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28.12.2023: Sergey Lawrow im Interview von RIA Novosti und Rossiya 24 TV in Moskau

Teil 1 des Interviews des russischen Aussenministers:
Der Westen versuche gerade Entwicklungsländer in Geheimverhandlungen
ohne Russland zum
«Selenskyj 10-Punkte-Plan» zu nötigen!

 

 

Dmitry Kiselev: Was ist Ihrer Meinung nach der wichtigste diplomatische Sieg Russlands im auslaufenden Jahr 2023?

Sergej Lawrow: Es scheint schwierig, dies nur an einem einzigen Ereignis festzumachen. Ich glaube, dass unser Sieg nicht ausschließlich nur ein diplomatischer ist. Zunächst wurde im Zuge der speziellen Militäroperation ein Sieg an der Front errungen.

Aber ohne die Heimatfront und landesweiter Unterstützung wären die Ergebnisse dort sicherlich anders ausgefallen. Unser gesamtes Volk, unsere gesamte Führung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin an der Spitze, hat für eine nach vorne gerichtete Entwicklung gesorgt. Es ist offensichtlich und stetig. Das zeigen die Ergebnisse an der Kontaktlinie, in den Kampfhandlungen sowie die Resultate unserer Wirtschaftsleistung. Präsident Wladimir Putin hat sich erst kürzlich dazu geäußert. Er wies darauf hin, dass unsere Wirtschaftsleistung ein Wachstum von 3.5 Prozent realisierte, obwohl Europa, einschließlich Deutschland – der Motor europäischer Wirtschaft – ein rückläufiges BIP-Wachstum kennzeichnet.

Der wichtigste Punkt ist, dass praktisch das ganze Land und alle sozialen Schichten alles für den Sieg getan hat und weiterhin tut. Als wir die spezielle Militäroperation einleiteten, erging sich der Westen in Schadenfreude. Wladimir Putin wollte die NATO-Erweiterung stoppen, aber jetzt werde das Bündnis um Finnland erweitert und Schweden wäre als nächstes an der Reihe. Wahrscheinlich wollen sie sich auf diese Weise selbst beschwichtigen und überzeugen, dass sie alles richtig gemacht haben. Aber in Wirklichkeit wollen sie etwas ganz anderes. Ihr Hauptziel ist nicht die NATO-Erweiterung, sondern Russland eine „strategische Niederlage“ zuzufügen. Genau darum geht es bei der Erweiterung des nordatlantischen Bündnisses.

Im Jahr 2015 meinte US-Präsident Barack Obama, die russische Wirtschaft läge „in Trümmern“. Jetzt sieht der Westen den gegenteiligen Effekt ihrer Politik der Schwächung und vermeintlichen Aufspaltung Russlands. Viele verschlafene Salonpolitiker im Ausland begannen gleichermaßen zu spekulieren. Aufgrund des hybriden Krieges, den der gesamte kollektive Westen unter Einsatz moderner westlicher Waffen entfesselt hatte, doch insbesondere Mann und Maus der ukrainischen Gesellschaft zu Schultern haben, ist Russland in diesem Jahr viel stärker geworden. Die Einheit unseres Volkes hat substantiell zugenommen. Ich bin mir sicher, dass sie nicht damit gerechnet hatten. Sie wollten das Land spalten und Proteste gegen die spezielle Militäroperation entfachen. Die Sanktionen sollten die Menschen in Wut versetzen und Protestaktionen auslösen. Doch, dies hat bei den Leuten im Land einen nur noch stärkeren Zusammenhalt bewirkt.

Dmitry Kiselev: Merken die Diplomaten das?

Sergej Lawrow: Ja, das tun wir. Und wir nehmen aktiv daran teil. Alles, was sich hierzu abspielt, wird zum Gegenstand komplexer Diskussionen außenpolitischer Linien.

Die überwältigende Mehrheit der Staaten – die Mehrheit der Welt – hat sich den Sanktionen nicht angeschlossen, kann jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt in den Debatten Ihre Stimmen noch nicht ausreichend laut erheben. Allerdings wurde allen inzwischen klar, dass es jeden treffen kann, sprich jedes Land zur Zielscheibe von Sanktionen durch USA, Europa oder andere US-Verbündete werden kann. Niemand vermag vorherzusagen, was den USA anderentags noch einfallen könnte. In den letzten Jahren gefiel es den USA nicht, dass die Ukraine als Nachbarland Russlands sich um normale Arbeitsbeziehungen zu unserem Land bemühte. Sie begannen, das Land in die Europäische Union zu zerren, nach dem Motto: „Entweder ihr seid bei uns oder bei Russland.“ Ein solches „Entweder-Oder-Ultimatum“ wird so schnell nicht verschwinden.

