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Bild: shutterstock

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine wird uns ein propagandistischer Stehsatz eingehämmert: „Putin dreht uns das Gas ab“!

 

Tatsächlich ist es genau umgekehrt: Die EU versucht mit Krampf den Gasbezug aus Russland, in dem unsinnigen Glauben Russland damit zu schaden, zu reduzieren. Zum einem war es die Nichtinbetriebnahme von Nordstream II und zum anderen das Abschalten der Yamal-Pipeline. Letztere hatte Polen und Deutschland  mit Gas versorgt. Nachdem Polen seine Verträge mit Gazprom letztes Jahr gekündigt hatte, wurde auch diese Pipeline zu Russland hin abgeschaltet. In der Zwischenzeit lässt sich Polen über diese Pipeline in der Gegenrichtung von Deutschland mit Gas versorgen! Russland verdient inzwischen mit seinen Energieexporten mehr denn je und Deutschland darf bald „gegen Putin frieren“.

Zwar hat Putin mehrfach betont, Gas nicht als Waffe einsetzen zu wollen, jedoch kann es sein, dass die Reparaturarbeiten an Nordstream I gelegen kommen, um jetzt den EU-Hampelmännern die Daumenschrauben anzusetzen. Die Botschaft ist klar: Ihr könnt Gas haben so viel ihr wollt, jedoch über die Nordstream II Pipeline! Letzteres wird von Deutschland und der EU jedoch als „Kapitulation“ betrachtet, weil es die Abhängigkeit von Russland angeblich noch erhöhe! Ein Argument, dass für Menschen die noch klar denken können, nicht mehr nachvollziehbar ist.

Biogas könnte Entlastung bringen

Plötzlich sucht man nach allen möglichen anderen Gaslieferanten, die jedoch sowohl in ihrer Anzahl als auch in ihrer Kapazität extrem begrenzt sind. Es gab schon in der Vergangenheit eine Alternative zum russischen Erdgas, die allerdings aus verschiedenen Gründen stiefmütterlich behandelt wurde: das zu Biomethan gereinigte Biogas! In der Vergangenheit wurde gegen Biogas argumentiert, dass es in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehe. Solange man Mais für Biogas anbaut, wäre das tatsächlich so. Das muss aber nicht sein:

Sowohl in Deutschland wie auch in Österreich gab und gibt es bereits Versuche, Substrate für Biogasanlagen aus Zweitfrüchten zu gewinnen, die nach der Getreideernte im Juli angebaut werden und bis Ende Oktober Zeit zum Reifen haben. In Deutschland wird auf etwa sechs Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche Getreide angebaut. Würde man auf diesen Flächen eine Zweitfrucht anbauen, entspräche das einem Äquivalent von 165 Terawattstunden (TWh) Gas.

Eine weitere Möglichkeit ist die Vergärung von Stroh: Stroh kann nach einem Verfahren der Firma Verbio-AG (https://de.wikipedia.org/wiki/Verbio, das ist jetzt keine Werbung für diese Firma) zu Biomethan vergoren werden. Derzeit gibt es in Deutschland 190 Anlagen, die Biomethan nach diesem Verfahren erzeugen. Nach einer Pressemitteilung dieser Firma bleiben jedes Jahr allein in Deutschland acht bis 13 Millionen Tonnen Stroh ungenutzt – ein gewaltiges Rohstoffpotential für den Biokraftstoff von VERBIO. Nach til.de errechnet sich daraus ein Potential von etwa 25 TWh Gas. Zusammen ergäbe sich ein Potential von rund 190 TWh Gas, oder knapp 20 Prozent des deutschen Gasverbrauchs von etwa 1000 TWh Gas pro Jahr.

Die derzeit installierten Biogasanlagen in Deutschland (hauptsächlich auf der Basis von Mais) liefern etwa 100 TWh Gas! Damit man sich eine Vorstellung von dieser Energiemenge machen kann, sei diese Energiemenge von 190 TWh  in durchschnittlichen Energieertrag von

Windrädern umgerechnet. Es ergeben sich etwa 43.000 3 MW Windräder. Derzeit gibt es 30.000 Windräder in Deutschland. Trotz dieses Potentials stagniert die Inbetriebnahme von Biogasanlagen in Deutschland. In Österreich ist es noch schlimmer: durch die speziellen Fördervorgaben nimmt die Anzahl der Biogasanlagen wieder ab.

Natürlich soll man nicht verheimlichen, dass Gas aus Biogasanlagen wesentlich teurer als Gas aus Russland ist und immer sein wird. Aus der Sicht des Staates muss es allerdings auch noch andere Gesichtspunkte geben, als die rein betriebswirtschaftliche Kostenrechnung, wie eben

Versorgungsunabhängigkeit (jetzt ganz unabhängig von den aktuellen Ereignissen), oder lokale Wertschöpfung, die regional Arbeitsplätze und Steuereinnahmen sichert. Somit ist es recht und billig zu fordern, dass Biogasanlagen soweit gefördert werden, dass Biogas konkurrenzfähig wird.

