Mittel­stand in Gefahr: Dr. Eike Hamer im Gespräch mit Unser-Mitteleuropa

Dr. Eike Hamer von Valtier, Vorstand des Mittelstandsinstituts, Hannover

Frage: Herr Dr. Hamer, Sie sind Vorstands­mit­glied des Mittel­stand­in­sti­tuts Nieder­sachsen e.V. in Hannover, welches Ihr Vater, Prof. Dr. Eber­hard Hamer, 1975 grün­dete, um die Belange des Mittel­standes als Eckpfeiler der deut­schen Wirt­schaft und Gesell­schaft wirksam zu stärken. Wie stellt sich aus Ihrer Sicht – fast 50 Jahre später – die Situa­tion des deut­schen Mittel­standes zum Jahres­be­ginn 2023 dar?
 

Dr. Hamer: Die über 40jährige Forschungs- und Publi­ka­ti­ons­tä­tig­keit meines Vaters, Prof. Dr. Eber­hard Hamer, im Rahmen des Mittel­stands­in­sti­tuts Nieder­sachsen hat dazu geführt, dass der Mittel­stand heute über­haupt als beson­dere Betriebs­form (der wirt­schaft­liche Mittel­stand) erkannt wird. Die etwas über drei Millionen Inha­ber­be­triebe (also auch Frei­be­rufler und Land­wirte) sind die tragende Säule unserer sozialen Markt­wirt­schaft, unserer Demo­kratie und leider auch unserer öffent­li­chen Finanzen. Dessen Bedeu­tung für Letz­teres ist mitt­ler­weile erkannt worden. Entspre­chend bemüht sich sogar die Politik darum, zumin­dest verbal den Mittel­stand als Zahl­meister unserer Nation ruhig zu halten. Noch fehlt es aller­dings an ernst­haften posi­tiven poli­ti­schen Entschei­dungen zugunsten des Mittel­standes, weshalb dieser immer mehr in Bedrängnis geraten ist.

Im Zeit­raffer von 50 Jahren ist der Mittel­stand in Deutsch­land zahlen­mäßig von ursprüng­lich über 10 Millionen Inha­ber­be­trieben auf nunmehr fast 3,4 Millionen Einheiten geschrumpft. Ande­rer­seits ist die Qualität vieler Inha­ber­be­triebe so hervor­ra­gend, dass sie sich auf einem deut­lich höheren Niveau als vor 50 Jahren bewegen. Mit zuneh­mender Ausufe­rung des Wohl­fahrt­staates sind die Inha­ber­be­triebe heute dieje­nige Betriebs­ein­heit, die statis­tisch über­haupt netto Steuern zahlt, weil sie weniger Subven­tionen kassiert als sie über Steuern abzu­geben hat.

„… der Mittel­stand als Schaf zwischen drei Wölfen …“

Bild­lich gespro­chen befindet sich der Mittel­stand als Schaf zwischen den drei Wölfen Staat, Groß­in­dus­trie und Sozi­al­leis­tungs­neh­mern, die gemeinsam über­legen, wen oder was es zum Abend­essen geben soll. Früher hatte ein funk­tio­nie­render Rechts­staat dem Mittel­stand noch die zur Selbst­ver­tei­di­gung erfor­der­liche Pistole über­lassen, die ihm mitt­ler­weile aber durch einen nicht mehr funk­tio­nie­renden Rechts­staat abhan­den­ge­kommen ist. Eigentum und Leis­tung werden in Deutsch­land und anderen weiten Teilen Europas heute kaum noch respektiert.

Frage: Nach inten­siver Forschungs­ar­beit konnte Ihr Institut ermit­teln, dass über 80% der öffent­li­chen Finanzen – das beinhaltet sämt­liche Steuern und Sozi­al­ab­gaben – nur vom Mittel­stand getragen werden, während Groß­kon­zerne im Gegen­satz zur land­läu­figen Meinung nur Netto-Subven­ti­ons­emp­fänger bleiben, doch bezüg­lich ihres Einflusses auf die Staats­po­litik einen ungleich größeren Einfluss ausüben. Gemäß dem Sprich­wort: „Wer zahlt schafft an!“ scheint es in Bezug auf den Mittel­stand zu einer Bedeu­tungs­um­kehr gekommen zu sein, indem es mitt­ler­weile wohl heißt: „Die Subven­tio­nierten nur schaffen an!“ Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch?

Dr. Hamer: Der Wider­spruch ist entstanden, weil dem Mittel­stand die poli­ti­sche Vertre­tung abhan­den­ge­kommen ist. Die ursprüng­lich einmal bürger­li­chen Parteien haben sich auf die Gegen­seite geschlagen. Dies auch deshalb, weil der Mittel­stand zahlen­mäßig gegen­über der gewach­senen Zahl von Sozi­al­be­güns­tigten und der Lobby-Power der Groß­in­dus­trie im Prozess der „gelei­teten Demo­kratie“ eine Minder­heit darstellt. Es ist die über Jahr­zehnte sich meta­sta­sen­artig ausge­dehnte Sozi­al­an­spruchs­ge­setz­ge­bung, die den Zeit­geist verän­dert hat. Vor den Verfas­sungs­rich­tern scheinen Ansprüche höheren Schutz zu genießen als das Eigentum.

Frage: Ein anderes wich­tiges Ergebnis Ihrer Forschungs­ar­beit ist, heraus­ge­funden zu haben, dass zwischen vier Unter­neh­mens­typen zu unter­scheiden ist, aus denen sich unter­schied­liche Führungs­ver­halten ableiten lassen. Wie kam es, dass die Gruppe der Kapi­tal­un­ter­nehmen es vermochte, ihre auf Global­po­litik ausge­rich­tete Politik zu Ungunsten der Natio­nal­staaten mit ihren inha­ber­ge­führten Unter­nehmen und gesam­melten Beleg­schaften so massiv und einseitig bis heute auszuweiten?

Dr. Hamer: Eine der Kern­er­kennt­nisse aus der Mittel­stands­for­schung ist, dass es vier verschie­dene Betriebs­typen mit grund­sätz­lich unter­schied­li­chen Eigen­schaften und Entschei­dungs­ver­halten gibt. Die Betriebs­wirt­schafts­lehre hat bislang nur die typi­schen Kapi­tal­ge­sell­schaften mit Tren­nung von Manage­ment und Eigentum im Auge gehabt. Dies sind aller­dings nur bis zu 4 % der Unter­neh­mens­ein­heiten in Deutsch­land. Mehr als 92 % der Unter­neh­mens­ein­heiten sind inha­ber­ge­führte und damit mittel­stän­di­sche Unter­nehmen. Der Rest sind öffent­liche Unter­nehmen und als vierte Gruppe die gemein­nüt­zigen Orga­ni­sa­tionen. Zwar sind alle heute am Markt tätig, verhalten und funk­tio­nieren aller­dings grund­sätz­lich unterschiedlich.

„… sie bedürfen unter­schied­li­cher Rahmenbedingungen…“

Als Folge bedürfen diese auch völlig unter­schied­li­cher Rahmen­be­din­gungen und damit einer indi­vi­duell abge­stimmten Wirt­schafts­po­litik. Bislang wurden alle Betriebs­formen poli­tisch über einen Kamm geschoren. Hierin liegt mögli­cher­weise auch eine der Ursa­chen für die Fehl­ent­wick­lungen aus Sicht des Mittel­standes. Dass viele Staaten heute gegen ihre heimi­schen mittel­stän­di­schen Unter­nehmen, natio­nalen Inter­essen und Wohl­stands­chancen für ihre Bürger entscheiden, dürfte aber andere Hinter­gründe haben. Unter anderem scheinen west­liche Demo­kra­tien von Zöglingen des Welt­wirt­schafts­fo­rums nach dessen eigenen Aussagen unter­wan­dert worden zu sein. Wenn poli­ti­sche Spit­zen­funk­tio­näre sich dann ihrem Netz­werk mehr verpflichtet fühlen als den Wählern oder dem natio­nalen Mittel­stand als demo­kra­ti­sche Minder­heit, würde erklär­lich werden, dass die Spit­zen­funk­tio­näre in der Politik auch gegen die natio­nalen Inter­essen entscheiden.

Frage: Wir leben in einer wirt­schaft­lich immer stärker global vernetzten Welt, welche sich natio­nal­staat­lich über 193 Mitglied­staaten der UNO defi­niert. Was unter­scheidet den deut­schen Mittel­stand von jenem seiner west­li­chen Nach­bar­staaten sowie auch vom Mittel­stand in den Indus­trie­staaten des Fernen Ostens bzw. der übrigen Welt?

