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  Yuri Tavrovsky im Interview mit CCTV

CCTV Interview mit Juri Tavrovsky am 8. Februar 2021. Bild: m.news.cctv.com

Frage: Was hat Sie dazu veranlasst, das Buch “Konfrontation zwischen USA und China“  zu schreiben?

Yuri Tavrovsky: Mein letztes Buch “Xi Jinping: Eine neue Ära” wurde im Frühjahr 2018 veröffentlicht. Kurz darauf begann US-Präsident Trump den chinesischen Handel mit Strafzöllen zu belegen und unternahm den Versuch chinesische High-Tech-Unternehmen wie ZTE und Huawei zu verdrängen. Chinesische Studenten werden der Spionage beschuldigt. Mit dem Ausbruch der Corona-Epidemie wurde schließlich weltweit eine Anti-China-Propaganda-Kampagne ausgelöst.

Welchen Einfluss wird die Corona Epidemie Ihrer Meinung nach auf die Weltordnung haben?

Yuri Tavrovsky: Ich denke, die Epidemie wird große Auswirkungen auf die Menschheit haben. Einerseits beweist sie, dass die gesamte Menschheit eine gemeinsame Zukunft teilt, aber zugleich auch gemeinsames Opfer einer solchen Katastrophe werden kann. Selbst in einer angenommenen ‘Oase’ könnte das Virus noch immer von außen hereingetragen werden. Die vollständige Ausrottung der Epidemie kann nur weltweit erfolgen. Andererseits zeigt die Epidemie, dass die internationale Gemeinschaft noch nicht dazu bereit scheint, gemeinsam und geschlossen auf eine solche Krise zu reagieren. Die EU-Mitgliedstaaten begannen um Impfstoffe zu konkurrieren und fortschrittliche Technologien zu stehlen. Jetzt hat de facto ein globaler Krieg um Impfstoffe eingesetzt. Es wäre zu hoffen, dass sich zuletzt die Vernunft durchsetzt bzw. das großartige Konzept der ‘gemeinsamen Zukunft’ dann durchsetzt. Doch dies wird noch Zeit beanspruchen.

Frage: In welche Richtung wird sich die “Globalisierung” künftig entwickeln?

Yuri Tavrovsky: Die Welt sollte nicht länger nach Regeln der Vereinigten Staaten leben. Sie sind veraltet und funktionieren nicht einmal in den USA mehr. Die gegenwärtige Weltordnung wird sich auflösen und von einer neuen Globalisierung abgelöst werden. Es lässt mich als erstes an Chinas Vision von der “Gemeinschaft des menschlichen Schicksals”  denken.

Frage: Welche Auswirkungen wird der Wechsel des Präsidenten der Vereinigten Staaten in den Beziehungen zwischen Russland und den USA haben?

Yuri Tavrovsky: Meiner Meinung nach entsprechen die Wechsel der Präsidenten der Vereinigten Staaten den Wechseln der vier Jahreszeiten. Der Winter wird vom Frühling und jener vom Sommer abgelöst – dies ist nicht zu ändern. Der neue US-Präsident und sein Team werden vielleicht Nuancen in die Beziehungen zwischen Russland und den USA einbringen. Wir sahen, dass der Vertrag zur Nichtverbreitung von Kernwaffen verlängert wurde. Ich glaube jedoch nicht, dass sich die Beziehungen zwischen Russland und den USA grundlegend verändern werden. Schon während des Kalten Krieges entwickelte sich unter den Eliten der USA eine Art Russophobie, die alles Russische ablehnt: die russische Politik, russische Technologie und sogar die russische Nation selbst.

Frage: Was erwarten Sie von der Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und den USA?

Yuri Tavrovsky: Zunächst einmal hoffe ich, dass es keinen bewaffneten Konflikt zwischen Russland und den Vereinigten Staaten geben wird, weder in einem Drittland noch auf den Territorien beider Staaten. Ich hoffe, dass beide Seiten in einigen Bereichen zusammenarbeiten werden, beispielsweise beim Kampf gegen das Corona Virus oder für einen besseren Umweltschutz. Dies könnte die Situation verbessern. Ich möchte jedoch nochmals betonen, dass ich nicht glaube, dass sich die Beziehungen zwischen Moskau und Washington grundlegend verbessern werden.

Frage: Auf welchen Gebieten werden China und Russland im neuen Jahr zusammenarbeiten bzw. tiefgreifende Entwicklungen vorantreiben?

Yuri Tavrovsky: Das Jahr des Ochsen ist angebrochen: In diesem Jahr jährt sich der 20. Jahrestag der Unterzeichnung des “chinesisch-russischen Vertrags über gute Nachbarschaft, Freundschaft und Zusammenarbeit”. Ich glaube, dass China und Russland die wichtigsten positiven Veränderungen in der internationalen und militärischen Zusammenarbeit erleben werden. Der langfristige Handel zwischen China und Russland ist ebenfalls sehr wichtig. Ich hoffe, dass Russland einen wichtigeren „Knotenpunkt“ zwischen China und Europa bzw. das „goldene Glied“ für die Neue Seidenstraße darstellen kann.

Frage: Sie haben einmal den Medien gegenüber gesagt, dass die Verbindung Chinas mit Russland Ihre Lebensaufgabe ist. Was schätzen Sie an China so sehr?

Yuri Tavrovsky: Ich schätze China, weil ich davon überzeugt bin, dass die gutnachbarlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern keinem Zufall entspringen. Ich meine, wir sollten dies beibehalten und weiter entwickeln. Jetzt ist es für Präsident Putin und Präsident Xi Jinping überaus wichtig und notwendig, die Beziehungen zwischen beiden Ländern in eine umfassende strategische Partnerschaft und neue Ära der Zusammenarbeit zwischen Russland und China auszubauen.

Zudem bewundere ich auch die chinesische Geschichte und Kultur. Wenn immer ich Dunhuang besuche, schlägt mein Herz höher, weil ich die Geschichte des chinesischen Buddhismus an der Universität studierte. Als ich in Peking war, spazierte ich oft und gerne die Straßen entlang, besuchte alte Tempel wie auch lokale Restaurants und traf mich mit gewöhnlichen Leuten. Ich habe viele chinesische Freunde, die ich seit 20 und manchmal 30 Jahren schon kenne. Es sind sehr weise Leute. Es gibt auch einige chinesische junge Studenten, die ich an der Universität unterrichte sowie chinesische Journalisten, die in Peking und Moskau arbeiten. Es sind sehr gute und bestens ausgebildete Menschen. Wie kann ich solche Menschen nicht lieben? Ich möchte Ihren geschätzten Zuschauern und allen meinen Freunden, wie zu jedem Neujahr, so auch im Jahr des Ochsen weiter viel Erfolg wünschen!

Zur Person: Yuri Vadimovich Tavrovsky ist Professor und Sinologe sowie Vorsitzender des Expertenausschusses für Chinesisch-Russische Beziehungen.

Tavrovskys neueste Publikation “Konfrontation zwischen der USA und China“ wurde kürzlich in Russland veröffentlicht. Das Buch analysiert die Wurzeln des Konflikts zwischen China und den USA vor dem Hintergrund der Auswirkungen von Covid-19 auf die neue Weltordnung. Das Werk greift auf Tavrovskys Forschungsarbeiten zu China über viele Jahrzehnte zurück.

Quelle: m.news.cctv.com
Übersetzung: CC-HK


Von Redaktion

2 Gedanken zu „Wohin führt die Konfrontation zwischen USA und China?“
  1. Ich erwarte nichts gutes von der sogenannten Zusammenarbeit China Russland. Die Russen sind hier der kleinere Partner von Augenhöhe kann man hier nicht reden. Europa sollte nicht den Fehler begehen chinesische Expansion über russisches Territorium zu erlauben und wenn nur eingeschränkt. China exportiert auch seine Bevölkerung in alle Welt und nimmt so indirekt Einfluss hauptsächlich in Demokratien. Australien Neu Seeland und Kanada haben dies bereits erfahren und sofort reagiert und abgestellt. Chinesische Expansion im Pazifik wird früher oder später, dh wenn China meint einen Krieg mit den USA zu gewinnen die enorme Aufrüstung ist da ohne Beispiel, diesen auch führen wollen. Weltführerschaft ist die selbst gebaute Zwickmühle die Xi den Chinesen aufgezwungen hat dh er muss liefern. Man darf gespannt sein wie sich der Rest der Welt, vor allem Russland, dann verhält.

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