„Der euro­päi­sche Terro­rismus ist mit der Migra­tion verbunden“

Diego Muro · Foto: Magyar Nemzet / Árpád Kurucz

Von László Szőcs
Es besteht kein Zweifel daran, dass es Terro­risten gibt, die über ille­gale Migra­ti­ons­routen nach Europa gelangt sind, und dass es unter ihnen einige gibt, die von musli­mi­schen Gemein­schaften versteckt wurden. Aber es geht nicht so sehr um die Zahl der Einwan­derer, sondern darum, wie die Einwan­de­rung funk­tio­niert, wie inte­griert sich die Muslime fühlen. Dies liegt natür­lich in ihrer Verant­wor­tung, nicht nur in der des Gast­landes“, sagte Diego Muro, Terro­ris­mus­for­scher an der Univer­sität St. Andrews in Schott­land, der als Gast des Mathias-Corvinus-Kollegs in Buda­pest weilt.

- Kürz­lich, am 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September, erin­nerte sich die Welt an die Terror­an­schläge. Doch seit 2001 hat sich die Art und Weise, wie der globale Terro­rismus funk­tio­niert, verän­dert. Wie sehen Sie das?
 

- Histo­risch gesehen ist der Terro­rismus immer in Wellen aufge­treten, von den alten Anar­chisten über die Gewalt bei der Entko­lo­nia­li­sie­rung bis hin zum Links­ter­ro­rismus, wie zum Beispiel die Akti­vi­täten der deut­schen Roten Armee Frak­tion. Seit den 1970er und 1980er Jahren wird immer deut­li­cher, dass hinter dem Terror ein reli­giöses Motiv sowie eine Verbin­dung zum Islam und insbe­son­dere zum sunni­ti­schen Extre­mismus steht. Die beiden führenden „Marken“ des isla­mis­ti­schen Terro­rismus, al-Qaida und der Isla­mi­sche Staat (ISIS), sind mit kleinen auto­nomen Gruppen verbunden, die auf lokaler Ebene kämpfen, indem sie sich zu ihnen bekennen. Es gibt also eine gleich­zei­tige Präsenz von Zentrum und Dezen­tra­li­sie­rung und eine Span­nung zwischen beiden. Aber wir neigen dazu, die Rolle des Zentrums zu über­schätzen. Es gibt inzwi­schen viele Unter­su­chungen über Al-Qaida, und wir wissen jetzt, dass nicht alles in Paki­stan erfunden wurde, wie wir früher glaubten. Heute ist Al-Qaida wieder eine viel größere Bedro­hung für die Welt als ISIS, dessen Ideo­logie zwar weiter­lebt, dessen Orga­ni­sa­tion aber verblasst ist, besiegt wurde und keine Bedro­hung mehr für die terri­to­riale Inte­grität Syriens und Iraks darstellt.

- In Europa handelt es sich bei den Tätern isla­mis­ti­scher Terror­an­schläge in der Regel um Einwan­derer mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund. Dies gilt auch für den derzeit größten Terror­an­schlag in Paris, bei dem der in Brüssel gebo­rene marok­ka­nisch-fran­zö­si­sche Staats­bürger Salah Abde­slam auf der Ankla­ge­bank sitzt. Einige leugnen jedoch den Zusam­men­hang zwischen Einwan­de­rung und Terrorismus.

- Sie wissen sicher, dass Korre­la­tion in der Statistik nicht gleich­be­deu­tend mit Kausa­lität ist. Aber es gibt defi­nitiv eine Korre­la­tion zwischen beiden. In Europa werden die meisten Terror­an­schläge dort verübt, wo es bevöl­ke­rungs­reiche musli­mi­sche Gemein­schaften gibt, wie z. B. in Frank­reich, dem Verei­nigten König­reich oder Deutsch­land. Und dort, wo sie nicht so zahl­reich sind, wie in dem Gebiet, über das wir hier spre­chen, gibt es nur sehr wenige solche Vorfälle. Es besteht kein Zweifel, dass es Terro­risten gibt, die über ille­gale Migra­ti­ons­routen nach Europa gekommen sind, und dass einige von ihnen von musli­mi­schen Gemein­schaften versteckt wurden. Es besteht jedoch kein kausaler Zusam­men­hang in dem Sinne, dass die Zahl der Muslime Rück­schlüsse auf terro­ris­ti­sche Hand­lungen zulässt. Es geht nicht so sehr um die Einwan­de­rung an sich, sondern darum, wie sie funk­tio­niert, wie Muslime sich als Teil der lokalen Gemein­schaft fühlen, ob sie inte­griert sind, gleich behan­delt werden und die Möglich­keit haben, in der Gesell­schaft voran­zu­kommen. Dies liegt natür­lich in ihrer Verant­wor­tung, nicht nur in der des Aufnah­me­staates. Und es ist überall eine Heraus­for­de­rung, es gibt keine Zauber­formel. Auch in den Verei­nigten Staaten leben viele Muslime, aber es gibt keine Vorfälle von internem Terrorismus.

