Was in der Schweiz und anderswo berichtet wurde – 22.03.2023

Telldenkmal mit Bronzestatue von Richard Kissling und Hintergrundbild von Hans Sandreuter in Altdorf (Kanton Uri, Schweiz) · Foto: Хрюша / Wikimedia CC 3.0

Im Internet mitge­hört und mitge­schrieben von Wilhelm Tell
 

Argen­ti­nien – Die jähr­liche Infla­ti­ons­rate hat im Februar 100 % über­schritten, gab die Statis­tik­be­hörde des Landes bekannt, das erste Mal seit einer Zeit der Hyper­in­fla­tion im Jahr 1991 vor über drei Jahr­zehnten, dass sie einen drei­stel­ligen Betrag erreicht hat. Die Infla­tion über 12 Monate belief sich im zweiten Monat des Jahres auf 102,5 %, so die am Dienstag veröf­fent­lichten Regie­rungs­daten, mit einem höher als erwar­teten monat­li­chen Anstieg des Verbrau­cher­preis­index (CPI) von 6,6 % und einem Jahr von 13,1 % ‑aktu­eller Anstieg. In Argen­ti­niens Märkten, Geschäften und Haus­halten sind die Auswir­kungen stei­gender Preise deut­lich zu spüren, da eine der höchsten Infla­ti­ons­raten der Welt die Brief­ta­schen der Menschen stra­pa­ziert. „Es ist einfach nichts mehr da, es gibt kein Geld, die Leute haben nichts, also wie kaufen sie?“ sagte Rent­nerin Irene Devita, 74, als sie die Lebens­mit­tel­preise auf einem Jahr­markt in San Fernando am Stadt­rand von Buenos Aires über­prüfte. Bei einer so hohen Infla­tion ändern sich die Preise fast wöchent­lich. „Neulich kam ich und bat um drei Manda­rinen, zwei Orangen, zwei Bananen und ein halbes Kilo Tomaten. Als er mir sagte, dass es 650 Pesos [3,22 $] gekostet hat, sagte ich ihm, nimm alles raus und lass nur die Tomaten da, weil ich nicht genug Geld habe“, sagte Devita. Die Preis­schilder vari­ieren stark von Geschäft zu Geschäft, und das Auffinden der tägli­chen Notwen­dig­keiten zu den am wenigsten uner­schwing­li­chen Preisen ist eine Zeit- und Ener­gie­ver­schwen­dung für arbei­tende Argen­ti­nier. Die Regie­rung hat vergeb­lich versucht, die stei­genden Preise zu bändigen, die die Erwerbs­kraft der Menschen, die Erspar­nisse, das Wirt­schafts­wachstum des Landes und die Chancen der Regie­rungs­partei, sich bei den schwie­rigen Wahlen später in diesem Jahr an der Macht zu halten, beein­träch­tigen. Auf der Straße ist Infla­tion alles, worüber viele Menschen spre­chen können. Es erzeugt Frus­tra­tion und Ärger, da die Gehälter oft hinter den Waren­kosten zurück­bleiben, trotz staat­li­cher Pläne, die Preise zu begrenzen und die Getrei­de­ex­porte zu begrenzen, um das Inlands­an­gebot anzu­kur­beln. Hohe Infla­tion auch in Vene­zuela 156 %, Syrien 139 %, Libanon 124 %, Argen­ti­nien 102 %, Simbabwe 92,3 %, Sudan 83,6 %, Surinam 55,5 %, Türkei 55,18 %, Iran 53,4 %, Ghana 52,8 %, Sri Lanka 50,6 %. ORF.at