Dr. Hamer: Der Mittel­stand unter­scheidet sich welt­weit grund­sätz­lich von den anderen Betriebs­typen. In Deutsch­land kommt hinzu, dass wir indi­vi­dua­lis­ti­sche dezen­trale Struk­turen bevor­zugen und diese den kollek­ti­vis­ti­schen Struk­turen, die zum Teil in Asien und den sozia­lis­ti­schen hier­ar­chisch struk­tu­rierten Struk­turen vorzu­finden sind, über­legen sind. Die Summe vieler indi­vi­duell aktiver Inha­ber­un­ter­nehmer entwi­ckelt eben mehr Inno­va­ti­ons­kraft als eine komman­do­wirt­schaft­lich struk­tu­rierte Groß­ein­heit. Aus diesem Grunde versu­chen selbst große Betriebe heute über soge­nannte „Schwarm­in­tel­li­genz“ ihre struk­tu­rellen Nach­teile durch geschickte Führungs­prin­zi­pien auszu­glei­chen. Dies ist aber nur bedingt möglich.

Es gibt jedoch Bereiche, in denen große, finan­ziell beinahe unli­mi­tierte Einheiten vorteil­hafter sind, z. B. in der Chip-Indus­trie, in der Inves­ti­tionen gleich Milli­ar­den­höhe errei­chen. Auch in anderen Berei­chen der Massen­pro­duk­tion sind kollek­ti­vis­ti­sche Struk­turen wie öffent­liche Betriebe oder Konzern­struk­turen häufig über­legen. Fast alle Groß­ein­heiten welt­weit sind aber aus Inha­ber­be­trieben entstanden. Genau diese Pionier­ar­beit ist in Deutsch­land ausge­prägter als anderswo, wo kollek­ti­vis­ti­sche Systeme das Aufsteigen des Mittel­standes erfolg­reich verhinderten.

Frage: Wer sind die Gegen­spieler des Mittel­standes auf natio­naler und über­staat­li­cher Ebene und was macht deren beson­deren Inter­essen aus?

Dr. Hamer: Die Gegen­spieler des Mittel­standes sind schwer auszu­ma­chen. Auf natio­naler Ebene dürfte dies zum einen die Politik sein, die den Mittel­stand zugunsten ihres Klientel immer stärker abzu­kas­sieren versucht und sich über dessen Wider­stand ärgert und ande­rer­seits die Sozi­al­in­dus­trie, die verstanden hat, dass nur der Mittel­stand für ihr Einkommen vom Staat bezahlen muss. Die Groß­in­dus­trie ärgert sich höchs­tens über globale Grenzen, die der Mittel­stand zu seinem eigenen Schutz wünscht und braucht.

Frage: Das heißt, der Mittel­stand wird von zwei Seiten in die Zange genommen: Einmal von der unteren Bevöl­ke­rungs­schicht im eigenen Land, doch konzi­piert von über­staat­li­chen Kräften ganz oben, sprich vom globalen Finanz­syn­dikat bzw. den Globa­listen, die gut verdeckt, weil indi­rekt über Dritte nur operieren. Welche Ziele verfolgen die Globa­listen, denen vor allem der Mittel­stand so sehr im Wege steht?

Dr. Hamer: Die inter­na­tio­nalen Globa­listen scheinen nach eigenen Aussagen im Welt­wirt­schafts­forum von Davos das Ziel zu haben, Menschen und Kapital welt­weit frei dispo­nieren zu können.

„… natio­nale Struk­turen und Iden­ti­täten inter­es­sieren nicht…“

Natio­nale Iden­ti­täten, natio­nale soziale Struk­turen inter­es­sieren sie nicht und stören höchs­tens. Die Globa­listen betrachten es als die Aufgabe der flei­ßigen Menschen vor Ort, insbe­son­dere des Mittel­standes, güns­tige Rahmen­be­din­gungen vor Ort zu schaffen, wie z. B. eine funk­tio­nie­rende Infra­struktur, ausge­bil­dete Fach­kräfte, sozialen Frieden und Erspar­nisse, die die Globa­listen dann auszu­plün­dern und auszu­nutzen versu­chen. Wo immer sich dann die Erschaffer dieses Wohl­standes gegen die Ausplün­de­rung wehren wollen, stören sie.

