Gedenk­feiern für Stepan Bandera in der Ukraine kommen in Polen schlecht an

Polen/Ukraine – Während das Jahr für die Ukraine mit russi­schen Bomben­an­griffen begann, fanden in dem Land auch zahl­reiche Gedenk­feiern für Stepan Bandera statt, eine beson­ders umstrit­tene histo­ri­sche Figur. Diese Feier­lich­keiten sind nicht nach dem Geschmack der Polen, die sich an die abscheu­li­chen ethni­schen Säube­rungen der Polen in Gali­zien während des Zweiten Welt­kriegs erin­nern, die mit dem Audit Bandera in Verbin­dung gebracht werden.

Eine schmerz­hafte Narbe

Am 1. Januar 2023 wurde Stepan Bandera 114 Jahre alt. Seit etwa zehn Jahren finden am ersten Tag des Jahres im ganzen Land, vor allem im Westen, Paraden, Märsche und Gedenk­feiern statt, um diese wich­tige Figur des ukrai­ni­schen Natio­na­lismus zu würdigen.

Es stimmt, dass Stepan Bandera zusammen mit Roman Schuk­he­wytsch der Vater der ukrai­ni­schen Unab­hän­gig­keit ist und somit eine unum­gäng­liche Figur für patrio­ti­sche Ukrainer, insbe­son­dere in einer Zeit solch schreck­li­cher Prüfungen – der von Russ­land initi­ierte Konflikt dauert seit dem 24. Februar 2022 unun­ter­bro­chen an und viele Gebiete der Ukraine wurden von Russ­land annek­tiert, als diese Zeilen geschrieben wurden.

Der Name Bandera ist jedoch nicht nur mit der ukrai­ni­schen Unab­hän­gig­keit und dem anti­kom­mu­nis­ti­schen Patrio­tismus verbunden. Der Westen der heutigen Ukraine, Ostga­li­zien und Wolhy­nien (früher auf Deutsch: Lodme­rien), war bis vor kurzem ein multi­eth­ni­sches, multi­kul­tu­relles und multi­kon­fes­sio­nelles Land, das zwischen dem 14. und 18. Jahr­hun­dert zum könig­li­chen Polen gehörte, bevor es russisch wurde. Dort lebten Polen, Deut­sche, Juden, Arme­nier, Grie­chen und natür­lich Ruthenen, die später mit den modernen Ukrai­nern gleich­ge­setzt wurden, zusammen.

Die sowje­ti­sche Volks­zäh­lung von 1931 ergab, dass Wolhy­nien zu 64 % von Ukrai­nern, 15,6 % Polen, 10 % Juden, 2,3 % Deut­schen und anderen zahlen­mäßig klei­neren Minder­heiten (Tsche­chen, Slowaken, Weiß­russen, …) bewohnt wurde.

In den 1930er Jahren struk­tu­rierte die 1929 gegrün­dete Orga­ni­sa­tion Ukrai­ni­scher Natio­na­listen (OUN) ihre Doktrin, um der sowje­ti­schen Einfluss­nahme zu wider­stehen und die Unab­hän­gig­keit zu errei­chen. Zwei histo­ri­sche Feinde wurden damals benannt: die UdSSR (Russ­land) und Polen.

Gewalt und Terro­rismus waren voll und ganz Teil der Doktrin der OUN. Während Polen zu den äußeren Feinden gehörte, wurden die Polen in der Ukraine als innere Feinde bezeichnet. Während des Zweiten Welt­kriegs nutzten die ukrai­ni­schen Natio­na­listen ihre Chance, um gegen die UdSSR zu kämpfen und die ersehnte Unab­hän­gig­keit zu erlangen. In dieser Zeit bildete sich die Ukrai­ni­sche Aufstands­armee (UPA).

1940 wurde Deutsch­land als Verbün­deter gesehen, um sich von der sowje­ti­schen Herr­schaft zu befreien, was die ukrai­ni­schen Natio­na­listen dazu veran­lasste, mit Hitler zusam­men­zu­ar­beiten. Die dritte Klausel der Unab­hän­gig­keits­er­klä­rung der Ukraine vom 30. Juni 1941 ist unmissverständlich:

„3/ Der neu gebil­dete ukrai­ni­sche Staat wird eng mit dem Natio­nal­so­zia­lismus Groß­deutsch­lands unter der Führung seines Führers Adolf Hitler zusam­men­ar­beiten, der eine neue Ordnung in Europa und in der Welt schaffen will und den Ukrai­nern hilft, sich von der sowje­ti­schen Besat­zung zu befreien (…)“.

