web analytics
Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán bei der Eröffnung des akademischen Jahres an der Mathias-Corvinus-Hochschule · Foto: Pressebüro des Ministerpräsidenten/Zoltán Fischer

Durch die Abkehr vom Christentum hat der Westen sein Sendungsbewusstsein verloren, sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán

Nach dem Versagen des Westens sei es nun an Mitteleuropa, Vertrauen und Inspiration zu geben, sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán bei der Eröffnung des akademischen Jahres an der Budapester Mathias-Corvinus-Hochschule.

Er sprach auch über die Tatsache, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert Asiens sein wird, was aber nicht unbedingt etwas Schlechtes ist.

“Wie war es möglich, dass der Westen 400 Jahre lang an der Spitze der Welt gestanden hat? Das muss erklärt werden”, sagte Orbán.

“Der Westen hätte ohne sein Sendungsbewusstsein nicht an der Spitze der Welt stehen können, und das Sendungsbewusstsein des westlichen Menschen lag im Christentum”, fügte er hinzu. All dies lebte im Westen auch nach der Aufklärung weiter. Es ist seit langem eine Überzeugung, dass die Bilanz der westlichen Zivilisation grundsätzlich positiv ist”.

“Im 21. Jahrhundert hat sich etwas verändert, und all dies geschah nach dem Ende des Kalten Krieges”, so Orbán.

“Apokalyptisches Denken prägt zunehmend das westliche Denken”, sagte er und fügte hinzu, dass die Kultur des Westens in den USA die Kontrolle übernommen habe, während “in Europa eine Art muslimische Flut von Süden her einsetzte, die eine neue Situation in Frankreich, den Niederlanden, Spanien und Italien schuf.”

Der Westen sei nicht in der Lage, angemessene Antworten auf diese Katastgrophe zu geben, sagte der Ministerpräsident.

“Der Westen hat allmählich den Glauben an sein Sendungsbewusstsein verloren”, fügte er hinzu.

Orbán sprach auch davon, dass diejenigen, die ein Sendungsbewusstsein haben, in manchen Augen die Feinde einer “offenen Gesellschaft” sind. Dieses Konzept sei einer der destruktivsten Gedanken nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen.

“Heute ist eine offene Gesellschaft das einzige Konzept in Westeuropa”, sagte Orbán. “Jetzt, in einer Zeit der muslimischen Flut und des Aufstiegs Asiens, kann sich der Westen nicht mit seinem eigenen Sendungsbewusstsein auseinandersetzen, während er als Geisel der Idee einer offenen Gesellschaft gehalten wird.”

“Wir hier in Mitteleuropa haben unseren eigenen Glauben und unsere Inspiration nicht verloren”, erklärte er.

“In dieser Situation hat Mitteleuropa seine eigene Mission nicht aus den Augen verloren, und die Ungarn auch nicht”, sagte der Ministerpräsident. “Die heutigen Debatten mit Brüssel beruhen auf genau diesem Unterschied. Das Sendungsbewusstsein einer Nation ist heute im Westen inakzeptabel und verdächtig.”

Quelle: Magyar Nemzet


5 Gedanken zu „Orbán: Der Westen ist eine Geisel der Idee einer “offenen Gesellschaft”“
  1. Orban: „Wie war es möglich, dass der Westen 400 Jahre lang an der Spitze der Welt gestanden hat?”

    Hier schon mal meine Antwort, Herr Orban:
    – Das Schlüsselwort ist “Rationalität”.
    – Diese wurde erfunden vor gut 2500 Jahren von den ionischen Philosophen (Thales, Anaximander, Anaximenes) und bestand daraus, dass die Kriterien “Anschaulichkeit” und “Logik” an die Phänomene der Welt gelegt wurden, um diese zu verstehen.
    – Dieser neu erfundenen Rationalität wurde sofort von verschiedenster Seite ans Bein gepinkelt, z.B. auch von den antiken Philosophen (Parmenides, Platon), aber am vehementesten vom Christentum, das der “Weisheit” (also der Rationalität) dezidiert den “Glauben” als allein seligmachend gegenüberstellte und einforderte.
    – Vor ca. 1500 Jahren hatte es das Christentum geschafft, den Glauben durchzusetzen und Bildung und Rationalität brutal zu verbannen.
    – 1000 Jahre später konnte sich die Rationalität wieder durchsetzen, denn die Scholastiker (christliche Philosophen) hatten es geschafft, die Welt (also Gottes Werk!) als von Rationalität durchtränkt darzustellen.
    – Das war der Startpunkt der Renaissance. (Galilei erweiterte die o.g. rationalen Kriterien durch das Experiment.) Eine beispiellose Zunahme der wissenschaftlichen und technischen Erkenntnisse war die erste Folge.
    – Die Anwendung der Rationalität führte sodann zur politischen Aufklärung. Hier gelang der endgültige Durchbruch: die Kontrolle der politischen Macht!! Dies gelang nur, ich wiederhole: NUR in Europa.

