Jemen: Christen im Bürger­kriegs­land marginalisiert

Trotz kata­stro­phaler Versor­gungs­lage häufig von Lebens­mit­tel­hilfe ausgeschlossen

Auch während des zwei­mo­na­tigen, brüchigen Waffen­still­stands im kriegs­ge­beu­telten Jemen werden die Christen im Land weiterhin an den Rand gedrängt. Nach Beob­ach­tung der Open Doors-Analystin für die Region, Henri­ette Kats,  sind sie deut­li­cher Diskri­mi­nie­rung ausgesetzt.

Der jeme­ni­ti­sche Bürger­krieg begann 2014, als sich die Huthis, eine schii­ti­sche musli­mi­sche Minder­heit, aus Frus­tra­tion über die Politik des Regimes von Präsi­dent Abdrabbuh Hadi mit dem Militär verbün­deten und die Kontrolle über die Haupt­stadt Sana’a über­nahmen. Die Folge waren bisher fast 100.000 Tote, 250.000 Vertrie­bene und die Tatsache, dass fast 80 Prozent der Bevöl­ke­rung drin­gend huma­ni­täre Hilfe benö­tigen. Im vergan­genen Monat trat ein Waffen­still­stand zwischen den mit dem Iran verbün­deten Huthi-Rebellen und der jeme­ni­ti­schen Regie­rung in Kraft, der es Hilfs­or­ga­ni­sa­tionen ermög­licht, endlich drin­gend benö­tigte Hilfs­güter in die Region zu liefern.

Christen von Nothilfe ausgeschlossen

Die jeme­ni­ti­schen Christen können davon jedoch nicht profi­tieren. Die christ­liche Kirche besteht mehr­heit­lich aus jeme­ni­ti­schen Fami­lien mit einem musli­mi­schen Hinter­grund, die ihren Glauben im Geheimen leben müssen. Falls sie entdeckt werden, laufen sie Gefahr, von den Behörden verhört und inhaf­tiert zu werden. Zusätz­lich geraten sie in ihrem fami­liären Umfeld und durch radikal isla­mi­sche Grup­pie­rungen ins Visier und werden von ihnen unter großen Druck gesetzt, zum Islam zurück­zu­kehren. Leisten sie nicht Folge, werden sie mit dem Tod bedroht.

»Christen mit musli­mi­schem Hinter­grund, die um Nothilfe bitten, stehen in Gefahr, Diskri­mi­nie­rung und Miss­hand­lung zu erleben, wenn ihr Glaube bekannt wird«, sagt Kats. »Ihre Namen können von den Vertei­ler­listen für die Hilfs­leis­tungen gestri­chen werden, vor allem, wenn die Hilfe über örtliche Moscheen verteilt wird, wo anhand des Moschee­be­suchs über­prüft werden kann, ob jemand ein guter Muslim ist oder nicht.«

Häufig erfolge die Vertei­lung durch Stam­mes­führer, erklärt Kats. Die Art und Weise, wie der Zugang zu Nothilfe gewährt wird, stelle die jeme­ni­ti­schen Christen vor zahl­reiche Herausforderungen.

Situa­tion noch sehr unsicher

Die Vertei­lung der huma­ni­tären Hilfe ist oft auf die größeren Städte beschränkt, was dazu geführt hat, dass viele Menschen in diese Städte gezogen sind und auf der Straße leben. Dieje­nigen, die in klei­neren Städten und Dörfern verbleiben, sind beson­ders stark von der huma­ni­tären Krise bedroht.

