Fran­çois Kersaudy: „Görings Drama bestand darin, dass er sich für die Politik und gegen das Theater entschied“ [Inter­view]

Der Verlag Perrin hat eine bisher unver­öf­fent­lichte und außer­ge­wöhn­liche Biografie von Fran­çois Kersaudy über Goering, Hitlers rechte Hand, herausgegeben.
Hermann Göring, die zweite Person des Dritten Reiches, war gleich­zeitig preu­ßi­scher Innen­mi­nister, Reichs­tags­prä­si­dent, Herr des Vier­jah­res­plans und Groß­käm­merer des Reiches. Aber Göring war vor allem ein Militär: Als virtuoser Flieger und letzter Komman­dant des berühmten Richt­hofen-Geschwa­ders im Ersten Welt­krieg trat er als Feld­mar­schall und Ober­be­fehls­haber der deut­schen Luft­waffe rück­wärts in die großen Wirren des Zweiten Welt­kriegs ein. Von da an, von Dünkir­chen bis Stalin­grad, spielte er eine wesent­liche Rolle im Verlauf der deut­schen mili­tä­ri­schen Unter­neh­mungen – und bei den aufein­an­der­fol­genden Nieder­lagen der Wehr­macht. Fran­çois Kersaudy lädt Breizh-info ein, diese Persön­lich­keit erneut zu betrachten – mit Hilfe einer reich­hal­tigen ikono­gra­fi­schen Illustration.

Breizh-info hat den Autor befragt, um mehr darüber zu erfahren.

Breizh-info.com: Können Sie sich unseren Lesern vorstellen?

Fran­çois Kersaudy: Ich gehöre zu einer Minder­heit, das ist gerade in Mode: Breton aus Boulogne Billan­court, der durch Heirat zum Burgunder wurde. Ich habe Sciences-po Paris absol­viert und am Institut d’His­toire des Rela­tions inter­na­tio­nales contem­po­raines der Sorbonne promo­viert. Man kennt mich vor allem wegen meiner Bücher über de Gaulle und Chur­chill, aber ich bin auch der einzige fran­zö­si­sche Biograf von Mount­batten, MacAr­thur und … Göring. Mein neuestes Werk heißt „Kers­tens Liste“ und handelt von Himm­lers Arzt, der während des Krieges etwa 300.000 Menschen – darunter 60.000 Juden – gerettet hat.

Breizh-info: Können Sie uns den geopo­li­ti­schen Kontext wieder­geben, in dem Göring aufwuchs und geformt wurde?

Fran­çois Kersaudy: Hermann Görings Vater war Offi­zier und später Minis­ter­prä­si­dent in Südwest­afrika. Der Sohn kannte seinen Vater kaum, aber er verbrachte seine gesamte Jugend in einer Atmo­sphäre von Natio­na­lismus, Mili­ta­rismus und Impe­ria­lismus, zwischen seiner Heimat Bayern und Preußen, wo er den Groß­teil seiner mili­tä­ri­schen Ausbil­dung erhielt. Denn Göring war alles andere als ein Intel­lek­tu­eller, Theo­rien lang­weilten ihn, er brauchte Taten und wurde im Wesent­li­chen zum Offi­zier ausge­bildet. In dieser Funk­tion trat er in den Ersten Welt­krieg ein und zeich­nete sich dort als virtuoser Pilot und letzter Komman­dant des Luft­waf­fen­ge­schwa­ders Richt­hofen aus.

Breizh-info: Was hat seinen Beitritt zur NSDAP und seinen Akti­vismus in der ersten Reihe beschleunigt?

Fran­çois Kersaudy: Im Wesent­li­chen war es die Nieder­lage Deutsch­lands im Jahr 1918, die diesen stolzen Kapitän von den Höhen des Ruhms und des Reich­tums in die Abgründe der Anony­mität und der Mittel­lo­sig­keit stürzte. Das macht ihn extrem anfällig für die Verschwö­rungs­theorie des Dolch­stoßes: Deutsch­land wurde nicht besiegt, sondern von Verrä­tern – haupt­säch­lich Sozia­listen, Kommu­nisten und Juden – in den Rücken gesto­chen. In der Nach­kriegs­zeit hätte Göring gerne die Führung einer Bewe­gung über­nommen, die Deutsch­land seinen früheren Ruhm zurück­geben sollte, aber er ist klar genug, um zu erkennen, dass ihm die Quali­täten eines Poli­ti­kers fehlen: Er ist kein Anführer, oder besser gesagt, er ist ein Anführer ohne Gefolgs­leute. Die Quali­täten, die ihm fehlen, entdeckt er 1922 bei einem Braue­rei­a­gi­tator und talen­tierten Propa­gan­disten namens Adolf Hitler – an den er sich endgültig binden wird, zum Guten und vor allem zum Schlechten.