China – China hat nach dem Ende der Corona-Mass­nahmen seine Grenzen voll­ständig für auslän­di­sche Besu­cher geöffnet. Ab 15. März. können laut Aussen­mi­nis­te­rium in Peking alle Arten von Visa für Ausländer wieder ausge­stellt werden. Auch die visa­freie Einreise in einige Regionen Chinas soll wieder in Kraft treten. China hatte seine Grenzen nach drei Jahren strenger Pandemie-Mass­nahmen Anfang Januar wieder geöffnet – zunächst aber vorrangig für Geschäfts­rei­sende und Fami­li­en­be­suche. Doch die inter­na­tio­nale Isola­tion habe ange­halten, sagt Fabian Kret­schmer, freier Jour­na­list in Peking. «Es gab fast drei Jahre keinen einzigen auslän­di­schen Touristen.» Auch wenn die Touris­ten­visas nun wieder ausge­stellt werden, müssen Einrei­sende weiterhin einen 48 Stunden gültigen Covid-Test vor Abflug vorweisen. Ein Touris­ten­an­sturm wird Kret­schmer zufolge ausbleiben. «Der grosse Engpass ist das Flug­an­gebot.» Denn aktuell werden erst 20 Prozent der inter­na­tio­nalen Flüge im Vergleich zu 2019 ange­boten. Zudem gebe es weitere Faktoren, dass China nicht zur Top-Reise­desti­na­tion für Touristen werde, unter anderem die Sprach­bar­riere, so Kret­schmer. Ausserdem kann man prak­tisch nicht mehr mit Bargeld bezahlen, sondern benö­tigt chine­si­sche Zahlungs­apps. Auch Whatsapp oder Google Maps sind in China gesperrt. «Man braucht also eine gewisse Vorbe­rei­tung, um nach China zu reisen und sich im Alltag zurecht­zu­finden – das wissen viele gar nicht.» Die wenigsten Hotels hätten zudem eine Lizenz, um Touristen aufzu­nehmen. «Es gibt teil­weise Millio­nen­städte, wo es nur ein bis zwei Hotels gibt, welche die Erlaubnis vom Staat haben, auslän­di­sche Bürger beher­bergen zu dürfen.» Der Tourismus in China macht 10 Prozent des Brut­to­in­land­pro­dukts aus. «Aber der abso­lute Gross­teil kommt von heimi­schen Reisenden», so der Jour­na­list. 2019 lag die Anzahl der auslän­di­schen Touristen, ohne Reisende aus Hong­kong und Macao, bei unter 40 Millionen. Zwar werde diese Summe wirt­schaft­lich gene­riert, doch gemessen an der Bevöl­ke­rungs­grösse Chinas sei es eher niedrig – beispiels­weise im Vergleich mit der Schweiz, die 2019 über 10 Millionen Touristen empfing. «Während der Pandemie gab es eine ziem­liche Hysterie gegen­über Auslän­dern», sagt Kret­schmer. Denn als auslän­disch ausse­hende Person galt man in China als Anste­ckungs­ri­siko – beson­ders in länd­li­chen Gebieten, wo es kaum Ausländer gibt. Das habe sich aber komplett gelegt, und die Einstel­lung der Menschen habe sich seit der Öffnung Chinas gewan­delt. Beson­ders die Leute, die im Touris­mus­sektor arbeiten, freuten sich auf die auslän­di­schen Reisenden, so Kret­schmer. SRF.ch
● China, Russ­land und der Iran haben ein gemein­sames Mari­ne­ma­növer begonnen. Wie das Vertei­di­gungs­mi­nis­te­rium in Peking mitteilte, fanden die Mili­tär­übung im Golf von Oman statt. Ziel sei es, die Zusam­men­ar­beit unter den Mari­ne­ein­heiten der drei Länder zu vertiefen. RBB.de

Deutsch­land – Kampf gegen Infla­tion. Die Euro­päi­sche Zentral­bank erhöht Leit­zins auf 3.5 Prozent. Trotz Börsen-Turbu­lenzen: EZB hat in Frank­furt den Leit­zins für den Euro um 0.5 Prozent­punkte erhöht.
● Nach jahre­langem Streit. Wahl­rechts­re­form beschlossen: Deut­scher Bundestag soll schrumpfen. Das Parla­ment in Deutsch­land soll verklei­nert und dauer­haft auf 630 Abge­ord­nete begrenzt werden. SRF.ch
● Der Bundestag hat dem geplanten 49-Euro-Ticket für Busse und Bahnen zuge­stimmt. Laut Gesetz­ent­wurf zahlt der Bund den Ländern bis 2025 jedes Jahr zusätz­lich 1,5 Milli­arden Euro für den Regio­nal­ver­kehr. Die Länder sollen zusammen nochmal den glei­chen Betrag aufbringen, um die gerin­geren Einnahmen der Verkehrs­un­ter­nehmen auszu­glei­chen. Das Nahver­kehrs­ti­cket soll zum 1. Mai einge­führt werden. Vorge­sehen ist ein digital buch­bares, monat­lich künd­bares Abon­ne­ment, das bundes­weit im Nahver­kehr gilt. RBB.de