»Viele Jeme­niten haben auf den Waffen­still­stand mit Vorsicht reagiert«, sagt David Landrum, Direktor für Advo­cacy bei Open Doors in Groß­bri­tan­nien. »Die Situa­tion ist immer noch sehr unsi­cher, und die Menschen hoffen, dass der Waffen­still­stand lange genug anhält, damit die drin­gend benö­tigte Hilfe in ausrei­chender Menge die jeme­ni­ti­sche Bevöl­ke­rung errei­chen kann.«

Der Waffen­still­stand hat es Abdrabbuh Mansour Hadi, der seit 2012 als Präsi­dent amtiert, ermög­licht, sein Amt offi­ziell an einen acht­köp­figen Präsi­den­tenrat zu über­geben. Rashad al-Alimi, der zuvor als stell­ver­tre­tender Premier­mi­nister fungierte und nun dem neuen Rat vorsitzt, hat verspro­chen, sich für die Been­di­gung des Krieges, die wirt­schaft­liche Stabi­li­sie­rung und die Linde­rung der huma­ni­tären Krise einzusetzen.

Auf Glau­bens­wechsel kann Todes­strafe verhängt werden

Der Jemen liegt auf Platz fünf des Welt­ver­fol­gungs­index von Open Doors, der Liste von den 50 Ländern, in denen Christen am stärksten verfolgt werden.

Mindes­tens 95 Prozent der jeme­ni­ti­schen Christen sind Konver­titen aus dem Islam. Die Verfas­sung erklärt den Islam zur Staats­re­li­gion und die Scharia zur Quelle aller Gesetze. Das Bekenntnis zu anderen Reli­gionen als dem Islam ist verboten, und Muslimen ist es unter­sagt, zu einer anderen Reli­gion über­zu­treten. Jeme­niten, die den Islam verlassen, können mit der Todes­strafe belegt werden.

Quelle: Open Doors – Im Dienst der verfolgten Christen weltweit.

6 Kommentare

  1. „Perso­nal­un­ter­de­ckung von 2000“
    Flug­häfen wollen türki­sche Leih­ar­beiter holen
    www.n‑tv.de/wirtschaft/Flughaefen-wollen-tuerkische-Leiharbeiter-holen-article23376629.html

    „Der Fach­kräf­te­mangel schlägt in vielen Bran­chen durch. Um einer „Perso­nal­un­ter­de­ckung“ beim Boden­per­sonal Herr zu werden, will die Luft­ver­kehrs­branche Tausende Leih­ar­beiter aus der Türkei holen. Ein Vermittler ist demzu­folge an der Hand, nun soll das Bundes­ar­beits­mi­nis­te­rium noch helfen.“

  2. Liebes unser-mittel­eu­ropa,

    hatte mich persön­lich schon recht lange gewun­dert, das Ihr meine Kommen­tare, die Kommen­tare eines wieder­ge­boren Christen so offen und ehrlich veröf­fent­licht hattet.
    Seit letzter Woche war nun damit Schluss, ich sage hierzu einfach, wenn unser Gott es so will, das ich hier nichts mehr schreibe, so ists auch gut, spare ich mir halt Zeit und Nerven.

    Der Hammer ist nur, das Ihr mit den Finger nach Jemen zeigt, weil man dort Christen diskri­mi­niert aber Eure „Zensoren“ tun ja hier nichts anderes. Denen sind die Christen und die Wahr­heit wie es scheint ja eh schnurz-piepe. Was also soll diese Heuchelei?

  3. Was will man erwarten von den „Regie­renden“, die nicht einmal ihr eigenes Vater­land kennen wollen und mit dem Chris­tentum ohnhin auf Kriegsfuß stehen!

  4. Haben sich unsere grüne Außen­mi­nis­terin und Co. auch schon dazu geäu­ßert, dass man diesen Menschen beistehen müsste?

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    • @Keaweskokua: Das machen habeck & Co schon indi­rekt – indem sie munter die Saudis und ähnliche Gruppen unter­stützen die im Jemen und anderne Orten das Feuer schüren: Der Feind des Feindes kann nur „ein Guter“ sein, oder?

    • Nein, die inter­es­sieren sich nicht für unter­drückte Christen in Not, sondern nur für deren isla­mis­ti­schen Verfolger!

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