Eine multi­po­lare Wirt­schafts­ord­nung zur Über­win­dung der globalen Geldhegemonie

Orkanartige Geldströme beherrschen und verwüsten heute die Welt Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/File:Low_pressure_system_over_Iceland.jpg#file; Wikimedia Commons

Multi­po­la­rität und globale Arbeits­tei­lung zum gegen­sei­tigen Nutzen

Von HANS BIERI – Wenn wir die ehema­ligen west- und mittel­eu­ro­päi­schen Auswan­de­rungs­länder wie etwa Deutsch­land oder die Schweiz betrachten, so stellt sich die Frage, was sich inzwi­schen ergeben hat, dass ehema­lige Auswan­de­rungs­länder mit einer damals halb so grossen Bevöl­ke­rungs­zahl im Vergleich zu heute zu Einwan­de­rungs­län­dern geworden sind?

Um zuerst einmal einen Über­blick zu erlangen, was wirt­schaft­lich über­haupt zu verteilen ist, muss geklärt werden, wovon jede Volks­ge­mein­schaft lebt bzw. womit sie ihre Bedürf­nisse decken kann? Seit alters sind dies die verfüg­bare Natur­grund­lage in Form von Acker­böden und erneu­er­bare wie auch fossile Rohstoff­lager. Alles, was wir im Wirt­schafts­pro­zess aufnehmen, bewegen und verar­beiten kommt aus dem Boden. Mit unserem Geist und unserer Intel­li­genz und körper­li­cher Arbeit betreiben so den wirt­schaft­li­chen Stoff­wechsel mit der Natur­grund­lage im Kreis­lauf von Produk­tion und Konsum.

Ist die Boden­grund­lage im Vergleich zur Bevöl­ke­rungs­zahl nicht ergiebig genug, so fördert dies die Auswan­de­rung. Diese erfolgte über­wie­gend nach Amerika oder nach Russ­land, wo reich­lich Acker­boden verfügbar war.

Will ein Land trotz Boden­knapp­heit seine Bevöl­ke­rungs­zahl ausrei­chend ernähren, dann muss es fehlende Lebens­mittel impor­tieren und dafür Indus­trie­pro­dukte oder Dienst­leis­tungen expor­tieren. Der Tausch zwischen Ländern muss folg­lich wert­mässig ausge­gli­chen sein. Wie aber bewerten sich die getauschten Güter?

Was unter­scheidet Indus­trie von Landwirtschaft?

Bezüg­lich Indus­trie und Land­wirt­schaft als Teile der ganzen Volks­wirt­schaft zeigt sich beispiels­weise, dass die an die Fläche gebun­dene Boden­pro­duk­tion anderen Produk­ti­ons­be­din­gungen unter­liegt als die gewis­ser­massen stand­ort­un­ab­hän­gige Indus­trie. Letz­tere kann sich arbeits­or­ga­ni­sa­to­risch viel freier entwi­ckeln als die an den Boden und an zu berück­sich­ti­gende Natur­pro­zesse gebun­dene Land­wirt­schaft. Die Indus­trie kann ihre Fabri­ka­ti­ons­pro­zesse ratio­na­li­sieren, das heisst beispiels­weise mit gleich­blei­bendem Arbeits­t­auf­wand und Stoff­durch­satz den Leis­tungs­er­trag stei­gern. Das kann die mit biolo­gi­schen Prozessen arbei­tende Land­wirt­schaft nicht glei­cher­massen. Dies bedeutet, bei stei­gender Zahl der Indus­trie­pro­dukte, sich der konstante Arbeits- und Stoff­auf­wand im Vergleich zur Land­wirt­schaft im Preis deut­lich sinken müssten. In Wirk­lich­keit liegt der Anteil der Land­wirt­schaft am BIP jedoch weit unter­halb des Anteils der Beschäf­tigten. Dabei liegt schon dieser Anteil im Hinblick auf die Boden­ver­schlech­te­rung durch hilfs­stoff­be­dingte Indus­tria­li­sie­rung der Land­wirt­schaft an sich schon zu tief. Somit liegt der Preis der Lebens­mittel ab Feld und Stall weit unter­halb von Waren und Dienst­leis­tungen, die einen viel gerin­geren Gebrauchs­wert haben.

Dies zeigt sich dann in einer syste­ma­ti­schen Unter­be­zah­lung der Land­wirt­schaft, was sich rück­wir­kend wegen zu hohem Ratio­na­li­sie­rungs­druck auch nach­teilig auf die Natur­grund­lage auswirkt. Dazu kommt, dass die Land­wirt­schaft in Indus­trie­staaten ohne ausge­dehnte Agrar­ge­biete in einem höheren Kosten­um­feld agieren muss als die Agrar­pro­duk­tion in grossen, zusam­men­hän­genden und meist noch klima­tisch begüns­tigten Agrar­ge­bieten. Dies setzt die Land­wirt­schaft einem zusätz­li­chen Kosten­druck aus. Mit Grenz­schutz und Agrar­sub­ven­tionen wird teil­weise unter­stüt­zend einge­griffen, soweit die WTO hier einen Spiel­raum offen­lässt. Das vermag jedoch die global verbrei­tete Unter­be­zah­lung der Land­wirt­schaft trotz Subven­tionen nicht auszu­glei­chen. Bei der Arbeits­tei­lung zwischen Land­wirt­schaft und Indus­trie gelingt es offen­sicht­lich nicht, den Nutzen zwischen den Teil­neh­mern so zu verteilen, dass jeder für seine Leis­tung so viel erhält, dass er mit den Einkünften seine Produk­ti­ons­kosten decken kann. Oder mit anderen Worten, dass er die Leis­tungen anderer, die er für seine Produk­tion benö­tigt, eben­falls aus dem Ertrag seiner Leis­tung entschä­digen kann.

Wie bilden sich wirt­schaft­liche Werte?

