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Josep Borrell, Hoher Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik · Bilquelle: Magyar Nemzet

Zwei hochrangige Beamte der Europäischen Union fordern die Schaffung einer europäischen schnellen Eingreiftruppe, die überall eingesetzt werden könnte, und verwiesen auf die Krise in Afghanistan als Chance, die jahrzehntelang bestegende Lähmung zu beenden. Der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, und der Vorsitzende des EU-Militärausschusses, General Claudio Graziano, erklärten auf einem informellen Treffen der EU-Verteidigungsminister im slowenischen Brdo pri Kranju (deutsch Egg bei Krainburg), dass die EU mit dem Aufbau einer 5.000 Mann starken schnellen Eingreiftruppe beginnen solle, um auf Konflikte jenseits ihrer Grenzen zu reagieren. Dies würde auch die “Abhängigkeit” von den Vereinigten Staaten verringern.
 

– Der chaotische Abzug der internationalen Streitkräfte aus Afghanistan wird wahrscheinlich als Katalysator für die Entwicklung einer gemeinsamen Verteidigung der Europäischen Union (EU) wirken, die eine ständige schnelle Eingreiftruppe umfassen sollte

– sagte Josep Borrell nach seiner Ankunft vor Reportern in Brdo pri Kranju. Auch die Verteidigungs- und Außenminister der EU werden auf ihrem informellen Treffen in Slowenien am Donnerstag und Freitag darüber beraten.

– Manchmal gibt es Ereignisse, die als Katalysator für historische Prozesse wirken und zu Durchbrüchen führen. Ich glaube, dass Afghanistan eines davon ist.

– erklärte Borrell vor Beginn der Sitzung.

Borrell sagte, die 2007 geschaffenen, aber nie eingesetzten EU-Battlegroups sollten durch eine Truppe von 5.000 Mann ersetzt werden. “Wir müssen eine kampffähigere Lösung finden”, betonte er. “Es ist klarer denn je, dass wir eine größere und stärkere europäische Verteidigung brauchen”, sagte er. Er sagte, er hoffe, dass die Initiative bereits im Oktober oder November in die Planungsphase eintrete.

– Die Situation in Afghanistan, im Nahen Osten und in der Sahelzone zeigt, dass die Zeit zum Handeln gekommen ist und dass wir mit dem Aufbau einer europäischen Militärtruppe beginnen müssen, die über eine schnelle Reaktionsfähigkeit verfügt und die Entschlossenheit der EU signalisiert, als globaler strategischer Partner zu handeln.

– sagte General Claudio Graziano.

Am Montag endete der 20-jährige Krieg in Afghanistan, der längste Krieg in der Geschichte der USA. US-Präsident Joe Biden kündigte Mitte April an, dass die US-Truppen bis zum 20. Jahrestag des Terroranschlags in New York aus Afghanistan abziehen würden, änderte diesen Termin jedoch später auf den 31. August. Die Taliban starteten im Mai eine umfassende Offensive gegen die afghanischen Regierungstruppen und nutzten dabei den Abzug der internationalen Truppen aus dem Land. Die Radikalen übernahmen die Kontrolle über immer mehr Gebiete, verdrängten die Regierungstruppen, die kaum Widerstand leisteten, und zogen schließlich am 15. August kampflos in Kabul ein. Kritiker sagen, dass der Abzug Washingtons aus Afghanistan ineffektiv war, eine Ansicht, die in Meinungsumfragen von einer großen Mehrheit der Amerikaner geteilt wird.

Quelle: Magyar Nemzet


2 Gedanken zu „Eigene EU-Streitkräfte, um unabhängig von Washington zu werden?“
  1. Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.

    “Willy Brandt hat oft gesagt: Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen. Dieser Satz gilt, und er steht vor dem Hintergrund der deutschen und europäischen Geschichte dieses Jahrhunderts, vor allem der Zeit von 1933 bis 1945. Der deutsche Patriot und Weltbürger Willy Brandt hat doch nicht geglaubt, wir Deutschen seien gewalttätiger veranlagt und damit ein größeres Risiko für den Frieden als andere. Selbstanklage und kollektive Schuldgefühle lagen ihm fern. Er wollte vielmehr die Erinnerung daran wachhalten, daß aus den schrecklichen Erfahrungen, die wir Deutsche mit uns selber und die unsere Nachbarn mit uns gemacht haben, auch eine besondere politische Verantwortung für den Frieden erwächst.”

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