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9. Februar 2024: Präsident Putin erklärt dem Westen die Position Russlands

Wegen der großen Bedeutung des Inhaltes des Interviews im aktuellen Weltgeschehen hat sich UNSER-MITTELEUROPA entschlossen das Transkript des Gesprächs in deutscher Übersetzung zwischen dem russischen Präsidenten, Wladimir Putin und Tucker Carlson, dem Gründer des Tucker Carlson Networks, nachfolgend in insgesamt vier Teilen ungekürzt wiederzugeben.

Teil 4: Über die Probleme des Westens ohne Gesichtsverlust
aus ihren Kriegen wieder auszusteigen

Tucker Carlson: Ich möchte nachfragen. Sie machten deutlich, dass die NATO-Osterweiterung eine Verletzung der Zusicherung war, die gegenüber allen in den 1990er Jahren abgegeben worden war. Dies stellte eine Bedrohung gegen Ihr Land dar. Kurz bevor Sie Truppen in die Ukraine schickten, sprach der Vizepräsident der Vereinigten Staaten auf der Sicherheitskonferenz und ermutigte den Präsidenten der Ukraine, der NATO beizutreten. Glauben Sie, dass dies einem Versuch gleichkam, Sie zu einer militärischen Aktion zu provozieren?

Wladimir Putin: Ich wiederhole noch einmal: Wir schlugen wiederholt vor, die Probleme, welche in der Ukraine nach dem Staatsstreich von 2014 auftraten, auf friedlichem Weg zu lösen. Aber niemand hat uns zugehört. Außerdem erklärte die unter vollständiger Kontrolle der USA stehende ukrainische Führung plötzlich, dass sie die Minsker Vereinbarungen nicht erfüllen werde und ihnen diesbezüglich alles missfiel, worauf sie ihre militärischen Aktivitäten in diesem Gebiet [Donbass] fortsetzten.

Parallel dazu wurde das Gebiet von den militärischen Strukturen der NATO unter dem Deckmantel verschiedener Personalausbildungs- und Umschulungszentren in Beschlag genommen. Sie begannen im Wesentlichen, dort Stützpunkte zu errichten. Das ist alles.

Die Ukraine verkündete, dass die Russen eine nicht-tituläre Nationalität darstellten. Sie verabschiedeten gleichzeitig Gesetze, die die Rechte der nicht-titulären Nationalitäten in der Ukraine einschränken. Die Ukraine, die all diese südöstlichen Gebiete als Geschenk des russischen Volkes erhalten hatte, verkündet plötzlich, dass die Russen in diesem Gebiet eine nicht-tituläre Nationalität wären. Ist das noch normal? All dies zusammengenommen führte zu der Entscheidung, den Krieg, den Neonazis im Jahr 2014 in der Ukraine angezettelt hatten, ein Ende zu setzen.

Tucker Carlson: Glauben Sie, dass Selenskjy über die Freiheit verfügt, um eine Einigung in diesen Konflikt auszuhandeln?

Wladimir Putin: Mir fehlen die Details und es ist natürlich schwierig für mich, das zu beurteilen, doch ich glaube, er hat diese Freiheit, jedenfalls hatte er sie früher. Sein Vater hatte im Zweiten Weltkrieg gegen die Faschisten – die Nazis – gekämpft. Ich habe einmal mit ihm darüber gesprochen und gefragt: “Wolodymyr, was machst Du da? Warum unterstützt du heute die Neonazis in der Ukraine, während Dein Vater noch gegen den Faschismus gekämpft hatte? Er war ein Frontsoldat.” Ich werde Ihnen nicht sagen, was er geantwortet hat – das ist ein anderes Thema, doch ich denke, es ist nicht richtig, wenn ich es täte.

Aber was die Freiheit der Wahl anginge – warum nicht? Er kam mit der Erwartung des ukrainischen Volkes an die Macht, dass er die Ukraine zum Frieden führen wolle. Er sprach davon und dank dieser Erwartung gewann er mit überwältigender Mehrheit die Wahl. Aber als er schließlich an der Macht war, hat er meiner Meinung nach zwei Dinge erkannt: Erstens, dass es besser wäre, sich nicht mit Neonazis und Nationalisten anzulegen, denn sie sind aggressiv und sehr aktiv, von ihnen kann man alles erwarten und zweitens, dass der von den USA angeführte Westen diese unterstützt bzw. immer diejenigen unterstütten würde, die sich mit Russland anlegten. Das scheint vorteilhaft und sicher. Er hat also eine entsprechende Position eingenommen, obwohl er seinem Volk versprochen hatte, den Krieg in der Ukraine zu beenden. Er hat seine Wähler getäuscht.