Diese nahe­lie­gende gegen­sei­tige Bewer­tung der Leis­tungen findet in der wirt­schaft­li­chen Praxis jedoch nicht statt. Aber auch in der Indus­trie­wirt­schaft selbst wirkt sich der ausge­dehnte Rohstoff­fluss billiger und leicht verfüg­barer fossiler Energie nicht ausschliess­lich Aufwand und Entropie senkend aus, sondern er fliesst in die stän­dige Auswei­tung der Produktion.

Parallel dazu wachsen aber auch die reinen Geld­ka­pi­tal­ver­mögen in ihrer Gesamt­heit weit über die Tausch­werte der Real­wirt­schaft hinaus.

Gemäss der Welt­bank beträgt der Wert von realen Gütern und Dienst­leis­tungen welt­weit 90 Billionen Dollar. Demge­gen­über beträgt die Blase der Finanz­wirt­schaft bereits mehr als 500 Billionen Dollar, die ausser­halb der Real­wirt­schaft von den Black Rocks und Konsorten im Kreis herum­ge­schoben und die mit Milli­arden von aus dem Nichts ins Finanz­system gepumpten Dollars durch die Banken und Zentral­banken gemästet werden.

Diese Fehl­ent­wick­lungen beruhen auf einer alther­ge­brachten histo­ri­schen Geld­be­griff, der davon ausgeht, dass Geld­ka­pital aus sich heraus, wie ein Samen­korn, Ertrag bringe. Die Gewichts­ein­heit beruhte im histo­ri­schen Babylon auf dem Samen­korn. 180 Samen­körner mit einem Gewicht von 8 Gramm entspra­chen einer Silber­münze, dem Schekel. Dass das Verleihen von Geld zum Kauf von Samen einen Ertrag/Ernte abwirft, der grösser ist als die Aussaat, leuchtet in der Vorstel­lungs­welt der Geld­händler auf Anhieb ein. Doch liegt hier der folgen­schwere Irrtum, auf den Aris­to­teles in der niko­ma­chi­schen Ethik hinge­wiesen hat. Geld kann keine Jungen bekommen. Geld ist nicht ding­lich, ist kein «goldenes Kalb», sondern reine Verrech­nungs­grösse zum Ausgleich der in der Gesell­schaft gegen­seitig erbrachten Leis­tungen. Dass ein Samen­korn ein Mehr­fa­ches an Ertrag abwirft, ist wie die Physio­kraten betont haben, eine unent­gelt­liche Leis­tung der Natur. Woher soll dann der Gewinn für das vorge­schos­sene Kapital kommen? Er könnte also nur aus einem Preis­abzug stammen, der den Produ­zenten ausbeutet, ihm also die Wieder­ho­lung der Produk­tion bei gleich­blei­benden Stan­dards von Produk­tion und Repro­duk­tion verhin­dert, wie das in der römi­schen Skla­ven­hal­ter­ge­sell­schaft der Fall war.

Das Zins­verbot durch Chris­tentum und Islam

In der Folge galt mit dem Aufkommen des Chris­ten­tums und des Islam das Zinsverbot.

Damit hat die christ­liche euro­päi­sche Gemeinde des Hoch­mit­tel­al­ters eine Art der direkten gegen­sei­tigen Leis­tungs­ver­rech­nung entwi­ckelt, welche das Geld zinslos und somit ausschliess­lich zur gegen­sei­tigen Leis­tungs­be­wer­tung und ‑entschä­di­gung verwen­dete. Dieses führte im euro­päi­schen Mittel­alter zur Verbrei­tung des soge­nannten Brak­teaten-Geldes, das nicht der Hortung diente, sondern zu gegen­seitig geschul­dete Leis­tungs­ver­rech­nung der Haus­halte im Alltag von Produk­tion und Konsum. Dieses Geld für den kurz­fris­tigen Gebrauch benutzte in Anleh­nung an die wert­hal­tigen Gold- und Silber­münzen ledig­lich wenig halt­bare Metall­fo­lien oder auch Holz­schin­deln zur Aufzeich­nung der erbrachten oder geschul­deten Leistungsbeträge.

Dabei ist das zünf­ti­sche Boden­nut­zungs­recht zu erwähnen, welches entgegen dem römi­schen Recht der Lati­fun­dien den Boden als Lehen und als Lebens­grund­lage der ganzen Gemeinde zuord­nete und in Nutzungs­ab­schnitte für Wohn- und Ökonomie-Teile sowie auf der Flur nach dem Arbeits­mass des «Tagwerkes» parzellierten.

Das Zins­verbot wurde in der Folge seit der Renais­sance und dem Aufschwung des Handels immer weniger einge­halten und im 19. Jahr­hun­dert von der Kirche offi­ziell aufgehoben.

Konkreter Anlass zur Aufhe­bung des Zins­ver­botes war die Einhe­gung und die Vertrei­bung der Häusler, Tage­löhner und ‘über­zäh­ligen’ Dorf­be­wohner und damit die Entste­hung eines neuen bürger­li­chen Boden­rechts vom 16. Jahr­hun­dert in England bis zum 18./19. Jahr­hun­dert auf dem Konti­nent. Dabei wurde die Boden­par­zelle als bisher ausschliess­li­cher Nutzungs­an­spruch neu als ding­li­cher, veräus­ser­barer Sach­wert dem Eigen­tümer allein zur Herr­schaft zuge­spro­chen ohne die bishe­rigen Servi­tute und gemein­wohl­ori­en­tierten Belas­tungen zu Gunsten der bishe­rigen Ansprüche der Gemeinde an den Boden als Exis­tenz­si­che­rung der ganzen Gemeinschaft.

