Sekretär des Russi­schen Sicher­heits­rats Nikolai Patru­schew: „Angel­säch­si­sche Eliten haben Hitler unterstützt“

Der Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation, Nikolai Patruschew

Inter­view mit dem Sekretär des Sicher­heits­rates der Russi­schen Föde­ra­tion, Nikolai Patru­schew durch Iswes­tija am 3. Mai 2023

 

Frage: Herr Patru­schew, unser Gespräch findet am Vorabend des 78. Jahres­tages des Sieges im Großen Vater­län­di­schen Krieg statt. Es ist allge­mein bekannt, dass viele Menschen in der Welt, insbe­son­dere im Westen, dieses Datum vergessen und die Rolle unseres Landes im Zweiten Welt­krieg verschleiern wollen. Was halten Sie von so einer Aktion?

Nikolai Patrushew: Die Grün­dung der UNO war ein wich­tiges Ergebnis des Zweiten Welt­kriegs. Die Sowjet­union spielte bei ihrer Grün­dung eine Schlüs­sel­rolle und wurde mit einer führenden Posi­tion in dieser bedacht.

Nach dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union beschlossen Washington und London, dass dieser ihre Chance sei, eine unipo­lare Welt zu errichten. Von jener Idee lassen die Angel­sachsen auch heute nicht ab. Der Westen ist der Ansicht, dass die Zerstö­rung Russ­lands oder Degra­die­rung des Landes zu einem dritt­klas­sigen Land unter einer externen Verwal­tung, der Verän­de­rung der inter­na­tio­nalen Ordnung dienen würde.

Ihr Streben jedoch über­sieht die Festig­keit unseres Staates und den Willen des russi­schen Volkes, unab­hängig zu bleiben. In dem Bestreben eine Vormacht­stel­lung zu erlangen, arbeiten die Angel­sachsen daran, die Ergeb­nisse des Krieges zu revi­dieren, Russ­land den Status als Sieger­staat und stän­diges Mitglied des UN-Sicher­heits­rates streitig zu machen, die Geschichte umzu­schreiben und andere zu nötigen, die heroi­schen Leis­tungen der multi-ethni­schen Sowjet­na­tion in Abrede zu stellen.

Als der Krieg in den letzten Zügen lag, versuchte der Westen die Geschichte des II. Welt­krieges bereits umzu­schreiben. Zum Anfang des Konflikts liess das Verei­nigte König­reich, eine Samm­lung gefälschter Doku­mente verbreiten, um die Sowjet­union als Haupt­schul­digen mit der Entfes­se­lung des Krieges in Europa zu brand­marken. Moderne Fakten-Verdreher schre­cken nicht davor zurück, die aggres­sive Ideo­logie Nazi­deutsch­lands mit den kommu­nis­ti­schen Konzep­tionen der Sowjet­union gleich­zu­setzen. Sie bedienen einmal mehr die Klischees ihrer Vorgänger im Geiste.

Frage: Zudem scheint der Westen den unmensch­li­chen Charakter des Faschismus zu über­sehen und die Geschichte vergessen zu haben. Wie erklären Sie sich diese Tendenzen, Geschichte umschreiben zu wollen?

Nikolai Patru­schew: Sie haben keine andere Wahl, als dies zu verdrängen. Es gibt viele unwi­der­leg­bare Fakten, die zeigen, dass Vertreter der angel­säch­si­schen Elite faschis­ti­sches Gedan­kengut teilten und Hitler finan­ziell und orga­ni­sa­to­risch unter­stützt haben, doch nun ihr demo­kra­ti­sches Gesicht wahren müssen. Faschismus und Natio­nal­so­zia­lismus bleiben das ulti­ma­tive Übel, egal ob sie hinter einer Kutte, Mili­tär­uni­form oder sonst einem Klei­dungs­stück einherkommen.

Nichts­des­to­we­niger sind Angel­sachsen eifrig dabei, die neona­zis­ti­sche Ideo­logie wieder einzu­führen, um ihre modernen geopo­li­ti­schen Ziele zu reali­sieren. Diese Expe­ri­mente führen viel eher zu einer globalen Kata­strophe als vermeint­liche Domi­nanz, weswegen es notwendig, diesen auf harte und kompro­miss­lose Weise entgegenzutreten.