 Tucker Carlson: Aber glauben Sie, dass er zu diesem Zeitpunkt – ab Februar 2024 – den Spielraum, die Freiheit noch hatte, um mit Ihnen oder der Regierung direkt zu sprechen, was seinem Land oder der Welt eindeutig geholfen hätte? Glauben Sie, dass er dies hätte tun können?

Wladimir Putin: Warum nicht? Er hält sich für das Staatsoberhaupt – er hat die Wahlen gewonnen. Obwohl wir in Russland glauben, dass der Coup d’état die Hauptquelle hinter der Macht für alles darstellt, was nach 2014 kam und in diesem Sinne auch die heutige Regierung voller Fehler ist. Aber er sieht sich selbst als Präsident und er wird von den Vereinigten Staaten, ganz Europa und praktisch dem Rest der Welt in dieser Eigenschaft anerkannt – warum nicht? Er kann es.

Wir haben in Istanbul mit der Ukraine verhandelt, wir haben uns geeinigt, er war sich dessen bewusst. Außerdem ist der Leiter der damaligen Verhandlungsgruppe, ich meine es war Herr [Dawyd Heorhijowytsch] Arachamija, heute immer noch Vorsitzender der Fraktion der Regierungspartei, der Partei des Präsidenten in der Rada. Er ist immer noch Vorsitzender der Präsidentenfraktion in der Rada, dem Parlament des Landes und sitzt immer noch dort. Er hat sogar seine vorläufige Unterschrift unter das Dokument gesetzt, von dem ich Ihnen erzählte. Doch, dann erklärte er öffentlich vor der ganzen Welt: «Wir waren bereit, dieses Dokument zu unterzeichnen, aber Herr Johnson, der damalige Premierminister Großbritanniens, kam und riet uns davon ab, weil es besser sei, gegen Russland zu kämpfen. Sie würden uns alles geben, was wir bräuchten, um das zurückzuholen, was wir während der Auseinandersetzungen mit Russland verloren hätten. Und wir haben diesem Vorschlag zugestimmt.» Wie Sie wissen: Seine Erklärung wurde veröffentlicht. Er hat dies öffentlich erklärt.

Könnten sie zu diesem Vorschlag zurückkehren oder nicht? Die Frage jedoch lautet: Wollen sie es oder nicht?

Außerdem hat der Präsident der Ukraine ein Dekret erlassen, das Verhandlungen mit uns verbietet. Lassen wir ihn dieses Dekret wieder aufheben – das wäre es! Wir haben in der Tat nie Verhandlungen abgelehnt. Wir hören die ganze Zeit: «Scheint Russland bereit?» Ja – wir haben es nicht abgelehnt! Sie waren es, die es öffentlich ablehnten. Nun, er soll sein Dekret zurücknehmen und in Verhandlungen eintreten. Wir haben uns nie verweigert.

Die Tatsache, dass sie der Forderung oder Beeinflussung von Herrn Johnson, dem ehemaligen Premierminister Großbritanniens, erlagen, erscheint mir lächerlich und sehr traurig. Denn, wie Herr Arachamija es ausdrückte: «Wir hätten diese Feindseligkeiten, diesen Krieg, schon vor anderthalb Jahren beenden können. Aber die Briten hatten uns überredet und wir hatten [die Einigung] abgelehnt.» Wo ist Mr. Johnson jetzt? Doch, der Krieg geht weiter.

Tucker Carlson: Das ist eine gute Frage. Warum hat er das getan?

Wladimir Putin: Weiß der Himmel – ich verstehe es selbst nicht. Es gab eine allgemeine Ausgangssituation. Aus irgendeinem Grund hatte jeder die Illusion, dass Russland auf dem Schlachtfeld besiegt werden könnte. Aus Arroganz – aus reinem Herzen, aber nicht aufgrund großen Intellekts.

Tucker Carlson: Sie haben die Verbindung zwischen Russland und der Ukraine beschrieben; Sie haben Russland selbst mehrmals als orthodox bezeichnet – das ist für Ihr Verständnis von Russland von zentraler Bedeutung. Was bedeutet das für Sie? Nach Ihrer eigenen Beschreibung sind Sie ein christlicher Führer. Welche Auswirkungen hat das auf Sie?

Wladimir Putin: Wissen Sie, wie ich schon erwähnte, wurde Fürst Wladimir im Jahr 988 nach dem Vorbild seiner Großmutter, der Fürstin Olga, getauft und dann taufte er sein Gefolge und dann sukzessive, im Laufe mehrerer Jahre, die ganze Rus. Es war ein langwieriger Prozess – von den Heiden zu den Christen, das dauerte über viele Jahre. Aber am Ende verwurzelte sich diese Orthodoxie, das östliche Christentum, tief im Bewusstsein des russischen Volkes.

Als Russland sich ausdehnte und andere Nationen aufnahm, die sich zum Islam, zum Buddhismus und zum Judentum bekannten, war Russland immer sehr kollegial gegenüber den Menschen, die sich zu anderen Religionen bekannten. Das ist unsere Stärke. Das ist völlig klar.

Tatsache ist, dass die Hauptpostulate – die Hauptwerte aller Weltreligionen, die ich gerade erwähnte und die traditionellen Religionen der Russischen Föderation ausmachen, sehr ähnlich, um nicht zu sagen gleich sind. Übrigens waren die russischen Behörden immer sehr umsichtig in Bezug auf die Kultur und Religionen der Völker, die kamen und sich in das russische Reich eingliederten. Das bildet meiner Meinung nach die Grundlage zur Sicherheit und Stabilität der russischen Staatlichkeit: Alle Völker, die Russland bevölkern, betrachten es im Grunde als ihr Mutterland.

Falls, sagen wir, Menschen aus Lateinamerika zu Ihnen oder– um ein noch deutlicheres und verständlicheres Beispiel zu nennen – nach Europa kommen, so sind sie doch aus ihrer historischen Heimat zu Ihnen oder in die europäischen Länder gekommen. Doch, Menschen, die sich in Russland zu verschiedenen Religionen bekennen, betrachten Russland als ihr Mutterland und haben kein anderes Mutterland. Wir gehören zusammen – es ist eine große Familie. Unsere traditionellen Werte sind sehr ähnlich. Ich habe eben von einer großen Familie gesprochen, aber jeder hat seine eigene Familie und das ist die Grundlage unserer Gesellschaft. Und wenn wir sagen, dass das Mutterland und diese Familie besonders miteinander verbunden sind, dann ist das in der Tat so, denn es ist unmöglich, eine normale Zukunft für unsere Kinder und unsere Familien sicherzustellen, wenn wir nicht eine normale, nachhaltige Zukunft für das ganze Land und für das Mutterland gewährleisten. Deshalb ist das patriotische Empfinden in Russland so stark.

Tucker Carlson: Kann ich sagen, dass sich die Religionen unter anderem dadurch unterscheiden, dass das Christentum eine besonders gewaltfreie Religion darstellt. Jesus sagt: «Halte die andere Wange hin – töte nicht». Wie kann ein Anführer, der töten muss, egal in welchem Land, wie kann ein solcher Anführer ein Christ sein? Wie bringen Sie das mit sich selbst in Einklang?

Wladimir Putin: Das ist ganz einfach: Wenn es darum geht, sich selbst und seine Familie, sein Heimatland zu schützen. Wir werden niemanden angreifen.

Wann haben die Entwicklungen in der Ukraine begonnen? Seit dem Staatsstreich und dem Beginn der Feindseligkeiten im Donbass – da haben sie begonnen. Und wir schützen unser Volk, uns selbst, unser Heimatland und unsere Zukunft.

Was die Religion im Allgemeinen betrifft: Wissen Sie, es geht nicht um äußere Manifestationen, es geht nicht darum, jeden Tag in die Kirche zu gehen oder mit den Kopf gegen den Boden zu nicken. Es liegt im Herzen. Unsere Kultur ist so sehr auf den Menschen ausgerichtet. Dostojewski, der im Westen als das Genie russischer Kultur und russischer Literatur besondere Berühmtheit erlangte, hat viel darüber gesprochen: Über die russische Seele!

Die westliche Gesellschaft verhält sich da eher pragmatisch. Die Russen denken mehr an das Ewige, an die moralischen Werte. Ich weiß nicht, vielleicht werden Sie mir nicht zustimmen, aber die westliche Kultur ist eben doch pragmatischer.

Ich sage nicht, dass das schlecht sei. Es machte für die heutige «goldene Milliarde» gute Erfolge in der Produktion und sogar in der Wissenschaft etc. möglich. Daran ist nichts auszusetzen – ich sage nur, dass wir irgendwie gleich aussehen, doch unsere Denkweise ein bisschen anders ausgerichtet scheint.

Tucker Carlson: Sehen Sie das Übernatürliche am Werk? Wenn Sie auf das schauen, was gerade in der Welt passiert, sehen Sie da Gott am Werk? Haben Sie jemals gedacht: Das sind Kräfte, die nicht menschlich wären?

Wladimir Putin: Nein, um ehrlich zu sein, glaube ich das nicht. Meiner Meinung nach verläuft die Entwicklung der Weltgemeinschaft im Einklang mit den ihr innewohnenden Gesetzen und diese Gesetze sind so, wie sie sind. Das war in der Geschichte der Menschheit immer schon so. Einige Nationen und Länder stiegen auf, wurden stärker und zahlreicher, doch verließen dann die internationale Bühne und verloren den Status, an den sie sich gewöhnt hatten. Ich brauche wohl keine Beispiele anzuführen, aber wir könnten mit Dschingis Khan und den Eroberern der Goldenen Horde beginnen und mit dem Römischen Reich enden.

Es schien, dass es in der Geschichte der Menschheit nie etwas Vergleichbares wie das Römische Reich gegeben hatte: Dennoch wuchs das Potenzial der Barbaren stetig, wie auch ihre Bevölkerungszahl. Im Allgemeinen wurden die Barbaren immer stärker und begannen, sich wirtschaftlich zu entwickeln, wie wir heute sagen würden. Dies führte schließlich zum Zusammenbruch des Römischen Reichs und des von den Römern errichteten Regimes. Es dauerte jedoch fünf Jahrhunderte, bis das Römische Reich zerfiel. Der Unterschied zu heute besteht darin, dass alle Prozesse der Veränderung in einem viel schnelleren Tempo als zu Zeiten der Römer ablaufen.

Tucker Carlson: Wann wird das Imperium der KI [Künstlichen Intelligenz] Ihrer Meinung nach beginnen?

Wladimir Putin: (Lachend) Sie stellen immer kompliziertere Fragen. Um diese zu beantworten, muss man ein Experte für große Zahlen, große Daten und KI sein.

Die Menschheit ist derzeit vielen Bedrohungen ausgesetzt. Dank der Genforschung ist es jetzt möglich, einen Übermenschen, einen spezialisierten Menschen – einen gentechnisch veränderten Athleten, Wissenschaftler oder militärischen Mensch – zu schaffen.

Es gibt Berichte, dass Elon Musk in den USA bereits einen Chip in das menschliche Gehirn implantieren ließ.

Tucker Carlson: Was halten Sie davon?

Wladimir Putin: Nun, ich denke, man kann Elon Musk nicht aufhalten, er wird tun, was er für richtig hält. Trotzdem muss man eine gemeinsame Basis mit ihm finden und nach Wegen suchen, ihn zu überzeugen. Ich glaube, er ist ein kluger Mensch, davon bin ich fest überzeugt. So muss man also eine Einigung mit ihm erzielen, denn dieser Prozess muss formalisiert und bestimmten Regeln unterworfen werden.

Die Menschheit muss sich überlegen, was aufgrund der neuesten Entwicklungen gemäß Genetik oder KI passieren wird. Man kann eine ungefähre Vorhersage darüber treffen, was passieren könnte. Als die Menschheit eine existenzielle Bedrohung durch Atomwaffen spürte, begannen alle Nuklearnationen, sich miteinander zu arrangieren, da sie erkannten, dass ein fahrlässiger Einsatz von Atomwaffen die Menschheit in den Untergang stürzen werde.

Es ist unmöglich, die Forschung im Bereich der Genetik oder der künstlichen Intelligenz heute zu stoppen, so wie es damals unmöglich war, den Einsatz von Schießpulver zu verhindern. Aber sobald wir erkennen, dass eine Bedrohung durch ungezügelte und unkontrollierte Entwicklung von KI, Genetik oder anderen Bereichen ausginge, wird es an der Zeit sein, ein internationales Abkommen über die Art der Regulierung dieser Dinge zu schließen.

