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Foto: István Mirkó/Magyar Nemzet

Von László Janos Semán
 

Die Grenzgänger kommen von der serbischen Seite der Grenze in den Gebieten Ásotthalom, Mórahalom und Röszke

Ohne die Grenzschutzbeamten wäre es für die Grenzpolizei und die Soldaten fast unmöglich, die technischen Grenzsperren an der serbisch-ungarischen Grenze zu überwachen. Die Grenzschutzbeamten kennen das Terrain wie ihre Westentasche.

Der Korrespondent und Fotograf der ungarischen Tageszeitung Magyar Nemzet besuchte einige der Frontorte; Ásotthalom, Mórahalom, Röszke – drei Siedlungen an der serbisch-ungarischen Grenze, zwischen Donau und Theiß, die alle organisch miteinander verbunden sind.

Die Schmuggler organisieren die illegalen Einwanderer, die in der Vojvodina, in Subotica, Palic, Ludas und Bácsszőlős warten, in Gruppen von zehn bis fünfzehn Personen.

Dann drücken sie den Migranten ein auf den Turm der serbischen Telefongesellschaft abgestimmtes Smartphone in die Hand und lassen sie zu Fuß gehen. Sie sollen die technische Grenzbarriere auf mit GPS-Koordinaten markierten Routen überschreiten. Normalerweise kommen sie aus den Wäldern von Palic, verlassenen Bauernhöfen und Maisfeldern direkt in die Äcker und Wälder der Grenzregion. Der technische Grenzübergang wird in der Regel bei Dunkelheit erreicht. Sie verstecken sich in der Vegetation auf der serbischen Seite des doppelten Zaunsystems in der Nähe des Zauns und warten auf ungarische Polizisten und Soldaten, die in Autos auf der Straße zwischen den beiden Zäunen patrouillieren. Sie warten, bis die Patrouille umdreht und zurückfährt. Wenn der Jeep verschwindet, kommen sie mit mehreren Metern nagelneuer Aluminiumleitern heraus.

In Serbien gibt es bereits einen Mangel an Aluminiumleitern. Nicht einmal in der grenznahen Stadt Subotica gibt es welche. Sie wurden von den Menschenschmugglern aufgekauft.

“Genau so bei Drahtscheren. Sobald die ungarische Grenzpatrouille weg ist, klettern die Migranten über den äußeren Zaun und springen in den Streifen zwischen den beiden Zäunen. Sie haben üblicherweise eine Doppelleiter dabei, um beide Zäune zu überwinden. Die Leitern, die auf der serbischen Seite bleiben, werden von den Schmugglern eingesammelt und zurückgebracht, um an neue Gruppen verkauft zu werden”, erklärt Levente Pőcze, Vorsitzender der Bürgerwehrvon Ásotthalom. Er ist seit mehr als vierzig Jahren als Förster im Ásotthalmer Gebiet tätig und hat eine persönliche Beziehung zu jedem Baum, jedem Baum und jedem geschlossenen Wald; er kennt jeden Grashalm. Ein Grenzpolizist sagte über ihn und die anderen Grenzschutzbeamten, dass es ohne sie für die Grenzpolizei, die Polizei und die Soldaten, die die technischen Grenzsperren überwachen, fast unmöglich wäre zu operieren.

Sie kennen das Terrain wie ihre Westentasche. Ohne sie wären die hier eingesetzten uniformierten Beamten nicht in der Lage, zielgerecht zu operieren.

– Diejenigen von uns, die hier leben, die hier geboren sind, können sich mit ein oder zwei Worten verständigen, wo wir im Feld hingehen müssen, um den illegalen Einwanderern den Weg zu versperren. Ohne genaue Kenntnis des Terrains kann ein Polizist aus einem gernzferneren Ort praktisch nichts machen.

Wir wissen, wo sie sich in Wäldern und auf verlassenen Bauernhöfen verstecken, und sobald sie sich bewegen, spüren wir sie auf, indem wir ständig Informationen darüber erhalten, wohin sie gehen. Bewaffnete uniformierte Beamte fangen sie dann ab.

– sagt der pensionierte Revierförster mit einer natürlichen Miene, ohne mit der Wimper zu zucken. Im vergangenen Jahr wurde er außerdem zum Bürger des Jahres und zum Stadtrat für öffentliche Sicherheit der Gemeinde Ásotthalom ernannt. Seit 1978 gehört er dem Entscheidungsgremium der Gemeinde als Ratsmitglied an und ist auch heute noch Mitglied des Gemeinderats. Er sagte, dass er alle Ämter des Gremiums außer dem des Bürgermeisters bekleidet habe und nun Mitglied und Vorsitzender eines Ausschusses sei. Sein Engagement für die Bürgerwehr begann 1997, als er vom damaligen Bürgermeister gebeten wurde, eine lokale Gruppe zu gründen, um einer öffentlichen Forderung nachzukommen. Später wurde er in den Aufsichtsrat des Nationalen Verbandes der Bürgerwehren gewählt und ist außerdem Vizepräsident des Verbandes der Bürgerwehren des Komitats Csongrád.

