Gestern, am 17. Oktober, wurde der Tag der Burg von Eger (dt. auch Erlau) mit feierlichen Umzügen, Ritterspielen und anderen Festlichkeiten gefeiert. Eger gilt in Ungarn als Symbol des Widerstandes der Nation während der Türkenkriege.
Die Festungsstadt Eger war zur Zeit der Türkenkriege immer wieder Angriffen ausgesetzt.
Im Jahr 1552 konnte ein kleines Heer unter der Führung von Burghauptmann István Dobó die Stadt noch vor einer riesigen osmanischen Übermacht verteidigen. Die ergreifende Schilderung der Belagerung findet sich in dem Roman “Egri Csillagok” (dt. “Sterne von Eger“) von Géza Gárdonyi, ein Buch, das jeder ungarische Schüler so gut wie auswendig kennt.
Eine Episode aus dem Buch ist besonders dramatisch und hat sich tief ins ungarische Volksbewusstsein eingeprägt:
“Buchstäblich in letzter Minute, als sich die Krieger schon zum allerletzten Kampf bereit machen, greifen die Frauen von Eger mit kochendem Wasser und heißem Pech ein. Zusammen mit den wenigen verbliebenen Kämpfern können sie die Angreifer vertreiben.” *)
Szenen aus der eindrucksvollen Verfilmung des Romans von Géza Gárdonyi kann man hier sehen (der ungarische Film stammt aus dem Jahre 1968 und wird von manchen als verklausulierte Antwort der Ungarn auf die Niederschlagung des “Prager Frühlings” durch die “Horden aus dem Osten” angesehen):
https://www.youtube.com/watch?v=wPLHYZG-IjE
Die Abwehr des osmanischen Angriffs war die erste große Niederlage der Türken nach ihrer ergebnislosen Belagerung von Wien.
1596 wurde Eger jedoch von den Türken eingenommen und blieb 91 Jahre unter osmanischer Herrschaft. In dieser Zeit entstanden Moscheen und Bäder – das heute noch erhaltene Minarett gilt als das nördlichste historische Bauwerk der Osmanen.
Nach der türkischen Belagerung von Wien 1683 gelang es im Gegenstoß den Habsburgern, die Osmanen aus Mitteleuropa zu vertreiben. Unter der Führung Karls von Lothringen wurde Eger 1687 zurückerobert. Bis 1701 eroberten die habsburgischen Armeen fast ganz Ungarn.
Bekannt ist Eger auch durch die großen Weinanbaugebiete in der Umgebung, die neben anderen Weinsorten auch den bekannten Rotwein “Erlauer Stierblut” (ung. “Egri bikavér”) hervorbringen. In der Stadt gibt es zahlreiche Weinstuben und traditionelle, teils unterirdische Weinkeller.
*) Auch in der heutigen politischen Polemik Ungarns ist diese Szene höchst aktuell:
1552. Die heldenhaften Frauen von Eger (Erlau) haben unter Einsatz ihres Lebens die Horde aus dem Osten zum Stillstand gebracht. Sie haben nicht nach einer Verteilerquote gefragt!
2016. Eine verrückte Deutsche ist drauf und dran, die Horde heute auf ganz Europa loszulassen. Und dies mit voller Absicht!