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DUG-Präsident Gerhard Papke im vergangenen Jahr bei einer Gedenkveranstaltung aus Anlass des Jahrestags der ungarischen Revolution von 1956: „Viele Deutsche hegen Sympathie für das freiheitsliebende ungarische Volk, dem gerade Deutschland zu großem Dank verpflichtet ist.“ Foto: Screenshot aus einem YouTube-Video des ungarischen Generalkonsulats, Düsseldorf.

Geschrieben von Jan Mainka (Budapester Zeitung)

Wie die Budapester Zeitung berichtete, vereinbarten die Deutsch-Ungarische Gesellschaft (DUG) sowie der Bund Ungarischer Organisationen in Deutschland (BUOD) zur Jahreswende eine strategische Zusammenarbeit und traten mit einem gemeinsamen Aufruf an die Öffentlichkeit. Aus diesem Anlass unterhielten wir uns mit DUG-Präsident Gerhard Papke.

Sie haben Anfang des Jahres einen „Aufruf zur Zusammenarbeit der Freunde Ungarns in Deutschland“ veröffentlicht. Was bezwecken Sie damit?

Die Freunde Ungarns erleben seit langem, wie wenig die Berichterstattung über Ungarn in deutschen Medien von Sachlichkeit und Fairness bestimmt wird. Das gilt umso mehr für den Umgang mit Ungarn in weiten Teilen der deutschen Politik. Dagegen muss man unbedingt etwas unternehmen. Es gibt viel mehr Freunde Ungarns in Deutschland, als man manchmal meinen mag. Sie müssen sich nur verbünden und organisieren, um stärker Gehör zu finden.

Soll die DUG dabei so etwas wie eine Plattform sein?

Das wollen wir gerne leisten. Unsere Gesellschaft arbeitet jetzt seit 27 Jahren kontinuierlich für die deutsch-ungarische Freundschaft. Mein Amtsvorgänger, der heutige Ehrenpräsident Peter Spary, hat sich dabei große Verdienste erworben. Als sein Nachfolger nutze ich meine politischen Erfahrungen und Kontakte für ein erweitertes deutsch-ungarisches Netzwerk. Außerdem bespielen wir inzwischen neue Kommunikationskanäle wie etwa „Twitter“. Die positive Resonanz, die ich dort für meine pro-ungarischen Statements erhalte, ist bemerkenswert. Auch unsere DUG-Homepage wird jeden Monat von mehreren Tausend Besuchern aufgerufen.

Für Ihren Aufruf haben Sie sich mit dem BUOD zusammengetan.

Nicht nur für den Aufruf. Der BUOD wirkt als wichtiger Dachverband für Vereine, in denen zahlreiche ungarnstämmige Menschen in Deutschland die ungarische Sprache und Kultur pflegen. Seine Verbandssprache ist in erster Linie Ungarisch, während unsere bekanntermaßen Deutsch ist. Der BUOD hat Vereine als Mitglieder, wir als DUG überwiegend Einzelpersonen und Unternehmen. Beide Organisationen repräsentieren eine Vielfalt an ungarischer Kultur sowie gesellschaftlicher und politischer Sichtbarkeit für die deutsch-ungarische Freundschaft. Noch vor Ausbruch der Pandemie konnte ich eine Rede bei der BUOD-Mitgliederversammlung halten und hatte danach hervorragende Gespräche mit dem BUOD-Vorsitzenden Kornél Klement. Dabei haben wir beschlossen, künftig eng zusammenzuarbeiten.

Die Kritik an Ungarn hat in Deutschland in den letzten Monaten massiv zugenommen, die Wortwahl und der Ton werden immer aggressiver. Warum?

Vordergründig ging es zuletzt um das Veto Ungarns gegen den EU-Haushalt, den EU-Wiederaufbaufonds und den sogenannten Rechtsstaatsmechanismus. Doch in Wahrheit führt die politische Linke in Deutschland deshalb eine Kampagne gegen Ungarn, weil ihr die ganze Richtung der ungarischen Politik nicht passt.

Was zum Beispiel?

Ungarn hat sich von Beginn an wie kein anderes Land gegen die ungeregelte Massenzuwanderung gestellt. Ungarn warnt vor der schleichenden Islamisierung Europas. Ungarn will ein Europa, das auf der Vielfalt freier Völker basiert, und keinen Brüsseler Zentralismus. Ungarn verteidigt die christlich-abendländische Tradition unseres Kontinents und bekennt sich zur klassischen Familie. Ich bin mir sicher, dass viele Deutsche das ganz genauso sehen. Aber in den Medien geben diejenigen den Ton an, die es schon für diskriminierend halten, wenn das ungarische Volk in seine Verfassung schreibt, dass „eine Mutter eine Frau ist und ein Vater ein Mann“. Gegen so eine biologische Tatsache zu sein, ist zwar völlig absurd. Aber Ideologie schert sich bekanntlich weder um die Gesetze der Physik noch der Biologie.

Die Kritik an Ungarn kommt nicht nur von klassischen linken Parteien. Auch CDU, CSU und FDP fallen immer wieder – wenn auch nicht so lautstark – in diesen Kritiker-Chor ein.