Frage: Einige west­liche Experten postu­lieren, dass der Westen globale Domi­nanz benö­tige, um seinen eigenen wirt­schaft­li­chen Wohl­stand abzu­si­chern. Lässt sich daraus ableiten, dass Russ­land ein histo­ri­sches Hindernis darstelle und west­liche Pläne durchkreuze?

Nikolai Patru­schew: In diesem Sinne können wir mit solchen Stimmen sogar über­ein­stimmen. Russ­land ist dem Westen ein Dorn im Auge und steht seinen Bemü­hungen, eine eigene Welt­ord­nung zu errichten, im Wege. Vor mehr als hundert Jahren formu­lierte der engli­sche Geograf Halford John Mack­inder die bekannte Theorie des geogra­fi­schen Dreh- und Angel­punkts der Geschichte und die des Kern- oder Mittel-Landes, das von Russ­land besetzt wäre. Er argu­men­tierte, dass derje­nige, der das Kern­land beherr­sche, auch die Welt­insel, wie er Eura­sien nannte, beherr­sche. Wer das Kern­land kontrol­liere, so glaubte er, sei in der Lage, den eura­si­schen Raum zu beherr­schen, was zugleich die Grund­lage für globale Vorherr­schaft wäre.

Er hatte auch die Vorstel­lung, dass dieses Gebilde mit Hilfe eines soge­nannten Cordon sani­taire, der aus klei­neren osteu­ro­päi­schen Nationen bestünde, isoliert werden könnte. Ebenso war es Mack­in­ders Initia­tive, Russ­land die Ukraine und andere entle­gene Gebiete des ehema­ligen Reiches zu entreißen. Das ist zwar schon viele Jahre her, aber die Ziele sind unver­än­dert geblieben.

Frage: Verstehe ich Sie richtig, dass die geopo­li­ti­sche Wissen­schaft des Westens immer noch den von Mack­inder vorge­schla­genen Mustern folge?

Nikolai Patru­schew: Die globale anti­rus­si­sche Stra­tegie des Westens ist seit Jahr­hun­derten dieselbe geblieben. Ich habe an Mack­inder erin­nert, weil er einer der ersten war, der eine Theorie aufstellte, auf den die zahl­rei­chen aggres­siven Kreuz­züge der west­li­chen Zivi­li­sa­tion gegen Russ­land basieren. Die Ostex­pan­sion der NATO folgt sogar denselben Wegen wie denen von Napo­leon, Kaiser Wilhelm und Hitler.

Alle großen Erobe­rungs­kriege gegen Russ­land zielten darauf ab, seiner Exis­tenz als wich­tigste geopo­li­ti­sche Kraft in Eura­sien ein Ende zu setzen.

Unmit­telbar nach dem Zweiten Welt­krieg arbei­teten die Verei­nigten Staaten an einer Reihe von Plänen, um die UdSSR zu vernichten. Sie beab­sich­tigten unter anderem, Atom­bomben auf Dutzende von sowje­ti­schen – und chine­si­schen – Städten abzu­werfen. Sie wurden durch Straf­frei­heit ermu­tigt, denn niemand hatte sie für ihre nuklearen Terror­akte gegen Japan, deren Städte Hiro­shima und Naga­saki bombar­diert worden waren, zur Rechen­schaft gezogen.

Frage: Während seines Aufent­halts in Japan mutmasste US-Außen­mi­nister Antony Blinken zum mensch­li­chen Leid, welches durch die Atom­bom­ben­an­griffe verur­sacht worden waren. Er vermied jedoch mit voller Absicht, die Tatsache zu erwähnen, dass diese Angriffe von Amerika ausge­führt worden waren. Warum hat er es Ihrer Meinung nach versäumt, die Möglich­keit eines nuklearen Konflikts anzuprangern?

Nikolai Patru­schew: Das ist nicht über­ra­schend. Die Ameri­kaner wissen nicht, worum es bei einem Krieg im Prinzip geht. Die letzten Gefechte auf ihrem Boden und Konti­nent haben im Jahr 1865 geendet. Sie haben nie die Schre­cken von Bela­ge­rung, Verwüs­tung, Hunger und Todes­la­gern erleben müssen; sie hatten nie Millionen an Leben zu beklagen. Daher ist es für ihre Eliten ein Leichtes, die Notwen­dig­keit zu formu­lieren, mehr Waffen produ­zieren, Russ­land eine mili­tä­ri­sche Nieder­lage zufügen, neue Kriege und anderes vorbe­reiten zu lassen. Sie verletzen inter­na­tio­nale Verein­ba­rungen und haben keine Skrupel, wieder reale Atom­tests aufnehmen zu lassen. Sie wollen zyni­scher Weise die Entschei­dung treffen, Austra­lien das Know-how zum Bau von Atom-U-Booten für das Mili­tär­bündnis AUKUS zu überlassen.

