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Bild: RaiNews LH Kompatscher zu Gesprächen mit Nehammer und Van der Bellen in Wien

Am 16.3. 2022 kam es zu einem Treffen zwischen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), Kanzler Nehammer (ÖVP) und Bundespräsidenten Van der Bellen in Wien. Dabei wurde die Schleichend im Schwinden begriffene Autonomie Südtirols thematisiert.
Autonomie gerät durch Italien in Bedrängnis

Die Dissertation des Innsbruck Rechtswissenschaftlers Dr. Matthias Haller, befasst sich in eindrucksvoller Weise mit der schleichenden „Abschaffung“ der Autonomie Südtirols durch die italienische Regierung. Die Autonomie sei in den letzten Jahre massiv unter Druck geraten, so der Innsbrucker Rechtswissenschaftler Haller in seiner, in Buchform, veröffentlichten Arbeit.

So sind nach seinen Recherchen, bereits 50 Prozent der Landeskompetenzen Südtirols von Italien eingeschränkt oder gar abgeschafft worden. All dies geschah allerdings ohne nennenswerten Widerstand seitens der Südtiroler Landesregierung, allen voran LH Arno Kompatscher. In einer APA Aussendung hieß es dazu:

Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) hat am Mittwoch Gespräche mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in Wien geführt. Im Zentrum der Unterredungen stand die Südtirol-Autonomie, teilte Kompatscher im Anschluss mit. Er habe einmal mehr auf die negativen Auswirkungen der italienischen Verfassungsreform von 2001 auf die Autonomie hingewiesen, so Kompatscher, der auf entsprechende Reparaturmaßnahmen pochte.

Vor allem die Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes würde sich negativ auf die Gesetzgebungsbefugnisse des Landes Südtirol auswirken, so dass dadurch einige problematische Situationen entstanden seien und wahrscheinlich weiterhin entstünden, erklärte der Landeshauptmann in einer Aussendung. Die Auslegungen würden Südtirols Kompetenzen aushöhlen, da sie dem Staat eine übergreifende Generalkompetenz zusprechen, wodurch autonome Gesetzgebungsbefugnisse Südtirols übergangen würden.

Kompatscher habe sowohl gegenüber Van der Bellen als auch Nehammer aber betont, dass man mit der Regierung in Rom einen konstruktiven Austausch pflege. Wichtig sei der aktuelle Informationsaustausch vor allem auch mit den Institutionen Österreichs, um eine “gemeinsame Vorgehensweise abzustecken”. Darüber hinaus waren auch der Krieg in der Ukraine und die Flüchtlingsbewegungen Thema der Gespräche, so Kompatscher.

Der Südtiroler Landeshauptmann nützte seinen Wien-Besuch nach eigenen Angaben auch, um die österreichische Staatsspitze zu zwei historischen Gedenkveranstaltungen einzuladen: Zum Jubiläum “30 Jahre Streitbeilegung” vor der UNO am 11. Juni sowie zu “50 Jahre Zweites Autonomie-Statut” am 5. September.“

Enthüllungen betreffend „Spendenvorwürfen“ gegen Kompatscher

Vor dem Hintergrund jüngst aufgetauchter Enthüllungen im Zusammenhang mit „Spendenvorwürfen“ rund um LH Kompatscher, hat die FPÖ mit deren Südtirol-Sprecher NAbg. Peter Wurm, einen Fragenkatalog ausgearbeitet, der beantwortet werden soll.

Man fragt sich nun aber grundsätzlich, wie lange Kompatscher, selbst derzeit mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert, noch Landeshauptmann von Südtirol bleibt und ob etwaige Gespräche zur Autonomie Südtirols von ihm nicht nur für den bloßen „Showeffekt“ missbraucht werden. Wie „Die Dolomiten“, das Tagblatt der Südtiroler, in ihrer Ausgabe vom 21. März 2022 berichten, soll fast eine halbe Million Euro im Vorfeld der Landtagswahlen 2018 an die SVP geflossen sein.

Davon soll der persönliche Anwalt des Landeshauptmannes und Koordinator des Spendensammlerkomitees Karl Zeller, 250.000 Euro Kompatscher direkt „zugeschanzt“ haben. Wieder einmal steht ein nicht unbekannter Immobilienjongleur im Mittelpunkt eines mit den Spenden im Zusammenhang stehenden Bauprojekts für das Ötzi-Museum samt Seilbahn am Virgl, René Benko und seine Signa-Holding.

FPÖ fordert Transparenz

„ Wir wollen deshalb wissen, was diesbezüglich (beim Treffen Kompatschers mit der Regierung), besprochen wurde und in weiterer Folge, was Österreich gedenkt dagegen zu tun“, so Wurm.

Dabei verweist er mit Nachdruck auf die Verantwortung Österreichs als Schutzmacht  Südtirols.