Leider erkennt so mancher in diesen Parteien nicht, dass er sich von denen instrumentalisieren lässt, die die politische Achse Deutschlands immer weiter nach links verschieben wollen. Das könnte am Ende ein böses Erwachen geben. Damit wir uns aber nicht missverstehen: Selbstverständlich ist Kritik am Regierungshandeln legitim und unverzichtbar, in Ungarn wie in Deutschland. Ohne Kritik gibt es keine lebendige Demokratie.

Wie kann man die Debatte über Ungarn in Deutschland versachlichen?

Zuallererst muss man aufklären. Wer beispielsweise in Deutschland behauptet, es gebe keine Meinungsfreiheit in Ungarn, ist schlichtweg nicht informiert oder will es vielleicht auch gar nicht besser wissen, damit sein Weltbild keine Risse bekommt. Die ungarische Regierung wird von einem Teil der ungarischen Medien härter attackiert, als die Bundesregierung von der Presse in Deutschland. Das wird jedoch in Deutschland nicht wahrgenommen.

Wie kann eine solche Aufklärungsarbeit gelingen?

Es wäre schon ein erheblicher Fortschritt, wenn mehr Leute in Deutschland die Budapester Zeitung lesen würden! (lacht) Diejenigen, die Ungarn aus ideologischen Gründen verteufeln, weil sie Europa zu einem zentralistischen Bevormundungsstaat umbauen wollen, wird man ohnehin nicht bekehren können. Aber die meisten Deutschen sind offen. Viele hegen Sympathie für das freiheitsliebende ungarische Volk, dem gerade Deutschland zu großem Dank verpflichtet ist. Diesen Leuten muss man Sachargumente liefern. Dabei wollen auch wir und unsere Partner mitwirken.

Braucht es auch politische Debatten und Diskussionen?

Unbedingt. Ungarn sollte sich ihnen in Deutschland selbstbewusst und offensiv stellen, so wie es etwa der Botschafter Ungarns, Péter Györkös, mit großem Einsatz macht. Aber natürlich ist es auch eine wichtige Aufgabe der vielen Freunde Ungarns in Deutschland, dabei mitzuwirken.

Jeder ist eingeladen, sich seine eigene Meinung zu Ungarn zu bilden. Aber bitte auf der Basis von Fakten, und nicht etwa von ideologiegetriebener Stimmungsmache und von Vorurteilen. Das sollten unsere ungarischen Freunde von uns Deutschen doch wirklich erwarten können.

 

Hier können können Sie sich den DUG-BUOD-Aufruf als PDF-Dokument herunterladen.

Weitere Informationen zur Deutsch-Ungarischen Gesellschaft finden Sie hier.


4 Gedanken zu „Gespräch mit DUG-Präsident Gerhard Papke: „Die Freunde Ungarns müssen sich verbünden““
  1. Den ersten Absatz ihres Kommentars
    müsste tiefer betrachtet und diskutiert werden. Was heißt “sperrt die Id….. ein dann wird der Friede sicher sein ????? Jedes Handeln beginnt mit dem Denken und daraus resultieren Ideen… was ist daran so schlimm ? auch ein Architekt entwickelt “Ideen” und daraus Pläne und baut Häuser, Projekte usw. . Die Frage ist allerdings relativ “was man plant” und daraus macht ! ? …. aber gleich “einsperren” ? was ist das für eine Freiheit und was für ein “Frieden” …. ????

    Den anderen drei Absätzen kann ich voll beipflichten, das “wachsen” für eine gute Welt !

  2. Gut so.

    Weises d.utsches Sprichwort: “Sperrt die Ide.logen ein, dann wird der Friede sicher sein.” – ganz gleich, ob es sich um p.litische und/oder rel.giöse Ideologien handelt, weil sie nunmal die irrige Tendenz haben, anderen ihren jeweiligen Id.ologien zu unterwerfen und das mit allen möglichen Mitteln bis hin zur Gewalt.

    Dazu sollte dann weltweit verbindlich für alle Menschen und sonstiges Wesen des Alls die “Goldene Regel” gelten: “Was Du nicht willst das man Dir tu’, das füg’ auch keinem/keiner anderen zu.”

    Viel mehr -wenn überhaupt- brauchte es nicht, um diese Welt zu einem friedlichen von Liebe, Vernunft, Weisheit, Güte, Verständnis und allem Guten geleiteten Ort zu machen.

    Den Ungarn und ihren Gleichgesinnten alle Kraft und Erfolg – möge dieses vom Guten geleitete Bündnis entstehen und wachsen und wachsen und wachsen und handeln für eine wahrhaft friedliche freie nur noch gute Welt, ein solches Mit- statt Gegeneinander.

  3. Wertvoll wäre, wenn Unser.Mitteleuropa oder die Budapester Zeitung eine Kontaktmöglichkeit bekanntgeben würde, etwa eine Anschrift, oder eine e-Anschrift. Wie sollen sich Freunde Ungarns an der Zusammenarbeit der beiden Gesellschaften beteiligen, wenn gar keine Möglichkeit für einen Kontakt eröffnet wird? !!

    1. Die Kontaktmöglichkeit bei UNSER MITTELEUROPA ist die Kommentarfunktion. Sachbezogene Kommentare sind immer willkommen, aber bitte möglichst keine externen Verweise, da uns die Zeit dafür fehlt, diese zu prüfen (solche Kommentare werden dann öfters von uns nicht freigeschalten).

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