Tucker Carlson: Ich danke Ihnen für die Zeit, die Sie uns geschenkt haben. Ich möchte Ihnen nur noch eine letzte Frage stellen, und zwar zu jemandem, der in den Vereinigten Staaten sehr berühmt ist, hier wahrscheinlich nicht. Evan Gershkovich, der Reporter des Wall Street Journal, ist 32 Jahre alt und sitzt seit fast einem Jahr im Gefängnis. Dies ist eine große Geschichte in den Vereinigten Staaten und ich möchte Sie direkt fragen, ohne auf Einzelheiten Ihrer Version der Geschehnisse einzugehen, ob Sie als Zeichen des Anstands bereit wären, ihn freizulassen, damit wir ihn in die Vereinigten Staaten zurückbringen könnten?

Wladimir Putin: Wir haben so viele Gesten des guten Willens aus Anstand gesetzt, dass ich glaube, dass uns diese inzwischen ausgegangen sind. Wir haben noch nie erlebt, dass sich jemand in ähnlicher Weise bei uns revanchiert hätte. Theoretisch können wir jedoch sagen, dass wir nicht ausschließen, dass wir dies tun könnten, falls unsere Partner entsprechende Schritte unternähmen.

Wenn ich von den «Partnern» spreche, meine ich in erster Linie die Spezialdienste. Die Sonderdienste stehen miteinander in Kontakt, sie sprechen über die betreffende Angelegenheit. Es gibt kein Tabu, diese Frage zu klären. Wir sind bereit, das Problem zu lösen, aber es gibt bestimmte Bedingungen, die über die Kanäle der Sonderdienste zu diskutieren sind. Ich glaube, dass eine Einigung erzielt werden kann.

Tucker Carlson: Also, typischerweise, ich meine, so etwas passiert seit Jahrhunderten: Ein Land fängt einen Spion innerhalb seiner Grenzen und tauscht ihn gegen einen anderen seiner eigenen Geheimdienstler aus. Ich denke, was es ausmacht – zwar geht es mich nichts an – aber was es anders ausmacht ist, dass dieser Kerl offensichtlich kein Spion ist, er ist ein Kind. Vielleicht hat er in irgendeiner Weise gegen ein Gesetz verstoßen, aber er ist kein Superspion und jeder weiß das. Er wird im Austausch als Geisel gehalten, was wahr ist – bei allem Respekt. Es ist wahr und jeder weiß, dass es wahr ist. Vielleicht gehört er also in eine andere Kategorie, vielleicht ist es nicht fair, jemand anderen als Gegenleistung für seine Freilassung zu verlangen. Vielleicht erniedrigt es Russland, das zu tun.

Wladimir Putin: Wissen Sie, man kann unterschiedlich interpretieren, was einen «Spion» ausmacht, aber es gibt bestimmte Dinge, die vom Gesetz vorgesehen sind. Wenn eine Person an geheime Informationen gelangt und dies auf konspirative Weise tut, dann wird dies als Spionage betrachtet. Und genau das hat er getan. Er erhielt geheime, vertrauliche Informationen und er tat dies heimlich. Vielleicht war er darin verwickelt, vielleicht hat ihn jemand hineingezogen, vielleicht hat er es aus Unachtsamkeit oder aus eigenem Antrieb getan. In Anbetracht der reinen Faktenlage ist dies als Spionage zu qualifizieren. Die Tatsache ist bewiesen, denn er wurde auf frischer Tat ertappt, als er diese Informationen erhielt. Wäre es eine weit hergeholte Ausrede gewesen, eine Erfindung, etwas, das nicht bewiesen ist, wäre es eine andere Geschichte gewesen. Aber er wurde auf frischer Tat ertappt, als er heimlich vertrauliche Informationen erhielt. Was ist es dann?

Tucker Carlson: Aber wollen Sie damit sagen, dass er für die US-Regierung oder die NATO gearbeitet hat? Oder war er nur ein Reporter, der Material erhalten hat, das er nicht haben sollte? Das scheinen sehr verschiedene, sehr unterschiedliche Dinge zu sein.

Wladimir Putin: Ich weiß nicht, für wen er gearbeitet hat. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass die geheime Beschaffung von Verschlusssachen als Spionage bezeichnet wird und er für US-Spezialdienste und einige andere Agenturen gearbeitet hat. Ich glaube nicht, dass er für Monaco gearbeitet hat, denn Monaco ist kaum daran interessiert, diese Informationen zu erhalten. Es ist Sache der Sonderdienste, eine Vereinbarung zu treffen. Einige Vorarbeiten sind bereits geleistet worden. Es gibt Leute, die unserer Meinung nach nichts mit Sonderdiensten zu tun haben.

