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Miloš Zeman, Präsident der tschechischen Republik · Foto: Facebook

Es kommt nicht oft vor, dass ein Politiker den Mut hat, sich öffentlich an die Brust zu schlagen für Fehler, die er im Amt gemacht hat. Doch genau das tat der tschechische Präsident Miloš Zeman an diesem Dienstag, 18. Mai, in Prag, als er seinen serbischen Amtskollegen Aleksandar Vučić empfing.

Aufstand albanischer Rebellen im Kosovo

1999 sah sich das damalige Jugoslawien – bestehend aus Serbien und Montenegro – mit einem Aufstand albanischer Rebellen in seiner historischen Südprovinz Kosovo konfrontiert – wo die Albaner im späten 19. Jahrhundert zur Mehrheit wurden –, während sich die westlichen Länder meist auf die Seite der Albaner stellten, deren einseitige Unabhängigkeitserklärung sie unterstützten. Um den serbischen Widerstand gegen die Anordnungen der Vereinigten Staaten und der Europäischen Union zu brechen, fasste die NATO den Beschluss, jugoslawische Städte zu bombardieren, ein Beschluss, an dem die Tschechische Republik, die dem atlantischen Bündnis im März 1999 gerade beigetreten war, de facto gezwungen wurde, sich zu beteiligen, während Miloš Zeman Ministerpräsident war. Etwa 500 serbische Zivilisten wurden bei den Bombardements getötet.

„Ich möchte mich für die Luftangriffe entschuldigen“

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich für die Bombardierung des ehemaligen Jugoslawiens zu entschuldigen […]

Ich möchte mich für die Luftangriffe auf das ehemalige Jugoslawien entschuldigen. Ich bitte das serbische Volk um Vergebung. Das hat mich von Anfang an nicht in Ruhe gelassen. Die Entscheidung über die Luftkampagne wurde nur wenige Wochen nach unserem NATO-Beitritt getroffen. Wir waren das letzte Land, das grünes Licht gegeben hat“,

sagte Miloš Zeman gegenüber Aleksandar Vučić am Dienstag in Prag, und erklärte, er habe damals „verzweifelt“, aber vergeblich versucht, sich dem NATO-Beschluss zu widersetzen. Er und seine Regierung hätten sich letztlich den Anweisungen des Westens gebeugt, was Zeman als „Mangel an Mut“ bezeichnete. „Mit dieser Bitte um Vergebung löse ich ein langjähriges Trauma auf, denn Reue ist befreiend. Ich habe es gesagt und meine Seele gerettet“.

Tschechen Brudervolk der Serben

Der serbische Präsident Vučić würdigte die Geste von Miloš Zeman und antwortete:

Von diesem Tag an wird das serbische Volk die Tschechen nicht nur als eine befreundete Nation, sondern auch als ein Brudervolk betrachten. Das serbische Volk wird Zemans Worte nicht vergessen, wir werden ihm ewig dankbar sein, denn das, was er über die Bombardements gesagt hat, ist von keinem anderen Verantwortlichen [für die Angriffe auf Jugoslawien 1999] gesagt worden“.

4 Gedanken zu „Tschechischer Präsident Zeman: „Ich bitte das serbische Volk um Vergebung““
  1. Viele tausende Bosnier und Albaner, die von den Serben ermordet wurden, finden da selbstverständlich keine Erwähnung. Hauptsache, die bösen Amis sind an allem Schuld.

    Zeman heuchelt Vergebung. Wofür?
    Nicht etwa für die unzähligen Deutschen und Österreicher, die vertrieben und massakriert wurden. Für hunderte Dörfer, die ausradiert wurden.
    Vergebung? Wie wärs mit Aufhebung der Benes-Dekrete?

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  2. Alle 8tung! NUR so geht es! So funktioniert Aussöhnung!

    Es begann mit einer Lüge, Teil 1: https://youtu.be/HBHefedY4fw
    Es begann mit einer Lüge, Teil 2: https://youtu.be/Hn3sxKwKCh0
    Es begann mit einer Lüge, Teil 3: https://youtu.be/L2KRPze0ONU

    Dass Kreaturen wie Schröder – der sogar noch öffentlich zugibt, dass er völkerrechtswidrig gehandelt hatte – oder Fischer noch frei herumlaufen und bisher nicht eingeknastet wurden, “spricht” nicht gerade für den Westen, für dieses “System”!

    Schröder: Ich habe gegen das Völkerrecht verstoßen – https://youtu.be/nrv-AzVafSs

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  3. Ich finde das eine mutige aber letztlich selbstverständliche Geste, denn dieser Krieg war völkerrechtswidrig, das kann man drehen und wenden wie man will. Und: die Amerikaner haben an der Konferenz von Bratislava vom 28.-30.4.2000 klar und unmissverständlich bekannt, dass dieser Krieg “geführt worden sei um eine Fehlentscheidung von General Eisenhower aus dem 2. Weltkrieg zu revidieren. Eine Stationierung von US Soldaten habe aus strategischen Gründe dort nachgeholt werden müssen.” Ein kaum zu überbietender Zynismus, vor dem die Weltwertegemeinschaft sich schweigend verneigt.

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    1. Ja, das ist inzwischen leider so!

      Das Benennen der Wahrheit ist heute zu einer Art von Mutprobe verkommen.

      Was den WK2 betrifft, hat es ja so einige “Fehlentscheidungen” gegeben…

      Üblere Feinde, als es einige “unserer Verbündeten” sind, kenne ich nicht! Die moralische Verkommenheit dieses – westlichen – Systems, übersteigt zunächst jede Vorstellungskraft!

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