Frage: Aber in diesem Konflikt steht Europa ja im Brenn­punkt der Entwick­lungen. Verfügt es über Poli­tiker, die objek­tive Einschät­zungen vornehmen können bzw. sich weigern könnten, den von Washington vorge­schla­genen Weg einzuschlagen?

Nikolai Patru­schew: Die heutige euro­päi­sche Politik befindet sich in einer tief­grei­fenden mora­li­schen und intel­lek­tu­ellen Krise. Ein ekla­tantes Beispiel dafür ist die Münchner Sicher­heits­kon­fe­renz, zu der west­liche Poli­tiker nur antreten, um sich gegen­seitig die Richt­li­nien des State Depart­ment vorzu­lesen. Die Verei­nigten Staaten haben Europa okku­piert, indem sie die Mecha­nismen des Nord­at­lan­ti­schen Bünd­nisses auf ihre eigenen Bedürf­nisse abstellten. Inmitten ihrer Sack­gasse, haben euro­päi­sche Offi­zi­elle die Alte Welt und ihre wirt­schaft­liche Basis in ein Expe­ri­men­tier­feld der USA verwan­delt und setzen gehorsam die mili­tä­ri­schen Ziele der NATO um. Das vom Pentagon mani­pu­lierte NATO-Kommando steht in direktem Kontakt mit den Waffen­pro­du­zenten und setzt sich über offi­zi­ellen Stellen anderer Länder einfach hinweg.

Die NATO-Erwei­te­rung ermög­licht es Washington, neue Gebiete in Osteu­ropa unter seine Kontrolle zu bringen. Bezeich­nend ist in diesem Zusam­men­hang der Algo­rithmus, nach dem neue Länder dem Bündnis beizu­treten haben. Sie haben gegen­über dem „Meister“ Treue zu schwören, indem sie Instru­mente der Rati­fi­zie­rung direkt von der US-Regie­rung abhängig machen.

Frage: Der Westen hat für jede seiner Hand­lungen Theo­rien und Recht­fer­ti­gungen. Die euro­päi­schen Eliten nehmen zum Beispiel das Konzept der „schönen neuen Welt“ von Klaus Schwab, dem Gründer und Schirm­herrn des Welt­wirt­schafts­fo­rums, sehr ernst. Bei diesem Konzept geht es übri­gens um ein Leben in Wohl­stand für eine begrenzte Anzahl von Menschen. Kann man sagen, dass ihr heutiges Handeln von diesem Konzept beein­flusst wäre?

Nikolai Patru­schew: Nach den Theo­rien von Herrn Schwab und Leuten wie ihm ist die „schöne neue Welt“ nichts für Russ­land und seine Bevöl­ke­rung. Der Westen baut nach seinen Plänen konse­quent seinen poli­ti­schen, mili­tä­ri­schen und wirt­schaft­li­chen Druck auf dieses Land weiter auf.

Die NATO hat zusätz­liche Mili­tär­kon­tin­gente in osteu­ro­päi­schen Ländern statio­niert. In der Region befinden sich fast 60.000 US-Soldaten. Das Bündnis hat die mili­tä­ri­sche Infra­struktur in der Nähe der russi­schen Grenzen moder­ni­siert und den Umfang und die Inten­sität seiner Einsatz- und Gefechts­übungen erhöht. Es liefert mili­tä­ri­sche Ausrüs­tung und Waffen an die Ukraine und hat Dutzende von Ausbil­dungs­zen­tren für ukrai­ni­sche Truppen eröffnet.

Während der Westen zur Bedeu­tung von Terro­ris­mus­be­kämp­fung nur Lippen­be­kennt­nisse abson­dert, lässt er aktiv terro­ris­ti­sche und extre­mis­ti­sche Orga­ni­sa­tionen gegen Russ­land aktiv werden, indem der Westen auf seine Methoden zurück­greift, die schon in den 1990er Jahren im Nord­kau­kasus ange­wandt wurden.