Sehen Sie sich Serbien an. Denen wird das Gleiche gesagt: „Schließt euch den Sanktionen gegen Russland an, gebt den Kosovo ab, erkennt seine volle Unabhängigkeit an und wir werden Sie in die Europäische Union aufnehmen.“

Dmitry Kiselev: … und wenn nicht, werde es einen Staatsstreich geben…

Sergej Lawrow: … sie haben versucht, einen Staatsstreich zu inszenieren. Außerdem möchte ich anmerken – Sie erwähnten es – wie die westliche Gemeinschaft, vertreten durch die EU, auf die letzten Wahlen [in Serbien] reagiert hat. Die USA haben die serbischen Behörden beschuldigt, an den Wahlurnen manipuliert und Stimmen gekauft zu haben. Washington sagte dies am selben Tag, an dem die Kampagne zum Ausschluss von Donald Trump von den [kommenden] US-Wahlen gestartet wurde. Das war es, was die herrschende Elite wollte. Das hat in den USA selbst Wellen der Empörung ausgelöst, aber das ist der US-Regierung völlig egal. Sie dürfen alles tun. Sie werden all das tun, was sie wollen, doch zugleich anderen diktieren. Viele Länder sind sich dessen bewusst.

Immer mehr Länder lassen uns wissen, dass sie auf unserer Seite stehen. Sie verstehen, dass der langwierige Prozess der Formierung einer multipolaren Welt begonnen hat. Sie werden uns durch Taten unterstützen, müssen aber gelegentlich zu getürkten Ausreden – entschuldigen Sie die abwertende Ausdrucksweise – greifen, um nicht in Bedrängnis zu geraten. Dies ist eine ernste Entwicklung.

Das Bestreben des Westens, andere zu belehren, beschränkt sich nicht auf afrikanische oder lateinamerikanische Länder oder gar nur Serbien, einen kleinen europäischen Staat:

Ursula von der Leyen und Charles Michel reisten kürzlich nach China. Ich war schockiert, als Ursula von der Leyen in einem Interview am Rande dieses Besuchs sagte, dass die Haltung der EU gegenüber China durch deren Haltung gegenüber der Ukraine bestimmt würde. Eine solche Unverfrorenheit konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ja, sie haben sich daran gewöhnt, so mit ihren ehemaligen Kolonien oder einigen anderen „Durchschnittsländern“ zu sprechen, die finanziell von der EU und anderen westlichen Staaten noch abhängig sind. Aber so mit einer Großmacht zu reden, einem Land mit der größten Wirtschaft der Welt und einer jahrtausendealten Geschichte, Kultur und Tradition… Das spricht Bände über die Manieren moderner europäischer Bürokraten.

Dmitry Kiselev: Wir werden später darauf noch zurückkommen. Schließlich findet dieses Interview zum Jahreswechsel statt. Wie würden Sie die wichtigsten diplomatischen Ziele Russlands für das kommende Jahr beschreiben?

Sergej Lawrow: Erstens ist es unser Ziel, die spezielle Militäroperation weiterhin tatkräftig und proaktiv international zu unterstützen. Dieses Ziel wurde von Präsident Wladimir Putin vorgeben. Er selbst steht an der Spitze der außenpolitischen Bemühungen. Unsere diesbezüglichen Ziele haben oberste Priorität.

Alles andere ist auch dem Ziel untergeordnet, international ein objektives Bild von Russland zu zeichnen. Das war schon immer der Fall. Angesichts der laufenden militärischen Sonderoperation und der anhaltenden Konfrontation mit dem Westen, auch im Bereich der Wirtschaft und der Sanktionen, kommt der objektiven Begründung unseres Handelns besondere Bedeutung zu.

Die Schlüsselbereiche, von denen einige signifikant angepasst und einige neu definiert wurden, spiegeln sich in dem vom Präsidenten im März verabschiedeten «Außenpolitischen Konzept» wider. Es räumt den Beziehungen zur globalen Länder-Mehrheit eindeutig Vorrang vor den Ländern ein, die uns öffentlich zum Feind erklärt haben, wie es z.B. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin tat, ein Offizieller der Administration. Wenn dem so ist, sind wir auf jede Wendung der Ereignisse vorbereitet. Mehr als einmal hat es in der Geschichte Versuche gegeben, uns erobern und unterwerfen zu wollen.

