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Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Für Bundeskanzler Sebastian Kurz wird´s eng. Ein Schachspieler würde sagen: ein Schach folgt auf das andere
 

Zunächst der Vorwurf der Lüge vor dem Ibiza-Ausschuss, danach die fünfstündige Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft am 3. September und nun das: Hausdurchsuchungen im Finanzministerium, in der ÖVP-Zentrale und im Bundeskanzleramt. Es sind vor allem die Chats, die eins zu eins von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft an die Öffentlichkeit gespielt wurden und die Grundlage der Ermittlungen oder Erhebungen gegen den Kanzler wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung bilden.

Dass Kurz bei seiner Strategie bleibt, jedes Wissen, jede Mitwirkung an derartige  Machenschaften von sich weist und alles in die Verantwortung der Beamtenschaft des Finanzministeriums verweist, ist ebenfalls klar.

Juristisch will und kann ich dieses zweite Ermittlungsverfahren gegen Kurz nicht bewerten. Aber selbst wenn der Verdacht nicht von der Hand zu weisen ist, dass sich ein Organ des Rechtsstaates hier politisch instrumentalisieren lässt oder bewusst aus Nähe zu Parteien, ob grün oder rot – politisch agiert, die politische Bedeutung dieses Vorgehens ist unumstritten.

Dank Seilschaften an die Macht

Kurz kommt aus der Defensive nicht mehr heraus. Denn die Chats, die hier zur Begründung der Hausdurchsuchungen, die den Kanzler derart in Bedrängnis bringen, genüsslich zitiert werden, zeigen das System Kurz, mit dem er sich mit Hilfe seiner Seilschaften an die Macht hievte und seinen Vorgänger, den glücklosen Reinhold Mitterlehner als Parteichef der ÖVP ausbootete. Und Kern- und Angelpunkt dieser Seilschaften war eben jener Thomas Schmid, der die Machtergreifung Kurz als Mitarbeiter in dessen Kabinett und als Sektionschef im Finanzministerium vorbereitete. Dass ihn Kurz nach vollbrachter Tat mit dem Posten des ÖBAG Chefs belohnte, ist gründlich schiefgelaufen. Schmid musste bekanntlich zurücktreten.

Und nicht nur das: Kurz bleibt gar nichts anderes übrig, als jede Verantwortung auf die Beamten im Finanzministerium abzuwälzen.

Manipulierte Umfragen und Scheinrechnungen

Wie soll ein damals noch als Außenminister fungierender Sebastian Kurz denn Einfluss genommen haben oder gar manipulierte Meinungsumfragen in Auftrag gegeben haben, die dann von der „Mediengruppe Österreich“ veröffentlicht wurden und quasi den Niedergang und die Hoffnungslosigkeit der ÖVP nach außen hin dokumentierten, Kurz hingegen als der Retter der ÖVP aufgebaut wurde? Da müssen schon die Beamten selbst den Schädel hinhalten.

Der Vorwurf ist schwerwiegend: 1,3 Millionen Euro – wohlgemerkt Steuergeld – als Inseratenzahlungen mit Scheinrechnungen beglichene Veröffentlichung von Kurz genehmen Umfragen in Österreich. Dass sich der Medienkonzern dagegen öffentlich zur Wehr setzt, zeigt, dass Feuer am Dach ist. Denn den Verdacht der Käuflichkeit hat der Medienkonzern umgehend von sich gewiesen. Dem wahlberechtigten Bürger dreht sich der Magen um. Putin wird schon gelenkte Demokratie vorgeworfen. Bei uns wird auch gelenk, geleaked und manipuliert. So geht  jedes Vertrauen verloren, in die Regierung und in den Rechtsstaat.

„Kurz muss weg“

„Kurz muss weg“ ! In diesen Ruf stimmen alle Oppositionsparteien jetzt ein, von SPÖ über Neos bis zur FPÖ. Das ist aber schon das Einzige, was die Opposition eint. Wenn bereits der Kurier über mögliche Nachfolger für den Wunderkanzler und meiner Meinung nach immer überschätzten Kurz spekuliert, heiß das etwas. Das ist ein Indiz, dass trotz des fast 100%igen Votums für Kurz als Parteichef der ÖVP, die Stimmung wesentlicher Influencer in der ÖVP zu kippen droht. Kurz sollte sein Amt zumindest bis zur Klärung der  Vorwürfe sei  Amt ruhen  lassen.