West­liche Geheim­dienste bilden Terro­risten und Sabo­teure aus, die in Russ­land Straf­taten begehen sollen. Sie wollen der Bevöl­ke­rung Angst einjagen und die verfas­sungs­recht­li­chen Grund­lagen des Landes untergraben.

Die Angel­sachsen haben Russ­lands Finanz­ver­mögen beschlag­nahmt, und zwar nach dem Muster, das Groß­bri­tan­nien bereits in den 1920er Jahren erprobt hat, als es sich dreist die Gold­re­serven des Russi­schen Reiches unter den Nagel riss.

Frage: Aber der Westen setzt nicht nur Russ­land selbst unter Druck, sondern auch die russi­sche Bevöl­ke­rung, die er aktiv Infor­ma­tionen und psycho­lo­gi­schem Druck aussetzt. Was ist sein ulti­ma­tives Ziel?

Nikolai Patru­schew: Der Westen versucht, die innere Einheit unseres Landes und unseres Volkes zu unter­graben, die Bürger zu demo­ra­li­sieren und ihnen das Gefühl zu geben, minder­wertig zu sein. Zahl­reiche Forschungs­in­sti­tute in den Verei­nigten Staaten und in Europa arbeiten hart daran, abwe­gigste pseu­do­wis­sen­schaft­liche Theo­rien aufzu­stellen. Sie versu­chen zu beweisen, dass es notwendig sei, die russi­sche Menta­lität zu re-kondi­tio­nieren, um die Russen zu nötigen, vor Mitbür­gern anderer ethni­scher Gruppen und Glau­bens­rich­tungen Buße zu tun, die unter dem, was sie „impe­riales Joch“ nennen, vermeint­lich litten.

Gleich mehrere US-Stif­tungen versu­chen, der Washing­toner Elite ihre Forschungs­pa­piere mit z.B. mit Titeln, wie Failed State: A Guide to Russia’s Rupture“ [„Geschei­terter Staat: Anlei­tung zum Aufbre­chen Russ­lands“] anzu­drehen, die im Auftrag des Außen- und des Vertei­di­gungs­mi­nis­te­riums in aller Eile verfasst wurden. In den Papieren wird argu­men­tiert, dass der Schwer­punkt auf Schaf­fung und Aufrecht­erhal­tung von Insta­bi­lität in den Nach­bar­staaten Russ­lands und auf einem Infor­ma­ti­ons­krieg gelegt werden sollte, der die Unter­stüt­zung der „fünften Kolonne“ und die Förde­rung des internen Sepa­ra­tismus in Russ­land einschlössen.

Allein die Soros-Orga­ni­sa­tionen geben jähr­lich 800 Millionen Dollar für die Erstel­lung gefälschter Videos, insze­nierter Fotos und Fälschungen für die sozialen Medien aus. (George Soros verriet übri­gens während des Zweiten Welt­kriegs seine jüdi­schen Mitbürger in Ungarn an Nazis.)

Der Westen ist bestrebt, die Grund­lagen der russi­schen Iden­tität und die Iden­tität der Ange­hö­rigen anderer ethni­scher Gruppen in Russ­land zu zerstören. Er gibt sich alle Mühe, uns Neue­rungen wie Geschlech­ter­viel­falt oder Geschichts­re­vi­sio­nismus aufzu­drängen, wofür wir jedoch keinen Gebrauch haben.

Frage: Können wir uns gegen diese kultu­relle Aggres­sion zur Wehr setzen?

Nikolai Patru­schew: Die Gegner Russ­lands sind daran gewöhnt, unsere Freund­lich­keit und Groß­zü­gig­keit zu miss­brau­chen. Vom Westen genährt, machen die Verfechter anti­rus­si­scher Ideen Propa­ganda für den Libe­ra­lismus – lehnen die Begriffe Heimat und Vater­lands­liebe ab und spielen damit dem Feind in die Hände. Was uns betrifft, so sollten wir alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere natio­nalen Inter­essen, unsere Kultur und unsere Geschichte zu schützen, und uns um die Zukunft dieses Landes kümmern. Die west­liche Propa­gan­da­ma­schine gerät ins Wanken, wenn sie auf Ehre, Edelmut, Entschlos­sen­heit und die unbeug­same Moral unseres Volkes trifft. Wir müssen die tradi­tio­nellen mora­li­schen Werte in jeder Hinsicht unter­stützen und stärken, ohne dabei zu vergessen, die russ­land­feind­li­chen pseu­do­wis­sen­schaft­li­chen Theo­rien zu entlarven, welche die Grund­lage von aggres­siven anti­rus­si­schen Aktionen bilden.

Frage: Lassen Sie uns über eine andere Art von Druck spre­chen. Halten Sie die Annahme für glaub­würdig, dass der Westen die Klima­pro­ble­matik als Vorwand nutze, um die Kontrolle über Russ­lands natür­liche Ressourcen herzustellen?

Nikolai Patru­schew: Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, predigen die Verei­nigten Staaten und ihre euro­päi­schen Klienten von den Kanzeln inter­na­tio­naler Orga­ni­sa­tionen rabau­ken­haft ihre Idee, dass alle Länder der Welt das Recht hätten, Russ­lands Wasser­res­sourcen zu nutzen. Sie jonglieren dreist mit den Fakten, um zu beweisen, dass die Süßwas­ser­re­serven Russ­lands vermeint­lich zu unan­ge­messen gross im Verhältnis zur Grösse der Bevöl­ke­rung und Wirt­schafts­tä­tig­keit unseres Landes wären. Vorein­ge­nom­mene west­liche Forscher und Poli­tiker behaupten herab­las­send, dass nur der kollek­tive Westen über die natür­li­chen Ressourcen der Welt verfügen dürfe und dass Russ­land diese angeb­lich zu Unrecht besässe. Diese Aussagen verdeut­li­chen die totale Abhän­gig­keit des Westens von Russ­lands natür­li­chen Ressourcen.

Frage: Kürz­lich hat Deutsch­land seine letzten drei Atom­kraft­werke abge­schaltet und damit den Ausstieg aus der Kern­energie voll­zogen. Worauf zählt Berlin Ihrer Meinung nach?

Nikolai Patru­schew: Mit dem Abbau von Kraft­werks­ka­pa­zi­täten beraubt die deut­sche Führung die Volks­wirt­schaft um ener­gie­in­ten­sive Produk­ti­ons­an­lagen. Die erneu­er­baren Ener­gie­quellen, auf die euro­päi­sche Politik setzt, können die Energie aus Kern­kraft­werken nicht voll­ständig ersetzen. Die Kern­energie ist nicht nur eine zuver­läs­sige Strom­quelle. Sie ist auch eine der umwelt­freund­lichsten Methoden zur Stromerzeugung.

In den letzten 20 Jahren hat Europa ein Viertel seiner Wälder durch die zuneh­mende Abhol­zung verloren, denn 60 Prozent der erneu­er­baren Ener­gien werden aus Biomasse gewonnen, von der fast die Hälfte aus Wäldern stammt. Sollte sich an diesem Tempo nichts ändern, wird Europa irgend­wann ganz ohne Wälder dastehen.

Da die Umwelt­agenda oberste Prio­rität einnimmt, igno­rieren EU-Beamte völlig die Argu­mente profes­sio­neller Umwelt­schützer zu den Vorteilen einer Zusam­men­ar­beit mit Russ­land auf dem Energiesektor.

Frage: Die Zuver­läs­sig­keit von alter­na­tiven Ener­gie­quellen ist relativ. Der Ausbruch des Vulkans Shiveluch in Kamt­schatka hat zum Beispiel Solar­pa­neele ausser Betreib gesetzt. Der Schi­veluch ist bei weitem nicht der Vesuv oder der Yellow­stone-Vulkan in Amerika, der als der gefähr­lichste schla­fende Vulkan der Welt gilt?

Nikolai Patru­schew: Erin­nern Sie sich an den Yellow­stone-Vulkan? Wenn er erwacht, wird es eine Kata­strophe noch nie dage­we­senen Ausmaßes geben. Er ist zu Ausbrü­chen fähig, die tausendmal verhee­render wären als alles, was die Mensch­heit bisher erlebt hatte. Beob­ach­tungen zufolge habe die Akti­vität des Vulkans im Laufe der Jahre zuge­nommen, und Magma nähere sich rasch der Erdober­fläche. Auch die Zahl der Erdbeben umlie­gender vulka­ni­scher Krater stieg auf etwa 2.000 pro Jahr.

Anhand der vorlie­genden Studien konnten der Verlauf einer mögli­chen Erup­tion und nega­tiven Auswir­kungen simu­liert werden. Man geht davon aus, dass Leben in Nord­ame­rika ausge­löscht werden würde. Darauf­fol­gende Ausbrüche anderer Vulkane sowie Erdbeben, Tsunamis und saurer Regen würden den Groß­teil der Welt­be­völ­ke­rung treffen. Dies ist jedoch etwas, das nur die Menschen in Amerika beun­ru­higt, nicht aber Politiker.

Die Vulkan­for­schung sollte ausge­baut werden, wenn wir die Menschen und die wirt­schaft­liche Infra­struktur vor den verhee­renden Auswir­kungen von Vulkan­aus­brü­chen schützen wollten. Die west­li­chen Länder sind davon besessen, den Sank­ti­ons­druck zu erhöhen, um sich gegen Russ­land abzu­schotten, während sie gut daran täten, die Zusam­men­ar­beit mit uns in der Forschung, einschließ­lich Geologie, fort­zu­setzen. Forschung und wissen­schaft­liche Errun­gen­schaften im Inter­esse des Fort­schritts und Schutzes der Mensch­heit sollten ein globales Gemeingut sein.

Gleich­zeitig möchte ich den US-Behörden, die mit dem Yellow­stone-Vulkan zu tun haben, wünschen, dass sie sich an folgendes engli­sches Sprich­wort hielten: „Wer im Glas­haus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.“ Washington, das über die Zukunft anderer Länder und Völker entscheidet, sollte nicht vergessen, dass es den alten Römern in Pompeji recht gut ging und auch ihnen Verderbt­heit nicht fremd war.

Übri­gens argu­men­tieren einige Leute in Amerika, dass Osteu­ropa und Sibi­rien im Falle eines Vulkan­aus­bruchs die beiden sichersten Orte auf der Erde wären. Das erklärt offenbar, warum die angel­säch­si­schen Eliten so erpicht darauf scheinen, genau dieses Kern­land in Besitz nehmen zu wollen.

Frage: Huma­ni­täre Kata­stro­phen und ihre unmit­tel­bare Nähe sollten die Länder ermu­tigen, sich um gegen­sei­tiges Verständnis zu bemühen, anstatt Konflikte auszu­tragen. Die Erfah­rungen der Welt bei der Bekämp­fung von COVID haben jedoch das Gegen­teil gebracht. Glauben Sie, dass es bei einer neuen Heraus­for­de­rung ähnli­chen Ausmaßes erneut zu einer Entfrem­dung zwischen den Ländern kommen würde? Oder sehen viel­leicht die Menschen die Situa­tion anders als ihre Regierungen?

Nikolai Patru­schew: Man sollte nicht vergessen, dass es in den Verei­nigten Staaten und anderen unfreund­li­chen Ländern viele Menschen gibt, die eine posi­tive Einstel­lung zu Russ­land auszeichnet. Anstän­dige Ameri­kaner und Euro­päer könnten genauso gut die russ­land­feind­liche Propa­ganda Washing­tons igno­rieren, in dieses Land kommen und russi­sche Staats­bürger werden, voraus­ge­setzt, sie hielten sich an die russi­schen Gesetze und respek­tieren unsere Kultur.

Übri­gens wächst die Zahl der Menschen, die sich dauer­haft in Russ­land nieder­lassen möchten. Die Mehr­heit dieser Menschen sind tief reli­giöse Christen mit mora­li­schen Werten, die denen glei­chen, welche Russ­land schützt, die aber in den Verei­nigten Staaten seit langem mit Füßen getreten werden.

Im vergan­genen Jahr hat sich die Zahl der US-Bürger, die sich einen Pass eines anderen Landes besorgt haben, verdrei­facht. Der Mythos vom sprich­wört­li­chen ameri­ka­ni­schen Traum hat sich in Luft aufge­löst. Die Verei­nigten Staaten sind buch­stäb­lich ins Mittel­alter zurück­ge­fallen. US-Beamte sehen still­schwei­gend zu, wie Radi­kale Gräu­el­taten begehen und Menschen dazu zwingen, BLM-Akti­visten [Black- Lives-Matter] zu huldigen. Die verschärfte Verfol­gung von Medi­en­ver­tre­tern hat sich in eine Hexen­jagd verwan­delt. In den letzten zwei Jahren gab es in den USA mehr als 300 Angriffe auf Jour­na­listen. Dutzende von Jour­na­listen wurden verhaftet und verur­teilt, weil sie einfach nur ihren beruf­li­chen Pflichten nach­gingen und über Themen berich­teten, zu denen die Behörden lieber schweigen.

Die innen­po­li­ti­schen Turbu­lenzen in den USA dem Umfang nach nehmen zu und sind dabei aufgrund unüber­brück­barer Meinungs­ver­schie­den­heiten unter elitären Kreisen, Unter­nehmen und Regie­rungs­struk­turen außer Kontrolle zu geraten.

Frage: Diese Turbu­lenzen sind sowohl inner­halb als auch außer­halb der Verei­nigten Staaten zu beob­achten und treten inmitten von Natur­ka­ta­stro­phen und anhal­tenden Wirt­schafts­krisen zutage. Warum brau­chen die Verei­nigten Staaten Ihrer Meinung nach unter solchen Bedin­gungen die Ukraine?

Nikolai Patru­schew: Die Ameri­kaner brau­chen die Ukraine nur zur hemmungs­losen Ausbeu­tung ihrer natür­li­chen Ressourcen, doch ohne ihre histo­ri­sche Bevöl­ke­rung. Durch seinen neona­zis­ti­schen Kurs hat Washington die Ukraine bereits in ein Gebiet verwan­delt, aus dem Millionen Menschen auf der Suche nach Schutz vor sozio­öko­no­mi­schen Problemen und pro-faschis­ti­scher Unter­drü­ckung geflohen sind. Von Washington orga­ni­sierte Wirren über dreißig Jahre haben die ukrai­ni­sche Bevöl­ke­rung um die Hälfte reduziert.

Und nun ist das Weiße Haus bereit, den Krieg mit Russ­land bis zum letzten Ukrainer fort­zu­setzen, doch die Ukraine als Staat zu erhalten, gehört nicht zu diesem Plan.

Über­set­zung ins Deut­sche: Unser-Mitteleuropa


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21 Kommentare

  1. Wer sich ein bissel mit Geschichte in der Tiefe beschäf­tigt, erkennt, dass Goßvä­ter­chen Bush ganz viel Dreck am Stecken hat, hinsicht­lich fina­zi­eller und ideo­lo­gisher Unter­stüt­zung von A.H. Er wurde benutzt, Menschen­leben haben für Psycho­pa­then noch nie eine Rolle gespielt.

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  2. Obwohl OPEL bereits 1927/28 an General Motor in den USA verkauft wurde, hat es danach weiter seine Produkte an das Dritte Reich geliefert.
    Der Groß­vater von Bush hatte Akti­en­be­sitz an einem Werk in Auschwitz.

    GELD war die höchste Moral dieser so guten Demokraten .….….….….….….…

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    • Oh je, Ehrhard, hier war staat­liche Unter­stüt­zung gemeint, nicht die Geschäf­te­ma­cherei von Unter­nehmen und Privatleuten …

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  3. Russi­sche Poli­tiker fallen immer durch grosses histo­ri­sches Wissen auf, Sach­lich­keit und klares Denken. Und nun mal ein Inter­view mit Bärbock, Scholz, Habeck, Lindner, Merz machen zum Vergleich. Das wird eine Offen­ba­rung der Dummheit

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    • Kostas, ich bin immer wieder verblüfft, warum Du noch in Deutsch­land lebst, wo Du es doch so sehr hasst. Deine Liebe zu Russ­land hingegen ist ja schon über­schwäng­lich. Dennoch bist Du hier. Das liegt bestimmt an Deiner hier besseren Alimen­tie­rung durch den Stast. Dafür soll­test Du aber auch mal dankbar sein und nicht immer die beschimpfen, die Dich durchfüttern.

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      • Welches Land hat dieser Herr (oder die Frau) PAKT damals denn regiert?

        Frage für ein Mensch aus der Bundes­tags­fraktur der Grün*in*en, weil ich auf diesem Gebiet selber keine Exper­tise bin.

        • UME, was war an meiner nach­ste­henden Antwort an Herrn Schwerdt zensurnotwendig?
          Beitrag:
          Infor­ma­tionen zum Pakt zwischen Chur­chill und Stalin können Sie leicht recher­chieren. Aber aufgrund Ihrer Frage traue ich Ihnen das nicht zu. Die Grüninnen brau­chen jemanden wie Sie sicher nicht.

  4. Ist es wahr, dass die Russi­sche Föde­ra­tion noch immer Uran an west­liche Staaten, auch an GB und die USA, liefert? Wenn ja, warum?

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  5. Dazu auch dieser aufschluss­reiche Artikel – „Beim ‚Gräte Rieset“ geht es nicht darum „ihre“ Dystopie zu verwirk­li­chen, sondern darum, ein gewal­tiges Chaos zu schaffen, das ihnen die Verant­wor­tung über­tragen würde:

    www.pravda-tv.com/2023/05/beim-great-reset-geht-es-nicht-darum-ihre-dystopie-zu-verwirklichen-sondern-darum-ein-gewaltiges-chaos-zu-schaffen-das-ihnen-die-verantwortung-uebertragen-wuerde/

    Aus dem Artikel: 

    „Also warten sie, sie liegen auf der Lauer. Sie warten auf diese Krise“ – dazu sage ich zum ersten Teil JA, denn sie geben niemals auf solange sie exis­tieren und wenn sie scheinbar sich zurück­ziehen, dann liegen sie weiter auf der Lauer den Moment abpas­send, wo sie aus dem Hinter­halt wieder zuschlagen können – noch besser vorbe­reitet und weiter­ent­wi­ckelt mit ihren m. A. n. SAT-AN-ischen Methoden – und zum zweiten Teil sage ich: NEIN, sie warten nicht auf diese Krise oder irgend­eine Krise oder mehrere Krisen, sie insze­nieren sie, sie verur­sa­chen sie, um das Chaos zu insze­nieren, aus dem sie ihre m. A. n. SAT-ANNUIT-sche örwäll­sche äNWeO errichten können bzw. wenn wir nach Phil Schnei­ders Worten gehen, sie, die m. A. n. Aliens, AN-UNNA-KI, diesen Planeten nach ihrer Agenda 2029 komplett menschen­frei über­nehmen könnten – DAS ist m. A. n. der Plan. Dafür tun sie m. A. n. auch alles, um mit ihrem Terra­forming sie Bedin­gungen auf und um die Erde für sie kompa­tibel und für die Menschen inkom­pa­tibel zu machen.

    Solange die exis­tieren, hören die nicht auf – davon können die Menschen ausgehen. Das sollten die posi­tiven mensch­li­chen und viel­leicht auch guten nicht­mensch­li­chen Mächte und Kräfte sich vor Augen halten und danach handeln.

    Meiner Ansicht nach.

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  6. Alle Wahr­heit muss ans Licht gebracht und gesagt werden – daher alle Achtung vor diesem Mann – top Artikel.

    Meiner Ansicht nach.

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    • Die etablierten Parteien verhin­dern hier und heute, das die AfD irgendwo hinter die Kulissen schauen darf. Denn dann würden wir die ganze Scheixx mitbe­kommen, was deut­sche Poli­tiker mit der STASI gekun­gelt haben und viel­leicht würden dann noch dazu die ganzen Schwei­ne­reien seit der Wieder­ver­ei­ni­gung ans Licht kommen!
      Bestes Beispiel ist das Vermögen der SED. Wo ist es hin? Ich glaube das haben die etablierten Parteien unter­ein­ander aufge­teilt und nun müssen sie bis zum Verre­cken zusammen halten!

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      • Die etablierten Parteien haben das SED-Vermögen vergeb­lich versucht zu finden. Ich glaube ja, dass die AfD es hat. Es sind sehr viele SEDler in der AfD unter­ge­kommen. U. a. darum hat die AfD im Osten ja auch so viel Zulauf.

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        • Tut mir leid, aber du hast sie nicht alle, Paul­chen. Weißt du über­haupt, was oder wer die SED war? Man muss und kann die nicht gut finden. Aber es ist besser, die Klappe zu halten, wenn man von etwas nicht die Bohne einer Ahnung hat!

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          • Aber Baih­du­werri hähdunnä (komi­scher Nick), ich weiß sehr wohl, was die SED war und ich habe nicht behauptet, dass ich sie gut finde. Wer lesen und das Gele­sene sogar verstehen kann, ist im Vorteil. Du leider nicht.

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