web analytics
Herbstwald im Szeklerland · Foto: SzNT

Von Csaba Ferencz *

Der deutsche Leser weiß vermutlich wenig über das Szeklerland, dieser in die Ostkarpaten eingebetteten Region. In dieser Serie wollen wir, ohne zu behaupten, erschöpfend zu sein, einige Bilder zeigen, wie eine Gruppe von Menschen seit hundert Jahren versucht, unter fremden quasi-kolonialen Machtverhältnissen und isoliert von ihrer natürlichen Mutternation, der ungarischen Nation, ihre Alltagsbräuche und ihre Feste zu bewahren. Ebensowenig wie dies bei den Siebenbürger Sachsen oder den donauländischen Schwaben gegenüber der deutschen Nation der Fall ist, hat die Gemeinschaft der Szekler Ungarn, obwohl ihre Tradition spezifische Identitätselemente aufweist, nie bestritten, ein Teil der heutigen ungarischen Nation zu sein.

Dieses Mal geben wir anhand einiger Merkmale der Waldbewirtschaftung einen Einblick in die Veränderungen in der aktuellen Situation der (natürlichen) Ressourcenbewirtschaftung.

Wald am Rande des Gartens

Das Szeklerland ist geografisch gesehen eindeutig ein Berggebiet, obwohl der höchste Berg, Madarasi Harghita, kaum höher als 1.800 Meter ist. Die Höhe der Zwischengebirgsbecken (Csík, Gyergyó) am östlichen Rand des siebenbürgischen Mezőség setzt die Dominanz der Waldgebiete voraus. Dies stimmt heute nicht mehr ganz, da der Anteil der Waldfläche im Szeklerland nur knapp über dem rumänischen Durchschnitt liegt (der Durchschnitt in Rumänien liegt bei 29 Prozent, während er im Szeklerland etwas mehr als 30 Prozent der Gesamtfläche ausmacht.) Dies ist (auch) eine Folge des 20. Jahrhunderts und der heutigen Waldbewirtschaftung (illegaler Holzeinschlag).

So gibt es nur noch wenige Siedlungen, in denen sich der Wald bis zum Rande des Gartens erstreckt, ganz zu schweigen davon, dass die Rückkehr der verstaatlichten Wälder seit dem Regimewechsel seit drei Jahrzehnten nicht mehr vollständig erfolgt ist. In jüngerer Zeit versucht der Staat sogar, für bereits zurückgewonnenes Waldland den Prozess durch langwierige Gerichtsverfahren umzukehren.

Öffentliche Güter

In Bezug auf das Eigentum ist zu beachten, dass der rumänische Staat zur Zeit des Friedensdiktates von Trianon keinen einzigen Quadratmeter Waldfläche im Szeklerland besaß. In Bezug auf Waldflächen gab es grundsätzlich zwei Eigentumsformen, die private und die öffentliche Form (Wald-öffentliches Eigentum). Im ersteren Fall gehörte es wie im Fall von Ackerland im Wesentlichen zur Kategorie der kleinen und mittleren Betriebe, mit Ausnahme einiger größerer Waldbetriebe.

Das allgemeine wirtschaftliche Potenzial der Gemeinde wurde jedoch viel stärker durch die unteilbare Gütergemeinschaft, die sogenannten öffentlichen Güter, repräsentiert. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als das Szeklerland zusammen mit Siebenbürgen ein integraler Bestandteil Ungarns bzw. der österreichisch-ungarischen Monarchie war, wurden aufgrund der ungarischen liberalen Gesetzgebung Waldsiedlungen, Weiden und Berggemeinden, die bereits im vorigen Jahrhundert im Szeklerland existierten, registriert. Das wichtigste Merkmal der besonderen Eigentumsform war, dass es sich nicht um bestimmte Waldgebiete handelte, sondern um sogenannte öffentliche Güter, die nicht veräußert, sondern nur vererbt werden konnten. Gleichzeitig ermöglichte diese eine gemeinsame wirtschaftliche Ausbeutung in einem Gebiet mit begrenzten landwirtschaftlichen Flächen, was zu einer erheblichen Linderung der finanziellen Probleme führte. Darüber hinaus bedeuteten öffentliche Güter auch die Sicherheit von Eigentum, das allen Mitgliedern der Gemeinde Brennholz und Holz für den Bau zur Verfügung stellte.

Dieses gut funktionierende System zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Stabilität wurde zuerst durch die rumänische Landreform von 1921 und dann, nach dem Intermezzo des Anschlusses an Ungarn zwischen 1940 und 1945, durch die Maßnahmen von 1948, welche eine Vertikale der Rohstoffverarbeitung und des Rohstoffverkaufs anstrebten, eingeschränkt.

Rückgabe von öffentlichem Eigentum

Selbst nach der Wende dauerte es noch zehn Jahre, bis die Rückgabe von öffentlichen Gütern begann (in begrenzter Form erlaubten frühere Gesetze auch die Rückgabe von einst privatem Waldland). Die ehemaligen öffentlichen Güter waren jedoch keineswegs in der Lage, ihre Waldflächen und Rechte nur durch die Rückforderung seitens der ehemaligen Mitglieder und ihrer Erben zurückzugewinnen, so dass die Rückgabe nicht vollständig war.

Gleichzeitig wurden im Szeklerland (wieder) fast 240 öffentliche Güter geschaffen, die in den letzten zwei Jahrzehnten zu wichtigen Akteuren der lokalen Wirtschaft geworden sind und deren soziale Rolle immer wichtiger wird.

Trotz der Rückerstattungen blieben bedeutende Waldflächen im Szeklerland in Staatsbesitz. Als 1968 die Verwaltungsgrenzen festgelegt wurden, wurden die einst vereinigten riesigen Wälder der Ostkarpaten des Szeklerlandes in die benachbarten moldauischen Landkreise überführt.

Ein typisches Beispiel ist der Fall des öffentlichen Gutes von Láros in Ozsdola, das mit fast tausend Mitgliedern wieder aufgebaut wurde. 2900 Hektar der ursprünglich 4759 Hektar Waldfläche wurden 2002 zurückgegeben, aber vor drei Jahren reichte der rumänische Staat eine Klage gegen die Rückgabeentscheidung ein. Das Endergebnis des langwierigen legalen Hickhacks ist zweifelhaft, aber in der Zwischenzeit ist der bloße Betrieb des öffentlichen Gutes bereits gefährdet.

 

*) Der Autor ist Journalist und Vizepräsident des Szekler-Nationalrates


 

Bitte lesen Sie auch diesen Artikel desselben Autors:

Die Szekler bitten die Öster­rei­cher und auch die Deut­schen um Hilfe

Bitte unterschreiben Sie unsere Bürgerinitiative unter https://www.signiteurope.com – vielen Dank!

Bewegen wir Europa für unsere Heimatländer!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert