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Semriacher Gespräche am 15. April 2023

Einleitung Helmut M.J. Hofstätter

Bei den Semriacher Gesprächen, die es seit 2021 in Semriach in der Steiermark gibt, werden immer aktuelle Themen die im Mittelpunkt stehen angesprochen.
Besonders herzlich begrüße ich heute Univ. Prof. DI Karl Rose.

Dipl. Ing. Karl Rose studierte an der Montan-Universität Leoben Erdölwissenschaften.
25 Jahre in leitender Position bei Royal Dutch Shell, seit 2017 als Chefstratege und
Chefökonom bei der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC). Von Februar 2010 bis April 2017 leitete er als Direktor im Weltenergierat in London die Agenden Internationale Energiepolitik und Entwicklung von globalen Energieszenarien 2050. MNeben mehreren Aufsichtsratspositionen ist er seit August 2010 Professor für Strategisches
Management und angewandte Unternehmensführung. 2023 wurde er Vorsitzender des
Aufsichtsrates der Energie Steiermark.

Gedankensplitter zum Thema Energie

Der russische Einmarsch in die Ukraine hat die Energiemärkte auf den Kopf gestellt.
Jahrelange Gewissheiten wurden obsolet, die Zukunft präsentiert sich offener denn je. Wie
sehen die Chancen und Herausforderungen aus, die nun auf die Branche bzw. deren
Konsumenten zukommen?

Lassen Sie mich einen Rückblick auf einige Schwerpunkt bezüglich Energieversorgung
aufzeigen:
Die Ölpreiskrise von 1973 demonstrierte die Abhängigkeit der Industriestaaten von fossilen
Treibstoffen. Einige von Ihnen werden sich noch an die autofreien Tage erinnern. Als
Spätfolge der Ölpreiskrise wird die Einführung der Sommerzeit gesehen. Entwicklung und die damit verbundenen Technologien waren die Folge wie z.B. Bau von Bohrinseln und
Ölpipelineverlegung um nur einige zu nennen.
Es rückten alternative Treibstoffe wie Pflanzenöl, Biodiesen in das öffentliche Interesse. Das
Bewusstsein zum energiesparenden Verhalten blieb in der Bevölkerung erhalten.

  •  Sonnenenergie (Photovoltaik, Solarthermie)
  • Wasserkraft.
  • Windkraft.
  • Geothermie und Umgebungswärme.
  • Bioenergie (feste Biomasse wie Holz, Biogas und flüssige Biomasse wie Biodiesel
    sowie der biogene Anteil von Abfällen)
  • Meeresenergie.
    sind heute feste Bestandteile in unserem Bewusstsein.

Die Ölpreiskrisen des 20. Jahrhunderts waren überwiegend durch politische und
wirtschaftliche Ereignisse bedingt und vorübergehend. Trotzdem machten sie die
Abhängigkeit der westlichen Industrieländer von der Ressource Öl schmerzhaft sichtbar,
führten zu anhaltenden politischen Diskussionen und teilweise zu dauerhaften
Veränderungen.

Auszug aus dem Vortrag von Univ.Prof Dr. Karl Rose

Es wird derzeit an einem Energiemasterplan für Österreich, der erstmalig erstellt wird, vor
allem unter Mitwirkung der Industrie gearbeitet.

Es gibt eine große Kluft zwischen den Zielen der erneuerbaren Energie und den
Umsetzungsmöglichkeiten. In der Klimadiskussion zeichnet sich ab, dass die Ziele nicht geschafft werden. z.B: Photovoltaikanlagen können teilweise nicht angeschlossen werden, Netze müssen dringend ausgebaut werden.
Förderungen nicht für alle, sondern nur für die „Ärmsten“, Datenschutzgesetzt hindert die
Erkundung wer arm (bedürftig) ist.
Profitieren Energieversorger übermäßig an den hohen Preisen?
Bei den Versorgern die eine hohe Eigenproduktion und wenig Kunden haben ist dies eher der Fall. Z.B. Verbund, TIWAG und Vorarlberg
Durch den milden Winter sind die Gasspeicher in Österreich voll. Kann sich bei drastischen
Wettereinbrüchen aber schnell ändern.