Im Kontext der globalen Länder-Mehrheit, die bereit ist, mit uns in fairer und beidseitig vorteilhafter Weise respektvoll auf den Gebieten von Wirtschaft, Politik und Sicherheit, zusammenzuarbeiten, sind unsere Vorsitze, von denen zwei im nächsten Jahr anstehen, von zentraler Bedeutung. Der eine Vorsitz betrifft die GUS [Gemeinschaft Unabhängiger Staaten] und der andere BRICS: Ich möchte an dieser Stelle nicht auf GUS bzw. die Bedeutung unserer unmittelbaren Nachbarn, Verbündeten und strategischen Partner weiter eingehen. Es gibt ein Vorsitzprogramm, das sich auf den reichen Erfahrungsschatz aus dem postsowjetischen Raum stützt. Es bestehen viele Gründe zur Annahme, dass die GUS im kommenden Jahr ihre positive Dynamik in allen Bereichen ihrer Aktivitäten weiter ausbauen wird.

Es liegt auf der Hand, dass unser BRICS-Vorsitz eine globale Dimension hat. Die Zahl der BRICS-Mitglieder hat sich nach dem Gipfel im August in Johannesburg verdoppelt. Ab dem 1. Januar 2024 werden wir die neuen Mitglieder auf den neuesten Stand bringen. Unsere Aktivitäten erstrecken sich auf internationale Politik und – Sicherheit, Wirtschaft, Kultur und Bildung mit Kooperation von Universitäten und zunehmend auch auf den Sport.

Die BRICS-Spiele befinden sich in der Planung, ebenso Schritte zur Schaffung eines eigenen Preises für Filme. Es ist geplant, den Intervision Song Contest wieder aufleben zu lassen, allerdings nicht mehr im Rahmen des ehemaligen Warschauer Paktes und des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe, sondern als Teil von BRICS+. Fast alle Länder werden die Möglichkeit haben, sich an diesem Wettbewerb zu beteiligen.

Der Wirtschaft und den Finanzen kommt größte Bedeutung zu. Während des Gipfeltreffens im August haben die BRICS-Länder – unter Vorsitz des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva – das Ziel die Zentralbanken und Finanzminister Empfehlungen für alternative Zahlungssysteme vorlegen zu lassen, klar umrissen. Alle Teilnehmerstaaten sind des US-Dollars überdrüssig, der zu einem Instrument der Einflussnahme, zur Untergrabung der legitimen Wettbewerbsposition von Ländern aus verschiedenen Regionen, zur Einmischung in die inneren Angelegenheiten sowie des Regimewechsels verkommen ist.

Der brasilianische Präsident Lula da Silva schlug die Verwendung alternativer Zahlungsmittel für ganz Lateinamerika vor. Doch zusätzlich zu dieser regionalen Initiative machte er auch einen globalen Vorschlag. Dieser wird derzeit von BRICS ausgearbeitet. Bis zum nächsten Gipfel in Kasan im Oktober 2024 sollen die Finanzministerien und Zentralbanken ihren Vorschlag vorlegen.

Es geht um die Sicherung und den Schutz der Weltwirtschaft vor denjenigen, die seit vielen Jahren und selbst nach der Kolonialzeit versuchen, einige [koloniale] Elemente in dem Sinne zu bewahren, um weiterhin auf Kosten anderer zu leben.

Sie haben ihr Modell der Globalisierung allen aufgezwungen und viele Menschen sind darauf hineingefallen. Die Marktwirtschaft, der faire Wettbewerb, die Unverletzlichkeit des Eigentums und die Unschuldsvermutung wurden vom Westen als globale Werte eingeführt. Ebenso betonten die Amerikaner unablässig, dass der US-Dollar die Reservewährung nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern für die ganze Welt wäre und zugleich das zuverlässigste Sicherheitsnetz, das vor allen Problemen schütze, darstelle.

Als sie die Notwendigkeit sahen, ihr universelles Ziel die Schwächung Russlands und Untergrabung unserer Position in der Welt herbeizuführen, wurden jene Prinzipien ohne zu fackeln über Bord geworfen und ein echter Krieg begann.

Nun sind alle zum festen Entschluss gekommen: Von nun an wird die Gestaltung des Weltwirtschaftssystems andere Wege einschlagen.

Wir wissen, dass der Handel unserer chinesischen Freunde mit den Vereinigten Staaten und der EU zehnmal größer ist als mit der Russischen Föderation. Er ist jedoch rückläufig, während unser Handel mit China um fast 30 Prozent gestiegen ist. Das Planziel [für 2023] von 200 Milliarden Dollar wurde vorzeitig übertroffen – es liegt jetzt bei 230 Milliarden Dollar. Zum Ende des Jahres werden die Statistiker die endgültigen Ergebnisse vorlegen.

Dazu möchte ich Folgendes sagen: China hat die Vereinigten Staaten auf Grundlage der von den Vereinigten Staaten [selbst] eingeführten und später von den Chinesen übernommenen Globalisierungsstandards, mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Um die Wahrheit zu sagen, haben wir uns nach dem Ende der Sowjetunion auf dieselben Prinzipien verlassen und jeder ging davon aus, dass wir in eine Ära des universellen Wohlstands eingetreten und nun alle Menschen Freunde, Kameraden und Brüder geworden wären.

Die Vereinigten Staaten haben den Aufstieg Chinas miterlebt. Washington verkündete sein Ziel, dass kein Land in irgendeinem Bereich menschlicher Aktivitäten stärker werden dürfe als Amerika: Das bedeutet totale Hegemonie und ist die offizielle Ideologie. Die Amerikaner begannen, Waren aus China zu diskriminieren. Seit Jahren reicht China Klagen beim Streitbeilegungsgremium der WTO ein. Seit vielen Jahren ist dieses Gremium nicht in der Lage, diese zu prüfen, weil die Vereinigten Staaten den Mechanismus blockieren, indem sie die Wahl neuer Mitglieder, als Ersatz für die inzwischen ausgeschiedenen, verhindern. Es gibt keine Beschlussfähigkeit mehr – so ein einfacher und grundlegender Trick. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Doch, das sind die Methoden, welche die Vereinigten Staaten anwenden.

Die Entwicklung hin zu einer gerechteren Wirtschaftsordnung lässt sich nicht mehr aufhalten. Die Teilnehmer des BRICS-Gipfels haben sich ein klares Ziel gesetzt und klare Forderungen  aufgestellt: Den BRICS-Mitgliedern und anderen Entwicklungsländern, die sich wirtschaftlich und finanziell hochgearbeitet haben, im IWF [Internationaler Währungsfonds] und in der Weltbank Quoten zuzuteilen, die ihr tatsächliches wirtschaftliches Gewicht widerspiegeln. Das tun sie [derzeit] nicht. Dies ist nur ein weiterer Fall, in dem die Vereinigten Staaten ihre eigenen Grundsätze des fairen Wettbewerbs pervertieren.

Ich könnte noch lange über diese Ziele sprechen. Sie werden nicht nur im nächsten Jahr, sondern auch in vielen Folgejahren erfüllt werden.

Dmitry Kiselev: Auf der ukrainischen Schiene zeichnen sich Veränderungen ab. Was können wir erwarten? Worauf hat sich die Diplomatie einzustellen?

Sergej Lawrow: Wir bereiten uns darauf vor, unsere Ziele – Entmilitarisierung und Entnazifizierung – umzusetzen. Daran führt kein Weg vorbei.

Wir arbeiten aktiv mit den Entwicklungsländern zusammen, vor allem im Kontext mit den Veränderungen in der Taktik des Westens. Vielleicht denkt der Westen sogar darüber nach, „seine Strategie zu spezifizieren“, denn wenn „Russlands strategische Niederlage“ eine Strategie wäre – entschuldigen Sie bitte meine Tautologie – dann hat sie kläglich versagt. Jeder versteht das. Sie fangen an, auf uns zuzugehen und zu flüstern: „Warum treffem Sie nicht jemanden, der bereit ist, mit Ihnen in Europa zu reden?“ Das deutet darauf hin, dass man über die Ukraine ohne die Ukraine sprechen möchte.

