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Von Csaba Ferencz *

Der deutsche Leser weiß vermutlich wenig über das Szeklerland, dieser in die Ostkarpaten eingebetteten Region. In dieser Serie wollen wir, ohne zu behaupten, erschöpfend zu sein, einige Bilder zeigen, wie eine Gruppe von Menschen seit hundert Jahren versucht, unter fremden quasi-kolonialen Machtverhältnissen und isoliert von ihrer natürlichen Mutternation, der ungarischen Nation, ihre Alltagsbräuche und ihre Feste zu bewahren. Ebensowenig wie dies bei den Siebenbürger Sachsen oder den donauländischen Schwaben gegenüber der deutschen Nation der Fall ist, hat die Gemeinschaft der Szekler Ungarn, obwohl ihre Tradition spezifische Identitätselemente aufweist, nie bestritten, ein Teil der heutigen ungarischen Nation zu sein.

Im ersten Teil veranschaulichen wir anhand der Geschichte einer Bergsiedlung, wie die rumänischen Behörden versuchen, das Szeklerland einzukreisen.

Gebietsabtrennungen

Die heutige Autonomiebewegung im Szeklerland ist häufig von Teilungsbestrebungen auf rumänischer Seite geprägt. Paradoxerweise beweisen die jüngsten historischen Fakten, dass der rumänische Ultranationalismus im 20. Jahrhundert, aber teilweise auch heute noch versuchte, das fast rein-ungarische Szeklerland durch administrative Abtrennung bestimmter Randgebiete zu zerschneiden und seine ethnische Zusammensetzung durch massive Besiedlung von außen zu ändern.

Ein Beispiel für das erstere ist auch heute noch leicht zu finden: Im Úz-Tal wird ein wunderschön gepflegter ungarischer Militärfriedhof, gelegen an einer der emblematischen Frontlinien des Zweiten Weltkriegs, auf diese Weise separiert; die malerische Straße von Békás wurde annektiert. Riesige öffentliche oder private Wälder werden nicht an ihre früheren rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben, oder zehntausend Hektar Waldbesitz, der einst beschlagnahmt und dann teilweise zurückgegeben wurde, werden heute vom rumänischen Staat klagsweise eingefordert.

Die Geschichte der Abtrennung von Gyimesbükk ist erst siebzig Jahre alt. Die wichtigste Schlucht der Ostkarpaten, fast hundert Kilometer lang, wurde vor etwa dreihundert Jahren größtenteils von den Szeklern aus der Region Csík besiedelt. Die meisten Menschen, die hier leben, sind Katholiken, ihre Muttersprache ist Ungarisch, aber in der Abgeschiedenheit der Bergtäler hat die Volksgruppe, wie in vielen ähnlichen deutschen oder österreichischen Alpentälern, besondere Traditionen entwickelt. Es handelt sich um die Tschangos (ungar. csángók) von Gyimes.

Gyimesbükk, eine der drei Siedlungen des Tals, deren Einwohnerschaft inzwischen auf mehrere tausend Menschen angewachsen ist, wurde zuletzt 1950 administrativ dem benachbarten mehrheitlich rumänischen Landkreis Bacău (ungar. Bákó) angegliedert. Auf einen Schlag blieb die 75-prozentige ungarische Volksgruppe ohne muttersprachliche Schule, und in kommunistischen Zeiten wurde alles und jeder, der den Gebrauch seiner Muttersprache und seines kulturellen Erbes unterstützte, durcheinander gemischt. Nur die Kirche, die im Besitz der römisch-katholischen Erzdiözese Gyulafehérvár (rumän. Alba Iulia, dt. Karlsburg oder Weißenburg) blieb, bot noch einen Rückhalt. Und es gab auch noch einige begeisterte Intellektuelle, welche die Flamme des Volkstums in unmittelbarer Nähe der tausendjährigen ungarischen Grenze nicht erlöschen ließen, wie der bekannte András Deáky, der hier seit einem halben Jahrhundert als Lehrer, Schulleiter, Organisator und dann als Besitzer einer gut gehenden Pension, die Kulturtourismus anbietet, tätig ist. Es gibt noch viele andere, die der Volksgruppe auf ihre Weise den Weg gezeigt haben.

Die Situation hat sich nach dem Regimewechsel nicht wesentlich geändert. Mehr als fünftausend begeisterte Siedlungen sind seitdem immer noch außerhalb ihrer natürlichen Region – obwohl alle geografischen, wirtschaftlichen, infrastrukturellen und ethnischen Argumente dies unterstützen würden. Obwohl die anfänglichen ultranationalistischen Bedrohungen durch Rumänien, einschließlich jener der Zerstörung, schwächer geworden sind, ist eine endgültige Klärung der Situation immer noch ausständig.

Der Schaden ist für diejenigen, die hier leben, am deutlichsten sichtbar. Nicht nur Tausende von Menschen, die in ihrer Identität verwirrt sind, streben nach einem besseren Leben, was heute in einer ressourcenisolierten, touristisch schlecht entwickelten Region, die meist nur für Bergbauern und lokale Holzverarbeitung geeignet ist, nicht einfach ist. Es ist zum Beispiel typisch, dass die Mehrheit der ungarischsprachigen Eltern ihre Kinder in rumänischen Schulen einschreibt, „damit sie im Leben besser vorankommen“.

Dennoch behält die Landschaft ihren alten Charakter. Hauptsächlich die beiden anderen großen Dörfer von Gyimes, Gyimesfelsőlok und Gyimesközéplok, die im Szeklerland verblieben sind, und die dazugehörigen Siedlungen, Gehöfte, Bergwiesen mit Hunderten von Kilometern Bergweiden und ungarisch-muttersprachlichen Schulen (hier wurde inzwischen mit Hilfe der Kirche ein Gymnasium gebaut), lassen einen eine Situation wie zwischen zwei Heimatwelten erleben: noch nicht zu Hause im Kreis Bacău in der Region Moldau, aber hier im Szeklerland schon fast ein bisschen fremd.

Das Wasser des Tatros-Flusses, der das Tal hinunterfließt, flüstert hingegen jedem in Gyimes die gleiche Musik in die Ohren:

Du sollst Dich nicht an den Ufern des Tatros zur Ruhe legen /
weil der Tatros alles mit sich hinwegreißt /
er hat meinen Geliebten schon mit sich genommen /
solange ich lebe, werde ich es nie vergessen.”

Blick auf Gyimesbükk von der Burg Rákóczi

*) Der Autor ist Journalist und Vizepräsident des Szekler-Nationalrates


 

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Ein Gedanke zu „Das Szeklerland von der Basis her gesehen (1)“
  1. Es ist anrührend, wie man glaubt die Einheit der ehemaligen Volksstämme mithilfe Brüsselds zu erhalten.
    Die wollen das genaue Gegenteil. Alles soll im kommunistischen Zentralstaat unter der Führung Brüssels untergehen und vermatscht werden.
    Die haben doch nicht aus Jux und Dollerei Millionen Analphabeten nach Germoney reingeholt.
    Das ist die Vorbereitung auf den NWO-Sauhaufen der den Eingeborenen keinerlei Rechte mehr zubilligen wird. Schaut Euch die doitsche Justiz nur an. Da ist es sichtbar.

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