Damit erhielt der Boden für den Eigen­tümer einen Sach­wert, der nun als Sicher­heit die Beleh­nung des Bodens gegen Geld­kre­dite ermög­lichte. Damit waren auch die eigen­tums­recht­li­chen Voraus­set­zungen geschaffen für eine grund­le­gende Neue­rung. Wurde der Zins nach dem römi­schen Recht der Lati­fun­dien aus dem Mehr­pro­dukt, was die Natur hervor­bringt und was die Nied­rig­hal­tung bzw. Ausbeu­tung der Lebens­kosten der Sklaven hergibt, begründet, so wird auf der Basis der neuen Eigen­tums­ord­nung der Gewinn (Zins) aus der wirt­schaft­li­chen Mehr­leis­tung (Ertrag minus Kapi­tal­auf­wand und Arbeits­leis­tung) auf vorge­schos­senen Geld­ka­pital begründet.

«Locke recht­fer­tigt diese Eigen­tums­kon­zen­tra­tion, die dem aris­to­te­lisch-scho­las­ti­schen Gerech­tig­keits­pos­tulat diame­tral zuwi­der­läuft, dadurch, dass die Früchte des Feldes vom Boden­be­sitzer verkauft und somit in Geld verwan­delt werden können, so dass die Feld­früchte, die der Besitzer eines großen Land­stü­ckes nicht  selber verzehren kann, nicht verderben, während er selber ein unver­derb­li­ches Gut – das Geld – anhäuft.

Das Geld, von dem hier die Rede ist, ist offen­sicht­lich nicht das Geld, das dem bloßen gegen­sei­tigen Austausch von Über­schüssen dient (im Sinne der Oikono miké οικονομικε) [Bedarfs­wirt­schaft], sondern das Geld, mit dem man auch Boden und andere Produk­ti­ons­mittel kaufen kann (im Sinne der Kape­liké καπελικε) [Erwerbs­wirt­schaft] und das somit den Boden bzw. die anderen Produk­ti­ons­mittel in einen Geld­wert (Kapital) verwan­delt, aus dem ein Geld­ertrag (Gewinn) erzielt wird.

Der Geld­wert des Bodens bzw. der Produk­ti­ons­mittel ist dann der kapi­ta­li­sierte Geld­ertrag. Das Vordringen der Geld­wirt­schaft führt zu einer Umwer­tung des Eigen­tums im Sinne der Kapi­ta­li­sie­rung desselben und damit zu einer Ände­rung der Wert­ge­setze, die ja letzt­lich auf der Eigen­tums­ord­nung aufbauen. Die Folge ist eine Konzen­tra­tion von Eigentum an nicht vermehr­baren Ressourcen wie dem Boden. … Das Geld beein­flusst somit sowohl die Vertei-lung wie das Wachstum des Sozi­al­pro­dukts. Dabei ist entschei­dend, dass dieser Konzen­tra­ti­ons­ten­denz bzw. dieser Tendenz zur Vermeh­rung des Besitzes als solcher keine Grenzen gesetzt sind.“ (Hans Chris­toph Bins­wanger, Geld & Natur, 1996, S. 133 f.).

Das Geld in neuer Funktion

Geld bekam damit die Funk­tion der «Vermeh­rung des Besitzes», des reinen Geld­erwerbs. Es hat somit im Zusam­men­hang seiner eigen­tums­be­si­cherten Schöp­fung eine ding­liche Funk­tion nach antikem Muster zurück­be­kommen und dient nicht mehr wie im Hoch­mit­tel­alter zum Zweck der reinen Leis­tungs­ver­rech­nung — auf einer Holz­schindel fest­ge­halten. Dass die so orga­ni­sierten euro­päi­schen Gemeinden des Hoch­mit­tel­al­ters ohne Skla­ven­wirt­schaft sondern mit frei tätigen Bauhütten auf einer gegen­über heute beschränkten Ressour­cen­basis die bis heute unüber­trof­fene Kathe­dralen bauen konnten, weist auf die ökomi­sche und krea­tive Stärke der dama­ligen zins­losen Wirt­schafts­or­ga­ni­sa­tion der euro­päi­schen Gemein­schafts­ord­nung hin.

Saint-Chapelle des Palais de la Cité, Paris
Quelle: Oldman­i­sold, CC BY-SA 4.0 <creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0&gt;, via Wiki­media Commons

Die Abbil­dung oben zeigt die noch heute sicht­baren Reste der geistig-kultu­rellen und wirt­schaft­li­chen Hoch­blüte des euro­päi­schen Hoch­mit­tel­al­ters — Geld war ausschliess­lich gegen­sei­tige Leis­tungs­ver­rech­nung inner­halb der arbeits­tei­ligen Gemeinde. Das Ergebnis war folg­lich nicht die gefüllte Schatz­truhe der Banken, sondern die Kultur der Gemeinde. — Bisher nie erreichte Gebäude durch mehr Intel­li­genz und nicht durch mehr Steine.

Entgegen diesen Errun­gen­schaften des Hoch­mit­tel­al­ters wirft Geld — nach dem sich ab dem 18.Jahrhundert wieder durch­set­zenden Verständnis — wie von selbst Ertrag ab, gleich wie ehemals der land­wirt­schaft­liche Boden dem Lati­fun­dien Eigen­tümer nach dem Banken­slogan: «Das Geld arbeitet für Sie». Entspre­chend bildet sich der Preis der Waren nicht nach der oben erwähnten gegen­sei­tigen Wert­be­mes­sung, sondern nach klas­si­scher Natio­nal­öko­nomie aus dem Gleich­ge­wicht zwischen Angebot und Nach­frage bzw. die Produk­tion richte sich nach dem sog. Grenznutzen.

Demge­gen­über bindet der aris­to­te­li­sche oder mittel­al­ter­liche Geld­be­griff die Funk­tion des Geldes an die reine gegen­sei­tige Verrech­nung der arbeits­teilig erbrachten Leistungen.

