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In der linksliberalen Gazeta Wyborcza erschien ein Artikel von Andrzej Romanowski, der in Polen einen Skandal erzeugte:

Polen ist dank der Deutschen entstanden, es hat seinen Glauben und seine Kultur von ihnen übernommen. Jahre später, im Kampf mit dem Deutschen Orden, “teilte” Polen Preußen, und so ist es kein Wunder, dass es nach mehreren hundert Jahren von Preußen selbst demontiert wurde. Als es – natürlich auch mit Hilfe der Deutschen – seine Unabhängigkeit wiedererlangte, verfolgte es die Deutschen brutal. Daraus erwuchs die Wut der deutschen Soldaten im Jahr 1939 … Deutsche Verbrechen an Polen? Eine Episode aus der tausendjährigen Geschichte! Und übrigens hätten auch die Polen Verbrechen begehen; es gab sogar polnische Lager für Deutsche… Das ist nicht die Erzählung irgendeines deutschen Nationalisten von der AfD. Dies ist das Bild, das der Historiker Andrzej Romanowski auf den Seiten der “Gazeta Wyborcza” aufbaut – angeblich “aus Boshaftigkeit” – und damit gegen den “primitiven Antigermanismus” der Polen und der polnischen Behörden opponieren will.

“Polen, das Heimatland der Deutschen. Sie brachten uns das Schreiben und Lesen bei. Sie haben Latein und das Christentum geopfert”, einen Artikel mit diesem Titel veröffentlichte die Gazeta Wyborcza am 12. Juni auf ihrer Website. Klingt provokant? Der Inhalt von Andrzej Romanowskis Text ist noch viel schlimmer als der Titel. Es gibt sogar… polnische Lager.

Andrzej Romanowski ist an der Fakultät für Polonistik der Jagiellonen-Universität und am Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften tätig. “Wir sind niemandem so viel schuldig wie den Deutschen. Dank ihnen sind wir mindestens zweimal nach Europa gekommen: vor über tausend Jahren und erst kürzlich. Die polnische Geschichte sollte von der deutschen – und europäischen – Geschichte eingeklammert werden. – schreibt Romanowski in seinem Artikel.

Der Autor geht von eher banalen Aussagen aus und erinnert daran, dass ein Teil der polnischen Gebiete jahrhundertelang auch von Deutschen bewohnt wurde. Er beschreibt, wie die Polen aus der deutschen Kultur schöpften, wie viele berühmte Polen der vergangenen Jahrhunderte deutsche Wurzeln hatten, wie die polnische Sprache vom Deutschtum durchtränkt wurde.

Im weiteren Teil des Textes erklärt er, dass er von nun an eine Haltung der “Widerspenstigkeit” einnehmen werde, um gegen den “primitiven Antigermanismus der heutigen Machthaber Polens” zu opponieren. Und während man über die polnisch-deutschen Beziehungen in den ersten Jahrhunderten der polnischen Staatlichkeit interessant schreiben kann, sogar über das Polentum und das Deutschtum von Nikolaus Kopernikus diskutieren kann, wirkt die Haltung der angeblichen “Gegensätzlichkeit”, angewandt auf die jüngere Geschichte, geradezu skurril…

So lesen wir zum Beispiel, dass der Friedensvertrag von Toruń (Thorn) von der deutschen Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts als Teilung Preußens bezeichnet wurde, “die Beteiligung Preußens an der ersten Teilung Polens im Jahre 1772 wäre also eine Rache für die Teilung des Klosterstaates von vor 300 Jahren”.

Romanowski kritisiert z.B. die polnische Darstellung der deutschen Bewegung nach Osten, den Drang nach Osten, und kontrastiert sie mit … dem polnischen und slawischen Drang nach Westen. “Während des Zweiten Weltkriegs erreichten die Deutschen Stalingrad, aber nach der Niederlage mussten sie sich noch weiter zurückziehen, während die Polen nicht nur das ganze schon Oberschlesien, sondern auch Niederschlesien, sowie Pommern und Ostpreußen bekamen,” schreibt der Historiker.

“Wenn wir die polnisch-deutsche Geschichte aus der Perspektive von tausend Jahren betrachten, treten bewaffnete Konflikte, Teilungen und Germanisierung, sogar das völkermörderische Dritte Reich, in den Hintergrund und werden zu grausamen Einzelepisoden”, schreibt Romanowski. Das sind interessante Worte. Sie ähneln der berühmten Aussage des Vorsitzenden der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, der die Zeit der Naziherrschaft als unbedeutend (“Vogelschiss”) in der tausendjährigen Geschichte des Deutschtums bezeichnete.