Ich möchte Ihnen eine Geschichte über eine Person erzählen, die eine Strafe in einem verbündeten Land der USA verbüßt. Wissen Sie, was dieser Gangster während der Ereignisse im Kaukasus getan hat? Ich möchte das nicht sagen, aber ich werde es trotzdem tun. Er hat unsere gefangenen Soldaten auf die Straße gelegt und ist dann mit seinem Auto über ihre Köpfe gefahren. Was ist das für ein Mensch? Kann man ihn überhaupt als Menschen bezeichnen? Aber es gab einen Patrioten, der ihn in einer der europäischen Hauptstädte beseitigt hat. Ob er das aus eigenem Antrieb getan hat oder nicht, ist eine andere Frage.

Tucker Carlson: Evan Gershkovich, das ist etwas ganz anderes, ich meine, das ist ein zweiunddreißig Jahre alter Zeitungsreporter.

Wladimir Putin: Er hat etwas anderes begangen.

Tucker Carlson: Er ist nur ein Journalist.

Wladimir Putin: Er ist nicht nur ein Journalist, ich wiederhole, er ist ein Journalist, der sich heimlich vertrauliche Informationen beschafft hat.

Ja, das ist etwas anderes, aber ich spreche auch von anderen Personen, die im Wesentlichen von den US-Behörden kontrolliert werden, egal wo sie ihre Strafe verbüßen. Es gibt einen ständigen Dialog zwischen den Sonderdiensten. Dies muss auf ruhige, verantwortungsvolle und professionelle Weise gelöst werden. Sie stehen im Kontakt, also lassen Sie sie ihre Arbeit machen.

Ich schließe nicht aus, dass die von Ihnen erwähnte Person, Herr Gershkovich, in sein Heimatland zurückkehren kann. Letztendlich macht es keinen Sinn, ihn in Russland im Gefängnis zu behalten. Wir möchten, dass die US-Spezialdienste darüber nachdenken, wie sie dazu beitragen können, die Ziele unserer Spezialdienste zu erreichen. Wir sind zu Gesprächen bereit. Im Übrigen sind die Gespräche im Gange, und es gab schon viele erfolgreiche Beispiele für solche Gespräche, die von Erfolg gekrönt waren. Wahrscheinlich wird auch dieses von Erfolg gekrönt sein, aber wir müssen zu einer Einigung kommen.

Tucker Carlson: Ich hoffe, Sie lassen ihn raus. Herr Präsident, ich danke Ihnen!

Wladimir Putin: Ich möchte auch, dass er endlich in sein Heimatland zurückkehrt. Ich bin absolut aufrichtig. Aber lassen Sie mich noch einmal sagen: Der Dialog geht weiter. Je mehr wir solche Dinge öffentlich machen, desto schwieriger wird es, sie zu lösen. Alles sollte auf ruhige Art und Weise geschehen.

Tucker Carlson: Ich frage mich, ob das auch auf den Krieg zutrifft. Ich möchte noch gerne eine weitere Frage stellen, die Sie vielleicht aus strategischen Gründen nicht beantworten wollen: Sind Sie besorgt über das, was in der Ukraine geschieht und zu etwas viel Größerem und viel Schrecklicherem führen könnte? Wie motiviert sind Sie, die US-Regierung anzurufen und zu sagen: «Lasst uns zu einer Einigung kommen?»

Wladimir Putin: Ich habe bereits gesagt, dass wir uns nicht weigern zu reden. Wir sind bereit zu verhandeln – nicht die westliche Seite, doch die Ukraine ist offensichtlich ein Satellitenstaat der USA. Das ist offensichtlich.

Ich möchte nicht, dass Sie es so auffassen, als ob ich nach einem starken Wort oder einer Beleidigung suchte, doch wir beide verstehen, was sich abspielt: Die finanzielle Unterstützung – 72 Milliarden US-Dollar wurden bereitgestellt. Deutschland steht an zweiter Stelle, dann kommen andere europäische Länder. Dutzende von Milliarden US-Dollar gehen an die Ukraine. Es gibt einen riesigen Zustrom von Waffen.