Jedem Produ­zenten muss für die Erbrin­gung seiner Leis­tungen jener Wert gutge­schrieben werden, den er zum Bezug jener Dritt­leis­tungen benö­tigt, um seine eigene Leis­tung erbringen zu können. Die gesell­schaft­liche Arbeits­tei­lung, also die Ratio­na­li­sie­rung und somit die Einspa­rung von Arbeit ist die Grund­lage für die Kapi­tal­bil­dung und den Fortschritt.

Reduk­tion gesell­schaft­li­cher Arbeits­tei­lung als Quelle des Reich­tums und reiner Kosten­faktor aus Sicht des Kredit­ge­bers

Nun besei­tigte Locke durch die neue Betrach­tung des Boden­rechts das bisher gesell­schaft­liche Moment der Arbeit, die Quelle der Versor­gung der arbeits­tei­ligen Gemein­schaft. Statt­dessen wird nun die wirt­schaft­liche Tätig­keit auf drei vonein­ander strickt getrennte isolierte Produk­ti­ons­fak­toren zurück­ge­führt, auf den Boden, die Arbeit und das Kapital. Arbeit wird nur noch als reiner Kosten­faktor betrachtet, der in Konkur­renz zum Kapi­tal­ertrag steht. Die gesell­schaft­liche Einbet­tung der Arbeit — als Zentrum den Stoff­wechsel der Gesell­schaft mit der Natur­grund­lage — geht dabei verloren.

Die Real­wirt­schaft bringt einer­seits dauernd Ratio­na­li­sie­rungen hervor, welche mit der glei­chen Rohstoff- und Arbeits­kräf­te­aus­stat­tung den Ausstoss von Gütern und Dienst­leis­tungen erhöht. Mit der zuneh­menden Fülle der Konsum­güter und Dienst­leis­tungen verlang­samt sich dieser Prozess auch mit Blick auf gewisse Grenzen der Naturgrundlage.

Das geld­wirt­schaft­lich ange­trie­bene Wachstum der Real­wirt­schaft erzwingt die Erwei­te­rung der Produk­ti­ons­zy­klen durch die Erwei­te­rung des Ressour­cen­ver­brau­ches. Auch diese Entwick­lung stösst an die Grenzen der Natur, entweder durch die Verknap­pung endli­cher Ressourcen oder durch stei­gende Abbau­kosten oder durch die Grenzen der Dissipation.

Damit nimmt die Profi­trate des Geld­ka­pi­tals gesamt­haft ab. Die wirt­schaft­li­chen Wachs­tums­raten sinken. Seit den 70er Jahren wird deshalb in der west­li­chen Wirt­schaft ein zu geringes Wachstum beklagt, weil damit die Bedie­nung des Geld­ka­pi­tals aus den Erträgen der Real­wirt­schaft immer mehr einge­schränkt wird.

Wachstum über Verschleiss­wirt­schaft, Geld­schöp­fung & Verschuldung

Dem zu geringen Wachstum wird auf mehreren Ebenen begegnet. Zum einen wird die Verschleiss­wirt­schaft gestei­gert. In der soge­nannten Wachs­tums­spi­rale treiben sich die zusätz­liche Geld­schöp­fung und der zusätz­li­chen Rohstoff­abbau wech­sel­seitig voran.

Ebenso wird auf der Ebene des Geldes direkt durch Null­zins­po­litik und Quan­ti­ta­tive Easing — Auswei­tung der Geld­schöp­fung — einge­griffen. Dadurch soll der Umsatz der wert­schöp­fungs­schwa­chen Wirt­schaft gestützt und das Immo­bilen- und Bauwesen bis zur Rüstungs­wirt­schaft massiv voran­ge­trieben werden. Der Staat, der unter den sinkenden Erträgen leidet, kann zudem seine dadurch eben­falls wach­senden Aufgaben nur noch durch zuneh­mende Verschul­dung bewäl­tigen. Durch eine Geld­po­litik der billigen Anleihen, welche die Zentral­banken den Geschäfts­banken abkaufen, wird syste­ma­tisch Geld ins System gepumpt: «Whatever it takes».

Mittels immer unüber­sicht­li­cheren Finanz­kon­struk­tionen werden Kapi­tal­erträge kreiert, Akti­en­kurse in die Höhe getrieben, die real­wirt­schaft­lich nicht gedeckt bzw. über­be­wertet sind.

Am Ende muss diese Diffe­renz zwischen den Geld­ver­mö­gens­werten und den Werten der Real­wirt­schaft ausge­gli­chen werden. So stehen in Zukunft grosse Eigen­tumsum­ver­tei­lungen an, was auch Krieg bedeuten kann.

Ursa­chen der Kriege

Die Kriege der USA von den Irak­kriegen bis zum Krieg in der Ukraine gehen aus diesem Grund­kon­flikt hervor, dass die Profi­traten des Geld­ka­pi­tals sinken. Diese Kriege haben in den betrof­fenen Ländern die offen­sicht­liche Zerstö­rung der Wirt­schaft zum Ziel. Damit wird die Möglich­keit beschränkt, die eigenen reich­li­chen Boden­res­sourcen für eine eigene indus­tri­elle Entwick­lung zu nutzen.

Das heisst, die Ressourcen dieser Länder sollen nur in Verbin­dung mit dem west­li­chen Geld­ka­pital im Rahmen der One-World-Order mit Eura­me­rika als sich selbst setzendes Welt-Zentrum inmitten in der Vorstel­lungs­wert der «Karte» der aufge­teilten eura­si­schen Land­masse genutzt werden dürfen. Denn eine multi­po­lare Wirt­schafts­ent­wick­lung, die nur auf der Basis des gegen­sei­tigen Vorteils beruhen kann, erhöht das Lebens- und Konsum­ni­veau aller teil­neh­menden Volks­wirt­schaften; aber es beschränkt das Wachstum des Geld­ka­pi­tals und die Konzen­tra­tion des Wachs­tums auf ein einziges unipo­lares Welt­zen­trums. Deshalb richtet sich die geld­ge­trie­bene Wirt­schafts­po­litik der USA klar gegen die BRICS-Staaten. Der ganze Bogen dieser globalen Wirt­schafts­po­litik spannt sich vom Abbruch des Indus­trie­pro­jektes des Schahs von Persien durch die soge­nannte iranisch-isla­mi­sche Revo­lu­tion bis zum Verbot der Nord­stream 2 Pipe­line von Russ­land nach Deutschland.