Wir wandern auf unbefestigten Straßen, Schotter- und Feldwegen durch den Wald, und ab und zu taucht ein Bauernhaus auf. Levente Pőcze kennt jeden der Eigentümer, weiß, wer in welchem Haus wohnt, wie viele Personen dort leben, was für Hunde sie haben, wie viele Kinder und ob die Frau arbeitet. Er weiß auch, welche Bauernhöfe aufgegeben wurden. Sie werden regelmäßig kontrolliert – hervorragende Verstecke für Migranten. Plötzlich stehen wir vor dem technischen Grenzübergang. Der Bürgerwehrvertreter steigt aus dem Streifenwagen aus und erklärt, aus welcher Richtung die Migranten kommen und wohin sie gehen.

Während er spricht, berührt ein unvorsichtiger Reporter den Zaun. Das muss eine unbewusste Reaktion gewesen sein, denn wir hatten zuvor über Elektrizität in den Zäunen gesprochen.

Als das System installiert wurde, überraschte ein Team des dänischen öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Bürgerwehr in Ásotthalom. “Was für eine Sache, Strom in den Zäunen zu haben!”, riefen sie empört. Levente Pőcze erklärte ihnen vergeblich, dass Elektrizität nicht gegen Menschen gerichtet ist, die Spannung in den Drähten ist so hoch wie im Elektrozaun selber, sie sticht lediglich die Person, die sie berührt, aber sie verursacht keine Verletzungen, geschweige denn den Tod.

Die Drähte sind so konzipiert, dass sie die Alarmanlage auslösen, sobald jemand sie berührt.

Die an den Masten montierten Kameras – sie können um 360 Grad schwenken und liefern ein qualitativ hochwertiges Bild – sind auf den Punkt ausgerichtet, an dem der Zaun berührt wurde. Die alarmierten Patrouillen können dadurch erkennen, wie viele Personen im Begriff sind, die Grenze zu überschreiten. Nachts gehen die Scheinwerfer an, und aus den Lautsprechern ertönt eine Warnung mit deutlicher Stimme in Englisch, dann in Arabisch, Paschtu, Parsi und drei weiteren Sprachen, die dem Reporter völlig unbekannt sind, dass ein Migrant die ungarische Staatsgrenze erreicht hat, die auch die Schengen-Außengrenze der Europäischen Union ist. Illegales Überschreiten ist in Ungarn eine Straftat, die mit Gefängnis bestraft wird. Nachdem der Reporter unvorsichtigerweise die technische Grenzbarriere berührt hatte, war innerhalb weniger Minuten eine Militärpatrouille da, die, als sie den vertrauten Grenzwächter sah, winkte und sich wieder zurückzog.

Einen Tag zuvor waren wir auf schlammigen Straßen über einen wilden Zaun gestolpert, der in die Lichtungen führt. Das ist ein Wildschweingarten. Knapp 420 Hektar Wald mit riesigen Wildschweinrotten.

Am Zaun ist zu sehen, wo er von Migranten bereits überwunden wurde, der Stahldraht ist dort durchbrochen

– erklärt der Förster im Ruhestand, indem er auf die Spuren der illegalen Migranten hinweist. Mittels GPS wissen die Migranten, dass sie in diese Richtung nach Kissor, dann nach Zákányszék, Domaszék und Szeged bewegen sollen.

Foto: István Mirkó/Magyar Nemzet

Zurück auf der asphaltierten Straße verabschieden wir uns von Levente Pőcze und machen uns auf den Weg nach Röszke. István Túró Túró, Vorsitzender des Bürgerwehr von Röszke, erwartet uns und wir treffen dort László Sárközi, Vorsitzender des Selbstverteidigungsvereins (Bürgerwehr)von Mórahalom. Mórahalom liegt weiter im Osten, nördlich der serbisch-ungarischen Grenze. Hier ist zumeist Ackerland zu finden, allerdings mit bewirtschafteten Feldern.

Gegenwärtig bieten Mais und Sonnenblumen den illegalen Migranten, die die Grenze überqueren, Schutz.

István Túró nimmt uns mit nach Holt-Tisza. Hier, am Punkt F2, durchbricht das Wasser die technische Grenzbarriere. Hier zeigt uns István Túró seine neu erworbene Wärmebildkamera und sein hochauflösendes Fernglas. Dort drüben, auf der serbischen Seite, etwa zweihundert Meter entfernt, versucht ein Fischer zu fischen. Er raucht eine gefilterte Zigarette. Wir können sogar deren Markenbezeichnung mit dem Fernglas erkennen. Der Bürgerwehrvertreter sagt, dass sie nur drei Wärmebildkameras haben, aber viel mehr brauchen würden.

Die Probleme von Röszke unterscheiden sich von denen von Ásotthalom oder Mórahalom dadurch, dass es sich um den Grenzübergang der Autobahn M5-E75, Röszke-Horgos, handelt. Mit starkem LKW- und PKW-Verkehr.

Die Migranten versuchen in der Regel, die Grenze auf dem Landweg zu überqueren oder den internationalen Grenzübergang durch die technische Grenzsperre zu umgehen.

Wie bei F2, wo es keine technischen Hindernisse auf dem Wasser gibt, schleichen sie sich sogar im Winter durch das eisige Wasser. Ein weiterer schwieriger Punkt ist der Pap-Halmi-Kanal, der manchmal in die serbische Vojvodina führt, nur um dann wieder auf ungarisches Staatsgebiet zurückzukehren; der Kanal bildet die natürliche Grenze bis zum Grenzübergang. An einem der Übergänge mussten massive Eisengitter angebracht werden, weil die Migranten bis zu den Hüften im Wasser durch die Rohre unter der unbefestigten Straße im Hauptkanal krochen. Und die Autobahn hat bereits ein Opfer von illegalen Einwanderern gefordert: Viele Fahrer rasen trotz des hohen Verkehrsaufkommens unvorsichtig über die Straße. Einer der Migranten überquerte die Straße und versuchte dann, als er die Grenzpolizei sah, auf die andere Seite zurückzulaufen. Dabei wurde er von einem zu schnell fahrenden Auto erfasst und getötet.

Sándor Csorba, Vorsitzender der Grenzschutzabteilung des Nationalen Verbandes der Bürgerwehren (OPSZ) und Vorsitzender des Bürgerwehrvereins Balotaszállás, bestätigt unsere Vermutung: Sowohl Levente Pőcze, László Sárközi als auch István Túró setzen sich für den Schutz der Bürger ein, sie lieben ihre Heimat und ihr Land. Sie tun ihr Bestes zusammen mit den anderen Grenzschutzbeamten. Sándor Csorba selbst ist 36 Jahre lang im Amt.

Die Staatsgrenze ist heilig und unantastbar

– sagt er und fügt hinzu: “Wir werden unser Heimatland schützen.”

Foto: István Mirkó/Magyar Nemzet

Seine Organisation wurde im Herbst 2016 gegründet. Sie deckt die gesamte Schengen-Außengrenze beginnend vom Komitat Zala bis hin zum Komitat Szabolcs-Szatmár-Bereg ab. Hinzu kommen das Komitat Jász-Nagykun-Szolnok und das Komitat Győr-Sopron-Moson in Richtung Österreich mit insgesamt 97 Verbänden und 2050 Mitgliedern. In viereinhalb Jahren wurden bereits 650.000 Stunden Streifendienst geleistet, davon 110.000 gemeinsam mit der Polizei. Insgesamt wurden 11.000 illegale Migranten direkt oder infolge von Anzeigen aufgegriffen. Sechstausend Anzeigen erhielten die Behörden, um gegen Menschenschmuggler vorgehen zu können. Gelegentlich sind die Bürgerwehren auch an der Seite von berittenen Ordnungshütern im Einsatz. Sie patrouillieren aber nicht nur und helfen bei Abfangaktionen, sondern räumen auch hinter den Migranten auf. Es ist üblich, dass die Migranten ihre Zelte und Kleidung in den Wäldern zurücklassen.

Auf ungarischem Staatsgebiet angekomnmen, ziehen sich Migranten europäische Kleidung an, um nicht aufzufallen, und setzen ihre Reise zu den bewohnten Siedlungen als “Touristen” gekleidet fort.

Kürzlich wurde von der Bürgerwehr ein kleines Zeltlager in Dunafalva entdeckt.

Sándor Csorba sagt, er sei mit der vorhandenen Ausstattung zufrieden. Für einen erfolgreichen Einsatz werden allerdings noch ein Fahrzeug, ein Nachtsichtgerät (Wärmebildkamera), eine Drohne und ein Fernglas benötigt. Die Bürgerwehren nutzen jede Gelegenheit, um Zuschüsse zu beantragen, damit sie alles bekommen, was sie brauchen. Aber man muss leider sagen, dass die Ausrüstung jnoch immer nicht ausreichend ist. So brauchen die Ordnungshüter zum Beispiel viel mehr Wärmebildkameras und Drohnen. Mehr Unterstützung bei der Ausrüstung wäre umso wichtiger, als

nahezu 100 % der illegal eingereisten Personen junge Männer im wehrfähigen Alter sind; unter ihnen gibt es praktisch keine Frauen oder Kinder.

Quelle: Magyar Nemzet


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