Zur Autorin:
Ursula Stenzel war von 1972 bis 1995 ORF Auslandsredakteurin, vielen Zuschauern der Zeit im Bild als Moderatorin bekannt, von 1996 bis 2005 Abgeordnete zum Europaparlament und Leiterin der ÖVP Delegation, von 2005 bis 2015 Bezirksvorsteherin des ersten Bezirks in Wien, von 2015 bis 2020 Stadträtin für die FPÖ im Wiener Rathaus. Da sie nun unabhängig und parteiungebunden schreiben will, ist sie aus der Freiheitlichen Partei ausgetreten, der sie aber nach wie vor nahe steht. Stenzel schreibt regelmäßig auf ihren Blog ursula-stenzel.at.

Von Redaktion

6 Gedanken zu „Österreich: Für Sebastian Kurz wird es jetzt eng“
  1. Das ist doch der gleicher Arsch welche sich mit dem Privatflieger nach Linz fliegen Lies und sein Dienstfahrzeug zeitgerecht auch dahin befördern Lies. Ihm war die reise im Auto wohl zu anstrengend. Würde es sehr begrüssen Wenn Ihm der Blitz treffen würde. Und mit Ihm so etwa 99% der restliche polit Verbrecher weltweit.

  2. Jeder Andere / normale Bürger sitzt bei der erdrückenden Beweislage bereits längst wegen Verabredungs-, Verdunkelungs- & Fluchtgefahr in U-Haft m Knast, nur der Ohrwaschelkaktus darf noch ungehindert reisen und sein Handy im Ausland entsorgen, wenn’s nötig ist …
    Unglaublich welche Verbrecher in Österreich am Ruder sind. Eine einzige Ansammlung von Kotzbrocken.

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    1. In Österreich ist der Filz schon langjährig offen bekannte Tradition, daher auch der jähe Abstieg bei den Wahlen nach der Jahrtausendwende und der Erfolg der (damals noch) weitgehend unbelasteten FPÖ.

      Im großen Nachbarland sieht es allerdings alles andere als besser aus, wobei dort der Filz eher im Medien- und Automobilbereich grassiert.
      Leider ist der Michel größtenteils noch nicht aufgewacht und schaut staunend auf das suspekte Ibiza-Video – anstatt sich darüber Gedanken zu machen was es bedeutet wenn in einer vorgeblichen Demokratie die auf dem Papier nur ihrem Gewissen verpflichteten Vertreter kurz vor Sommerpause in der letzten Sitzung mal schnell über 100 (!) Gesetze schnell abnicken sollen:
      Wer da vorgibt und berät bestimmt das eigentliche Regierungshandeln, und davon dürften die wenigsten Namen jemals einen Wahlschein geziert haben.

  3. Der Herr Kurz soll sich bereits geäußert haben, egal wie es kommt, er würde nicht zurücktreten: “Mit einer Hausdurchsuchung gehen wir noch lange nicht nach Hause”

    Na denn: Unser Herr Kanzlerkandidat Scholz ist ja auch so einer: “Was jucken mich meine Hausdurchsuchungen von gestern”. Kriminalität scheint aktuell cool und hipp zu sein. Und warum dürfen die Bürger das nicht? Egal, ich will das gar nicht tun. Wir müssen uns wohl darauf einstellen, dass unsere Bundeskanzler demnächst eine Kugel am Bein tragen, oder aus einer Gefängniszelle heraus regieren. Auch das wird das Volk hinnehmen, und nach kurzer Eingewöhnung als “völlig normal” akzeptieren. Eine schlimme Zeit …

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    1. Sie sagen es: Hier ist es keinen Deut besser, und wenn ein Ganove wie der Nichtsnutz Kurz geht, kommt ein anderer. Das sind Leute ohne Gewissen, die nur das zusammengeraffte Geld zählen können. Und ja, eine schlimme Zeit…

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