Frank­reich – Der fran­zö­si­sche Präsi­dent Macron hat das Parla­ment ausge­schaltet, um die unpo­pu­läre Anhe­bung des Renten­al­ters durch­zu­setzen. Durch die Renten­re­form wird das Renten­alter von 62 auf 64 Jahre ange­hoben. SRF.ch

Honduras – Das Land möchte diplo­ma­ti­sche Bezie­hungen mit Taiwan beenden und mit China aufnehmen. SRF.ch

Israel – Den Plan die Bezie­hungen mit Saudi Arabien zu norma­li­sieren wurde durch den Frie­dens­schluss mit Iran verei­telt. KR.il

Italien – Meloni will Brücke nach Sizi­lien reali­sieren. Das Kabi­nett der italie­ni­schen Regie­rungs­chefin hat ein umstrit­tenes Projekt wieder­be­lebt. SRF.ch

Japan – Der südko­rea­ni­sche Präsi­dent Yoon Suk-yeol (62) ist für Gespräche mit Japans Minis­ter­prä­si­denten Fumio Kishida (65) in Tokio einge­troffen. Japan und Südkorea wollen ihre Besuchs­di­plo­matie wieder aufnehmen sowie die Strei­tig­keiten über den Umgang mit Japans Kolo­nial- und Kriegs­ver­gan­gen­heit über­winden. Wenige Stunden vor dem Treffen hat Nord­korea Raketen über dem Japa­ni­schen Meer getestet. Es ist das erste Mal seit zwölf Jahren, dass ein südko­rea­ni­sches Staats­ober­haupt zu bila­te­ralen Gesprä­chen den Nach­barn Japan besucht. Der Besuch von Yoon, der von seiner Frau begleitet wurde, gilt als deut­li­ches Anzei­chen für die Annä­he­rung zwischen den beiden Nach­bar­län­dern. Südko­reas konser­va­tive Regie­rung hatte zuvor Pläne zur Beile­gung des jahr­zehn­te­langen Streits um die Entschä­di­gung ehema­liger korea­ni­scher Zwangs­ar­beiter unter der Kolo­ni­al­herr­schaft Japans von 1910 bis 1945 verkündet. Japan sei «glück­lich, ein neues Kapitel» in den Bezie­hungen der beiden Nach­bar­staaten aufzu­schlagen, sagte Fumino Kishida seinem Gesprächs­partner nach Angaben der Nach­rich­ten­agentur Kyodo.
● Wenige Stunden vor Beginn des Gipfel­tref­fens hatte Nord­korea eine atom­waf­fen­fä­hige Rakete mit einer Reich­weite von Tausenden Kilo­me­tern getestet. Nach Angaben des südko­rea­ni­schen Mili­tärs flog die Rakete etwa 1000 Kilo­meter in Rich­tung Japa­ni­sches Meer, wo sie ins Wasser fiel. «Wir werden auf dem heutigen japa­nisch-südko­rea­ni­schen Gipfel die enge Zusam­men­ar­beit mit Südkorea und den USA im Hinblick auf eine voll­stän­dige Denu­kle­a­ri­sie­rung Nord­ko­reas bekräf­tigen», sagte Japans Kabi­netts­se­kretär Hiro­kazu Matsuno. SRF.ch

Libyen – Bei einer Inspek­tion hätten IAEA-Inspek­toren fest­ge­stellt, dass zehn Fässer mit etwa 2.5 Tonnen Natur­uran in Form von Uranerz-Konzen­trat fehlen, heisst es im Schreiben von IAEA-Chef Rafael Grossi. «Die Atom­ener­gie­be­hörde wird weitere Schritte unter­nehmen, um zu klären, unter welchen Umständen das Kern­ma­te­rial entfernt wurde und wo es sich derzeit befindet», teilte ein IAEA-Spre­cher in Wien mit. Der Gouver­neursrat der IAEA sei infor­miert worden. Uranerz-Konzen­trat ist schwach radio­aktiv. In dem Mate­rial kann aber keine nukleare Ketten­re­ak­tion ausge­löst werden. Um das Konzen­trat für Atom­kraft­werke oder gar für Atom­waffen einzu­setzen, müsste es zuerst in komplexen tech­ni­schen Anlagen in einer Reihe von Schritten weiter­ver­ar­beitet werden. Wegen des lang­jäh­rigen Bürger­kriegs herr­schen in Libyen Chaos und poli­ti­sche Insta­bi­lität. Im Jahr 2003 gab das nord­afri­ka­ni­sche Land sein geheimes Programm zur Entwick­lung von Atom­waffen auf. Unter dem dama­ligen Macht­haber Muammar al-Gaddafi wurden in den 1970er- und 1980er-Jahren mehr als 2000 Tonnen Uranerz-Konzen­trat aus dem Nach­bar­land Niger impor­tiert. SRF.ch

Malawi – Der ausser­ge­wöhn­lich lang­an­hal­tende Tropen­sturm „Freddy“ hat in drei Ländern im südöst­li­chen Afrika – Malawi, Mosambik und Mada­gaskar – Behörden zufolge insge­samt 263 Menschen­leben gefor­dert. Am meisten betroffen ist das verarmte Malawi, wo der staat­liche Fern­seh­sender MBC heute von 225 Todes­fällen berich­tete. Knapp 800 Menschen wurden nach offi­zi­ellen Angaben aufgrund starker Regen­fälle, Fluten und Erdrut­sche verletzt. 37 weitere seien als vermisst gemeldet. ORF.at

Monte­negro – Staats­prä­si­dent hat das Parla­ment per Dekret aufge­löst. Damit ist der Weg für vorge­zo­genen Neuwahlen frei. SRF.ch

Myanmar (Burma) – Mindes­tens 22 Menschen, darunter drei Mönche, wurden in einem Kloster im südli­chen Shan-Staat Myan­mars getötet, als lokale aufstän­di­sche Gruppen und die vom Militär unter­stützte Junta sich gegen­seitig beschul­digten, ein Massaker verübt zu haben. Myanmar ist in poli­ti­sche Gewalt verstrickt, seit der Mili­tär­führer Min Aung Hlaing 2021 bei einem Putsch die Macht über­nahm, der jede Hoff­nung zunich­te­machte, dass die südost­asia­ti­sche Nation mit 55 Millionen Einwoh­nern eine funk­tio­nie­rende Demo­kratie werden würde. Dem Putsch folgte ein brutales Vorgehen des Mili­tärs gegen demo­kra­tie­freund­liche Demons­tranten, bei dem Zivi­listen auf offener Strasse erschossen, bei nächt­li­chen Razzien entführt und angeb­lich in der Haft gefol­tert wurden. Seit dem Putsch wurden in Myanmar mindes­tens 2’900 Menschen von Junta-Truppen getötet und über 17’500 fest­ge­nommen, von denen sich die meisten nach Angaben der Inter­es­sen­ver­tre­tung Assis­tance Asso­cia­tion for Poli­tical Prisoners immer noch in Haft befinden. BBC.uk

Nieder­lande – Die Mitte-Rechts-Koali­tion von Premier Mark Rutte (56) hat bei den nieder­län­di­schen Provinz­wahlen einen drama­ti­schen Denk­zettel erhalten. Einen Erdrutsch­sieg verbuchte dagegen die neue Bauer-Bürger-Bewe­gung (BBB). Sie wurde nach vorläu­figen Ergeb­nissen auf Anhieb die stärkste Kraft. BBB-Vorsit­zende Caro­line van der Plas sprach von einem klaren Signal: «Sie können uns nicht länger igno­rieren. Wir werden mitre­gieren.» Der seit über zwölf Jahren regie­rende Rutte von der rechts-libe­ralen Volks­partei für Frei­heit und Demo­kratie (VVD) zeigte sich enttäuscht: «Das ist nicht der Sieg, auf den wir gehofft hatten.» Poli­tiker spra­chen von einem poli­ti­schen Erdbeben, das die Stabi­lität der regie­renden Koali­tion gefährde. Haupt­thema bei diesen Wahlen waren die ange­kün­digten dras­ti­schen Umwelt­auf­lagen für die Land­wirt­schaft für weniger Stick­stoff­aus­stoss, die Rutte durch­setzen will. Seit Monaten protes­tieren vor allem Bauern, da auch die Schlies­sung von Betrieben droht. Die Wut der Bauern, die nur fünf bis sechs Prozent der Bevöl­ke­rung ausma­chen, wurde zum Ausdruck einer allge­meinen Unzu­frie­den­heit auch in den Städten. Der erdrutsch­ar­tige Sieg der BBB hänge mit dem allge­meinen Vertrau­ens­schwund der Bürger in die Regie­rung zusammen, erklärt der freie Jour­na­list Thomas Verfuss in Den Haag: «Viele sehen in den Minis­te­rien Tech­no­kraten, die nur auf Vorschriften schauen und mit Compu­tern messen.» Es herr­sche eine eigent­liche «Tech­no­kraten-Verdros­sen­heit». In den Nieder­landen sind am Mitt­woch zum einen die Parla­mente der zwölf Provinzen gewählt worden. Die Provinzen haben vergli­chen mit den Schweizer Kantonen viel weniger zu sagen. Sie sind aller­dings für die Raum­ord­nung zuständig und reden so bei allfäl­ligen Zwangs­schlies­sungen von Bauern­höfen mit. Zum andern werden die Provinz­par­la­mente im Mai den Senat neu wählen. Hier hat die Vier­par­teien-Koali­tion von Rutte bereits jetzt keine Mehr­heit und werden nach den Prognosen in der Ersten Kammer noch auf rund 30 Prozent der insge­samt 75 Sitze kommen. Die Koali­tion ist also davon abhängig, dass Sozia­listen, Ex-Kommu­nisten und Grüne sie bei wich­tigen Geset­zes­vor­haben unter­stützen. Somit ist zwei­fel­haft, ob Rutte noch wich­tige Gesetze zur Reform der Land­wirt­schaft, Klima­schutz und Asyl­po­litik durch­setzen kann, wenn die BBB in der Regie­rung sitzt. SRF.ch Die Landes­rats­wahlen haben für die Boer­Bur­ger­Be­weging (BBB) in allen Bundes­län­dern einen grossen Erfolg gebracht. In einem Bundes­land hat die Partei mit Abstand gewonnen, im anderen ist der Unter­schied minimal. Nun liegt es an jedem Bundes­land, ein College zu bilden, womit man regieren kann. NOS.nl

Schweiz – Sie sind der Stolz der Basler «Drämmli»-Flotte, die 61 «Flexity»-Niederflurtrams, die seit 2015 durch die Stadt rollen. Eigent­lich wollte die Kantons­re­gie­rung nun 23 weitere dieser Tram­züge kaufen. Dafür war eine Option mit der Herstel­lerin Bombar­dier – heute Alstom – verein­bart worden. Daraus wird aber nichts: Alstom hat im letzten Herbst über­ra­schend den Preis um 34 Millionen Franken erhöht; die Fahr­zeuge kosten so mehr als ein Drittel mehr. Darum beschloss der Grosse Rat Basel-Stadt heute fast einstimmig, die weiteren Flexity-Trams doch nicht zu kaufen: Er wies das Geschäft an die Regie­rung zurück. Alstom begrün­dete den satten Preis­auf­schlag vor allem mit verän­derten Normen.
● Arbeiten bis 66? Der Stän­derat erteilt Renten­in­itia­tive Absage. Die Räte lehnen die Renten­in­itia­tive ab. Die Alters­vor­sorge sei zwar reform­be­dürftig – die Initia­tive aber zu starr.
● Google entlässt 250 Mitar­beiter in Zürich.
● Das Schweizer Radio und Fern­sehen sendet und streamt nicht nur, es sammelt auch: 200’000 Stunden Video- und eine Million Stunden Audio­ma­te­rial liegen im digi­talen Archiv. Das alles findet Platz auf der Fläche eines Liefer­wa­gens: Zwei Reihen Gestelle, je etwa sechs Meter lang und knapp zwei Meter hoch, gefüllt mit Bändern. Dazwi­schen rasen zwei Roboter herum, die die Kasetten vom Gestell in ein Lauf­werk trans­por­tieren. Obwohl jedes Jahr zehn bis fünf­zehn­tau­send Stunden Video­ma­te­rial in höchster Qualität und bis zu 90’000 Stunden Audio­ma­te­rial dazu kommen, nimmt das digi­tale Archiv im Keller immer gleich viel Platz ein. Möglich ist das, weil alle zwei Jahre eine neue Tape-Gene­ra­tion mit der doppelten Kapa­zität auf den Markt kommt. Die Tech­no­logie aus den 1950er-Jahren erlebt bei den Betrei­bern grosser Archive gerade einen zweiten Früh­ling. Die Bänder in den Kassetten erin­nern an die alten Video­kas­setten: Ein dünnes Kunst­stoff­band, 12.7 Milli­meter breit, ein Kilo­meter lang, aufge­rollt etwa so gross wie eine Hand­fläche. Die zweite Rolle befindet sich im Lese­gerät. So eine «Cartridge» ist deshalb nur etwa halb so gross wie eine VHS-Kassette. So spart man Platz im Archiv. Ein Tape der neuesten Gene­ra­tion kostet rund 100 Franken und bietet 18 Tera­byte. Das entspricht in etwa dem Text von 7.5 Millionen elek­tro­ni­schen Büchern. Schon bald werden es 15 Millionen sein oder 36 Tera­byte. Ein Ende dieser Stei­ge­rung ist nicht in Sicht. Experten am IBM Labor in Rüsch­likon haben ein Gerät entwi­ckelt, mit dem sie 500 Tera­byte auf ein Band spei­chern können. Möglich sei das, weil Bänder viel weniger dicht beschrieben werden als Fest­platten, erklärt Simeon Furrer, der für IBM an neuer Tape-Tech­no­lo­gien forscht. Ein Bit auf einem Band der neuesten Gene­ra­tion ist 50 Nano­meter lang – kürzer als ein HI-Virus, aber immer noch ziem­lich lang: «Bei den Fest­platten beträgt die Länge noch ein Viertel», so Simeon Furrer. Noch mehr Poten­zial zur Verdich­tung gibt es in der Breite. Aktuell findet man auf einem Band 10’000 Spuren neben­ein­ander. In Zukunft wird ein Tape auf mehreren zehn­tau­send Spuren beschrieben werden können. Möglich machen das Lauf­werke, die auf 32 Spuren gleich­zeitig schreiben können. Sind die ersten 32 Spuren nach einem Kilo­meter voll, legt das Gerät den Rück­wärts­gang ein, verschiebt die Schreib- und Lese­köpfe seit­lich und beginnt erneut zu schreiben. In den letzten 15 Jahren war von 1000 Bändern im Archiv, die täglich im Einsatz sind, bloss ein Tape nicht mehr lesbar. Während des Schreib­pro­zesses werden die Daten fort­lau­fend wieder einge­lesen und über­prüft. Tritt ein Fehler auf, wird er korri­giert. Das macht Tapes zu einem äusserst sicheren Spei­cher­me­dium. Die ausge­klü­gelte Fehler­kor­rektur und die hoch­prä­zise Mechanik in den Geräten haben ihren Preis: Mehrere tausend Franken kostet ein Lauf­werk. Für Konsu­menten lohnt sich ein Archiv auf Bändern deshalb nicht, auch wenn eine einzelne Cartridge günstig ist. Trotzdem profi­tieren alle von der rasanten Entwick­lung: Es ist gut möglich, dass Fotos und Videos aus Smart­phones in Zukunft in einem Tape-Archiv landen werden – etwa bei Youtube, Insta­gram oder Tiktok.


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1 Kommentar

  1. China: „Ausserdem kann man prak­tisch nicht mehr mit Bargeld bezahlen, sondern benö­tigt chine­si­sche Zahlungsapps“

    Neusch­land: „Vorge­sehen ist ein digital buch­bares, monat­lich künd­bares Abon­ne­ment, das bundes­weit im Nahver­kehr gilt“

    Massiver Protest gegen diese Pläne ist drin­gend ange­bracht – wehret den Anfängen!

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