In diesem Fall sollten Sie die derzeitige ukrainische Führung auffordern, damit aufzuhören, doch sich an den Verhandlungstisch zu setzen und dieses absurde Dekret zurückzunehmen. Wir haben uns nicht geweigert.

Tucker Carlson: Nun, sicher, Sie haben es bereits gesagt – ich dachte nicht, dass Sie es als Beleidigung auffassten. Denn, Sie haben bereits richtigerweise festgestellt, dass bekannt wurde, wonach die Ukraine vom ehemaligen britischen Premierminister, der im Namen der Biden-Administration handelte, davon abgehalten wurde, eine Friedensregelung auszuhandeln. Natürlich, ist das unser Satellit: Große Länder kontrollieren kleine Länder, das ist nicht neu. Deshalb habe ich gefragt, ob Sie nicht direkt mit der Biden-Regierung , die diese Entscheidungen trifft, verhandeln wollten und nicht mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj.

Wladimir Putin: Nun, wenn die Selenskyj-Regierung in der Ukraine sich zu verhandeln weigert, so nehme ich an, dass sie dies auf Anweisung Washingtons getan hat. Wenn Washington der Meinung ist, dass es eine falsche Entscheidung gewesen wäre, dann sollten sie davon ablassen und eine feine Entschuldigung finden, damit niemand beleidigt ist, um einen Ausweg zu finden. Es waren nicht wir, die diese Entscheidung getroffen haben: Sie waren es, also sollten sie das rückgängig machen. Das ist es!

Wie auch immer, sie haben die falsche Entscheidung getroffen und jetzt sollen wir nach einem Ausweg aus dieser Situation suchen, um ihre Fehler ausbügeln. Sie haben diese getan, also sollten sie diese selbst korrigieren. Wir unterstützen das.

Tucker Carlson: Ich möchte nur sicherstellen, dass ich nicht falsch verstehe, was Sie sagten – und richtig liege: Ich meine, Sie sagten, Sie wollten eine Verhandlungslösung zu den Geschehnissen in der Ukraine?

Wladimir Putin: Richtig. Und wir hatten dies geschafft und in Istanbul ein umfangreiches Dokument vorbereitet, das vom Leiter der ukrainischen Delegation paraphiert wurde. Er hat seine Unterschrift unter einige der Bestimmungen gesetzt, nicht unter alle. Er hat seine Unterschrift daruntergesetzt und dann selbst gesagt: «Wir waren bereit, das Abkommen zu unterzeichnen und der Krieg wäre schon längst vorbei gewesen, vor achtzehn Monaten. Aber dann kam Premierminister Johnson und redete es uns aus und wir haben diese Chance verpasst.» Nun, Sie haben es verpasst – sie haben einen Fehler gemacht. Lassen Sie sie darauf zurückkommen, das ist alles. Warum müssen wir uns die Mühe machen und die Fehler anderer korrigieren?

Ich weiß, man kann sagen, es sei unser Fehler gewesen, weil wir es waren, welche die Situation verschärft hätten, weil wir beschlossen haben den Krieg, der im Jahr 2014 im Donbass begonnen hat, wie ich schon sagte, mit Waffen ein Ende zu setzen.

Lassen Sie mich noch weiter in der Geschichte zurückgehen – ich hatte es Ihnen schon gesagt und zuvor besprochen. Gehen wir ins Jahr 1991 zurück, als uns versprochen wurde, dass NATO nicht erweitert würde, dann ins Jahr 2008, als sich die Türen zur NATO öffneten sowie zur Souveränitätserklärung der Ukraine als Staat, welche die Ukraine zu einem neutralen Staat erklärte. Erinnern wir uns an die Tatsache, dass dann NATO- und US-Militärstützpunkte auf dem Territorium der Ukraine auftauchten und für uns zu einer Bedrohung wurden. Erinnern wir uns an den Coup d’état in der Ukraine im Jahr 2014. Aber das ist doch sinnlos, oder? Wir können endlos vor und zurück schauen. Doch, sie haben die Verhandlungen abgebrochen. War das ein Fehler? Ja. Korrigieren sie diesen: Wir sind bereit. Was würde noch benötigt?

Tucker Carlson: Glauben Sie, dass es zu diesem Zeitpunkt für die NATO zu erniedrigend wäre, die russische Kontrolle über das Gebiet zu akzeptieren, das vor zwei Jahren noch ukrainisches Territorium war?