Offenbar ziehen sich die „türkisen“ Kreis weiter als es den Anschein hat. „Auch die Südtiroler Volkspartei mit Arno Kompatscher könnte dazugehören. Zumindest gibt es neben politischen Beziehungen auch einen gemeinsamen „Freundeskreis“ in Person von Rene Benko“, verweist Wurm auf die Enthüllungen der letzten Tage, die viele Fragen aufwerfen.

Es wurde daher ein Fragenkatalog erstellt, um Transparenz in die Gespräche des Südtiroler LH Kompatscher mit Kanzler Nehammer und Bundespräsident Van der Bellen zu bringen. Die Anfrage von NAbg Wurm und weiterer Abgeordneter wurde an Kanzler Nehammer, betreffend Südtirols Landeshauptmann Kompatscher, sowie den Autonomie-Gesprächen in Wien, gestellt.

Doch nicht nur die im Raum stehenden Spendenvorwürfe rund um den Landeshauptmann werfen einen Schatten auf die Unterredungen zur Südtirol-Autonomie. Zweifel an Kompatschers‘ hehren Absichten könnten durchaus aufkommen, wenn man die Ergebnisse zur Forschung von Dr. Matthias Haller zur Autonomie betrachtet.

Die in Buchform erschienene Dissertation mit dem Titel „Südtirols Minderheitenschutzsystem“ zeigt den engen Zusammenhang zwischen Völker- und Verfassungsrecht auf und zeichnet die Entwicklung des Schutzsystems von 1946 bis zur Streitbeilegungserklärung, die weitere Entwicklung seit 1992, sowie die Möglichkeiten der Wiederherstellung der durch die Verfassungsreform von 2001 begrenzten Kompetenzen nach: „Durch Querschnittskompetenzen des Staates hätten sich Einschränkungen bei rund

50 Prozent der Landeskompetenzen ergeben, insbesondere durch Schutz des Wettbewerbs, Zivilrecht, Umweltschutz, Festlegung von Mindeststandards beim Schutz der bürgerlichen und sozialen Rechte. Es gebe zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren.

Die Änderung des Autonomiestatuts, die in einigen Fällen von grundlegender Bedeutung ist, oder der Erlass von Durchführungsbestimmungen, die ein einfacheres Instrument darstellen, aber mit konkreten oder sogar abgrenzenden Vorschriften ausgearbeitet werden müssen und die im Einzelnen die von der Provinz und die vom Staat geregelten Aspekte definieren.

Haller mahnte, die neue Kompetenz der Digitalisierung nicht zu übersehen, bei der die Gefahr bestehe, dass die Autonomie weiter eingeschränkt werde.“

Der seit 2014 amtierende Landeshauptmann Kompatscher hätte seit seinem Amtsantritt ja bereits unzählige Möglichkeiten gehabt, um Einschränkungen, die sich in den letzten Jahren bei rund 50 Prozent der Landeskompetenzen ergaben, politisch zu verhindern und zum Wohle Südtirols und im Sinne seiner Autonomie zu handeln.

Scheinbar wurde dies in der Praxis verabsäumt, wie sich in der jüngst verabschiedeten Gesetzesänderung gezeigt hat, wonach, entgegen dem Proporzsystem, nunmehr 100 Menschen in den Landesdienst aufgenommen werden können, auch wenn sie nur italienisch sprechen und nicht doppelsprachig sind.

In diesem Zusammenhang richten die unterfertigten Abgeordneten an den Bundeskanzler folgende Anfragen:

1. Was war der Inhalt und die Ergebnisse der Gespräche zwischen Ihnen undSüdtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher?

2. Was wurde bezüglich der Autonomie Südtirols genau besprochen bzw. woraufhaben Sie sich mit Landeshauptmann Kompatscher geeinigt?

3. Welche Vereinbarungen hinsichtlich der Auswirkungen der italienischen Verfassungsreform von 2001 auf die Autonomie Südtirols wurden getroffen?

4. Wenn noch keine Vereinbarungen getroffen wurden, welche Maßnahmen zumSchutz der Autonomie Südtirols werden Sie setzen?

5. Wie bewerten Sie die Rechtsprechung des italienischen Verfassungsgerichtshofes, welche Südtirols Kompetenzen aushöhlt, indem sie dem Staat eine übergreifende Generalkompetenz zuspricht?

6. Welche weiteren Vereinbarungen wurden mit LH Kompatscher getroffen?

7. Welche Zugeständnisse wurden im Zuge dieses Gesprächstermins gemacht?

8. Waren die aktuellen Spendenvorwürfe im Zusammenhang mit dem Wahlkampf von Arno Kompatscher und dem Bauprojekt am Virgl Thema des Gesprächs und wenn ja, wie beurteilen Sie diese?

9. Kennen Sie die in Buchform aufgelegte Dissertation „Südtirols Minderheitenschutzsystem“ von Dr. Matthias Haller?

10. Wie beurteilen Sie die vorliegenden Ergebnisse zur Forschung von Dr. MatthiasHaller im Buch „Südtirols Minderheitenschutzsystem“, wonach sich durchQuerschnittskompetenzen des Staates Einschränkungen bei rund 50 Prozent der Landeskompetenzen ergeben haben?