Die obige Karte aus dem Jahre 1990 im The Econo­mist zeigt die anvi­sierte ‚Disrup­tion‘ auf dem globalen Schach­brett. Die Karte zeigt Eura­me­rika als Welt­zen­trum und die rest­liche Welt aufdi­vi­diert in einzelne isolierte Inseln‘, gegen die heute Kriege vorbe­reitet und bereits geführt werden.

Diesem geostra­te­gi­schen Konzept entspricht das mone­täre Konzept des Geld­wachs­tums im Welt­zen­trum Eura­me­rika. Die One-World-Order will mit ihrer Geld­wirt­schaft eine globale Glie­de­rung Zentrum-Peri­pherie, um mittels der global zirku­lie­rende Geld­wäh­rung durch das Monopol der unbe­schränkten Geld­schöp­fung die Erträge der globalen Peri­pherie abschöpfen zu können.

Multi­la­te­ra­lismus und One-World-Order stehen sich unver­einbar gegen­über. Der Multi­la­te­ra­lismus verfolgt die real­wirt­schaft­liche Koope­ra­tion auf der Basis des gegen­sei­tigen Vorteils an und will die kolo­nialen Abhän­gig­keiten vom Dollar als instal­lierte Welt­wäh­rung ablösen. Denn durch die fort­lau­fende Flutung der Welt mit Dollar und Euro wird die Ressourcen liefernde globale Peri­pherie dadurch in der Unter­be­zah­lung gehalten, dass Dollar und Euro sich die Ratio­na­li­sie­rungs­fort­schritte der Peri­pherie monetär aneignen und die Ressour­cen­preise unten halten.

Die One-World-Order mobi­li­siert gegen die multi­po­lare Weltordnung

Seit 2014 ist klar, dass Eura­me­rika den fort­schrei­tenden Multi­la­te­ra­lismus der BRICS-Staaten aufhalten will. Aktuell soll das durch Unter­bre­chung der Rohstoff­flüsse und Liefer­ketten sowie durch Kriegs­füh­rung erreicht werden.

Damit wird der Einbruch der globalen Wohl­stands­ent­wick­lung riskiert und ein Klima zuneh­mender Konflikte geschaffen. Mittels Regi­me­ch­ange werden die Voraus­set­zungen geschaffen, um den Umbau der Geld- und Eigen­tums­ord­nung der betrof­fenen Länder durch­zu­setzen, wie das in Russ­land in den 90er Jahren zum Teil auch umge­setzt wurde. In Zukunft soll die Wohl­stands­ent­wick­lung von der globalen Peri­pherie bzw. den BRICS-Staaten ins Welt­zen­trum Eura­me­rika umge­lenkt werden.

Worauf beruht das Wachstum des Geldkapitals?

Grund­sätz­lich müssen in einer den Bedürf­nissen dienenden Wirt­schaft Produk­tion und Konsum wert­mässig gegen­ein­ander aufgehen.

Kapi­tal­ge­winn bzw. ein Kapi­tal­ein­kommen aus dem Produk­ti­ons­pro­zess gehen zu Lasten der Lohn­ein­kommen. Das führt dazu, dass nicht der ganze erzeugte Produk­ti­ons­wert konsu­miert werden kann und die Konjunktur gerät ins Stocken. Um dies zu umgehen, muss deshalb zwin­gend zusätz­li­ches Geld geschöpft und mit zusätz­lich stei­gendem Ressour­cen­ver­zehr die Produk­tion erwei­tert werden. Dadurch werden die zur Bedie­nung der Akti­en­ver­mögen redu­zierten Lohn­ein­kommen ergänzt. Auf diese Weise bleibt die Kauf­kraft trotz Kapi­tal­bezug erhalten, sodass der Konsum der bishe­rigen Produk­tion gewähr­leistet bleibt, (dadurch, dass bereits der mit neu geschöpftem Geld erwei­terte Produk­ti­ons­zy­klus läuft). Es ist somit der Gewinn­an­spruch auf Geld­ka­pital, welcher den Wachs­tums­zwang verur­sacht. Der Wachs­tums­zwang verhin­dert aber die Ausrich­tung der Produk­tion auf die Bedürf­nisse wie zum Beispiel eine Reduk­tion des Rohstoff­ver­brau­ches bei unver­än­dertem Niveau der Konsum­gü­ter­ver­sor­gung. Diese nahe­lie­gende nach­hal­tige Fort­schritts­ent­wick­lung macht jedoch in der bestehenden Geld- und Eigen­tums­ord­nung grösste Mühe.

Die Lösung muss deshalb darin liegen, den Ratio­na­li­sie­rungs­ge­winn der Wirt­schaft inner­halb der Real­wirt­schaft zur Stär­kung der Kauf­kraft zu nutzen und nicht zur mehr­heit­lich ausser­halb der Real­wirt­schaft stehenden Geld­ver­mögen zu benutzen.

Die echte wirt­schaft­liche Kapi­tal­bil­dung der Realwirtschaft

Ener­gie­lager und Acker­böden sind die mate­ri­ellen Grund­lagen des volks­wirt­schaft­li­chen Reich­tums. Die ebenso lebens­wich­tigen geis­tigen Grund­lagen beruhen auf Intel­li­genz, Bildung und Wissen, welche ihrer­seits die Voraus­set­zung schaffen, die stofflich/materielle Grund­lage zu entwi­ckeln. Die so erwei­terte und entwi­ckelte mate­ri­elle Grund­lage ist wiederum die Voraus­set­zung für die geistig kultu­relle Entwick­lung der Gesellschaft.

