FPÖ erreicht Begna­di­gung von Südti­roler Freiheitskämpfer

Die uner­müd­li­chen Bemü­hungen der FPÖ, für eine (längst über­fäl­lige) Gene­ral­am­nestie unter Einschluss aller Betei­ligten für die Südti­roler Frei­heits­kämpfer, haben nun Früchte getragen. Der seit nunmehr 60 Jahren im bayri­schen Exil lebende Hein­rich Ober­leiter darf im stolzen Alter von 80 Jahren in seine geliebte Heimat zurückkehren.

Der Südtirol-Spre­cher der FPÖ, Peter Wurm, freut sich über diesen Erfolg, in der Hoff­nung, dass weitere folgen werden, etwa in Form einer Gene­ral­am­nestie. Das unmög­lich geglaubte ist wahr geworden, es mutet ein wenig wie ein histo­ri­sches Weih­nachts­wunder an (Anm. der Red.).

Die vier „Pusterer Buam“ aus dem Ahrntal

Diese in Kreisen der Südti­roler Frei­heits­helden berühmt gewor­denen Wider­stands­gruppe der BAS gehörte, neben Sepp Forer, Hein­rich Ober­lechner und Sieg­fried Steger in weiterer Folge auch Hein­rich Ober­leiter an. Seine drei Mitstreiter mussten in Folge der „Feuer­nacht“ 1961 ihre Heimat verlassen. Sie gingen nach Öster­reich und Deutsch­land ins Exil.

Ober­leiter, Jahr­gang 1941, konnte vorerst noch in Südtirol bleiben. Ursprüng­lich hatten die „Pusterer Buam“ vor allem mit gezielten Anschlägen unter anderem auf Strom­masten auf die „völker­rechts­wid­rige“ Teilung Tirols und Unter­wer­fung ihrer Heimat unter das italie­ni­sche Joch protes­tiert. Nachdem aber die Folte­rungen der inhaf­tierten BAS-Akti­visten und die Ermor­dung von Luis Amplatz bekannt wurden, griff man zu radi­ka­leren Mitteln, um sich Gehör zu verschaffen. Man ging dazu über, direkte Angriffe auf italie­ni­sche Sicher­heits­kräfte auszuführen.

Ermor­dungen von Cara­bi­nieri und Soldaten der Guardia di Finanza in den 1960er Jahren wurden den „Pusterer Buam“ aller­dings völlig zu Unrecht von Seiten der italie­ni­schen Staats­macht angelastet.

Italien forderte jahre­lang Auslieferung 

Die in Abwe­sen­heit der Ange­klagten gefällten Urteile über die „Pusterer“ sind bis heute aufrecht. In den 1960er Jahren hatten die Schwur­ge­richte von Bologna und Florenz Ober­leiter zu lebens­langer Haft verurteilt.

Unge­achtet einer Verein­ba­rung über eine „Streit­bei­le­gung“ zwischen Öster­reich und Italien in der „Südtirol-Politik“ und einer verein­barten Amnestie aller BAS-Akti­visten, wurden die Urteile gegen die „Pusterer“ nicht aufgehoben.

Ganz im Gegen­teil forderte Italien wieder­holte Male deren Auslieferung.

Begna­di­gung der verblei­benden drei „Pusterer“ ausständig

Nunmehr wäre es aller­dings hoch an der Zeit eine Begna­di­gung der verblie­benen drei „Pusterer“ von Seiten der italie­ni­schen Regie­rung durch­zu­führen, ohne dass es dafür eigener Gnaden­ge­su­chen bedarf. Ange­sichts dessen, dass sich der italie­ni­sche Staat im Umgang mit den Südti­roler Frei­heits­kämp­fern ohne­dies nicht mit Ruhm bekle­ckert hatte. Man denke da nur an die Folte­rungen durch italie­ni­sche Cara­bi­nieri, wie in einem unserer Beiträge in einem Origi­nal­b­rief eines gefol­terten Frei­heits­helden erschüt­ternd zu lesen war.

Es muss dies somit ganz klar als längst über­fäl­liger Akt der Mensch­lich­keit betrachtet werden.

Die „Südti­roler Frei­heit“ äußert sich dazu in einer Aussendung wie folgt: „es ist höchst an der Zeit, dass unsere Frei­heits­kämpfer, die ihr ganzes Leben für Volk und Heimat geop­fert haben, endlich heim­kehren dürfen!“

In diesem Sinne sei auch von unserer Seite der innige Wunsch an Hein­rich Ober­leiter gerichtet, auf dass er seinen Lebens­abend noch gebüh­rend als freier, reha­bi­li­tierter Mann in seiner Heimat verbringen kann.