- Anna Lindh, die Außen­mi­nis­terin von Schweden, einem der fort­schritt­lichsten Länder der Welt, wurde in einem Super­markt von einem Einwan­derer der zweiten Gene­ra­tion ersto­chen. Doch welche Bedin­gungen sollte Europa schaffen, um zu verhin­dern, dass einige Einwan­derer ihre Frus­tra­tion in Anschlägen äußern?

- Beschwerden werden nicht unbe­dingt im Lichte der objek­tiven Umstände verstanden. Natür­lich kann man argu­men­tieren, dass Migranten in Schweden einen hohen Lebens­stan­dard genießen und es ihnen viel besser geht, als wenn sie zu Hause geblieben wären. Das, was wir in der Lite­ratur als rela­tive Depri­va­tion bezeichnen, verdeut­licht den Unter­schied zwischen dem, worauf man glaubt, Anspruch zu haben, und dem, was man tatsäch­lich hat. Es ist also ein gefühlter Nach­teil. Ange­nommen, Sie haben ein Einkommen von zwan­zig­tau­send Euro im Jahr. Aber Sie meinen, Ihnen würden 30.000 zustehen. Dieses Gefühl des Mangels ist eine Krän­kung. Im Falle der Muslime muss auch berück­sich­tigt werden, dass das Schicksal ihrer Glau­bens­brüder und ‑schwes­tern in den entle­gensten Winkeln der Welt eben­falls Anlass zur Sorge gibt.

- Um auf den Abde­slam-Prozess zurück­zu­kommen: Welche Bedeu­tung hat er Ihrer Meinung nach?

- Ich bin sicher, dass sie eine kathar­ti­sche Wirkung auf die gesamte fran­zö­si­sche Gesell­schaft haben wird, so wie die 9/11-Kommis­sion eine solche Wirkung in den Verei­nigten Staaten hatte. Die Art und Weise, wie sich Zeugen und Über­le­bende an die Ereig­nisse der Terror­an­schläge in Paris 2015 erin­nern, berührt mich. Ich denke, der Prozess wird viele Wunden heilen und die Fran­zosen dazu bringen, über ihre eigenen Werte nach­zu­denken und darüber, wie wenig sie als Gesell­schaft tun können.

- Wird sie auch Auswir­kungen auf den fran­zö­si­schen Präsi­dent­schafts­wahl­kampf haben, in dem die Einwan­de­rung ein wich­tiges Thema sein wird?

- Das wird den Poli­ti­kern, die ihre Gegner in den Griff bekommen wollen, sicher­lich Muni­tion liefern. Das ist ganz natür­lich. Aber ich glaube nicht, dass es einen signi­fi­kanten Einfluss auf die Wieder­wahl­chancen von Emma­nuel Macron haben wird. Viel­mehr sind die lang­fris­tigen Auswir­kungen des Prozesses auf Frank­reich von Bedeutung.

Quelle: Magyar Nemzet


2 Kommentare

  1. Leider hat der Autor vergessen, den Begriff „Terro­rismus“ zu defi­nieren! War Martin Luther Terro­rist? War Andreas Hofer Terro­rist? Ich denke nein. Aber bei Trotzki denke ich, trifft der Terro­rist schon eher! Und die poli­ti­schen Mörder Europas haben alle irgendwie zarte gene­ti­sche Verbin­dungen zum Volk der Aschkernasen!

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  2. Der Islam ist eine terro­ris­ti­sche Glau­bens­lehre, nach den Suren des Koran müssen die Gläu­bigen alle Un- und Anders­gläu­bigen zum Islam bekehren und Personen, die nicht zum Islam konver­tieren wollen, versklaven, vertreiben, oder töten.

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