Kleine und rohstoff­arme Länder wie die Schweiz, welche keine eigenen Ressourcen zum kosten­güns­tigen Verbrauch zur Verfü­gung haben, waren deswegen früh­zeitig darauf ange­wiesen, mit der anderen, der geis­tigen Ressource nämlich, mit Arbeit und Intel­li­genz Leis­tungen im Verar­bei­tungs- und Dienst­leis­tungs­be­reich zu erbringen, welche im Gegenzug den Erwerb fehlender Rohstoffe von außen ermöglichen.

Arbeit und Intel­li­genz können deshalb nur zusammen mit verfüg­baren Rohstoffen Reichtum schaffen. Im Falle der Schweiz liegen die Rohstoff­quellen zum großen Teil außer­halb des Landes.

Führt solch krisen­an­fäl­lige Entwick­lung zum Verlust der Souveränität?

Wenn die wirt­schaft­li­chen Bezie­hungen über die Landes­grenze hinaus auf der Basis des gegen­sei­tigen Vorteils beruhen, dann sind diese Bezie­hungen stabil und bieten keine Angriffs­flä­chen, um die Souve­rä­nität auszuhöhlen.

Die Voraus­set­zung bleibt jedoch, dass sich die Handels­partner im Inter­esse der gemein­samen Wohl­stands­ent­wick­lung an die getrof­fenen Abma­chungen halten. Es gibt deshalb ein wirt­schaft­li­ches Gemein­in­ter­esse, das über den privaten Inter­essen der reinen Geld­ver­mö­gens­bil­dung steht.

Das Problem ist, dass die inzwi­schen akku­mu­lierten riesigen privaten Geld­ver­mögen in Verb­bin­dung mit Struk­turen des Tiefen Staates die inter­na­tio­nalen bzw. zwischen­staat­li­chen Bezie­hungen im Inter­esse der privaten Vermö­gens­meh­rung und der ange­strebten globalen Hege­monie gezielt zu stören und zu unter­laufen beginnen. Wladimir Putin hat in  seiner Peters­burger Rede vom Juni 2022 eindrück­lich auf diese Entwick­lung aufmerksam gemacht.

Bricht eine Partei mittels Sank­tionen und Embargo vertrag­lich verein­barte Wirt­schafts­be­zie­hungen, so ist die andere Partei berech­tigt, ihre Liefe­rungen eben­falls einzustellen.

Dass in einer inter­na­tio­nalen Arbeits­tei­lung der Schaden gegen­seitig ist, zeigt sich darin, dass der Handels­krieg Deutsch­lands gegen Russ­land auch Deutsch­land hart trifft. Was ist dann das Motiv des Handels­krieges aus deut­scher Sicht?

Nach Auffas­sung des derzei­tigen deut­schen Wirt­schafts­mi­nis­ters hat sich Deutsch­land durch die Handels­be­zie­hungen mit Russ­land insbe­son­dere durch den Bezug des unter den fossilen Ener­gien am wenigsten umwelt­schäd­li­chen russi­schen Erdgases in eine wirt­schaft­liche Abhän­gig­keit gebracht, die rück­gängig gemacht werden müsse.

Inter­es­sant an dieser Begrün­dung ist, dass hier die Argu­mente des Frei­han­dels durch den Wirt­schafts­mi­nister grund­sätz­lich in Frage gestellt werden.

Die daraus zwin­gend notwen­dige wirt­schaft­liche Autarkie Deutsch­lands sei zwar nicht ganz so einfach, aber mittels alter­na­tiver erneu­er­barer Ener­gien, die auf deut­schem Terri­to­rium gewonnen werden könnten, sei dies machbar, so der Wirtschaftsminister.

Die Umstel­lung der Wirt­schaft auf erneu­er­bare Energie, während gleich­zeitig die fossile Energie redu­ziert wird, also der Verzicht auf fossile Energie, bevor die Umstel­lung auf stabile erneu­er­bare Ener­gie­ver­sor­gung erreicht ist, lässt jede Logik vermissen.

Wie in dieser Stress­si­tua­tion der Wirt­schaft ein Umsteigen auf erneu­er­bare Energie gelingen soll, ist mehr als fraglich.

Infra­struk­turen sind in der Repu­blik immer öffent­lich: Priva­ti­sie­rung als Falle, wie z. B. bei Ener­gie­ver­sor­gung oder dem Hafen Piräus

Damit stehen wir heute vor einer Situa­tion, dass ohne plau­si­bles Konzept, die Wirt­schaft ange­wiesen wird, sich auf die ausblei­bende Versor­gung mit eigenen Notstrom­ag­gre­gaten abzu­si­chern. Hier werden Struk­turen der Einfluss­nahme sichtbar, welche natio­nale Struk­turen der poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Entschei­dungs­fin­dung umgehen.

Wem dient dieser ange­ord­nete Rück­schritt in die Inef­fi­zienz und Ressour­cen­ver­schwen­dung? Vorschläge, mit z.B. Diesel­motor betrie­benen Notstrom­ag­gre­gaten den einge­tre­tenen Versor­gungs­eng­pass aufzu­fangen, belegen die Auflö­sung der Planung der Infra­struk­turen, die eine öffent­liche Aufgabe ist. Die Priva­ti­sie­rung dieser Versor­gungs­auf­gaben wurde durch­ge­setzt, um auch die Infra­struk­turen als neues Geschäfts­feld der privaten Kapi­tal­ver­wer­tung zu öffnen. Die stei­genden Ener­gie­preise zeigen, wem diese Priva­ti­sie­rung nützt, und die Mangel­lage zeigt, wem sie schadet, nämlich derje­nigen Wirt­schaft, die von sicheren natio­nalen Versor­gungs­kon­zepten abhängig ist.