11. Welche Initiativen haben Sie als Bundeskanzler der Republik Österreich – welche eine Schutzmachtfunktion gegenüber Südtirol innehat – vor dem Hintergrund gesetzt, dass 50 Prozent der Landeskompetenzen von Italien entweder abgeschafft oder eingeschränkt wurden?

12. Welche Initiativen werden Sie nun im Sinne dieser Schutzmachtfunktion setzen, um die Autonomie in Südtirol wiederherzustellen?

13. Wurden diese aktuellen Forschungsergebnisse bei den Autonomie-Gesprächen zwischen Ihnen und Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher thematisiert bzw. analysiert?

14. Wenn nein, warum nicht?

15. Wie beurteilen Sie die sich daraus ergebende Tatsache, dass seit 2014 seitens des amtierenden LH Kompatscher ganz offenbar keinerlei politische Maßnahmen gesetzt wurden, um zu verhindern, dass sich Einschränkungen für Südtirol bei rund 50 Prozent der Landeskompetenzen ergeben?

16. Werden weitere (Gesprächs)-Termine zum Thema Autonomie Südtirols noch dieses Jahr stattfinden?

17. Wenn ja, wann und mit welchen Gesprächsteilnehmern?

18. Werden Sie Herrn Prof. Dr. Thaler im Vorfeld der geplanten Jubiläen „30 Jahre Streitbeilegung“ bzw. „50 Jahre Zweites Autonomie-Statut“ kontaktieren, um auf dessen Expertise im Rahmen der Aufrechterhaltung der Schutzmachtfunktion Österreichs aufbauen zu können?


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Von ELA

3 Gedanken zu „Österreich – Regierungsgespräche zu „schleichend verschwindender“ Südtirol-Autonomie“
  1. Eines duerfte klarer werden, dass nur ein Deutscher Machtstaat die Freiheit der Deutschen Suedtiroler sichern kann!
    Was finden wir aber vor bei den Deutschen von Eider bis zur Salurner Klause, das sind Verfassungstexte und Verfassungspraktiken, die weder geeignet sind unsere nationale Identitaet zu schuetzten noch die Freiheit der Deutschen bis in den Individualbereich hinein!
    Und solange kein Gesamtdeutscher Wille zum Machtstaat, der genau das monierte garantiert ,vorhanden ist solange wird Suedtirol eben problematisch bleiben, so denkbar einfach die Formel!
    Alf v.Eller Hortobagy
    unabh.Politikberater
    und
    Jurist

  2. das geht doch alles in die hosen…klein geplänkel hier,
    eiersuche dort, masken und covid sorten bis an den geistigen horizont

    man verstrickt das volk in mühsal und endlos schleifen
    ohne die europäische idee in ihrem konzept@struktur auch nur anzutasten….ok die gurkenkrümmung ist seit gestern durch…bitte einen riesen applaus to brüssel

    wenn man jetzt nach gut 30 jahren auf die idee kommt rohstoffe für den eu markt gemeinsam einzukaufen ist das natürlich mehr als der ökonomie nobelpreis je hergeben könnte….aber löst bis jetzt noch nicht das problem der eu aussengrenzen…wohlgemerkt nach 30 verstrichenen jahren passieren illegale eu terretorium wie fleischfliegen den offenen kadaver und hier werden ^auch mit diesem artikel^ suppen erwärmt die schon alleine mit der eu mitgliedschaft verschüttet wurden.

    das kann unserem u.s. egomanen nur recht sein…
    umso dümmer und verstreuter der eu_ling gehalten
    wird umso sicherer sind seine kriegsbasen auf dem fremden kontinent weit hinter dem atlantik.

    jamaika hielt dem commweaelth prinzen gerade die rote fahne unter die nase…landet allerdings ein dementer und bis aufs mark korruppter fed gesannter in seinem colonial brüssel geht die fiat und nato party ab.

    wo bitte bleibt die eu iniziative den anglozionistischen
    egoman aus westeuropa zu hofieren…oder lassen wir uns von diesem die nächsten 300 jahre in kriege hetzjagten kalte wohnräume und die komplette kulturentfremdung hetzen…ist diese eu vielleicht
    schon tod???
    oder war dieses an allen ecken und kanten fehlkonstruierte eu_konstrukt von vorneherein
    des egomans mittel zum zweck??

  3. “All dies geschah allerdings ohne nennenswerten Widerstand seitens der Südtiroler Landesregierung” – Und was ist mit der einheimischen Bevölkerung? Auch dort hat man wohl zu lang (oder immer noch) den falschen Volksvertretern zugestimmt und sie ohne nennenswerten Widerstand gewähren lassen.

    Wobei heutzutage ein Anschuß an Tirol kaum eine Verbesserung wäre, die Zustände in der Alpenrepublik übertreffen mittlerweile das was früher als überspitztes Italien-Chaos-Klischee galt.

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