Eine Hoff­nung, die sich schnell zerschlagen sollte, da Hitler andere Pläne für das ukrai­ni­sche Gebiet hatte, die nicht die Aner­ken­nung der ukrai­ni­schen Unab­hän­gig­keit beinhalteten.

Dies hinderte die Ukraine jedoch nicht daran, später ihre eigene SS-Divi­sion, die „SS Gali­zien“, zu haben, die sich aktiv an der Ermor­dung der Juden in Gali­zien betei­ligte. In Wolhy­nien waren es dann die Polen, die ins Visier genommen wurden, diesmal von den ukrai­ni­schen Natio­na­listen auf eigene Initiative.

Hier ein Auszug aus dem Befehl, den das OUN am 2. Februar 1944 an seine Mitglieder erteilte:

„Liqui­dieren Sie alle Spuren des Polen­tums. Zerstört katho­li­sche Kirchen und andere polni­sche Gebets­stätten (…) Zerstört die Häuser, so dass es keine Spuren mehr gibt, dass dort jemand gelebt hat (…) Bedenkt, dass, wenn etwas Polni­sches übrig bleibt, die Polen kommen werden, um unser Land zu beanspruchen“.

Zwischen 40.000 und 60.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, wurden von den ukrai­ni­schen Natio­na­listen auf unsagbar grau­same Weise ermordet. Nach dem Vorbild der Roten Armee wurden auch Verge­wal­ti­gungen als Terror­waffe einge­setzt. Schät­zungs­weise 100.000 polni­sche Opfer wurden während des Zweiten Welt­kriegs von ukrai­ni­schen Natio­na­listen getötet.

Eine unver­ständ­liche Provokation …

Trotz dieser schweren Vergan­gen­heit und trotz der außer­ge­wöhn­li­chen und uner­schüt­ter­li­chen Unter­stüt­zung Polens für die Ukraine im aktu­ellen Konflikt mit Russ­land werden diese Gedenk­feiern fort­ge­setzt und von den Behörden unter­stützt. Laut den ukrai­ni­schen Forschern der Rating Group haben 74% der Ukrainer eine posi­tive Meinung von Stepan Bandera.

Eben­falls am 1. Januar twit­terte die Rada, das ukrai­ni­sche Parla­ment, eine Gedenk­schrift für Stepan Bandera, in der General Valeriy Zaloujny, Ober­be­fehls­haber der ukrai­ni­schen Streit­kräfte, lächelnd mit einem Porträt von Stepan Bandera abge­bildet ist, begleitet von einem Zitat Banderas:

„Der voll­stän­dige und endgül­tige Sieg des ukrai­ni­schen Natio­na­lismus wird kommen, wenn das russi­sche Impe­rium aufge­hört hat zu existieren“.

In der Ukraine wird argu­men­tiert, dass Bandera die ethni­schen Säube­rungen weder unter­stützt noch verur­teilt habe und dass er, da er während des größten Teils des Krieges inhaf­tiert war, nicht direkt für die Massaker verant­wort­lich gewesen sei. Unter dem Beschuss von Kritik, insbe­son­dere aus Polen, wurde der Tweet jedoch gelöscht.

Denn auf polni­scher Seite kam die Verherr­li­chung Banderas nicht gut an. Das Unter­haus des polni­schen Sejms, der Sejm, erkannte die Massaker in Wolhy­nien als Völker­mord an den Polen an. Das polni­sche Außen­mi­nis­te­rium legte seiner­seits offi­ziell Protest ein.