Damit wird der „Sinn“ des einge­tre­tenen Versor­gungs­eng­passes und der „Disrup­tion“ deutlich.

Dass diese über­staat­liche bzw. trans­na­tio­nale Regie unmit­telbar den indus­tri­ellen Wert­schöp­fungs­pro­zess trifft und zwar genau in dem Masse der aktiv herbei­ge­führten Reduk­tion des Ener­gie­flusses, wird verschwiegen und statt­dessen mit dem „Sach­zwang“ begründet, der Ener­gie­ex­port Russ­lands nütze allein der russi­schen Wirt­schaft und der mili­tä­ri­scher Rüstung. In glei­cher Weise werden die stark anstei­genden Ener­gie­preise nicht der Priva­ti­sie­rung der Infra­struk­turen, sondern Russ­land in die Schuhe geschoben.

Ange­spro­chen darauf, dass der ökono­mi­sche Schaden in einem hoch­in­dus­tria­li­sierten Land wie Deutsch­land grösser sei als in einer Volks­wirt­schaft, welche unbe­schränkt eigene Rohstoffe zur Verfü­gung hat, entgegnet der Wirt­schafts­mi­nister, Deutsch­land müsse zur Frie­dens­si­che­rung in Europa halt eben Opfer bringen. Dies ist keine ökono­misch plau­sible Begründung.

Dass eine zerrüt­tete deut­sche Wirt­schaft und die daraus folgende Desta­bi­li­sie­rung Europas keinen Beitrag zum Frieden leisten kann, braucht nicht weiter ausge­führt zu werden.

Anstatt Ressourcen gemeinsam zum gegen­sei­tigen Vorteil zu nutzen, bestehen klare Absichten, eine solche Entwick­lung zu unter­binden. Begleitet wird dieses Vorgehen durch das Vorrü­cken der NATO gegen Russ­land als begehrtes Rohstoff­land,  flan­kiert von vertrags­widrig errich­teten Rake­ten­basen in Polen und Rumä­nien,  denen der Regi­me­ch­ange in der Ukraine im Jahre 2014 vorherging.

Nehmen wir an, es gelänge den USA in ihren wirt­schaft­li­chen Bezie­hungen zu Russ­land dort weiter­zu­fahren, wo sie seit August 1999 ihr Ausgreifen nach den Erdgas­res­sourcen Russ­lands abbre­chen mussten, könnte dann die Krise des Dollar-Geld­sys­tems gelöst werden? Die riesigen, die Real­wirt­schaft um ein Mehr­fa­ches über­ra­genden Finanz­ver­mögen suchen Anlage. Soll ein Krieg diese Voraus­set­zungen schaffen? Und liegt hier die Erklä­rung für das offen­sive Vorgehen der NATO gegen die Sicher­heits­in­ter­essen Russ­lands, wobei ohne Rück­sicht auch die Sicher­heits­in­ter­essen West­eu­ropas geop­fert werden?

Kapital kann nur wachsen und somit Gewinn bzw. Zins abwerfen, wenn gleich­zeitig die Produk­tion erwei­tert wird. Dies setzt den Verbrauch großer Ener­gie­mengen voraus. Dieser Ener­gie­be­darf kann mit alter­na­tiver Energie nicht abge­deckt werden. Die Einspa­rung von Rohstoffen durch Ratio­na­li­sie­rung kann, wie wir gesehen haben, als Gewinn mone­ta­ri­siert werden, wenn die Produk­tion ausge­weitet und dazu weiteres Geld­ka­pital geschöpft wird. Für diese Auswei­tung der mate­ri­ellen Basis ist die Ener­gie­dichte der erneu­er­baren Energie viel zu gering. Damit ist die Indus­trie West­eu­ropas, die von den bishe­rigen Erdgas­zu­fuhr auf Drängen der USA abge­schnitten wird, gefährdet.

Anstelle des Kapi­tal­ge­winnes durch Wirt­schafts­wachstum auf der Grund­lage des Verbrau­ches nicht­er­neu­er­barer fossiler Energie gibt es vor allem für die USA enorme Kapi­tal­ge­winne allein aus der Stel­lung des Dollars als Welt­wäh­rung. Durch die global vorherr­schende Währung des Dollar findet durch die Geld­schöp­fung der USA ein dauernder Wert­transfer von der Peri­pherie Eura­siens und der BRICS-Staaten nach Eura­me­rika statt. Aufgrund der global zirku­lie­renden Dollar­masse konnten die USA ihren Konsum bisher mit Geld­dru­cken finanzieren.

Jetzt aller­dings ist die Infla­tion in den USA ange­sprungen nach gut dreissig Jahren dieser unge­störten Entwick­lung. Damit verengen sich auch auf der rein mone­tären Ebene die bishe­rigen Kapitalerträge.

Wie wollen die USA ihre Vormacht­stel­lung behalten?  Dieses System des Dollar als Welt­wäh­rung hat bisher die BRICS-Staaten mit Ausnahme von China daran hindert, ihren ökono­mi­schen Rück­stand gegen­über Eura­me­rika aufzu­holen. Eine Reihe von Inter­ven­tionen, welche die fossile Energie welt­weit verteuern, könnte ein Versuch sein, die wirt­schaft­liche Entwick­lung der BRICS-Staaten zu bremsen oder mögli­cher­weise mit mili­tä­ri­schen Mitteln nach­zu­helfen. Ziel bleibt es, die wirt­schaft­liche Domi­nanz monetär zu erhalten.

Notwen­diger Inter­es­sen­aus­gleich durch Multi­po­la­rität — Zur Funk­tion des Geldes in einer arbeits­tei­ligen Wirtschaft

Die unipo­lare Welt und der ding­liche Geld­be­griff mit Zins- bzw. Ertrags­an­spruch auf Geld­ka­pital bedingen einander.  Denn das Inkre­ment des Geld­ka­pi­tals beruht zwin­gend auf einer stän­digen Auswei­tung der Kapi­tal­ver­wer­tungs­sphäre. Das sich ständig auswei­tende Kapital verlangt zusätz­li­chen Geld­ertrag. Damit sind die heutigen Konflikte vorprogrammiert.