5 Kommentare

  1. Dr. Rigolf H e n n i g
    als einer der immmer weniger werdenden Über­le­benden des Südti­roler Frei­heits­kampfes der sech­ziger Jahre und Mitglied des BAS sehe ich die Begna­di­gung von Hein­rich Ober­leiter mit gemischten Gefühlen:
    einer­seits sei dem Hein­rich die endliche Heim­kehr in die Heimat von Herzen gegönnt,
    ande­rer­seits haben wir Frei­heits­kämpfer eine „Begna­di­gung“ seitens des Terror­staates Italien stets abge­lehnt (so auch die beiden über­le­benden „Pusterer“ – und auch der Hein­rich hat nicht selbst um eine solche nachgesucht).
    Einen Staat, der bis 1945 unter den Faschisten und danach unter den angeb­li­chen Demo­kraten Italiens in Südtirol Völker­mord im Wege der erzwun­genen Umvol­kung betrieben hat, bis die Tiroler mit Unter­stüt­zung aus dem deut­schen Raum dem Treiben durch einen mutigen Aufstand ein Ende gesetzt haben -
    einen Staat, dessen Organe gefan­gene Südti­roler zu Tode foltern, bei Anderen lebens­läng­liche Schäden setzen und Weitere für viele Jahre einkerkern -
    einen Staat, der noch immer völker­rechts­widrig Südtirol besetzt hält -
    bittet man nicht um Gnade, sondern fordert Recht ein samt Entschä­di­gung für began­gene Untaten.
    Lebens­lange Tren­nung von der Heimat ist in der Tat ein bitteres Schicksal, das indes auch Millionen Heimat­ver­trie­benen aus dem deut­schen Osten beschieden war.
    Es geht noch immer um die Selbst­be­stim­miung Südti­rols, also und das höchste Gut des Völkerrechtes.

  2. Das „Drängen“ und die „Bemü­hungen“ der FPÖ in Ehren, aber ich erlaube mir, der von der Partei vermit­telten Sugges­tion zu wider­spre­chen, wonach sie in dieser Causa etwas bewirkt haben könnte.

    Wenn es juris­tisch erfolg­reiche Hilfe zu Mattar­ellas „Gnadener­weis“ für Ober­leiter gegeben hat, so hat sie der Südti­roler Anwalt Dr.Dr. Karl Zeller erbracht. Er ist zwar poli­ti­scher Expo­nent der SVP, die mir in ihrem heutigen italo­philen Führungs­zu­stand und ihrer Rom-Hörig­keit absolut suspekt (um nicht zu sagen: zuwider) ist; er hat aber auf juris­ti­schem Wege zäh für Ober­lei­ters Begna­di­gung gefochten. Bemü­hungen auf poli­ti­scher Ebne, seien sie von Öster­reich, seien sie vom Südti­roler Landtag bzw. der Südti­roler Regie­rung gekommen, haben dazu meßbar wenig beigetragen.

    Dem greisen Hein­rich Ober­leiter, einem von Vieren der soge­nannten „Pusterer Buben“ – einer ist bereits verstorben, zwei andere lehnen eine Begna­di­gung ab, weil dies „Reue“ voraus­setzt und juris­tisch-faktisch ein Schuld­ein­ge­ständnis wäre -, und seiner Familie ist die Entschei­dung Mattar­ellas selbst­ver­ständ­lich nicht nur zu gönnen, sondern er und Familie sind zu beglück­wün­schen. Es waren über­dies die Kinder, insbe­son­dere Ober­lei­ters Tochter, die – u.a. auf Anraten Zellers – das Begna­di­gungs­an­su­chen stellten; Ober­leiter selbst hat daran nicht aktiv mitge­wirkt – just um nichts „bereuen“ zu müssen und um nicht ein damit verbun­denes fakti­sches Schuld­ein­ge­ständnis abzu­geben. (Ganz nebenbei: „Reue“ ist in dem einem italie­ni­schen Staats­prä­si­denten vorbe­hal­tenen Begna­di­gungs­ver­fah­rens­recht über­haupt nicht vorgeschrieben.)

    Die „Milde“ Mattar­ellas, wie es in Medien viel­fach heißt, die darüber berichten und dies beju­beln, ist eine absolut frag­wür­dige, weil sie im zugrun­de­lie­genden histo­risch-poli­ti­schen Kontext als Begriff gänz­lich fehl am Platze ist. Die Südti­roler Frei­heits­kämpfer des BAS – und zwar alle – haben gegen die wieder­holte Verwei­ge­rung des Selbst­be­stim­mungs­rechts, gegen italie­ni­sche Falsch­heit, gegen römi­schen Vertrags­bruch und gegen die Fort­füh­rung faschis­ti­scher Entna­tio­na­li­se­rung in ihrer Heimat mora­lisch absolut gerecht­fer­tigten Wider­stand geleistet (siehe meine Ansprache beim Kersch­baumer-Gedenken in St. Pauls 2017 schuetzen.com/2017/12/08/kerschbaumer-gedenkfeier-wenn-unrecht-recht-wird-wird-widerstand-pflicht/ . Denn Italien hat damals menschen- und völker­rechts­widrig gehan­delt und ist für sein „Sacro egoismo“ („Heiliger Eigen­nutz“) nicht geta­delt, sondern stets belohnt worden.

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    • Denn Italien hat nicht nur damals, sondern seit dem Erstarken des Papst­tums immer und grund­sätz­lich menschen- und völker­rechts­widrig gehan­delt und ist für sein „Sacro egoismo“ („Heiliger Eigen­nutz“) nicht geta­delt, sondern stets belohnt worden. Und gerade das ist der poli­ti­sche Skandal, daß ganz Europa die italie­ni­schen Verbre­chen verschweigt. So ist auch der italie­ni­sche Gaskrieg in Abes­si­nien anno 1935/36 tabu:

      www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article147145981/Mit-Senfgas-zogen-die-Duce-Truppen-durch-Aethiopien.html

      Es darf bis heute nicht danach geforscht werden, warum Hitler ohne jede Gegen­leis­tung dem Duce prak­tisch ganz Süd-Tirol schenkte.

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  3. Kein Walch soll uns regieren!
    Dazu kein Spaniol!
    Sie tun uns nur verführen!
    Sind aller Sünde voll!

    (Spruch aus dem 16. Jahrhundert)

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