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Kanonikus Michael Gamper (Bildquelle: users.south-tyrolean.net/schuetzenbrixen/michaelgamperfarbbild1web.jpg) und Julius Perathoner (Gemälde von Alois Delug vom 17. Mai 1909)

Zum Gedenken an den 60. Todestag von Kanonikus Michael Gamper und an den 90. Todestag von Bürgermeister Julius Perathoner

In diesen Tagen erinnert Südtirol an zwei herausragende Persönlichkeiten der Tiroler Geschichte. Am 15. April 1956 starb Kanonikus Michael Gamper, der Vater der “Katakombenschule” und am 17. April 1926 verstarb Julius Perathoner, der letzte deutsche Bürgermeister von Bozen.

“Der Namen und die Bedeutung von Kanonikus Michael Gamper für unser Land wurde mir erstmals bewusst, als ich in Meran zur Schule ging und im Gamperheim wohnte. Der damalige Regens Willi Walter machte uns Schüler mit Leben und Werk des Kanonikus vertraut. Anlässlich des 60. Todestages ist es angebracht, das Lebenswerk dieser besonderen Persönlichkeit allen Südtirolern in Erinnerung zu rufen. Sein Einsatz für die deutsche Schule und für die deutsche Sprache, sein Wirken für den Ausgleich zwischen ‘Dableibern’ und ‘Optanten’ sowie seine Bemühungen um die verbrieften Rechte seines Volkes bleiben unvergessen und sollten auch für die heutige Generationen Richtschnur sein. Kanonikus Michael Gamper wurde zu Recht bei einer wissenschaftlichen Tagung entsprechend gewürdigt”, schreibt der freiheitliche Fraktionssprecher im Landtag, Pius Leitner, in einer Aussendung.

Leitner erinnert auch an den 90. Todestag des letzten deutschen Bürgermeisters von Bozen, Julius Perathoner. Diese Erinnerung sollte besonders im Licht der anstehenden Gemeinderatswahlen in Bozen betrachtet werden. Das Vermächtnis Perathoners für ein echtes friedliches Zusammenleben sei ein Gradmesser für jeden Bozner Gemeindepolitiker. Der deutschnational-freiheitlich gesinnte Perathoner habe im Nationalitätenstreit der Habsburgermonarchie als gemäßigt und als Mann des Ausgleichs gegolten. Dazu sei an seine Antrittsrede als Bürgermeister am 15. März 1895 erinnert:

“In nationaler Beziehung werde ich nicht vergessen, dass Bozen eine deutsche Stadt ist und eine solche bleiben soll. Ich werde aber ebenso im Auge behalten, dass eine Anzahl von Mitbürgern italienischer Zunge sich in unserer Stadt befindet, mit welchen die Deutschen im Frieden und im Einvernehmen leben wollen. Die Anerkennung des deutschen Charakters unserer Stadt seitens unserer italienischen Mitbürger auf der einen Seite, die Achtung vor der durch herrliche Sprache und hervorragende Kultur sich auszeichnenden italienischen Nation andererseits sowie die beiden Volksstämmen gemeinsamen patriotischen Empfindungen haben ein glückliches Verhältnis zwischen Deutschen und Italienern in unserer Stadt geschaffen, dessen Trübung im Interesse beider Teile uns hoffentlich erspart bleibt.”

“Wie wir heute wissen, blieb diese Trübung nicht erspart. Julius Perathoner war von 1895 bis 1922 letzter deutscher Bürgermeister von Bozen, von 1901 bis 1911 war er Reichsratsabgeordneter in Wien und von 1902 bis 1907 Landtagsabgeordneter in Innsbruck. Er war nicht nur einer der wichtigsten Vertreter der Deutschfreiheitlichen Partei, sondern eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Jahrhundertwende in Tirol. 1922 wurde er im Zuge des Marsches auf Bozen von den Faschisten gewaltsam als Bürgermeister abgesetzt und durch einen faschistischen Amtsbürgermeister (Podesta`) ersetzt. Perathoner war Mitbegründer und langjähriger Obmann des Männergesangsvereins Bozen sowie des Deutschen Schulvereins und Mitglied des Bozner Turnvereins. Wer heute den anhaltenden Stillstand in der Gemeinde Bozen betrachtet, muss vor den stadtplanerischen Entscheidungen Perathoners regelrecht erblassen. In seiner Amtszeit wurden u. a. folgende Objekte verwirklicht: das Stadtmuseum, das Theater, die Straßenbahn nach Gries und Leifers, die Kaiserjägerkaserne, die Talferbrücke, die Promenaden zu beiden Seiten der Talfer, die Kaiserin-Elisabeth-Schule (heute Goetheschule), die Etschwerke und das neue Rathaus. Ob Bozen jemals wieder einen deutschen Bürgermeister erhält, wird die Zukunft weisen, einen Mann wie Julius Perathoner könnte die Stadt aber sicher gut gebrauchen”, so Leitner abschließend.

Quelle: Pressedienst von Pius Leitner, Freiheitliche Landtagsfraktion, Bozen

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