    Rationalität und die Ergebnisse der politischen Aufklärung sind also der Kern der europäischen resp. abendländischen Kultur.

    PS: Für diejenigen, die sich tiefer damit befassen wollen, hier drei Literaturepfehlungen:
    – David Landes, Wohlstand und Armut der Nationen
    – Hans Albert, Freiheit und Ordnung
    – Eric Lionel Jones, Das Wunder Europa

    1. Eine saubere Chronologie der vielleicht markantesten Punkte.
      Ich stelle mir gerade Wahlplakate vor, mit dem Slogan
      “Mehr Rationalität wagen!”

      Danke für die Buchempfehlungen – werde mich sehr gerne drum kümmern.
      Dabei fällt mir ein, wie richtig es war, daß wir unsere Website “stachelschriften.de” bereits vor einigen Jahren leergeputzt haben, unsere Gesprächskreise beendeten und keine weiteren Schriften mehr publizierten bevor wir in den “christlichen Osten” gingen.
      Gerne hätten wir Sie zu Gast gehabt.

  2. “Geisel der Idee einer offenen Gesellschaft” ??
    …Geht das schon wieder los…
    Da redet man schon wieder von der “offenen Gesellschaft”, anscheinend ohne auch nur ein Stück weit kapiert zu haben, was das ist.
    Was soll denn die Alternative zur “Offenen Gesellschaft sein”?
    Vielleicht ein Religionsstaat nach christlich mittelalterlichem Vorbild? Da können wir uns auch gleich vermuseln lassen.

    Eine Renaissance der Aufklärung täte Not. Aber das ist ja viel zu anspruchsvoll. Dazu müßte man etwas lesen und Karl Popper wenigstens ein Stück weit begreifen, das kann man von einem Volk nicht verlangen.
    Statt die Hoheit über den Begriff der Offenen Gesellschaft zurückzuerobern, bläst man lieber dümmlich in das Horn der Linken Soros-Mischpoke, statt endlich einmal klarzustellen, daß genau diese Offene Gesellschaft, wie Popper sie beschrieb, all die aufklärerischen Werte vertritt, die uns gerade stückweise genommen werden: Freie Gedanken, freie Rede, individuelle Freiheiten und das Recht alles zu hinterfragen, durchaus auch verbunden mit selbstkritischer Bescheidenheit statt mit sendungsbewußter Hybris.
    (Dann kämen auch Dinge wie Afghanistan samt der Folgen vielleicht etwas seltener vor)

    Der “Muslimischen Flut” ein verblödendes Kirchengebimmel und ein paar Gebete entgegensetzen zu wollen, mag ja angesichts kognitiv unterbelichteten Volksmassen eine Lösung sein. Das hat aber mit dem Kern einer “Offenen Gesellschaft” herzlich wenig zu tun.

    Dennoch hat Orbán sicher recht: es geht nur über den Glauben, nicht über die Vernunft. Das liegt aber nicht an möglichen Fehlern im Modell einer Offenen Gesellschaft sondern viel mehr daran, daß ein auf Vernunft aufbauendes Gesellschaftsprinzip das Herdenvieh “Mensch” in seiner Masse intellektuell überfordern würde.

    6
    3
    1. Sie haben recht! Alle Ideologen sind die Feinde einer “offenen Debatte”. Da, wo sie diese (noch) nicht verbieten können, verunmöglichen sie diese dadurch, dass sie die Begriffe verdrehen. Beispiel “Faschismus”: Die Linksideologen sind selbst üble Faschisten (Merkmale: demokratiefeindlich u. gewaltanwendend), benutzen diesen Begriff aber zur Diffamierung ihrer politischen Gegner. So geht die sog. “Antifa” mit Gewalt gegen die Äußerung anderer politischer Meinungen vor.

      Die “offene Gesellschaft” ist auch ein solch verdrehter Begriff. Geprägt von Karl Popper (als Konzept der anti-ideologischen, demokratischen Gesellschaft mit offener Debatte) wurde dieser Begriff von den Globalisierern (ein paar durchgeknallte Milliardäre, internationale Konzerne, die Kommunistische Partei Chinas (mit dem Rattenschwanz der Linksideologen weltweit)) völlig verdreht zu einer Gesellschaft, die ihre Grenzen nicht nur weit öffnet, sondern quasi abschafft, und damit Demokratie, Wohlstand und soziale Sicherung abschafft.

      Und ich befürchte, Sie haben auch recht damit, dass die Wiedereroberung dieses Begriffs nicht gelingen wird.

      6
      1
  3. Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich die Geisel einer Idee sind oder nicht doch die, einer hörigen EU Kaste und deren Schmierfink-Medien?

    14

Schreibe einen Kommentar zu J.S. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert