwei Dinge: Kosten­stei­ge­rungen für die heimi­sche Indus­trie, und Kosten­stei­ge­rungen für die Verbrau­cher. Denn chine­si­sche Hersteller bekommen so viele Rohstoffe, wie sie gerne hätten, und können dann ihre Endpro­dukte am Welt­markt teurer verkaufen. Zwar sind bislang die Preis­stei­ge­rungen an den Rohstoff­märkten noch moderat. Aber in 2010, als China schon mal den Export Seltener Erden als Handels­waffe einsetzte, löste das Preis­sprünge bis um das Zwan­zig­fache aus. Dazu verlieren Europas Hersteller von Produk­ti­onse­quip­ment für Super­chips wie z.B. die hollän­di­sche ASML wich­tige Kunden, weil man sich der Knute Amerikas beugen muss.

Dass es bei Gallium und Germa­nium bleibt, ist keines­falls sicher. Denn die USA wollen absolut nicht einlenken und planen schon die nächsten Verschär­fungen im Chip-Krieg mit China. Für den Fall haben die Chinesen bereits zusätz­liche Export­be­schrän­kungen, nun eben für besagte seltene Erdme­talle, ange­kün­digt. Europa bleibt da nur der Blick in die Röhre…

Autor: U.K.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf ZURZEIT, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION


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5 Kommentare

  1. Die über­heb­li­chen USA bekommen also voll die Schnauze.
    Ohne China und Russ­land wohl keine über­teu­erten Ei-phones mehr.
    Also auch keine über­heb­li­chen Börsennotierungen.

    Wie war das noch­mals: NASA = North American Shit Agency!
    Ohne mit Wasch­ma­schi­nen­chips betrie­benen russi­schen Raketen gäbe es wohl keine ISS Raum­sta­tion mehr.
    LOL

  2. Passt Rot-Grün gut in den Kram. War in den 80ern neben „Atom“ eines der Lieb­lings­themen der Grünen: „Keine Über­wa­chungs­monster – die Wirt­schaft muss wieder mensch­lich werden!“ Und die SPD sekun­dierte: „Keine Jobkiller in deut­schen Büros!“

    Auf dem Weg zum Stein­zeit­so­zia­lismus nach Pol Pot geht es gut voran.

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  3. China – USA? Warum lassen sich Euro­päer seit spätes­tens 1917 von den USA zum Narren halten? Als im 19. Jahr­hun­dert gewach­senes Inno­va­ti­ons­zen­trum der Mensch­heit darf es etwas domi­nanter auftreten, aller­dings nach dem Vorbild des Deut­schen Kaiser­reichs mit Wissen­schaft, Bildung und Kultur, nicht wie das Verei­nigte König­reich mit kolo­nia­lis­ti­scher Plünderei. 

    US-Sank­tionen sollten für die Völker Europas irrele­vant sein, da es doch die USA sind, die von Europa schma­rotzen. Auch das erwähnte hollän­di­sche Unter­nehmen ASML zeigt, dass es Besseres vermag als die USA, die davon abhängig sind. Ein Unter­nehmen wie ASML kann von sich aus die USA boykot­tieren, denn in China, Asien und Russ­land findet es dank­bare Kunden. 

    Europas Sieges­geist, wie ihn Albrecht Dürer zeich­nete; unbe­ein­druckt von bösar­tigsten Einwen­dungen einfach gera­deaus blicken und weiterreiten:
    sammlung.staedelmuseum.de/de/werk/der-reiter-ritter-tod-und-teufel

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    • Konti­nen­tal­eu­ropa, Russ­land und China gehören zusammen – als die kultu­relle Achse der Menschheit.
      England ist nur noch ein Gemisch aus der nörd­lichsten Provinz Nige­rias und der west­lichsten Paki­stans. Kann weg.
      Und die USA waren nie etwas anderes als der aufge­kochte Sozi­al­ab­schaum mehrerer Konti­nente – Nach­kommen der Leute, die in Europa, Afrika und Asien niemand haben wollte.

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      • England = ausge­wan­derte dege­ne­rierte Abkommen der Angeln und Sachsen.
        Angeln, Sachsen und Slawen lebten zusammen bevor es die „perfide Albion“ gab.
        „Die Wurzel der Wörter stammt aus dem Latei­ni­schen „perfidus“ und Albion, was auf eine Person hinweist, „die ihren Glauben bricht“ und England. Dieser Mangel an Vertrauen könnte auf den Hundert­jäh­rigen Krieg zurück­gehen, insbe­son­dere auf die Schlacht von Azin­court (Pas-de-Calais) im Jahr 1415.
        Nach dieser Schlacht schlach­teten die sieg­rei­chen Engländer die fran­zö­si­schen Soldaten, die sich ergeben hatten, auf Kosten des ritter­li­chen Ehren­kodex ab. Die beiden Wörter wurden später zusam­men­ge­fügt, und der Ausdruck wurde im 19. Jahr­hun­dert populär.
        (Erin­nert auch an die Bombar­die­rung der Zivil­be­völ­ke­rung deut­scher Städte).

        Olden­burg wurde von Slawen gegründet und neben dem heutigen Lübeck gab es eine grosse slawi­sche Siedlung.
        Ich fühle mich den balti­schen Völkern (Slawen-Germanen) näher als dem nach England oder Nord­ame­rika ausge­wan­dertem Gesocks!

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