Globa­listen sind deshalb nicht an Demo­kratie, Dezen­tra­lismus und dem maxi­malen Wohl­stand möglichst vieler inter­es­siert, sondern an dikta­to­ri­schen Komman­do­struk­turen, bei denen nur wenige oben einge­bunden werden müssen und keine Über­zeu­gungs­ar­beit in der Masse erle­digt werden muss, um demo­kra­ti­sche Mehr­heiten zu organisieren.

Frage: Sind inha­ber­ge­führte Unter­nehmer sich ihrer Falle im „Sand­wich“ bewusst oder nehmen manche von ihnen die Gruppe kapi­tal­af­finer Globa­listen gar nur als vermeint­lich ‚unpo­li­ti­sche Gesin­nungs­ge­nossen‘ ihres Unter­neh­mer­standes war?

Dr. Hamer: Die meisten Unter­nehmer sind sich ihrer Sand­wich-Situa­tion nicht bewusst. Viele Unter­nehmen fallen devot vor großen Einheiten und deren Mana­gern auf die Knie, glauben, mit denen das „große Geschäft“ machen zu können und ordnen sich nach Volumen statt Qualität ihrer persön­li­chen Posi­tion den Mana­gern unter. Weil aber die Globa­listen auch die unmit­tel­baren Lebens­ver­hält­nisse vor Ort des Mittel­standes immer nega­tiver verän­dern lassen, findet gerade ein Lern­pro­zess statt, in dem der Mittel­stand seine Posi­tion immer besser zu verstehen beginnt.

Frage: Ihr Vater hielt in einer Schrift fest, dass die Altpar­teien den Mittel­stand „verraten“ hätten, doch ohne Mittel­stand Selbst­be­stim­mung, Wohl­stand und Sozi­al­staat inkl. Demo­kratie zusam­men­zu­bre­chen drohen. Welche Mittel und Methoden wären notwendig, um diesen Trend des Nieder­gang im letzten Moment noch aufzuhalten?

Dr. Hamer: Um Wohl­stand und Demo­kratie nicht zusam­men­bre­chen zu lassen, bedarf es einer weit­rei­chenden Umkehr des aktu­ellen poli­ti­schen Kurses.

 „… Befreiung vom Schraub­stock der Finanzverwaltung…“

Statt Zentra­lismus in Europa ist Dezen­tra­lismus in der Region, statt zusätz­li­cher Umver­tei­lung mit zusätz­li­cher Abga­ben­be­las­tung ist eine Befreiung vom „Schraub­stock der Finanz­ver­wal­tung“ mit deut­lich größerer steu­er­li­cher Förde­rung der Selbst­fi­nan­zie­rung (einbe­hal­tene Gewinne steu­er­frei) und einer strikten Begren­zung und Reduk­tion der Begüns­tigten aus dem Sozi­al­system notwendig. Inwie­weit dies noch ohne einen Total­zu­sam­men­bruch gelingt, wird sich zeigen.

Frage: Was fehlt CDU/CSU, SPD, FDP, Grünen sowie AfD zu einer echten Politik zugunsten des Mittel­standes, die sich gegen die Eine-Welt-Pläne der Finanz­syn­di­kate und ihrer Kartell- und Global­mo­no­pol­po­litik zu wenden hätte?

Dr. Hamer: Für eine echte Politik zugunsten des Mittel­standes braucht es eine Abkehr einheit­li­cher Bedin­gungen für alle Betriebs­typen glei­cher­maßen. Die Politik muss verstehen, dass Wirtschafts‑, Finanz- und Sozi­al­po­litik nicht mehr einheit­lich für alle, sondern indi­vi­duell für die verschie­denen Grup­pie­rungen erfolgen muss. Wer immer seine persön­liche Frei­heit für Sicher­heit abzu­geben bereit ist, soll dies gerne frei­willig für sich wählen und dann andere gesetz­liche Rahmen­be­din­gungen für sich akzep­tieren als derje­nige, der indi­vi­du­elle Frei­heit und Selbst­be­stim­mung wie der Mittel­stand für sich bean­sprucht. Selbst für multi­na­tio­nale Konzerne sollten indi­vi­du­elle, auch gesetz­liche Bedin­gungen geschaffen werden. Bislang fehlt über­haupt die Einsicht bei vielen Parteien, die Gruppen unter­schied­lich behan­deln zu müssen, weil die Erkennt­nisse aus der Mittel­stands­öko­nomie sich erst langsam verbreiten.