Romanowski schreibt weiter über die “polnische Schuld”. “Die Stellung der deutschen Minderheit in der Zweiten Polnischen Republik ist uns kaum bekannt. Nicht umsonst haben in den Jahren 1919-26 etwa eine Million Deutsche Polen verlassen – die Hälfte der Bevölkerung dieser Gemeinde in diesem Gebiet”, schreibt er und erinnert an die anekdotische Geschichte, wie ein polnischer Lehrer in Września (Wreschen) einen Studenten, einen Deutschen namens Maletzki, demütigte. Die Demütigung soll 1925 stattgefunden haben. Romanowski fasst es mit einer bemerkenswerten Aussage zusammen: “Man braucht nicht viel Phantasie, um sich Maletzkis Schüler im Jahr 1939 vorzustellen; er wäre damals 25 Jahre alt gewesen.” Deutsche Verbrechen an Polen als Vergeltung für Demütigungen in der Zweiten Republik?

Weiter schreibt der Autor über die “polnische Verantwortung” für die Vertreibung der Deutschen aus den heutugen polnischen Westgebieten. “Das war der einzige Punkt, in dem sich ‘Londoner Polen’ und ‘Lubliner Polen’ trafen. Zweitens und am wichtigsten: Die Vertreibung wurde allein mit polnischen Händen durchgeführt”, schreibt Romanowski. Seiner Meinung nach “wurde das Programm der Vertreibung von der Nazi-Ideologie kopiert – diesmal war es Polen, das Lebensraum brauchte…”. “Und die Vertreibung wurde von Diebstahl begleitet: was die Deutschen nicht mitnahmen und die Rote Armee nicht plünderte, wurde zur Beute polnischer Plünderer. Und das geschah mit Hilfe von Lügen. Schließlich hatte Polen sechs Jahrhunderte lang keinen Anspruch auf die nun “wiedergewonnenen” Gebiete.” – Dann listet Romanowski “polnische Verbrechen” auf – wie und wo Polen Deutsche getötet haben. Er endet mit einer unglaublichen Aussage: “In Potulice (Potulitz) in der Gemeinde Nakło (Nakel) war von 1945 bis 1950 das Zentrale Arbeitslager in Betrieb; 3100 Deutsche starben dort. Sind wir dann zu Recht entrüstet, wenn wir den Begriff “polnische Lager” hören? Verstehen wir, was es auch bedeuten kann? “Die Rache der Opfer””.

Schließlich argumentiert Romanowski, dass der Erlass des Nationalrates vom 13. September 1956 “über den Ausschluss von Personen deutscher Nationalität aus der polnischen Gesellschaft” nur “mit der grausamsten Periode des Stalinschen Terrors” eine Analogie findet. Es bliebe noch daran zu erinnern, dass der Nationalrat eine Schöpfung der Kommunisten war!

Gegen Ende des Textes schlägt Romanowski auch auf den polnischen Glauben ein. “Polnisches oberflächliches Christentum – wie oft von nationalistischen Geistlichen zusammengeschustert … Das echte Christentum wurde nach dem Krieg zuerst von den Deutschen vorgeführt. Ständig halfen sie ihren Brüdern aus der DDR und begannen auch denen zu helfen, die in Ostpreußen, Pommern und Schlesien regierten”, schreibt er.

Quelle: PCh24.pl


12 Gedanken zu „Gazeta Wyborcza über polnische Verbrechen an guten Deutschen“
  1. Na klar, fast alles besprochen, der Bromberger Abschlachtonntag v. 3.9.39 war nur einer unter vielen. Aber was ihr alle hier nicht beachtet oder gewürdigt habt, ist diese verfluchte Ignoranz unserer umerzogenen Landsleute, außer hier in diesem Blatt hat es meines Wissens nur der der deutsche Nachrichtendienst “Extrem News” nachgedruckt, d.h., diese fremdbestimmten A…kriecher von sog. deutschen Medien haben es ich nicht getraut, diesen Beitrag eines mutigen Polen, der recht lang leben möge, nachzudrucken, um damit auf Geschichtslücken der Sieger-Willkür-Geschichtsverkürzung aufmerkam zu machen! Das ist der eigentliche Skandal, hoffentlich aber bleibt der mutige Pole bis an sein spätes Ende unversehrt!

  2. Lassen wir mal konkrete Ereignisse der Vergangenheit für einen Augenblick außer acht und betrachten wir die gegenwärtigen Verhältnisse. Fraglos sind die engen Verbindungen beider Nationen, die sich in vielerlei Realitäten wiederfinden.