Früher rühmten sie sich noch ihrer Position: „Kein Wort über die Ukraine ohne die Ukraine“. Jetzt gibt es in den westlichen Medien Signale und undichte Stellen, wonach der Westen nach Wegen zur Überwindung dieser Situation suche. Aber sie versuchen Ansätze zu finden, die es ihnen ermöglichen, einen „Sieg“ der Ukraine auszurufen. Es handelt sich um verschlafene Bürokraten [des Westens] – die an Sowjetzeiten erinnern – für die es wichtig war, zu berichten zu dürfen, dass ein Fünfjahresplan in drei oder vier Jahren erfüllt worden wäre. In den meisten Fällen stimmte das auch, doch oft war es nur Augenwischerei. Ich denke, dass das, was der Westen jetzt tut, den schlimmsten Fällen von Augenwischerei – wie vormals bei uns – sehr ähnlich scheint. Bezeichnenderweise sind sie nicht gut darin. Es ist klar, was sie erreichen wollen – so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage herauskommen, in die Europa vor allem durch Washington hineingetrieben wurde:

Die Amerikaner haben die europäische Wirtschaft durcheinandergebracht und sind auf Kosten Europas sehr stark gewachsen, indem sie Europas Industrieproduktion hinuntergezogen haben. Nach Sprengung unserer Pipelines haben die USA der europäischen Industrie für LNG (Flüssiggas) Preise auferlegt, die vier- bis fünfmal höher liegen als die, welche für die US-Industrie gültig sind. Das [die Sprengungen von Pipelines] haben sie schon zuvor getan. Sie brauchen jetzt einen Ausweg, um „nicht ihr Gesicht zu verlieren“, oder einen Ausweg, der es ihnen ermöglichte, zumindest sich selbst davon zu überzeugen, dass sie ihr Gesicht nicht verloren hätten. So sehe ich das.

Die Einführung des Kopenhagener Formats, das im Juni 2023 ins Leben gerufen wurde, war Teil dieser geänderten Taktik. Es haben bereits mehrere Treffen in diesem Format stattgefunden. Die G7, die BRICS-Mitglieder (mit Ausnahme Russlands) und eine Reihe anderer großer Entwicklungsländer wurden zu den Treffen geladen. Ziel war es, sie zur Unterzeichnung der „Friedensformel“ von Wolodymyr Selenskyj zu nötigen. Es ist ein Hirngespinst ihrer kranken Phantasie. Egal, was auf der Tagesordnung dieser Treffen zur Dekoration stand – Ernährungssicherheit oder Energiesicherheit – der Hauptpunkt war, Russland zu sagen: „Geht zurück zu den Grenzen von 1991, gebt die Krim und den Donbass zurück.“ Im Allgemeinen wollen sie eine „Sperrzone“ um Russland herum einrichten, eine entmilitarisierte Zone auf seinem Territorium ausrufen und vieles andere mehr.

Als die Entwicklungsländer begannen, diese Treffen zu besuchen, fragten wir sie, warum sie das täten: Haben sie nicht verstanden, dass diese Treffen bestenfalls sinnlos wären? Sie antworteten, dass sie alles verstünden. Diese Erklärungen wurden von Ländern der Weltmehrheit, die zu diesen Treffen eingeladen waren, abgegeben: Sie verfolgten zwei Ziele. Erstens wollten sie hören, was sie [der Westen] zu sagen hätte und wie ernsthaft der Lösungsvorschlag wäre, und zweitens wollten sie darlegen, dass nichts Gutes dabei herauskommen könne, solange keine direkten Gespräche unter Beteiligung Russlands geführt würden. Russland ist nicht nur zu solchen Gesprächen bereit, sondern hat sich damit einverstanden erklärt – Präsident Wladimir Putin hat dies kürzlich einmal mehr bestätigt.

In Anbetracht unserer guten Beziehungen kann ich sagen, dass vor zehn Tagen ein weiteres Treffen dieser Art stattgefunden hat – die G7 plus die führenden Entwicklungsländer. Nicht alle Länder der Weltmehrheit nahmen daran teil. Einige haben ihre Einladungen nicht angenommen. Das Treffen fand unter völliger Geheimhaltung statt. Es wurde nichts darüber berichtet; es gab keine undichten Stellen.

Dmitry Kiselev: Aber Sie wissen davon?

Sergej Lawrow: Ja, das wissen wir. Unsere engen Verbündeten und Partner, die an diesem Treffen teilnahmen, haben versprochen, ein Thema, das Russland betrifft, vor uns nicht geheim zu halten. Ein weiteres Treffen ist für Januar 2024 und ein „Friedensgipfel“, bei dem die „Friedensformel“ von Selenskyj „angenommen“ werden soll, für Februar 2024 geplant.

Die Informationen, die wir erhalten haben, wurden von zahlreichen anderen Quellen bestätigt. Der Westen spricht vom „Selenskyj 10-Punkte-Plan“, der keine Abweichung zulässt, keinen Schritt nach links, rechts oder zurück, sondern nur nach vorne, und der so angenommen werden muss, wie er ist. Mit einfachen Worten: Es ist ein Beschiss – entschuldigen Sie bitte meine Ausdrucksweise. Hier sind die 10 Punkte, sagen sie: „Wenn Ihnen der Gedanke an einen Cordon sanitaire um Russland nicht gefällt, denken Sie an [ihre] Lebensmittelsicherheit“, heucheln sie mit vermeintlicher Sympathie.

Als Nächstes werden sie [der Westen] verkünden, dass so viele Länder teilgenommen hätten und dass das eine Land diesen „harmlosen“ Punkt und das andere jenen „harmlosen“ Punkt, wie die nukleare Sicherheit, akzeptiert hätte und dass sie zusammengenommen die Wiederherstellung der 1991 anerkannten Grenzen der Ukraine unterstützten.

Als wir mit den Ländern, die zu diesem Treffen eingeladen waren und denjenigen, die von diesem Prozess ausgeschlossen waren, aber darüber informiert werden wollten, über mögliche Lösungen für die Krise sprachen, haben wir ihnen eine einfache Sache erklärt:

Was bedeutete die Anerkennung der Grenzen von 1991? Es bedeutete, dass die Ukraine in den Grenzen verbliebe, die zu jenem Zeitpunkt bestanden, als die Sowjetunion aufgelöst wurde. Präsident Putin hat vor kurzem erneut darauf hingewiesen, dass ein Teil dieses Prozesses die Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung durch die Ukraine war, in der eindeutig erklärt wurde, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten werde und dass alle gleich wären, sowie nationale Minderheiten gleiche Rechte hätten und so weiter.

Heute sagt Selenskyj, er müsse diese Gebiete zurückbekommen. Seit 1991 hat sich viel getan. Eine Reihe von Gesetzen wurde verabschiedet, zunächst unter Juschtschenko und später unter Poroschenko und Selenskyj. Es war eine Kampagne nach dem Staatsstreich. Der Gebrauch der russischen Sprache wurde für alle Bereiche verboten. Die Verfassung der Ukraine garantiert nach wie vor die Rechte der russischen und anderer ethnischer Minderheiten und erläutert diese Bestimmung ausführlich in Bezug auf Bildung, Kultur, Erziehung und praktisch alle anderen Bereiche. Die neuen Gesetze hingegen verbieten all dies in flagranter Verletzung der Verfassung. Diese Gesetze wurden durch lokale Verordnungen ergänzt. So hat Wladimir Klitschko vor einigen Monaten den Gebrauch der russischen Sprache für alle Bereiche in Kiew verboten: Im kulturellen – und in sozialen Bereichen und im täglichen Leben. Die Mehrheit der Menschen spricht jedoch weiterhin Russisch. Das ist ein Beweis für die Haltung der Menschen gegenüber dem Kiewer Regime und seinen Parolen.

Es gibt eine Auswahl von Zitaten darüber, was ukrainische Offizielle über Russen denken. Nach dem Staatsstreich sagte der damalige ukrainische Ministerpräsident Arsenij Jazenjuk, Russen seien „Untermenschen“. Später sagte Petr Poroschenko, dass ihre Kinder Schulen und Kindergärten besuchen würden, während die Kinder im Donbass in Kellern sitzen würden. Selenskyj wurde vor der speziellen Militäroperation gefragt, was er von den Menschen im Donbass und ihrer Forderung nach Umsetzung der Minsker Vereinbarungen halte. Er sagte, es gäbe Menschen und es gäbe „Kreaturen“, und diejenigen, die in der Ukraine lebten und ukrainische Staatsbürger seien, sich aber mit der russischen Sprache und Kultur verbunden fühlten, sollten sich „nach Russland verdrücken“. Dies sagte er im August 2021.

Daher unterstützen diejenigen, die die Welt auffordern, die Forderung nach einer Rückkehr der Ukraine zu den Grenzen von 1991 zu unterstützen, den Aufruf zum Völkermord.

***

Fortsetzung des Interviews Teil II folgt

Übersetzung aus dem Russischem: UNSER-MITTELEUROPA


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16 Gedanken zu „Sergej Lawrow im Interview zum Jahreswechsel: Selenskyj-Plan entspräche Aufruf zum Völkermord!“
  1. Anklage wegen Steuerhinterziehung: Gericht lässt Anklage gegen Querdenken-Initiator zu
    Querdenken-Gründer Michael Ballweg wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm auch Geldwäsche vorgeworfen.

    https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2023-10/querdenken-michael-ballweg-steuerhinterziehung-gericht

    „Wer an Strippenziehern über den gewählten Regierungen glaubt, kommt an dem hanseatischen Geldhaus, das seine wichtigere Dependance in New York unterhält, nicht vorbei. Scholzens Olaf scheint nun diesen Herrschaften im Cum-Ex-Skandal als Bürgermeister zu Diensten gewesen zu sein, knapp 176 Millionen Euro, die üblichen Peanuts also, an der Steuer vorbeizuschleusen.“
    Wolfgang Eggert, Compact, 28. September 2021

  2. „Ein kommunistisches System erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert.“
    Alexander Issajewitsch Solschenizyn

    „Unter den Augen der Menschheit ist man dabei, ein großartiges europäisches Land zu zerstören, und die zivilisierten Regierungen applaudieren… Nachdem sie die Vereinten Nationen auf den Müll geschmissen hat, proklamiert die NATO der Welt für das kommende Jahrhundert ein altes Gesetz – das des Dschungels: Der Stärkere hat immer recht.“
    Alexander Issajewitsch Solschenizyn

  3. Die ekelhafte ungewählte EU Präsidentin mit der Föhnfrisur weiß mächtige reiche Typen hinter sich, deshalb reißt sie das Maul auf. Mal schaun, wie lange dieses hochmütige Pack hinter ihr die Welt noch regieren darf.

  4. CDUCDU-Kiesewetter sagt, wenn die Ukraine den Krieg gegen Russland verliert, wäre dies «das Ende der Welt, wie wir sie kennen». Wirklich?-

    https://weltwoche.de/daily/cdu-kiesewetter-sagt-wenn-die-ukraine-den-krieg-gegen-russland-verliert-waere-dies-das-ende-der-welt-wie-wir-sie-kennen-wirklich/?unapproved=371256&moderation-hash=6a99270673a94c0d7a03ff57ab7cabdb#comment-371256

    Seit es in der Ukraine nicht so läuft, wie sie es tausendmal falsch vorhergesagt haben, herrscht bei westlichen Kriegstrommlern nackte Panik.

    Kein Wunder. Wenn die Ukraine nicht gewinnt, wäre dies eine Niederlage für den Westen, neben der sich die Schlappe gegen die Taliban ausnimmt wie ein Klaps auf den Po.

    Mit grosser Kelle rührt mal wieder Roderich «strammgestanden» Kiesewetter an. Für den CDU-Oberst wäre alles ausser einer russischen Schmach «das Ende unserer Welt, wie wir sie kennen».

    Sagt er tatsächlich.

    Kiesewetter hat eine neue Allianz des Bösen ausgemacht, die er Crink nennt – aus den Anfangsbuchstaben für China, Russland, Iran und Nord-Korea. Tönt wie der Grinch, ist aber viel böser.

    Denn liesse man die Russen gewähren, würden sie «wie angekündigt» den Krieg ins Baltikum und nach Moldau tragen.

    Wann Moskau das angekündigt hat, bleibt Kiesewetters Geheimnis.

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  5. CDU-Kiesewetter sagt, wenn die Ukraine den Krieg gegen Russland verliert, wäre dies «das Ende der Welt, wie wir sie kennen»

    «Das Ende der Welt, wie wir sie kennen» ist ja durchaus erstrebenswert !!

    Das bedeutet für mich das Ende der USA & NATO HERRSCHAFT und das wäre wunderbar !!

    Gerade die USA & die NATO sind ja schon seit Jahrzehnten die schlimmsten KRIEGSTREIBER auf der ganzen Welt, die und DEMOKRATIE und MENSCHENRECHTE nur vorspielen !!

    In Wahrheit sind es die übelsten Verbrecher und SATANISTEN …Also weg damit !!

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    1. Meine Ergänzung:
      Die größten Feinde der Menschheit sind der Islam, der Sozialismus und die United States.
      Die Bildung der russischen Politiker und das noble Benehmen imponieren mir.