Frage: Erlaubt das hohe Arbeits- & Zeit­pensum die Inhaber mittel­stän­di­scher Unter­nehmen über­haupt, sich poli­tisch noch selbst einzu­bringen oder erfor­dert die Über­win­dung des system­im­ma­nenten Orga­ni­sa­ti­ons­pro­blems ihres Einzel­kämpfer-tums  die notwen­digen gemein­samen Akti­vi­täten ander­wärtig zu organisieren?

Dr. Hamer: Es ist nicht nur die umfang­reiche zeit­liche Bean­spru­chung mittel­stän­di­scher Unter­nehmer, die vor der Über­nahme polit­si­cher Ämter abschreckt. Es ist zwar richtig, dass beson­ders kleine Inha­ber­be­triebe manchmal über 1.000 Stunden extra für den Staat zu arbeiten haben, weil z. B. Statis­tiken verlangt werden, Steu­er­erklä­rungen, Prüfungen u.a. nur vom Unter­nehmer selbst erfolgen können, aller­dings ist dies nur Teil des Problems. Unter­nehmer sind gewohnt, möglichst effi­zient Probleme zu lösen. Team­ar­beit bedeutet dabei, dass man etwas richtig analy­siert, eine gute Lösung dazu erar­beitet, diese dann beschließt und umsetzt.

„… in der Politik läuft es ganz anders…“

Dies läuft in der Politik aber ganz anders. Häufig ist gar keine Lösung erwünscht. Oftmals schwa­dro­nieren Selbst­dar­steller nur herum, um sich zu produ­zieren und meis­tens versinken Problem­lö­sungen im Partei­en­klein­klein. Dann sind partei­in­terne Abstim­mungs­nie­der­lagen, Partei­räson und häufig auch Partei­vor­gaben wich­tiger als die Problem­lö­sung. Diese Heran­ge­hens­weise ist für Unter­nehmer nur schwer zu ertragen. Sie geben deshalb bereits auf Landes­ebene poli­tisch genervt auf.

Frage: Hinzu kommt, dass globale Geschäfts­tä­tig­keiten Ziel­kon­flikte erzeugen, die natio­nalen Inter­essen oftmals entge­gen­stehen: Sind wir mitt­ler­weile an einem Punkt ange­langt, wonach der Staat ausge­he­belt und hand­lungs­un­fähig wurde und der Mittel­stand nun gezwungen ist, sich selbst zu helfen – solange es möglich scheint?

Dr. Hamer: Der Staat scheint durch poli­ti­sche Eliten „geleitet“ zu sein, die mögli­cher­weise nicht im Sinne der deut­schen Wähler, sondern persön­li­cher Inter­essen, Netz­werke und Vorteils­nahmen bestimmt sind, wie nur allzu häufig durch die Korrup­ti­ons­skan­dale zuletzt in der EU bekannt wurden. Dem Mittel­stand ist dabei immer die Zahler-Rolle zuge­dacht, weil er weder ausrei­chend bestechen, erpressen oder lobby­ieren kann. Entspre­chend wird er von den Netz­werken und Konglo­me­raten verdrängt. Er muss sich tatsäch­lich selbst helfen.

Frage: Wäre eine spezi­elle Zusam­men­ar­beit des Mittel­standes über Staats­grenzen hinweg wünschens­wert, realis­tisch oder falls ansatz­weise vorhanden, ausbaufähig?

Dr. Hamer: Eine Zusam­men­ar­beit wäre sowohl hilf­reich als auch wünschens­wert. Aller­dings zeigten sich die mittel­stän­di­schen Verbände als einzige offen­sicht­liche Ansprech­partner des Mittel­stands bislang zu sehr im Wett­be­werb unter­ein­ander, zu wenig koor­di­niert auf einzelne Themen und zu instabil, um als „Koope­ra­ti­ons­partner“ verläss­lich zusam­men­ar­beiten zu können.

Frage: Letzte Entwick­lungen globaler Neufor­ma­tie­rung lassen ein verstärktes Abwan­dern deut­scher Unter­nehmen einer­seits in die USA und ande­rer­seits nach Fernost befürchten. Viel deutet darauf hin, dass der Indus­trie­standort Deutsch­land der Zeiten­wende zum Opfer fallen könnte: Lässt sich ange­sichts eines derar­tigen Szena­rios der staat­liche Vermö­gens­ver­lust grob prognos­ti­zieren bzw. mit welchen weiteren nega­tiven Konse­quenzen dürfte noch zusätz­lich zu rechnen sein?