    Deutsche und Polen sind direkte Nachbarn und das wir auch so bleiben, solange es diese Völker gibt! Dass es tatsächlich einen „primitiven Antigermanismus der heutigen Machthaber Polens“ gibt, erlebe ich immer wieder. Hetzer wie Jarosław Kaczyński oder sein verstorbener Bruder, schüren da unbegründete – irrationale – Ängste.

    Schaut man aber mal genauer hin, dann findet man auch verwandtschaftliche Verhältnisse und die sollten – mit – die Grundlage für eine fruchtbare, gemeinsame Zukunft bilden!

    Die Hetzer, die Entzweier dürfen nicht wieder dafür “sorgen”, dass sich zwei Völker feindselig gegenüberstehen. Leute, es reicht! Ganz egal, was sich in der Vergangenheit ereignete, eine erfolgreiche Zukunft können wir NUR gemeinsam gestalten. Ich schätze die Polen jedenfalls sehr und ich weiß, dass viele Menschen – vermutlich die meisten – ebenso denken!

    Also starten wir in eine gemeinsame Zukunft, die Vergangenheit, ist Vergangenheit und lässt sich nicht mehr beeinflussen, die Zukunft hingegen schon! Sobald die “inneren Grenzen” fallen, spielen die Äußeren ohnehin keine Rolle mehr!

    Es geht nicht darum, ob jemand Pole oder Deutscher ist, es geht um die innere Einstellung generell und die ist entweder positiv oder negativ!

  3. Thema Polen und Volksdeutsche – es gab Verfolgung an Volksdeutschen, anders als bei Judenverfolgung in Deutschland nicht in Nacht und Nebel, sondern offiziell von der Kanzel verkündet und der Öffentlichkeit wohlvertraut.

    Frage die Suchmaschine deines Vertrauens nach Fotos vom „Bromberger Blutsonntag“. Betrachte sie unter forensischem Aspekt: ermordete Volksdeutsche ordentlich aufgereiht am Straßenrand, befreit von Schuhwerk und Wertgegenstand.

    Das war nicht spontaner Aufruhr, nicht Amoklauf, nicht Handgemenge. Das war organisiert. Das war, anders als damals von den Deutschen, gewusst und gewollt.

    Die Polen können nichts für die Untat der Vorfahren? Korrekt. Und ich nichts für die Untaten 1933-45. Ich ehre und achte den Polnischen Nachkommen genau so wie mich selbst.

    Habe die Ehre.

    1. Das Buch vom Bromberger Blutsonntag habe ich nur in kleinen Teilen gelesen, weil es unerträglich ist.
      Mir scheint, daß Stalin die polnischen Auf-Hetzer der Zwischenkriegszeit zwar aus anderen Gründen, in Katyn gerichtet hat. Weit über 20000.
      Nur eine Kleinigkeit. Ein polnischer General ließ sich beim Einzug seiner Truppen in Berlin malen.

  4. Ich suche eine gültige Adresse (Mail Adresse) einer polnischen Familie, die wir anläßlich einer Motorradreise (aus Österreich) rein zufällig besuchten & dort sehr freundlich aufgenommen wurden. Kurz die Daten: Reisedatum: 14.5.2011, damals gültige Mail Adresse: aniuladan@wp.pl, landwirtschaftlicher Betrieb, Nähe Wscieklice, Kennzeichen von einem im Hof stehender roter VW: PL BKL P 246. Versuche, etwas später mit der angeführten Mail Adresse Kontakt aufzunehmen waren leider erfolglos. Unsere Motorradgruppe würde sich freuen, wenn uns für einer Kontaktaufnahme geholfen werden könnte.

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  5. Danke für diesen Beitrag ! Danke Herr Romanowski. Schön mal was anderes über den Deutschen zu hören. Ich stamme aus der DDR und fand in frühen Jahren und heute immer noch das Polen ein sehr fortschrittliches Land ist und seine Menschen großartige Gastgeber. Das vermittelte Geschichtsbild und die Erfahrung mit polnischen Landsleuten, die sehr freundlich sind, hat mich früher stutzig gemacht. Ohne zu wissen warum , habe ich mich mit diesem Land und seinen Menschen schon immer verbunden gefühlt.

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    1. Polen sind ein schwieriges Volk. Ich denke nur , wie sie während der Zeit als August der Starke (August II.) und sein Sohn Könige von Polen waren (1697-1763) beiden das Leben zur Hölle machten. August II. sagte nicht umsonst, die polnische Krone sei eine Dornenkrone.

      Und was die polnischen Verbrechen an Deutschen betrifft, sei an den Blutsonntag von Bromberg erinnert. Ein solches Progrom gabs auch in Thorn, während der sächsischen Zeit.