Breizh-info: Welchen Einfluss hat er bei Hitler? Wie ist sein Verhältnis zu anderen hoch­ran­gigen Persön­lich­keiten wie Himmler oder Goebbels?

Fran­çois Kersaudy: Göring hat keinen Einfluss auf Hitler; Hitler hingegen hat einen beträcht­li­chen Einfluss auf ihn. Ab 1928 öffneten die Intrigen des Geschäfts­mannes, Propa­gan­disten und Abge­ord­neten Hermann Göring dem Führer nach und nach die Türen zur Macht. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Adolf Hitler ohne Görings Vermitt­lung niemals Kanzler hätte werden können. In Aner­ken­nung dessen – und seiner Nütz­lich­keit für die Zukunft – über­häufte Hitler ihn sogar mit Orden, wies ihm zahl­lose Funk­tionen zu und machte ihn bereits 1939 zu seinem desi­gnierten Nach­folger. Görings Bezie­hungen zu Himmler, Goeb­bels, Rosen­berg, Bormann und Ley waren einheit­lich abscheu­lich – was der Führer eher positiv sah: Wenn sich alle seine Kompa­gnons hassen und streiten würden, würden sie sich nicht zusam­men­schließen, um gegen ihn zu intrigieren.

Breizh-info: Welche Rolle spielte Göring als zweite Person im Dritten Reich bei der Nieder­lage im Osten und dem anschlie­ßenden Zusam­men­bruch des Reiches?

Fran­çois Kersaudy: Als zweite Person des Regimes und Ober­be­fehls­haber der Luft­waffe hatte Göring eine führende Rolle beim Zusam­men­bruch des Dritten Reiches: Seine dilet­tan­ti­sche und unko­or­di­nierte Tätig­keit im Luft­mi­nis­te­rium und im Gene­ral­stab der Luft­waffe trug viel zur Desor­ga­ni­sa­tion der deut­schen Luft­waffe bei, und seine konfusen stra­te­gi­schen Initia­tiven waren die Ursache für viele Kata­stro­phen, von der Schlacht um England bis zur Kapi­tu­la­tion von Stalin­grad. Es ist jedoch richtig, hinzu­zu­fügen, dass Göring von einigen der wich­tigsten Initia­tiven Hitlers abge­raten hatte, vom Angriff auf Polen bis hin zum Angriff auf die UdSSR. Er hatte jedoch keinen Einfluss auf den höchst persön­li­chen Entschei­dungs­pro­zess des Führers in stra­te­gi­schen Fragen.

Breizh-info: Während des Nürn­berger Prozesses war er einer derje­nigen, der seinen Rich­tern beson­ders viel Wider­stand leis­tete und es sogar schaffte, einige von ihnen zu desta­bi­li­sieren. Wie erklären Sie sich das?

Fran­çois Kersaudy: In Nürn­berg konnte Göring seinen Rich­tern Paroli bieten, weil er nach dem Entzug seiner Morphi­um­sucht seine gefürch­tete Intel­li­genz und sein außer­ge­wöhn­li­ches Gedächtnis wieder­erlangt hatte; zwei­tens, weil seine Ankläger ihre Fälle schlecht kannten und noch schlechter mit der Politik und den Insti­tu­tionen des Dritten Reiches vertraut waren; drit­tens, weil Hermann Göring ein außer­ge­wöhn­li­cher Schau­spieler war: Sein Drama bestand darin, dass er sich für die Politik und gegen das Theater entschieden hatte.

Breizh-info: Wie gelang es ihm trotz der dras­ti­schen Haft­be­din­gungen, sich das Zyanid zu beschaffen, mit dem er sich kurz vor seiner geplanten Hinrich­tung selbst tötete?

Fran­çois Kersaudy: Niemand weiß genau, wie Göring an das Zyanid gelangte, das ihm seinen Selbst­mord ermög­lichte. Die wahr­schein­lichste Hypo­these ist, dass ein ameri­ka­ni­scher Offi­zier mit Zugang zum Gepäck­raum – höchst­wahr­schein­lich Leut­nant Wheelis – die in einem seiner Koffer versteckte Kapsel heraus­nahm und sie ihm im letzten Moment aushän­digte. Die genaue Wahr­heit wird jedoch wahr­schein­lich nie bekannt werden.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei BREIZH-INFO, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION.