Dr. Hamer: Es wandern derzeit vor allem die seit 20 Jahren durch anglo-ameri­ka­ni­sche Finanz­spe­ku­lanten aufge­kauften mitt­leren (nicht mittel­stän­di­sche = vom Inhaber selbst geführt) Betriebe ab. Eine Abwan­de­rung von mittel­stän­di­schen Unter­nehmen erfor­dert zunächst den Umzug des Inha­ber­un­ter­neh­mers. Das ist nur schwer möglich, da die aus der Nazi­zeit stam­mende „Wegzugs­be­steue­rung“ dies häufig unmög­lich macht. Außerdem fühlen sich die meisten Unter­nehmer nur in ihrem derzei­tigen Umfeld in Deutsch­land wohl. Es ist zu schwer für sie, gleich­wer­tige Netz­werke im Ausland wieder zu errichten. Vergessen wir nicht, dass über 90% der Betriebe kleine Einheiten mit bis zu 2 Mio. Euro Umsatz und bis zu 20 Mitar­bei­tern sind. Allein die Umzugs­kosten wären häufig eine Überforderung.

„… dennoch wandern Kern­be­triebe ab…“

Dennoch wandern Kern­be­triebe der deut­schen Wirt­schaft ab und hinter­lassen nicht nur eine folgen­schwere fach­liche und ange­bots­mä­ßige Lücke, sondern zwingen lang­fristig auch die von ihnen abhän­gigen Betriebe zum Abwan­dern oder Absterben. Wenn der schat­ten­spen­dende Baum abge­holzt wird, verbrennen auch die schwä­cheren Pflänz­chen unter ihm. Ob ein neuer Baum entsteht ist ange­sichts der poli­tisch-ökono­mi­schen Vergif­tung durch die Ampel-Regie­rung sehr frag­lich. Nicht auszu­schließen ist, dass immer mehr Unter­nehmen einfach schließen, der Staat sich weiter ausdehnt und wir wie Frank­reich in die markt­wirt­schaft­liche und wohl­stands­mä­ßige Verelen­dung abrut­schen. Es wäre noch Zeit, dem entge­gen­zu­wirken. Die Zeit dazu drängt aber sehr.

Herr Dr. Hamer, wir danken für das Gespräch!

Das Inter­view führte Unser-Mitteleuropa

Dr. rer. pol. Eike Hamer von Valtier, geboren 1975 in Hannover, Abitur in Belfast, Nord Irland (1992) und Hannover (1994), Studium der Betriebs­wirt­schafts­lehre in Bonn, Osna­brück und Rostock, Dipl. Kauf­mann, Dr. rer. pol.

 

Dr. Hamer ist Heraus­geber des Wirt­schafts­in­for­ma­ti­ons­briefes „Wirt­schaft aktuell“:

Webseite: www.hamerbrief.de/

Lese­probe:  www.hamerbrief.de/leseprobe/

 


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9 Kommentare

  1. In den vorher­ge­henden 7 Kommen­taren ist eigent­lich alles gesagt. Doch noch eins aus Erfah­rung. Der Mittel­stand einschliess­lich der aller­meisten Land­wirte ist eine tragende Saeule derje­nigen ueber die er sich jetzt beschwert. Eine Aende­rung der Politik kommt entweder aus Gewehr­laeufen oder einer Rebel­lion, insbe­son­dere des Mittel­standes. Nach Inter­net­an­gaben: „Nach Angaben der Arbeits­ge­mein­schaft Mittel­stand waren im Jahr 2021 im deut­schen Mittel­stand rund 40,65 Millionen Personen beschäf­tigt.“ 40.65 Millionen im Mittel­stand Beschaef­tigte sind also nicht maechtig und in der Lage einen Regie­rungs­wechsel herbei zu fuehren !! Und das aus einem einzigen Grund. Sie vertreten alle die Ampel plus merkel-stali­nis­tisch verseuchter CDU. Aus Tradi­tion !! Dr. Hamer braucht gar nichts zu erzaehlen. Ich hoere solchen Leuten gar nicht mehr zu, denn sie sind es, die sich nach dem Meckern abends zu einem Prosecco mit den Gruenen Mittel­stands­ver­nich­tern treffen und rege Freund­schaften unter­halten. Anstatt sich einmal Programme anderer Parteien durch­zu­lesen und zu verstehen. Diese „Mittel­stands­ver­treter“ machen aus einem freudig ins Hand­werk sprin­genden Jung­meister ein rueck­grad- und rueck­haltlosses Schaf, welches nur noch hinter­her­trotten darf. Ich setze Mittel­stands­ver­treter gleich mit Gewerk­schafts­funk­tio­naeren. Beitrags­fresser fuer Luftblasenabsonderung.