Dieser aktu­elle, sich maßlos stei­gernde Prozess gerät inzwi­schen an eine mone­täre und an eine geogra­phi­sche Grenze.

Die mone­täre Grenze äußert sich darin, dass eine ständig wach­sende Geld­menge weit über den real­wirt­schaft­li­chen Geld­wert zwin­gend zu schweren Krisen führen muss.

Die geogra­phi­sche Grenze zeigt sich darin, dass die One-World-Hege­monie zuneh­mend in Konflikt gerät mit der Diver­sität und dem Anspruch auf Souve­rä­nität der BRICS-Staaten und weiterer Länder und auf die gefor­derte Entkolonialisierung.

Die inter­na­tio­nale Entwick­lung der Arbeits­tei­lung beruht auf der Multi­po­la­rität der Welt und der Bezie­hungen zwischen den Ländern auf der Basis des gegen­sei­tigen Vorteils. Eine solche wirt­schaft­liche Entwick­lung durch fort­schrei­tende inter­na­tio­nale Arbeits­tei­lung nach dem Prinzip des gegen­sei­tigen Vorteils liegt im Inter­esse der Handels­partner, sich gegen­seitig frei zu entwi­ckeln. Eine solche Entwick­lung begründet inter­na­tio­nale Stabi­lität zwischen den Handels­part­nern. Aktuell stört die Hege­monie eine solche sich selbst stab­li­sie­rende Entwick­lung, da sie ihre ökono­mi­sche Macht laufend dazu benutzt, ungleiche Handels­be­zie­hungen zu erzwingen.

Zur zukünf­tigen Funk­tion des Geldes

Nach neuem Verständnis wird Kapital von der bestehenden Wirt­schaft geschaffen und nicht durch den Kredit aus dem Nichts. Die Kapi­tal­bil­dung erfolgt durch organisatorisch/industrielle Maßnahmen, welche Stoff- und Ener­gie­durch­satz sowie Arbeits­auf­wand senken und dadurch real Kapital für die Erwei­te­rung des Wirt­schafts­pro­zesses schaffen.

Diese Vorleis­tung bzw. dieses Kapital kann je nach den Bedürf­nissen einge­setzt werden: für die Erwei­te­rung bishe­riger Produk­tion oder neuer Produkte, für Forschung, Entwick­lung, Bildung oder Kunst, Kultur und Soziales. Dadurch erhöht sich die Kauf­kraft im natio­nalen Währungs­raum. Dabei bleibt die gesamte Währungs­summe an die Bevöl­ke­rungs­zahl gebunden. Der Preis der Leis­tungen muss sich daher inner­halb der Währungs­summe aufteilen, wodurch die Preise bei stei­gendem wirt­schaft­li­chem Angebot entspre­chend sinken und die Kauf­kraft steigt. Die einzelnen Leis­tungen teilen sich inner­halb dem Gesamt­wert der Währung. Dadurch ist jeder­zeit trans­pa­rent, wie viel in der Volks­wirt­schaft inves­tiert, verteilt und konsu­miert werden kann. Der Währungs­raum und die Nation sind deckungs­gleich. Die Währung ist stabil an die jewei­lige Zahl der Bevöl­ke­rung gebunden.

Die inter­na­tio­nalen Handels­be­zie­hungen zum gegen­sei­tigen Vorteil sichern zwischen den Staaten eine ausge­gli­chene Handelsbilanz.

Die inter­na­tio­nale Arbeits­tei­lung schafft nicht poli­ti­sche Abhän­gig­keiten, wie sie der deut­sche Wirt­schafts­mi­nister dem deutsch-russi­schen Gasge­schäft unter­stellte. Er folgt dabei der Sicht der One Word Hege­monie, welche davon ausgeht, dass grenz­über­schrei­tenden Wirt­schafts­be­zie­hungen allein dem eigenen Vorteil zu dienen hätten und die inter­na­tio­nale Politik der Ort sei, diese Inter­essen einseitig durchzusetzen.

Die Erkenntnis der Multi­po­la­rität der Welt und in der Folge die Reform der Geld­ord­nung sind drin­gend erfor­der­lich, um diesen gefähr­li­chen Krisen­pro­zess noch aufzufangen.

Zum Autor: Dipl. Arch. ETH/SIA, Raum­planer. Hans Bieri ist seit 1988 Geschäfts­führer der Schwei­ze­ri­schen Verei­ni­gung Indus­trie und Land­wirt­schaft (SVIL). Die Verei­ni­gung verfolgt seit 1918 in Folge des dama­ligen Gene­ral­streiks und der Ernäh­rungs­krise wich­tige stabi­li­täts­po­li­ti­sche Ziele wie die Versor­gungs­si­cher­heit in einem stark mit dem Außen­handel verfloch­tenen Land.

HB 31. August 2022

 

7 Kommentare

    • Haha herr­lich, Danke für den Netz­ver­weis! Darin wird die kleine Minia­tur­welt der Pädo­partei schön aufge­zeigt. Bei denen dreht es sich neben dem Kinder­schänden nur um Verbote. 

      Und hört mir damit auf, dass die Pädo­partei irgendwie in der Bevöl­ke­rung beliebt wäre. 15–20% bei konstant mehr als 1/3 Nicht­wähler drücken das ganz klar aus. Kleine Amateur­ver­eine haben mehr Anhänger als die Pädos! 

      Wenns richtig kracht stehen die Pädos komplett alleine da, gehe ich jede Wette ein!

    • Für ohne Geld und ohne Staat fehlt es nach 5000 Jahren Skla­verei längst am Bewusst­sein. Diese Spezies ist leider nach­haltig behindert.

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