Kacper Płażyński, Vorsit­zender des Sejm-Ausschusses für EU-Ange­le­gen­heiten und Mitglied der Regie­rungs­partei PiS, twit­terte am 1. Januar als Reak­tion auf die Bandera-Gedenk­feiern in der Ukraine:

„Bandera war der Mörder, der für den Völker­mord an den Polen 1943/44 verant­wort­lich war, als die UPA-Truppen etwa 100.000 polni­sche Zivi­listen auf grau­same Weise töteten. Es ist äußerst erstaun­lich, dass in einer Zeit, in der unsere ukrai­ni­schen Freunde selbst gegen ein solches Übel kämpfen, sie diesen Horror weiterhin verherrlichen.“

Am Montag, den 2. Januar, erklärte der polni­sche Premier­mi­nister Mateusz Mora­wi­ecki, er wolle seinem ukrai­ni­schen Amts­kol­legen Denys Chmyal sagen, dass die Verherr­li­chung von Stepan Bandera unzu­lässig sei, und betonte, dass Polen die Massaker in Wolhy­nien als Völker­mord betrachte und die polni­sche Regie­rung in diesem Punkt hart bleiben werde.

… die nicht isoliert ist

Der polni­sche Präsi­dent Duda und der ukrai­ni­sche Präsi­dent Zelensky haben jedoch begonnen, auf eine Versöh­nung hinzu­ar­beiten. Insbe­son­dere räumte die Ukraine Polen im Jahr 2020 das Recht auf Exhu­mie­rungen ein, um die histo­ri­sche Aufar­bei­tung der Massaker an Polen fortzusetzen.

Doch trotz dieser Geste zur Versöh­nung zwischen der Ukraine und Polen kommt es auf ukrai­ni­scher Seite immer wieder zu Provokationen.

So sorgte die Ernen­nung des ehema­ligen ukrai­ni­schen Botschaf­ters in Deutsch­land, Andriy Melnyk, zum stell­ver­tre­tenden Außen­mi­nister Ende 2022 für Aufre­gung. Der ukrai­ni­sche Diplomat, der an aggres­sive und provo­ka­tive Antworten in sozialen Netz­werken gewöhnt ist, ist insbe­son­dere für seine Weige­rung bekannt, Bandera als Verant­wort­li­chen für die Massaker an Juden und Polen anzu­sehen, und für seine Recht­fer­ti­gung der Kolla­bo­ra­tion mit Deutschland.

Zuvor, im Jahr 2021, protes­tierten Polen und Israel gemeinsam gegen die Initia­tive, das Ternopil-Stadion nach Roman Schu­ko­wytsch, dem Anführer der UPA, dem bewaff­neten Arm von Stepan Banderas OUN, zu benennen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei VISEGRÁD POST, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION.


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14 Kommentare

  1. Den Dreck den die Polen in der Ukraine am Stecken haben kennt keine Grenzen. Polen besetzte nach dem Ersten Welt­krieg grosse Teile der östli­chen Ukraine, raubte, folterte, mordete und plün­derte was das Zeug hielt. Ditto in den Deut­schen Gebieten, welche durch das Frei­korps gerettet wurden. Sogar Russ­land welches sich im Bürger­krieg befand, wurde von Polen grundlos atta­ckiert, besetzt und total ausge­plün­dert. Polen leiden gene­rell unter Grös­sen­wahn­sinn. Sie exis­tieren ledig­lich weil sie von den USA als unun­ter­bro­chener Stören­fried vis-a-vis Deutsch­land und jetzt Russ­land benutzt wurden und werden. Der Genozid gegen uns Deut­sche von Polen kalt­blü­tigst begangen ist das grau­en­haf­teste Verbre­chen schlechthin and ich bin entsetzt. dass das alles in Deutsch­land ein tabu Thema zu sein scheint. Man vergisst in Deutsch­land, dass dieje­nigen die uns hassen niemals befrie­digt werden können. Alle Versuche in der Rich­tung sind illu­sionär und zu denken Die Polen hassen uns nicht, nur ¨die Naaaaaazis¨ist in meiner Welt ein hoff­nungs­loser Vollidiot.

  2. Ob die Polen und Israel davon nicht gewusst haben. Dann regen sie sich künst­lich auf, wegen der Bewun­de­rung für Stepan Bandera in der Ukraine.

    in eine Webseite habe ich Wikipedia.uk ein Artikel über „Stepan-Bandera-Straße“ entdeckt, natür­lich sowas in wiki.de findet man nicht. Der Artikel wird sehr aktuell, wird öfter aktualisiert.

    In Ukraine gibt es über 500 Stepan-Bandera-Straße, in der Artikel die Straßen nur in der Städte ange­geben. 71 Straßen, 2 Allee (eine ist in Kiew) und ein Gasse. 