EU hat russisches Gas nicht sanktioniert, Österreich deckt zu 80% den Bedarf mit russischem Gas.
Der Klimawandel wird von Indien entschieden werden. Aber auch China treibt die CO2
Emissionen im nächsten Jahrzehnt an.
Verbrennungsmotoren werden weiterhin eine bedeutende Rolle in den Entwicklungsländen
spielen. E-Autos hingegen in Europa, Nordamerika und China.
Eine Lösung für die Steiermark ist die Geothermie, das Vulkanland bietet sich hier
hervorragend an. Probebohrungen erfolgen bereits. Damit bekommen wir nachhaltige
Energie.
Die Netzinstabilität durch den hohen Anteil an erneuerbarer Energie könnte zu einem
Auslöser für einen kurzfristigen Black Out werden.
Der Plan, dass Österreich bezüglich der Energieversorgung autark werden kann, liegt zwar
vor ist aber äußerst umstritten hinsichtlich der Umsetzbarkeit (z.B. Biomasse)
Die Abschaltung der Kernkraftwerke in der BRD ist ein großer Fehler.
An den Fortschritten der Kernfusion wird laufend gearbeitet und man rechnet mit einem Start im Jahre 2025.
In Deutschland findet ein enormer Ausbau der LNG-Terminals statt.

Diskussion unter Leitung von Mag. Natascha Giarolli

Auszug der Diskussionsbeiträge:
> Private österreichische Haushalte müssen mit einem Smart Meter ausgestattet
werden das heißt: mit sogenannten intelligenten Stromzählern. Eine automatische
tägliche Ablesung des Tagesverbrauches oder sogar wenn gewünscht in 15 Minuten
Takt ist die Folge. Der jeweilige Netzbetreiber kann „aus der Ferne“ die Stromleistung
begrenzen oder auch ganz abschalten. Was bedeutet das für den Konsumenten?
Der intelligente Stromzähler misst exakt wann Strom gebraucht wird. Ein genaues
Eigenmonitoring kann zur Senkung des Energieverbrauches führen.
Strom aus erneuerbarer Energie (z.B. Windrädern oder Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach)
kann einfacher in das Netz eingespeist, gespeichert und verrechnet werden. Damit sind die
neuen Stromzähler ein Eckpfeiler der Energiewende und ein unverzichtbarer Beitrag zum
Klimaschutz.
> Künstliche Intelligenz (KI) ist momentan nicht aus den Schlagzeilen wegzudenken, vor
allem die computergenerierten Texte von ChatGPT sorgen international für Aufsehen.
Das hat zu einem regelrechten Wettlauf der KI-Riesen geführt.
> Wieviel Energie kostet die KI und wieviel geht zu Lasten der Umwelt?
Schätzungen gehen hier weit auseinander, aber ja der Verbrauch ist enorm
Man schätzt dass der Stromverbrauch sich bis 2050 verdoppeln wird.
Aber mit Quantencomputern und neuromorphen Computern stehen schon neue
Technologien in den Startlöchern, die „ganz anders arbeiten“ und dadurch auch bei der
Energieeffizienz viel besser dastehen. Neuromorphe Computer nehmen sich das
menschliche Gehirn zum Vorbild – und sind für Einsatzzwecke wie KI besser geeignet.
> Taiwan Krise: Szenarien sind möglich, Bündnisbildung einzelner Länder
> Black Out: sehr wahrscheinlich, Auslöser menschliches Versagen in den
Schaltzentralen? , 1-2 Tage Ausfall möglich
> In Serbien trocknen Wasserkraftwerke aus
> Auch in Österreich kann die Wasserführung zu einem Problem werden.
Die weiteren Diskussionsbeiträge der 40 Teilnehmer spannten sich über wirtschaftliche,
geopolitische, makroökonomische und soziale Themen.

UPDATE:
Die nächsten Semriacher Gespräche fanden am 17.6.2023 statt. Mag. Ewald Stadler wird

über “Geopolitische Ursachen und Folgen des Ukraine-Krieges“ sprechen

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