  2. GröKaz Scholz ist wieder in USA, um sich das Pflich­ten­heft für Sank­tionen gegen China abzu­holen. Öffent­liche Kritik an der Politik höre und sehe ich stünd­lich, manchmal sogar in Druckmedien.
    Leider traut sich kaum ein Kritiker zu sagen, daß der Nieder­gang unserer Wirt­schaft kein Zufall ist, sondern absicht­lich herbei­ge­führt wird.

  3. Man liesst hier u.a.zerrieben , stimmt so ganz dann auch nicht, aber die Frage nach dem WARUM, sie ist zu beantworten:
    1.Eines betrieb er nie, naem­lich Politik, als schmut­ziges Geschaeft gelten!
    2. Er war und ist noto­risch an Verfas­sungs­fragen desin­ter­es­siert, diese sind indessen nach Lage der Dinge laengst ueber­faelllig ‑woher stammt das Juris­ten­witz­wort: Zivil­recht besteht oeffent­li­ches Recht vergeht!
    3.Er und niemand anders waehlte sich die falschen Vertreter, z.B.v.Heeremann dem es gelang die Land­wirt­schaft deut­lich zu reduzieren.….…
    Quo vadis Mittel­stand also! Antwort in den histo­ri­schen Muell­korbn-wohl vorerst vorlaeufig, falls er nicht revo­luz­zert, das zwingt zur unver­zueg­li­chen Stel­lung der Verfas­sungs­frage, so unbe­quem diese Erkenntnis auch sein mag!
    Alf v.Eller Hortobagy
    unabh.Politikberater
    und
    Jurist 

    P.S.:geb.in Wuppertal-Barmen, Vater und beide Gross­vaeter selb­staendig, Mutter aus einer Druckerei stam­mend von 4 Urgross­va­tern 3 selbstaendig,
    b.z.Landwirte, ich bin seit 1995 u.a.freiberuflicher Berufs­jaeger und Jagd­ent­wickler plus Land­wirt, alles­nalso auch Frage des Herkommens!
    AvE

  4. Der Mittel­stand agiert regional, national im Wett­be­werb um die Kunden und steht den mit bolsche­wis­ti­schen Ideo­lo­gien ausge­stat­teten Polit­gau­nern (korrupt, vernetzt) gegen­über. Diese orga­ni­sieren seit Marx Zentra­lismus und sind inter­na­tional. Ein Merkmal davon sind nicht nur die EU und alle NGOs, sondern auch Konzerne, die in ihren Bran­chen zwar durch ihre Etikette Viel­falt vorgau­keln, aber alle denselben billigen Inhalt haben. Wett­be­werb entfällt dabei, wobei auch nicht um neue Erzeug­nisse oder bessere Ideen gerungen wird. Eine Wissens­ge­sell­schaft sieht anders aus. Um von dem Dilemma abzu­lenken, beschäf­tigen die in wenigen Händen befind­li­chen Medien mit denselben inhalten die Masse und lenken sie ab. Etwas wirk­lich Neues entsteht nicht. Über uns hängt die Blei­platte eines etwas anderen Sozia­lismus, der sich in wenigen Händen der Speku­lanten (Betrüger) befindet. Sie zocken mit Aktien.

  5. Der Mensch, sagt Aris­to­teles, ist ein zóon poli­tikón, ein Herden­tier. Außer der germa­ni­schen lebt jede Herde nach der 1% Regel: ein Prozent hat den Vorteil, der Rest, die Schafe, den Nach­teil und müssen kuschen. Bei der germa­ni­schen gibt es aber einen großen wirt­schaft­lich unab­hän­gigen Mittel­stand, der nicht ausge­beutet werden kann von den 1%-ern. Die Schafe der 1%-er fragen sich daher, warum die Nach­bar­schafe wesent­lich mehr zu fressen kriegen als sie. Die 1% er müssten ihre Privi­le­gien aufgeben, um das zu ändern. DAS wollen sie aber auf keinen Fall. Die Deut­schen sind damit der natür­liche Feind der euro­päi­schen Eliten seit Beginn der Zeit.
    Ich empfehle das Buch von Georg Kausch: Die unbe­queme Nation. 2000 Jahre Wirt­schafts­krieg gegen Deutschland.
    Wenn man das nicht kapiert hat, kann man Geschichte nicht verstehen.

  6. Überall nur UNTERGANGSSTIMMUNG und trotzdem scheinen die deut­schen Eliten weiter still zu
    sein, keiner muckt auf, oder sind die längst im Ausland und die BRD ist ihnen bereits egel ?
    Aber das blonde EU-Gift hat sich sicher die Zustim­mung zum Tod des Benzi­ners abge­holt, obwohl die ja garnicht dorthin gehörte ?

    Vom fröh­li­chen Karne­vals­verein in Mese­berg scheint ja nur Freude und Einig­keit zu kommen, nur ich glaube an deren Schön­wetter-Gegrinse nicht.

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    • Daß der Mittel­stand zuneh­mend zerrieben wird predigen und beklagen die doch schon seit Jahren, aber solange daraus keine Konse­quenzen gezogen werden ist das alles nur leeres Gejammer:
      Wo bleibt die breite Unter­stüt­zung für eine der wenigen noch wirk­lich mittel­stands­freund­li­chen Parteien?
      Wo bleibt der orga­ni­sierte Wider­stand (inkl. Klageweg) gegen all die poli­tisch gewollten Zumutungen?
      Statt­dessen schüt­telt man weiter brav den Schma­rot­zern und Maro­deuren die Hände und zeigt sich mit seinen Bekennt­nissen für Quote, Bunt & Divers weiter wie ein folg­samer Hund der auch noch so oft getreten mit feuchten Augen leidend weiter treu bleibt.

    • Je mehr dieser „Abschaum von Mese­berg“ seine dummen, verlo­genen Fressen zum „Lächeln“ verzieht, desto schlimmer wird es für uns werden, desto wider­liche Gedan­ken­spiele und Pläne haben diese ehren­werten, dem deut­schen Volke per Eid zu Dienenden poli­ti­schen Schäd­lings-Figuren ausge­heckt. Es wird auf abseh­bare Zeit nicht besser. Selbst­hilfe, Selbst­ver­sor­gung und SELBSTBEWAFFNUNG ist drin­gend angesagt.
      Als ein unter­neh­me­risch (noch) tätiger Klein­un­ter­nehmer kocht seit mind. 2014 die Frage in mir immer weiter hoch, wieso soll ich dieje­nigen mit fürst­li­chen Steu­er­zah­lungen belohnen soll, die unsere Leis­tungen, die weeeeiiiitttt über das schma­rot­zende, selbst­be­die­ne­ri­sche (Dieb­stahls-) Dasein der Volks­ver­räter hinaus­gehen, weder aner­kennen, noch belohnen oder gar unterstützen/ fördern?
      Wer in dieser Branche tätig ist, weiß, wovon ich rede. Das geht sogar soweit, dass die für uns jahre­lang tätigen Steu­er­sach­be­ar­beiter eines manda­tierten Steu­er­büros (und deren Chefin) mir als Unter­nehmer direkt ins Gesicht sagten, Zitat…“wir sind von der über­ge­ord­neten Innung der Steu­er­be­rater aufge­for­dert worden, Mandanten, die die grund­sätz­liche Frage nach der Steu­er­pflicht bzw. der Gesetze danach über­haupt stellen oder anspre­chen, umge­hend das Mandat zu kündigen. Über­legen Sie sich also, was sie sagen oder fragen.“ Zitatende.
      Das ist für einen Unter­nehmer mehr als befremd­lich. Es gäbe noch unzäh­lige weitere Beispiele für die Deutsch­un­ter­neh­mer­feind­liche Politik im schwulen Berlin. Nicht erst seit 2014…
      Ich fasse mitt­ler­weile ernst­haft die Möglich­keit ins Auge, diesem verlo­genen System komplett den Rücken zu zu kehren und die eigene Arbeits­leis­tung samt Steu­er­zah­lungen zu verwei­gern. Die Mensch­lich­keit ist ohnehin mit der Stasi- IM-Ärika- Merkel- Ferkel- Kreatur und der Gen- Gift­spritze abhanden gekommen. Niemals gab es auch nur ernst­haft den Gedanken, Mitar­beiter sowie mich selbst als Versuchs­ka­nin­chen genma­ni­pu­lieren zu lassen. Wie absto­ßend und widerlich!

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