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Dr. Rafał Brzeski · Foto: wPolityce.pl

“Für mich ist die Übernahme von Polska Press durch das polnische Unternehmen PKN Orlen eine der beiden wichtigsten Nachrichten der letzten Wochen. Es ist die Wiederherstellung der polnischen Denkweise – oder zumindest gibt es eine Chance dafür”, erklärt Dr. Rafał Brzeski, ein Spezialist auf dem Gebiet des Informationskriegs, der Geheimdienste und des Terrorismus, im Gespräch mit dem Portal wPolityce.pl.

wPolityce.pl: PKN Orlen kaufte die Polska Press-Mediengruppe von der deutschen Verlagsgruppe Passau. Spielt es unter dem Gesichtspunkt des Informationskrieges eine Rolle, oder ist die Nationalität des Eigentümers von Polska Press prinzipiell nicht wichtig?

Dr. Rafał Brzeski: Er Kauf hat eine kardinale, kritische, zentrale Bedeutung. Es ist sehr wichtig für den Informationsstand und den Zustand der Wahrnehmung der Welt durch die Polen. Für mich ist die Übernahme von Polska Press durch PKN Orlen eine der beiden wichtigsten Nachrichten der letzten Wochen. Es ist die Rückgewinnung der polnischen Denkweise durch die Polen – oder zumindest gibt es eine Chance dafür.

Der ehemalige deutsche Herausgeber von Polska Press wurde von Berlin aus gesteuert. Das sollte den polnischen Verbrauchern eine deutsche Sichtweise aufzwingen. In der Tat haben die Deutschen zu diesem Zweck eine Reihe von Provinzmedien in Polen übernommen – das war schon zur Zeit dieser Übernahmen kein besonderes Geheimnis. Die lokalen Medien haben insgesamt eine große Reichweite. Die Rückgewinnung dieser Menge an lokalen Medien ist für die polnischen Interessen extrem wichtig. Sie deckt ganze Lesebereiche ab. Niemand sollte darüber lachen, dass es sich um Lokalzeitungen handelt – noch viele Jahre lang werden die Menschen lieber Texte auf Papier lesen und nicht nur auf den Bildschirm starren. Bisher wurden diese Leute von einem deutschen Verlag beeinflusst, und jetzt besteht die Chance, dass ein polnischer Verlag es tut.

wPolityce.pl: Genau darauf bezieht sich die polnische Opposition, stellt die Sache aber etwas anders dar – sie behauptet, dass die Medien von Polska Press unter der Leitung von PKN Orlen die Medienpropaganda der PiS betreiben werden. Ist dies Ihrer Meinung nach ein korrekter Vorwurf?

Dr. Rafał Brzeski: Und warum hat die Opposition nicht die Polska Press-Gruppe gekauft? Dann wäre es für sie einfacher gewesen. Warum wollten sie es nicht? Historisch gesehen wurden diese Medien, die nominell polnisch waren, von Leuten aus der “Freiheitsunion” an eine deutsche Firma verkauft. Die jetzige Opposition entstammt zu einem großen Teil der Warschauer Universität. Sie könnten sich ja das zurückkaufen, was sie verkauft haben. Das haben sie aber nicht einmal versucht, sondern PKN Orlen hat es getan, und man kann diesem Unternehmen nicht übel nehmen, dass es die Transaktion gemacht hat, als sich die Gelegenheit bot. Wichtig ist, dass diese Transaktion für PKN Orlen sicherlich profitabel sein wird. Es ist also eine geschäftlich motivierte Transaktion.

 

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