Orbán: Natio­nal­staaten sollen über Migra­tion entscheiden

Ministerpräsident Viktor Orbán (j) und Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, auf dem Strategieforum in Bled, Slowenien · Foto: MTI / Miniszterelnöki Sajtóiroda

Auf dem Stra­te­gie­forum in Bled betonte der unga­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent, dass Europa zusam­men­bleiben muss, und dafür brau­chen wir wirt­schaft­li­chen Erfolg.

 

Von Mariann Őry

Das Thema Migra­tion beherrschte die Debatte über die Zukunft Europas auf dem Stra­te­gie­forum in Bled (dt. Veldes). Minis­ter­prä­si­dent Viktor Orbán sagte, dass die Befug­nisse zur Steue­rung der Einwan­de­rung den Natio­nal­staaten über­tragen werden sollten.

Der slowe­ni­sche Minis­ter­prä­si­dent Janez Janša rief bei der Eröff­nung des Stra­te­gie­fo­rums in Bled am Mitt­woch­morgen zu einem starken Europa auf, das sich auf starke Mitglieds­staaten stützt. David Sassoli, Präsi­dent des Euro­päi­schen Parla­ments (EP), hielt die Grund­satz­rede zur Eröff­nung einer Podi­ums­dis­kus­sion über die Zukunft Europas. Der italie­ni­sche sozia­lis­ti­sche Poli­tiker, der als einziger der Teil­nehmer kein Englisch sprach und seine Worte von einem Dolmet­scher über­setzen ließ, sprach sich in einem Groß­teil seiner Rede für die Vertei­lung von Asyl­be­wer­bern aus.

In seiner Antwort auf eine Frage zum Wesen der Politik betonte Minis­ter­prä­si­dent Viktor Orbán, dass die Aufgabe der poli­ti­schen Führer darin bestehe, das Volk und die Nation auf die Zukunft vorzu­be­reiten, und dazu müssten sie zunächst verstehen, wie diese Zukunft aussehen werde. Danach muss fest­ge­legt werden, welche Instru­mente zur Verfü­gung stehen, welche nicht und wie letz­tere zu beschaffen sind. Der tsche­chi­sche Minis­ter­prä­si­dent Andrej Babiš betonte das Krisen­ma­nage­ment, Janša die Notwen­dig­keit, unter­schied­liche Inter­essen zu koor­di­nieren, und der serbi­sche Präsi­dent Alek­sandar Vučić trat für mutige Entschei­dungen ein.

Die Migra­tion war ein wich­tiges Thema in der Debatte, wobei die führenden Poli­tiker ihre Diffe­renzen zum Ausdruck brachten. Im Gegen­satz zu Sassolis einwan­de­rungs­freund­li­chen Äuße­rungen vertrat der grie­chi­sche Minis­ter­prä­si­dent Kiriakos Miko­takis die Ansicht, dass man aus den Fehlern der Migran­ten­krise von 2015 lernen und Asyl­be­wer­bern vor Ort helfen und die Grenzen schützen sollte.

Orbán erin­nerte daran, dass er 2015 der erste war, der davor warnte, dass die Massen­mi­gra­tion die Sicher­heit und die kultu­relle Iden­tität Europas bedroht. Er wies auch darauf hin, dass es in dieser Frage erheb­liche Meinungs­ver­schie­den­heiten gebe, und dass alle Befug­nisse im Bereich der Migra­tion an die Natio­nal­staaten zurück­ge­geben werden müssten, wenn man nicht wolle, dass sie die Union ausein­an­der­reißen. Er wies auch darauf hin, dass Ungarn die demo­gra­fi­schen Probleme nicht durch Migra­tion, sondern durch eine tradi­tio­nelle, christ­liche Fami­li­en­po­litik angehen will.

Der tsche­chi­sche Premier­mi­nister bezeich­nete die Situa­tion in Afgha­ni­stan als Schande und Kata­strophe. Er erin­nerte auch daran, dass er und Viktor Orbán ihr Veto gegen die „dumme Idee“ von Quoten einge­legt hatten.

Zum Thema Migra­tion zog Sassoli eine Analogie zur Erfah­rung des Zusam­men­bruchs des Römi­schen Reiches, worauf Viktor Orbán später erwi­derte, dass die histo­ri­schen Erfah­rungen Ungarns eine rele­van­tere Paral­lele darstellen, da alle Migranten, die heute in Europa ankommen, Muslime seien. Er warnte, dass die jetzt ankom­menden Migranten die Zusam­men­set­zung Europas verän­dern und unser gemein­sames christ­li­ches Kultur­erbe in Frage stellen würden.

Auf die EU-Erwei­te­rung ange­spro­chen, betonte der unga­ri­sche Minis­ter­prä­si­dent, dass der Beitritt Serbiens zur EU von stra­te­gi­scher geopo­li­ti­scher Bedeu­tung sei. Vučić äußerte sich enttäuscht über die Beitritts­ver­hand­lungen. Er sagte, dass die west­li­chen Balkan­länder wegen der Verzö­ge­rung ihrer EU-Inte­gra­tion nach eigenen Lösungen suchen, um ihre Inter­essen zu schützen, auch wenn nicht alle darüber glück­lich sind.

Zur Zukunft Europas sagte Orbán, seine Vision sei es, „zusammen zu bleiben“. Dies setzt wirt­schaft­li­chen Erfolg voraus, ohne den es keine poli­ti­sche Basis für gemein­same Werte gibt.

Orbán führt Gespräche mit dem kroa­ti­schen Premierminister

Minis­ter­prä­si­dent Viktor Orbán disku­tierte am Mitt­woch im slowe­ni­schen Bled mit seinem kroa­ti­schen Amts­kol­legen Andrej Plenković über die poli­ti­sche Lage in Europa, die Zukunft der EU und die unga­risch-kroa­ti­sche Zusam­men­ar­beit, so Bertalan Havasi, Pres­se­chef des Minis­ter­prä­si­denten, gegen­über der unga­ri­schen Pres­se­agentur MTI.

Bei dem Treffen dankte der kroa­ti­sche Premier­mi­nister Ungarn für seine Hilfe bei der Besei­ti­gung der Schäden, die das Erdbeben in Kroa­tien im vergan­genen Jahr verur­sacht hatte.

Erör­tert wurden auch aktu­elle Fragen der unga­risch-kroa­ti­schen regio­nalen wirt­schaft­li­chen Zusam­men­ar­beit und die Bedeu­tung des Grenzschutzes.

Im Zusam­men­hang mit den laufenden Gesprä­chen über die Zukunft Europas waren sich Orbán und Plenković einig, dass Mittel­eu­ropa seine Inter­essen in den Verhand­lungen vertreten müsse.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei MAGYAR HÍRLAP, unserem Partner in der EUROPÄISCHEN MEDIENKOOPERATION.


4 Kommentare

  1. Als Opfer von II. Welt­krieg will ich keine Isla­mi­sie­rung, nur Frieden mit allen Ländern und wir müssen aus der NATO heraus und eigene, klei­nere Armee zusammenstellen.
    Dann brau­chen wir keine Zuwan­de­rung mehr, nur Umschulung!!!!

  2. Irgendwie finde ich Herrn Orban x mal besser als die „Herrschaften*innen“ welche hier die Luft verbrauchen.
    Muss mal schauen ob und wie man einen Asyl­an­trag stellt, .…. so als Poli­tisch Verfolgter.

  3. Irrtum! Die 20 Millionen die nach 1940 in Europa Opfer von Gewalt und Vertrei­bung wurden, die sollten zu aller erst gehört werden. Denn diese Ereig­nisse betreffen uns und wirken bis heute nach. Das Getöse, mit dem uns heute per Scheck­buch­jour­na­lismus stünd­lich nicht nach­prüf­bare „Flücht­lings­nar­ra­tive = Flücht­lings­er­zäh­lungen“ ins Essen gemischt werden, ist in jeder Hinsicht ungesund!

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