  6. Herr Außenminister Lawrow bringt es auf den Punkt: Die Manieren “arroganter europäischer Bürokraten”?

    “Ursula von der Leyen und Charles Michel reisten kürzlich nach China. Ich war schockiert, als Ursula von der Leyen in einem Interview am Rande dieses Besuchs sagte, dass die Haltung der EU gegenüber China durch deren Haltung gegenüber der Ukraine bestimmt würde. Eine solche Unverfrorenheit konnte ich mir gar nicht vorstellen. Ja, sie haben sich daran gewöhnt, so mit ihren ehemaligen Kolonien oder einigen anderen „Durchschnittsländern“ zu sprechen, die finanziell von der EU und anderen westlichen Staaten noch abhängig sind. Aber so mit einer Großmacht zu reden, einem Land mit der größten Wirtschaft der Welt und einer jahrtausendealten Geschichte, Kultur und Tradition… Das spricht Bände über die Manieren moderner europäischer Bürokraten.”

  7. Sehr geehrter Herr Aussenminister Lawrow, vielen Dank für Ihre Ausführung. Ihre Erklärungen/Darstellungen beeindrucken mich einmal mehr. Und: es sind nicht die Details, die wir ja auch kennen, wo Sie sicher recht haben. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen – an die schreckliche Rede von Präs. Poroschenke als er sich übe die “Untermenschen” im Donbass ausliess: deren zukünftiges Schicksal und besonders dasjenige der Schulkinder.
    Ja, es ist etwas ganz anderes was mich bei Ihren Antworten tief beeindruckt: Aus ihren Antworten spricht ein “Geist”, eine innere Haltung/Überzeugung, die wir bei unseren Polit-Kabarettisten im Westen vermissen! ich gratuliere Ihnen von ganzen Herzen und wünsche Ihnen und Ihre Bevölkerung viel Glück.

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    1. Danke, das habe ich versäumt.

      Als Katholik möchte ich auf etwas aufmerksam machen. Zufällig sah ich Putin eine Ikone küssen. Das ist kein Beweis darüber, wie gläubig er wirklich ist. Aber es ist der Beweis, daß er kein Satanist ist. [Kann man den für Hillary auch führen?]
      Wir haben auch die Verheißung, wenn der Papst Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens weiht, daß sich Rußland bekehren wird. Eine Bekehrung ist schon sichtbar, das Land hat sich vom Kommunismus bekehrt. In seinem Staatswappen ist St. Georg, der Drachentöter prominent präsentiert. Die Streitkräfte der Russischen Föderation haben eine große Hauptkirche bekommen, für die, so sagt man, Putin ein sehr wertvolles Mandyllion gestiftet hat.
      Bis zur Wiedervereinigung mit Rom, auf die es ankommt, wird noch viel Unheil geschehen.

  8. Lawrow: “Immer mehr Länder lassen uns wissen, dass sie auf unserer Seite stehen. Sie verstehen, dass der langwierige Prozess der Formierung einer multipolaren Welt begonnen hat.”

    Wirklich?
    Auf der einen Seite die BRICS-Initiative, auf der anderen Seite der Great Reset. Spielt Russland nur den “Guten Bullen”? Russland ist Mitglied der WHO, hat Putin schon mal was zum geplanten Pandemie-Vertrag gesagt?

    Putin war im Young Global Leader – Programm des WEF – hat Putin mal dazu was gesagt, oder sich davon distanziert?

    trau, schau, wem

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    1. Gern schaue ich, und es schaut so aus, als ob nicht nur Putin , sondern auch Orban gute Schüler waren und gelernt haben, worauf es wirklich ankommt. Zwei schwarze Böcke.

  9. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sachkundig, sachbezogen und ethisch überlegen Herr Lawrow und Herr Putin argumentieren, wie ausführlich sie auf Einzelheiten eingehen und welch mitfühlendes Verständnis sie für fremde Völker zeigen.
    Wie lächerlich sind dagegen die meist leeren Phrasen vieler BRD- und EU-Führer, besonders wenn sie von “Freiheit” und “Demokratie” reden, aber nur Freiheit für ein paar transatlantische Geldsäcke, eklige Perverslinge und abscheuliche Kinderverderber meinen, die von Amts wegen gleichsam zu Göttern aufgeblasen werden.

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