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7 Kommentare

  1. Göring war zuerst ein Gauner und Lebe­mann. Während dieser morphin­süch­tige Fett­wanst den Gene­ral­stabs­chef Hans Jeschonnek ehrlos im Stich lies, ging er lieber Gemälde für Karin­hall in den besetzten Gebieten stehlen. Bei Hitler konnte er sich immer zuerst einschleimen, weil er sehr geschickt einen privaten Geheim­dienst von cirka 6000 Mann in die Reichs­post einge­baut hatte und so stets den Infor­ma­ti­ons­vor­teil vor Himmler und Goeb­bels hatte (siehe: „Göring“ von David Irving) Dieser rausch­gift­süch­tige Bandit hat Hitler schon 1942/43 belogen, als er ihm wider besseren Wissens versprach, die 6. Armee in Stalin­grad könne aus der Luft versorgt werden, bis die Entsatz­kräfte heran seien. Und Hitler wußte um diese Lüge, denn er sagte zu dem Gene­ral­feld­mar­schall von Manstein nach dem Verlust der 6. Armee, er, Hitler, wisse, dass Göring ihn belogen habe, aber da Göring sein, Hitlers, desi­gnierter Nach­folger sei, könne er ihn nicht dafür verant­wort­lich machen, sondern müsse selbst die Verant­wor­tung für Stalin­grad über­nehmen (siehe: Verlo­rene Siege, Erich von Manstein). Göring hätte also schon 1943 von seiner Posi­tion entfernt werden müssen. Aber der schwache Hitler hatte ohne ihn ANGST!

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  2. Fran­çois Kersaudy: „…Das macht ihn extrem anfällig für die Verschwö­rungs­theorie des Dolch­stoßes: Deutsch­land wurde nicht besiegt, sondern von Verrä­tern – haupt­säch­lich Sozia­listen, Kommu­nisten und Juden – in den Rücken gestochen.“

    Auch Herr Kersaudy steht auf der „rich­tigen“ Seite. „Die Histo­riker verfäl­schen die Vergan­gen­heit, die Ideo­logen die Zukunft.“ Zarko Petan

    Nahum Gold­mann, der Vorsit­zende des Jüdi­schen Welt­kon­gresses 1938 bis 1977, äußerte sich in diesem Zusam­men­hang wie folgt: „Zwei Kriege waren nötig, um Israel zu gründen. Der erste, um England zur Prokla­ma­tion der Balfour-Dekla­ra­tion zu veran­lassen, der zweite, um die Vereinten Nationen zu dem Beschluß der Schaf­fung eines jüdi­schen Staates in einem Teil von Paläs­tina zu bringen.“ (Siehe: Nahum Gold­mann: „Israel muß umdenken“, S. 15)

    “… Israel hat den Ersten Welt­krieg gewonnen. Wir haben davon profi­tiert und es war eine Genug­tuung für uns. Es war außerdem unsere ulti­ma­tive Rache an der Chris­ten­heit.” (jüdi­scher Botschafter Öster­reichs in London, Graf Mens­dorf, 1918)

    “… die Verant­wor­tung für den 1. Welt­krieg liegt ausschließ­lich auf den Schul­tern inter­na­tio­naler jüdi­scher Bankiers. Sie sind für Millionen Tote und Ster­bende verant­wort­lich.” (1920, 67. Kongreß­re­kord, 4. Sitzung, Senats­do­ku­ment 346)

    “… es gibt keinen einzigen Vorfall in der modernen Welt­ge­schichte, der nicht auf jüdi­schen Einfluß zurück­ge­führt werden könnte. Wir Juden sind die Verführer, Zerstörer und Brand­stifter.” (der jüdi­sche Schrift­steller Oscar Levy in “The World Signi­fi­cance of the Russian Revolution)

    Die Liste ist unvollständig.

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  3. schaut mal was für Opfer heute Politik darstellen: Schäuble, Biden, die grünen Kinder­mörder, Schab­ra­cken wie Merkel, Roth, Künast (die ist irgendwo aus einem Zoo wegge­laufen, oder??), Waffen­hure Strack Zimmer­mann (wurde zu heiß gebadet als Säug­ling und dann fallen gelassen) etc.pp

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  4. Göring, Hitler, alte Kamellen. Hätten die nicht so viel Mist gebaut im mili­tä­ri­schen Sinne, hätte Deutsch­land und Europa noch eine Zukunft!

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    • Die waren straight und gerade raus, sie waren leider zu naiv, den globa­lis­ti­schen Menschen­feinden zu vertrauen und mit ihnen Verträge abzu­schließen. Das machen Trump und Putin etc. heute besser…

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