Wladimir Putin: Ich sagte, sie darüber nachdenken zu lassen, wie sie es mit Anstand tun könnten. Es gäbe Optionen, falls ein Wille vorhanden ist.

Bis jetzt gab es nur Lärm und Geschrei darüber, wie man Russland auf dem Schlachtfeld eine strategische Niederlage zuzufügen gedachte. Jetzt scheint man zu erkennen, dass dies nur schwer, wenn überhaupt zu erreichen wäre. Meiner Meinung nach ist es per Definition unmöglich und wird niemals geschehen. Ich habe den Eindruck, dass sich nun auch die Machthaber im Westen zu dieser Einsicht durchgerungen haben. Wenn dem so ist, wenn die Erkenntnis eingesetzt hat, dann müssen sie überlegen, was sie als Nächstes zu tun gedenken. Wir sind für einen solchen Dialog offen.

Tucker Carlson: Wären Sie bereit zu sagen: «Glückwunsch, NATO, ihr habt gewonnen?» Und die Situation einfach so zu belassen, wie sie jetzt steht?

Wladimir Putin: Wissen Sie, das ist ein Thema für die Verhandlungen, zu denen niemand bereit ist oder, um es genauer auszudrücken: Sie sind bereit, wissen aber nicht, wie sie es tun sollten. Ich weiß, dass sie es wollen. Es ist nicht nur so, dass ich das sehe, sondern ich weiß, dass sie es wollen, aber nicht wissen, wie sie es anstellen sollen. Sie haben die Situation an den Punkt gebracht, an dem wir uns jetzt befinden. Nicht wir haben das getan, sondern unsere Partner, unsere Gegner haben das getan. Nun, sollen sie es sich überlegen, wie sie die Situation umdrehen könnten. Wir sind nicht dagegen.

Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Diese endlose Mobilisierung in der Ukraine, die Hysterie, die innenpolitischen Probleme – früher oder später wird das alles zu einer Einigung führen. Wissen Sie, das wird sich angesichts der aktuellen Situation vielleicht seltsam anhören, aber die Beziehungen zwischen den beiden Völkern werden trotzdem wiederhergestellt werden. Es wird viel Zeit brauchen, aber sie werden gesunden.

Ich werde Ihnen sehr ungewöhnliche Beispiele dafür benennen: Es gab eine Kampfbegegnung auf dem Schlachtfeld als konkretes Beispiel aus dem direkten Leben. Ukrainische Soldaten wurden eingekesselt, unsere Soldaten riefen ihnen zu: «Ihr habt keine Chance! Ergebt Euch! Kommt raus und Ihr werdet leben!» Plötzlich schrien die ukrainischen Soldaten in perfektem Russisch zurück: «Russen ergeben sich nicht!», und alle kamen um. Sie identifizieren sich immer noch als Russen.

Was hier geschieht, hat in gewisser Weise etwas von einem Bürgerkrieg. Jeder im Westen denkt, dass das russische Volk durch die Feindseligkeiten für immer gespalten würde. Nein, es wird wieder zusammengeführt werden. Die Einheit ist immer noch da.

Warum demontieren die ukrainischen Behörden die ukrainisch-orthodoxe Kirche? Weil sie nicht nur das Territorium, sondern auch unsere Seelen zusammenführt. Niemand wird in der Lage sein, die Seelen zu trennen.

Sollen wir hier enden oder gibt es noch etwas anderes?

Tucker Carlson: Ich danke Ihnen, Herr Präsident.

 

***

 Ende des vierten und letzten Teils des Interviews

Übersetzung aus dem Russischen & Englischen: UNSER-MITTELEUROPA

  • Teil 1 des Interviews erschien: Hier
  • Teil 2 des Interviews erschien: Hier
  • Teil 3 des Interviews erschien: Hier
  • Eine Kurzzusammenfassung des Interviews nach Erscheinen erschien: Hier

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Von Redaktion

2 Gedanken zu „Wladimir Putin im Interview mit Tucker Carlson: Teil 4 – Der Westen muss seine Fehler selbst ausbügeln“
  1. Wenn nur die Hälfte wahr ist, hat der Westen nicht nur ein Fehler gemacht, sondern das Problem liegt darin, daß sie nicht wissen wie sie jetzt mit weißer Weste aus diesen Dilemma herauskommen.
    Dafür zahlen wir in Europa immer mehr Geld und tägliche sterben Tausenden und sinnlos.
    Wo ist der christl. Westen.
    In der Hölle doch.

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