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  6. Die Steine und Schienen sprechen Deutsch

    Wenn man lange zu Fuß den Eisenbahnlinien im fernen Ostpreußen folgt, stellt man irgendwann fest, daß dort auf den Schienen der Name ihres Herstellers eingeprägt wurde: Krupp steht dort deutlich zu lesen. Auch auf den Kanaldeckeln in Schlesien findet man durchweg die Namen deutscher Hersteller: Krupp, Borsig, Hösch, Mannesmann, Siemens, AEG und viele andere sind die Bezeichnungen der in Metall gegossenen Namen von Produkten, denen man im östlichen Oderland auch zukünftig noch lange begegnen wird. Auch die Steine der Region sprechen mehrheitlich deutsch. Das heißt aber noch lange nicht, daß an dem hervorstechenden ostdeutschen Kulturwerk nur fleißige deutsche Hände gewirkt haben. Nein, das kann man wirklich nicht sagen, denn ebenso viele fleißige polnische Hände packten in Essen bei Krupp und Berlin bei Borsig tüchtig mit an, um die Eisenbahnschienen und Kanaldeckel zu produzieren, denen man heute im polnisch verwalteten Ostdeutschland begegnet. Wie fruchtbar und befruchtend hätten die Kornkammern und Kartoffeläcker an der Ostsee zusammen mit den Schloten und Maschinenfabriken in Schlesien ohne den blutigen dreißigjährigen Krieg 1914/45 für alle Bewohner dort sein können. Gut, irgend einer finsteren Macht war diese, sich 1912 abzeichnende wirtschaftliche Entwicklung hin zu menschlichem Wohlstand östlich der Oder ein schmerzender Dorn im Auge. Diese geheime satanische Macht verführte in London die Intrigeninsel zur Eröffnung des langen Krieges, der keine Sieger hervorbrachte, wenn man die politischen Machtverhältnisse von 1914 und 2009 mit einander vergleicht. Insofern sollte man sich nicht so sehr mit den eitlen und gefallsüchtigen Staaten beschäftigen, sondern mit den darin lebenden Menschen und ihren verworrenen vielfältigen Schicksalen. Lasset also verbaute Steine und Eisen zu Wort kommen und ihre Wahrheit in ihrer eigenen historischen Sprache verkünden, die weder deutsch noch polnisch oder kaschubisch ist. Wie lächerlich war der Affenzirkus, den man in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts in Warschau veranstaltete, als die junge Republik Österreich beabsichtigte, in Warschau einen Diplomatenkindergarten zu einzurichten, in dem man plante mit den Kindern Deutsch zu sprechen. Damals war das ein ganz wichtiges Thema für die Wichtigtuer an der Weichsel und am Rhein. Aber vierzig Jahre, das heißt zwei Generationen später interessiert sich kein Mensch zwischen Aachen und Brest mehr über derartiges Nebensächliche. Wer ist eigentlich Pole und wer ist Deutscher? In Danzig sehe ich heute viel mehr Deutsche als in Hamburg, sofern ich nicht auf die Sprache achte. (PS Dieser Beitrag von mir wurde auch auf Polskaweb veröffentlicht.)

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    1. @ Waffenstudent, wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen und unsere satanischen Feinde kopieren mit ihrem unerträglichen “Wir sind alle gleich”. Polen haben eine andere Sprache, Kultur, Geschichte und Mentaität als wir Deutschen. Ich stelle diese Aussage nur in den Raum und bewerte sie nicht, weil das eine Tatsache ist. Europa hat viele verschiedene Völker, die man sich selbst bestimmen lassen sollte. Völker sind keine Staaten, in Staaten zwängt die Obrigkeit verschiedene Völker, die eigentlich gar nicht zusammenleben wollen, was dann auch regelmäßig zu Vertreibungen führt. Dann braucht man nur noch Unfrieden stiften und am Krieg verdienen, wenn man beide Seiten finanziert. Die Geschichte hat es gezeigt.

      1. c/o KW

        Wer tiefer in die Seelen unserer Nachbarn eindringen will, der studiere ihre aktuellen Kampflieder. Die französische Hymne kündigt noch heute an, daß man den Elsäßser Landarbeiterinnen die weißen Hälse durchschneiden wird. Ähnlich klingt es im Osten. Es gibt eine lesenswerte Schrift des Auswärtigen Amtes “Selbstzeugnisse polnischer Grausamkeit” Ich will das nicht vertiefen.

        1. Zum Ganzen: Die Polen sind Nationalisten von der Sorte, die mir nicht liegt. Dafür habe ich sogar ein wenig Verständnis. Aber auch Imperialismus hat sie umgetrieben. Polen bis zur Elbe. Hätten zB die Sorben dann Gnade gefunden?
          Nationalismus und Sozialismus, die Plagen seit ~1850.

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