Im Grunde handelt es sich um ein ähnliches Problem, wie bei den Lieferketten. Durch die Abschaffung der Zölle waren nun mal asiatische Anbieter für viele Produkte billiger als die entsprechenden europäischen Hersteller, was dazu führte, dass ganze Industriezweige in Europa verschwunden sind. Wegen Corona und anderen Ursachen sind diese Lieferketten extrem gefährdet und führen zu Lieferverzögerungen und in der Folge zu Produktionsstillständen, Inflation und Rezession!



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Von Redaktion

12 Gedanken zu „Die Gas-Posse | Teil 1: Wer ist an Gasknappheit schuld? Biogas wird vernachlässigt“
  1. Denn Leuten wird stets eingehämmert, man brauche das Gas zur Stromerzeugung und zum Heizen, daß viele Industriezweige davon abhängig sind blendet man oft aus. Ohne Gas dürften wohl in Leuna als Beispiel genannt bei vielen Firmen die Lichter ausgehen und kommt Öl noch dazu, stehen zig tausende Arbeitsplätze auf der Kippe und das nur einem Standort. Dann wird es auch zur Wahrheit, daß sich vor den Krematorium die Särge stapeln, sollte Gas fehlen. Aber bei den Ideologien in der Regierung muß man wirklich vom schlimmsten ausgehen und im Bundestag oder Landtagen ist es nicht besser. Kluge Köpfe scheint es nicht mehr zu geben, es braucht nur jemand kommen und mit Geld winken und schon stimmen die Ratsmitglieder in den Gemeinden für Wind und Solar. Ist ja für die Bürger, verteidigen die sich, nur die bezahlen unterm Strich ja alles selber über die Stromrechnungen. Da wären eine Spendensammlung effektiver. Oder wie mit dem Vakuum, ich habs im Kopf aber komm nicht drauf.

  2. Den unsinnigen Glauben Russland zu schaden, glauben nur Leute die unsinnig agieren. Sie werden ihre krachende Niederlage akzeptieren, oh das wird ein Genuss sein. Vorallem aus dem begeisterten Kriegsgeilen Land Deutschland.

    1. Sinnlos, er lehnt die deutsche Sprache ab. Da muss man türkisch schreiben, oder suhaeli. Aber bitte pro-Ampel schreiben, sonst ist es rääächts!

  3. Man sollte sich einmal die Zahlen zu Gemüte führen. Der Gasverbrauch in Deutschland beträgt 100 Mrd. m³. Die Gaslieferungen durch Russland lagen bei 55%, nunmehr bei 20%. Die Zahlen schwanken, sodass sie nur eine ungefähre Vorstellung vermitteln. Würde Russland zu 80% ausfallen, müssten 44 m³ anderweitig gedeckt werden. Die Lieferungen an Flüssiggas ab dem Winter bringen 8 Mrd. m³ und sollten die Gaskraftwerke, die 10% des Gases = 10 Mrd. m³ beanspruchen, komplett abgeschaltet werden, was wahrscheinlich nicht möglich ist, dann ergäbe sich eine Reduzierung der Fehlmenge von 18 Mrd. m³ auf 26 Mrd. m³. Diese können durch Einsparungen nicht ausgeglichen werden. Von der Regierung sollte man eine genaue Darstellung der Situation erwarten. Die Tatsache, dass sie alles nur im Ungefähren lässt und an das Sparen appelliert, ist nur damit erklären, dass sie keine probate Lösung hat und auf einen milden Winter hofft oder die Menschen nicht verunsichern will. Mit Geld an Bedürftige ist die Versorgung nicht zu lösen. Wenn alle Stricke reißen, wird sie auf Nordstream 2 zurückgreifen müssen.

  4. Putin will das Gas nicht als Waffe einsetzen. Wieso eigentlich nicht? Besser den Gashahn zudrehen als Krieg, würde ich sagen.
    Im übrigen geht den Saudis das Öl aus. Sie müssen es aus Ru importieren. Nach der peak-oil-theory hat das Land schon vor 10-15 Jahren den Höhepunkt überschritten und kann den Westen kaum noch mit Öl versorgen. Das bedeutet einen gigantischen Machtzuwachs für Moskau. Die ganze Welt hängt an den ru Rohstoffen wie ein Junkie an der Nadel.
    Florian Homm, ehemaliger Hedgefondsmanager, sagt in seinen letzten youtube Sachberichten, wenn Ru die Ölproduktion um 50% halbiert (was für sie keine große Sache wäre) würde der Ölpreis auf 380 $ pro Barrel steigen. Unglaublich.
    Ich habe den Eindruck, die Kremlherrscher wissen gar nicht, welche Trumpfkarten sie in der Hand haben.

    1. @Der Logiker

      Vielleicht ist Putin mit von der Partie. Russland verkauft das Gas doch sowieso. Wenn die Verträge vom “Westen” nicht eingehalten werden – umso besser für Russland – dann kriegen die dortigen Konzerne den Spotmarktpreis, also bis zu vier mal mehr Geld für dieselbe Ware. Welcher Geschäftsmann würde da nein sagen

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