    Sogar in USA gibt es Stepan-Bandera-Straße, eine in Los Angeles und eine in Boston.

  3. Ich erin­nere mich, wie vor einigen Jahr­zehnten ein ukrai­ni­scher Student an einer deut­schen Univer­sität gesagt hat, die Sowjet­union habe 60 Millionen (sechzig Millionen) Ukrainer getötet. Das wird die tatsäch­liche dama­lige Einwoh­ner­zahl der dama­ligen Ukraine-Sowjet­re­pu­blik deut­lich über­stiegen haben.

  4. Mir ist nicht klar, warum die Polen so einseitig die Ukraine unterstützen
    Selten oder eigent­lich nie etwas so undank­bares und unver­schämt Freches erlebt, mindes­tens auf der offi­zi­ellen Ebene. Die Ukraine ist das korrup­teste Land Europas. Es wird heute so getan, als sei dieses Land eine Mischung aus Norwegen und Schweden, also echt. Kein Unschul­diger soll leiden, aber auch keine Deut­sche oder Italiener für solche Figuren wie den Ex—Botschafter sterben.

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  5. „der von Russ­land initi­ierte Konflikt dauert seit dem 24. Februar 2022 unun­ter­bro­chen an und viele Gebiete der Ukraine wurden von Russ­land annek­tiert, als diese Zeilen geschrieben wurden“.
    Sorry, aber das ist Schwachsinn!
    Der Krieg wurde bereits 2014 vom Westen initi­iert und Merkel gab es sogar zu.
    Warum wird selbst hier so getan, als wären die Russen die Angreifer, das kann man so nicht stehen lassen. Das russi­sche Volk wurde in der Ostukraine von Kiewer Nazis bestia­lisch ermordet, drang­sa­liert, Renten wurden einfach nicht mehr gezahlt und der Brand im Gewerk­schafts­haus in Odessa hat viele Opfer gebracht. Russ­land MUSSTE sich endlich dagegen wehren und seine russisch stäm­migen Menschen dort beschützen.

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    • Danke, Sie haben mir Arbeit abgenommen.

      Es ist unfaßbar, was heute alles geglaubt wird. Rußland will Gas verkaufen, steckt auch einen Haufen Geld in Nord­stream, sprengt diese dann unter wohl­ge­fäl­liger Beob­ach­tung durch Schweden und diversen anderen, statt zuhause den Hahn zuzudrehen. 

      Der Krieg der US gegen Deutsch­land wurde von Biden münd­lich erklärt. 

      „Yes, we can do it“.

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      • Immer wieder gerne:-)
        Die Wahr­heit muss ans Licht, die west­li­chen Lügner sind ganz einfach armse­lige Krea­turen, die sich von Hass und Hetze ernähren wenn sie nicht bekommen was sie wollen.

  6. Im Artikel wurden nur die Ungarn vergessen, die als bedeu­tende Minder­heit schon seit 1000 Jahren in dieser Region lebte. Meine Oma war eine der 8 Kinder des unga­ri­schen Ober­förs­ters in Virava. Sie ging in die Grund­schule nach Mezölaborc. Sie sprach 5 Spra­chen, die auch wegen der „multi­kulti“ Umge­bung dort fast üblich war.
    Seit 2017 verbieten die Ukra­nazis im Vorkar­pa­ten­ge­biet den dort lebenden Ungarn die Benut­zung ihrer Mutter­sprache in der Öffent­lich­keit per Gesetz. Damit hat sich die US-Ukraine schon für die Mitglied­schaft in der EU-Mafia qualifiziert…

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  7. Gedenk­feiern für Stepan Bandera dienen der Wieder­her­stel­lung der Demo­kratie in unserem Sinne. Es ist also verständ­lich, dass Frei­heits­leugner, Quer­denker, Nazis und der übliche braune Sumpf darin etwas schlechtes sehen wollen. Ich hoffe, hier meine Meinung sagen zu können, ohne deswegen schlecht bewertet zu werden. In diesem Sinne wünsche ich den Kiew-Demo­kraten frohe Gedenk­feiern. Möge der Geist Stepan Banderas über euch allen sein und jeden meiner ukrai­ni­schen Schwes­tern, Brüder und Diversen vor dem Faschismus schützen.

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